Meinung des Tages: Ist die 40 Stunden-Woche wirklich die einzige Möglichkeit für eine stabile Volkswirtschaft?

83 Antworten

Ich denke, hierfür gibt es keine einfache Antwort.

Ich persönlich finde, dass z. B. technische Errungenschaften, welche die Produktivität steigern, auf welche Art auch immer, gewinnbringend für die Gesellschaft eingesetzt werden sollten.

Letztlich endet es aber immer damit, dass Firmen sie für ihren persönlichen Profit einsetzen und die Gesellschaft oft auf den negativen Aspekten sitzen bleibt.

Aber auch vom Gedankengut müssen wir uns fragen: Ist es wirklich falsch, wenn jemand sein Leben und seine Persönlichkeit mit mehr definiert, als nur seiner Arbeit? Dass viele neben Arbeit auch Familie und Freizeit haben wollen, ohne auf einen passenden Lebensstandard verzichten zu müssen?

Eine 40 Stunden Woche ist für fast alle, die keine Workaholics sind, schlicht zu lang. Das spiegelt sich auch letztlich in der Produktivität wider, welches diverse Studien zu dem Thema belegt haben.

So gibt es Studien die darlegen, dass eine 4 Tage Woche fast überall in einer gleichbleibenden oder gestiegenen Produktivität einhergingen. Andere stellten fest, dass bei einer Arbeitszeit von 25 Stunden (9:30 - 14:30 Uhr pro Tag) pro Woche ein deutlich angenehmeres Arbeitsklima herrschte und die Produktivität kaum merklich weniger wurde, wie zuvor bei einer 40 Stunden Woche!

Die Gründe dafür sind vielschichtig. So sind 5 Stunden am Stück arbeiten für viele leicht, wenn sie zuvor 40 Stunden Wochen gewohnt waren. So wurden im Schnitt sehr viel weniger Arbeitnehmer krank und die Krankheitsdauer verringerte sich auch merklich.

Auch wurden deutlich weniger Mikropausen eingelegt, wie der Gang zur Toilette, die vielen kleinen Schwätzchen hier und da oder das regelmäßige Kaffee holen. Darüber hinaus wurden DEUTLICH weniger Fehler gemacht, wodurch Mehrarbeit für Korrekturen entfiel.

Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber der Testunternehmen gaben an, dass sie die Änderung beibehalten wollten. Denn neben der gleichgebliebenen oder sogar gesteigerten Produktivität und dem verbesserten Arbeitsklima vielerorts hatte es eine weitere Bereicherung gerade für die Arbeitgeber: ihre Arbeitnehmer zeigten sich nicht nur loyaler dem Unternehmen gegenüber, sondern wurden auch kreativer.

Der Mensch scheint also keine bloße Arbeitsmaschine zu sein, wichtiger ist eine angemessene Tätigkeitsdauer, das hält nicht nur die Produktivität hoch, sondern sorgt auch für deutlich weniger Frustration und Burnout bei den Beschäftigten.

Wenn das bei Politikern anders ist, müssen wir uns fragen, ob sie nicht zu viel verdienen für ihre kaum erschöpfende Tätigkeit. Oder aber sind die vielen Fehler bei politischen Entscheidungen, gerade der vermeintlich langen Arbeitszeit geschuldet.


Das ist doch einfach, wenn man ehrlich zu sich ist, finde ich. Also=wenig Arbeit=wenig Ansprüche an andere, was deren Einsatz für mich bedeutet. Ich kann nicht verlangen, das Arzttermine flott vergeben sind, ich schnell bedient werde im Kaffee, mein Essen immer heiß serviert wird, wenn Leute die Arbeitszeit reduzieren. Was ich für mich in Anspruch nehme, dürfen die anderen auch. Warum sollte eine Internetstörung rasch behoben werden, wenn ich z.B. nur Lust auf eine 30 Stunden Woche habe? Dann muss ich mit Wartezeiten, auch längeren, rechnen und nicht rum mosern. Aber das mit dem meckern, klappt recht schnell und heftig. Ansprüche runterschrauben bei weniger Leistung, denke ich. L G ...achso, warum sollten die Busse dann immer pünktlich kommen, wenn alle weniger arbeiten :-)))

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Also ich komme mir meinen rund 40h pro Woche vollkommen klar. Sind mal mehr mal weniger, im Schnitt dürften 40 aber gut hinkommen. Das alles in einer 4-Tage-Woche verpackt, also Montag bis Donnerstag, nach Adam Riese demnach 3 Tage Wochenende. Mehr als das würde ich auf keinen Fall arbeiten, kommt absolut nicht in die Tüte. Zu weniger würde ich nicht nein sagen, wenn ich dadurch nicht weniger verdienen würde. Da ich mit meinem Gehalt aber durchaus zufrieden bin, bleibe ich dabei. Passt schon so.

Für andere kann ich an der Stelle natürlich nicht sprechen. Ob 40h pro Woche sinnvoll sind oder nicht, sollte jeder selbst wissen. Kommt ja immer auf Beruf, persönliche Umstände und individuelle Ansprüche an. Generell von allen 40h pro Woche verlangen, halte ich für unangebracht.

Nein, ich finde die "Ansprüche" nicht überzogen, sondern finde, es wird Zeit.

Ich schaffe es neben meiner Vollzeittätigkeit auch, meinen Haushalt zu führen, meinen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen (*), soziale Kontakte zu pflegen, zu verreisen, ggf. ehrenamtlich tätig zu sein, sich selbst etwas aufzubauen (bin Wissenschaftler und möchte mir auch abseits des Feldes, in dem der Betrieb forscht, für den ich arbeite, einen Namen machen), etc. Im Moment mache ich sogar noch meinen Motorradführerschein. Also ja, es geht, aber auch nur, weil mein Arbeitgeber sehr großzügig und flexibel hinsichtlich meiner Arbeitszeitgestaltung ist. Das ist zum einen nicht jedem möglich, zum anderen ist es trotzdem definitiv extrem stressig. Ich bin extrem überlastet, der Schlaf kommt zu kurz, über lange Zeit wird es mir körperlich schaden, aber ich möchte eben etwas schaffen in meinem Leben. Das ist daber definitiv kein Dauerzustand und ich kann nachvollziehen, dass Menschen sich das nicht länger gefallen lassen wollen.

(*) Ich treibe unter anderem Ausdauersport auf Wettkampfniveau und spiele ein Instrument. Das sind auch alles Dinge und "Errungenschaften", die ich mir lange erarbeitet habe und nicht aufgeben möchte.

Langfristig möchte ich daher ebenfalls auf Teilzeit umsatteln und / oder mich selbständig machen. (Ggf. auch beides - zumindest übergangsweise.) Ja ich weiß, das ist tendenziell noch mehr Arbeit, als eine Vollzeittätigkeit, aber im Moment fahre ich ja im Moment sozusagen "Doppelbetrieb", forsche in Vollzeit an den Themen, die mein Arbeitgeber haben möchte und nebenher noch "auf eigene Faust" an Themen, die mich "wirklich" (intrinsisch) interessieren. Das würde dann zumindest aufhören.

Also ja, ich kann es nachvollziehen. Vollzeit ist einfach nicht drin. Zudem ist die Arbeitszeit historisch immer weiter gesunken, was vor allem auf den technischen Fortschritt und Automatisierungsgrad zurückzuführen ist. Es gibt immer effizientere Verfahren. Immer mehr Arbeit wird von Maschinen übernommen. Es braucht immer weniger Menschen, um die selbe Arbeit auszuführen. Das kann man zum einen dazu nutzen, die Produktion weiter zu steigern. Wir verbrauchen aber ohnehin bereits zu viele Ressourcen. Eine gesteigerte Produktion ist daher so ziemlich das Gegenteil dessen, was wir brauchen. Oder man nutzt die Effizienzsteigerung eben, um die selbe Produktion mit weniger Zeit- und Personalaufwand zu erzielen. Ich denke, das sollten wir tun und die Arbeitszeiten reduzieren.

Die 40-Stunden-Woche gibt es in Deutschland (je nach Branche) seit den 60-er / 70-er Jahren. Das bedeutet 50 bis 60 Jahre technischen Fortschritt und damit einhergehende Produktionssteigerungen. Da kann man schonmal die Arbeitnehmer entlasten, als die Produktion noch weiter zu steigern.

Es gibt ohnehin bereits viel "unnötige Produktion", unnötig komplizierte Zulassungs- und Zertifizierungsverfahren und Prozesse, weil man sozusagen "Ressourcen frei hat" und diese nicht "leer laufen lassen möchte". Habe dazu sogar mal eine Reportage gesehen. Wenn wir freie Ressourcen haben, sollten wir die Menschen lieber entlasten, als sie Dinge tun zu lassen, die streng genommen nicht notwendig wären.

Die Frage nach der idealen Arbeitszeit ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art der Arbeit, individuelle Präferenzen und gesellschaftliche Entwicklungen. Die 40-Stunden-Woche hat sich historisch als Standard etabliert, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie die einzige Möglichkeit für eine stabile Volkswirtschaft ist.

Es gibt Argumente sowohl für als auch gegen kürzere Arbeitszeiten. Eine verkürzte Arbeitswoche könnte zu einer besseren Work-Life-Balance führen, die Produktivität steigern und möglicherweise die Lebensqualität der Arbeitnehmer verbessern. Auf der anderen Seite könnten längere Arbeitszeiten notwendig sein, um wirtschaftliche Ziele zu erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

Die Vorstellung, dass die Arbeitsmoral der Generation Z auf Faulheit oder Anspruchshaltung beruht, ist möglicherweise zu pauschal. Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass sich die Arbeitswelt und die gesellschaftlichen Werte im Laufe der Zeit verändern. Jüngere Generationen setzen oft andere Prioritäten, wie zum Beispiel die Betonung von Work-Life-Balance und mentaler Gesundheit.

Eine differenzierte Diskussion über Arbeitszeiten sollte die Bedürfnisse der Arbeitnehmer, die Anforderungen der Arbeitgeber und die gesellschaftlichen Auswirkungen berücksichtigen. Es ist auch wichtig zu beachten, dass verschiedene Branchen unterschiedliche Anforderungen haben könnten, und es gibt nicht unbedingt eine Einheitslösung, die für alle gilt.

Letztendlich könnte eine flexible Herangehensweise, die die individuellen Bedürfnisse und die sich wandelnde Arbeitswelt berücksichtigt, eine sinnvolle Option sein. Dies könnte beispielsweise die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeitmöglichkeiten und Remote-Arbeit beinhalten.