Von Schleppleine in den Freilauf (Hund)?

6 Antworten

Am sinnvollsten finde ich es, zunächst einen Radius aufzubauen und die Schleppleine dann schrittweise abzubauen.

Um den Radius aufzubauen, markierst Du Dir Deine Schleppleine in entsprechendem Abstand (z.B. 10 m) und baust ein Kommando auf, kurz bevor Dein Hund den Radius erreicht hat (Stopp, Vorsicht, was auch immer). Im zweiten Schritt wird jedes Stehenbleiben, jedes sich Dir zuwenden und jedes Warten belohnt, sobald Du das Kommando gibst. Arbeite von einer ablenkungsarmen Umgebung (ohne andere Menschen, Hunde und Tiere) hin zu einer ablenkungsreichen Umgebung (dort erst, wenn der Hund absolut zuverlässig auf das Kommando reagiert und die Distanz einhält).

Im zweiten Schritt arbeitest Du darauf hin, dass der Hund über ständige Wiederholung ein Gefühl für den Abstand bekommt und ihn selbst einhält Jedes Stehenbleiben, jedes sich Dir Zuwenden und jeder Blickkontakt bevor Du das Kommando gegeben hast, wird (wie oben beschrieben) belohnt.

Klappt das absolut zuverlässig- und das dauert teilweise Wochen- baust Du die Leine schrittweise ab. Kauf Dir z.B. ein preiswertes Gurtband im Baumarkt und schneide dann die Leine cm- weise auf den Spaziergängen ab.

Parallel würde ich ein Notfallkommando aufbauen. Bei mir ist es "Kehrt". Anfangs lässt Du den Hund vorlaufen, rufst kehrt, ziehst sanft an der Schleppleine und holst den Hund zu Dir. Belohnt wird mit dem absoluten Jackpot (Lieblingsfutter). Dieses Futter gibt es zukünftig nur noch in diesem Training und sonst nicht! Reagiert Dein Hund von selbst auf "Kehrt" und kommt zu Dir, steigerst Du die Belohnung, indem Du ein Stück zusammen mit Deinem Hund in die entgegengesetzte Richtung rennst, eine kleine Party feierst und das Futter nach einigen Metern in Laufrichtung wirfst, damit der Hund es "jagen" kann. Auch das übst Du von der reizärmsten hin zu einer reizstarken Umgebung und wendest es nicht an, bis es 100% sitzt. Im Alltag solltest Du dieses Kommando auch nur im absoluten Notfall benutzen, damit es sich nicht aufbraucht. Die Kombination aus absoluten Lieblingsfutter, rennen/ Spiel mit Dir und gemeinsamen Jagen ist ein absolutes Highlight für den Hund und muss so selten und toll bleiben, dass es jeden durchstartenden Hasen (oder ähnliches) locker schlägt.

Verstecken würde ich mich vor dem Hund ohne Trainer, der auf das Timing guckt, übrigens nicht. Wenn Du einen cleveren Hund und das falsche Timing hast, ist das Einzige, was Dein Hund dabei lernt, dass er Dich eh alleine findet, wenn Du außer Sicht bist. Das kann einen Hund dazu verleiten, Dich erst Recht aus den Augen zu lassen, weil er sich seiner Qualitäten, Dich nach der ersten Panik zu finden, bewusst wird. Du brauchst also sowohl ein Auge dafür, wann Dein Hund in Panik gerät, als auch das richtige Timing, um die Situation so aufzulösen, dass der Hund kapiert, dass er selbst Dich nicht finden kann. Solche Übungen habe ich aus gutem Grund immer nur in einer Gruppe gemacht.

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Geh mit deinem Hund an ungefährliche  Orte die er nicht kennt. Rufe deinen Hund 1x und lauft weg oder versteckst dich. Wappne dich mit Geduld und lass den Hund dich suchen. Hat der Hund dich gefunden freudig loben und mit ihm spielen. 

Ähnlich machst du es auch wenn der Hund zu weit weg geht. Ist die Distanz überschritten versteckst du dich. Geht dein Hund bei einer Wegkreuzung rechts, gehst du links.

Wann immer der Hund zu dir kommt wird er freudig gelobt. Schimpfen gibt es nicht!! Keine Hund kommst zu seinem Meister um sich Schimpfe abzuholen. 

Die Verantwortung ob dein Hund zu dir kommt liegt allein bei dir, niemals beim Hund. Sieh das als Geduldsübung an dich und übe dich in Gelassenheit.

Die Schleppleine ist immer nur eine Notfalllösung und sollte eine Ausnahme bleiben. Der Hund lernt nur an der Leine zu ziehen und läuft immer schief. Das tut seinem Bewegungsapparat nicht gut. 


Amyy15 
Beitragsersteller
 06.03.2016, 01:22

Das mit dem verstecken und weglaufen klappt viell. bei welpen/junghunden, aner nicht bei bald ausgewachsenen die besseres zu tun haben und der Meinung sind das Frauchen finde ich schon wieder...

(spreche aus erfahrung)

Ja das mit dem schimpfen, da gebe ich dir zu 100% recht!

Leider tut man sich manchmal schwer wenn Hundi gerade etwas genüsslich gefressen hat und den Halter einfach nir ignoriert. Aber wie gesagt schimpfen gehr garnicht (spreche wieder ais erfahrung, da meine dann nur auf abstand geht)

Zum schluss: wieso lernt der hund an der schleppleine zu ziehen??

An der Flexileine ja, aber an der Schlepp?? Meine zieht eig NIE an der schleppleine!

Goodnight  06.03.2016, 01:29
@Amyy15

1. Klappt auch mit dem ausgewachsenen Hund wenn du an einem fremden Ort bist. Ausser du hast keine Bindung zu deinem Hund, dann frage ich mich allerdings warum du einen Hund hast.

2. Weil er Zug auf dem Halsband oder am Geschirr hat.

Hast du eine eingezäunte Wiese in der Nähe, auf der du üben könntest?

Die leichte Schleppe ist eine absolute Katastrophe vom Handling her, da bin ich ganz auf deiner Seite. Ich hatte mehr mit der Leine zu tun, als mit dem Hund :-( Aber sie ist eine gute Möglichkeit für das Training.


Amyy15 
Beitragsersteller
 06.03.2016, 01:15

Naja einen großen Garten haben wir! Daheim klappt der Abruf ja super!

Das Problem ist wenn sie andere Hunde sieht (speziell wenn sie diese kennt) oder wenn sie eine Duftspur aufnimmt und dieser dann mitten ins Feld abhaut und dort etwas frisst (kann ich garnicht haben!)

michi57319  06.03.2016, 01:22
@Amyy15

Für überragenden Gehorsam mußt du auch sehr viel Zeit investieren für das Training. Also nicht zwei Mal wöchentlich, sondern auf wirklich jedem Spaziergang. Wobei sich genau Spaziergänge gut eignen, um Spaß und Lernen zu verbinden. Wie du schon ganz richtig bemerkt hast, klappt es in "steriler", also reizarmer Umgebung (Garten) bestens. So ist das Leben aber nicht. Nimm doch für die Lerneinheiten einen anderen Menschen samt Hund hinzu. Wenn sich nach der Lerneinheit alles in Spaß und Freilauf auflöst, klappt das meist recht gut. So ist meine Erfahrung. Meine Hündin lernte an der Seite ihres Papas. Er ging als Diensthund bei der Polizei arbeiten. Wenn du also jemanden kennst, an dem sich dein Hund notfalls orientiert und der gut im Gehorsam steht, kann das klappen.

Das Ziel des Schleppleinen trainings ist es mit dem Hund Abrufübungen mit sich steigernden Ablenkungen in kleinen Schritten zu trainieren. Ziel ist eine positive Kommunikation zwischen Halter und Hund.

Der Hund soll eine positive Kommunikation von Dir dabei angeboten bekommen. So dass es sich für ihn lohnt zu Dir zu kommen und in Deiner Nähe zu bleiben.

Als Schleppleine hatte ich noch nie eine Biothane Leine sondern habe eine breite Nylongurtbandleine in Neonfarben als zweckmäßig gefunden. Diese erhält man in Pferdelongierbedarf.

Ein großer Einfallsreichtum Deinerseits beim Suchen der Belohnungen für Deinen Hund ist von Vorteil. Das muß nicht immer nur Futter sein, sondern kann alles mit einbeziehen was der Hund gerne macht.

Zum Beispiel Mäuse buddeln dürfen, wenn er sich von einem Mausloch abrufen lässt...

Habe eine 20 m (2cm breit) Schleppleine aus Nylon, die weder fitzt noch verdreckt oder sich vollsaugt. Allerdings etwas unhandlich im Training, was nur mich nervt.

Wenn das Schleppleinentraining gut klappt und Deine Maus in jeder Situation gut abrufbar ist, dann ist es Zeit für Übungen im gesicherten Gelände. Das kann ein Gewerbegebiet, eine Gartenanlage, Fussballplatz, Hundeplatz usw. sein. Fragen ob zu Trainingszwecken das Gelände genutzt werden darf, kostet nichts. Ansonsten tut es auch ein gut einsehbares, gefahrenfreies Feld, Wiese. Ganz wichtig ist stets an der Bindung/ Vertrauen zu arbeiten. Grundlage zur Abrufbarkeit sind auch stetige Übungen zum Grundgehorsam. D.h. sämtliche Lektionen werden zuverlässig und willig vom Hund ausgeführt. Kleinschrittig wird aufgebaut, nur wenige Minuten geübt und mit Erfolg abgeschlossen. Alles was bereits im kleinen Rahmen "sitzt" (ohne Ablenkung), wird mit Ablenkung (Hunde, Geräusche, Straßenverkehr, Passanten, verlockende Düfte usw.) genau so trainiert. Dies hat besonderes Augenmerk bei der Abrufbarkeit.

Empfehlenswert ist der Einsatz des Geschirrgriffes. Es lohnt sich damit eingehend zu beschäftigen um ihn anwenden zu können.