Sollen „Selbstbehauptungskurse“ für Kinder verboten werden?

Nein. Diese Kurse sind hilfreich. 77%
Ja. Das ist nichts für Kinder. 23%

22 Stimmen

11 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja. Das ist nichts für Kinder.

Diese Angebote gibt es ja schon seit Jahrzehnten. Heute weiß man, dass gerade Kampfsport vor allem von denen in Anspruch genommen wird, die im Alltag gewalttätiger sind als andere. Zu einem gewissen Prozentsatz werden dort immer die Mobber trainiert.

Gerade die Kinder die besonders sensibel und zurückhaltend sind, werden sich auch nicht für Kampfsport oder andere Arten der Wehrbereitschaft begeistern können.

Mobbing entsteht in Strukturen in denen es wenig Beteiligung gibt, wenig Eltern-Engagement, wenig Transparenz, viel Etikette, wenig Bewusstsein. Kinder können das nicht alleine lösen. Es ist die Aufgabe der Erwachsenen für eine gewaltarme Umgebung zu sorgen.


Inkognito-Nutzer   23.05.2024, 10:24

Solche sozial schwachen Strukturen sind es tatsächlich, in denen man versucht, durch faires Kloppen auf die Rübe („Boxen“) den Gewalttrieb der systemprengenden Kinder wenigstens irgendwie zu „zivilisieren“, da man ihn schon nicht wegbekommt. Für Kinder, die sich korrekt und normal verhalten, ist das eher nichts, vorsichtig und diplomatisch ausgedrückt.

Ich möchte gar nicht darüber urteilen, aber was mir definitiv auffällt im Zusammenhang mit diesem Thema ist, dass viele Kinder wirklich meinen, sie seien den Erwachsenen überlegen. Und das finde ich erschreckend!!! Ich hatte aus der Situation heraus doch immer wieder Gespräche mit Kindern bezüglich dem Thema und auf die Frage, was sie tun sollten, wenn ein Erwachsener sie fest hält, kamen Antworten wie: "dem trete ich ins Schienbein", den "schlage ich zusammen" bis hin zu "den schlage ich tot "... ich weiß nicht, was den Kindern alles vorgegaukelt wird, aber im selben Zusammenhang fordere ich sie gerne zum Armdrücken auf (ich möchte, dass sie realisieren, dass ein Erwachsener durchaus mehr Kraft hat, auch wenn es noch so primitiv erscheint) - die Gesichter danach, wenn sie registrieren, dass sie meinen Arm mit vollem körpereinsatz keinen Millimeter bewegen können - also wenn ich diese ungläubigen, entsetzten Gesichter so sehe, bin ich wirklich der Meinung, dass für diese Kinder gerade eine Welt zusammen bricht, weil sie doch nicht die stärksten sind...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Kindheitspädagogin/ Tiererfahren
Ja. Das ist nichts für Kinder.

Die angeführten Punkte sind voll zutreffend und logisch. Das waren auch immer meine Überlegungen.

Nein. Diese Kurse sind hilfreich.

Ich finde grade heutzutage ist sowas unverzichtbar. Es geht ja nicht um grobe Gewalt, sondern darum, daß sich Kinder im Ernstfall angemessen verhalten können. Als ich in der Grundschule war gab es auch schon bereits so einen Kurs und mir hatte er definitiv nicht geschadet. Früher war das Ausmaß der Kriminalität aber auch noch anders. Wenn die Kinder Gewalt gegenüber Erwachsenen ausüben ist dies meiner Meinung nach eher eine Frage der Erziehung. Die Eltern müssen natürlich mitspielen und den Kindern klar machen, daß die gelernten Techniken nur im Ernstfall zur Anwendung kommen dürfen. Mein bald 4 jähriger Sohn besucht sogar eine kampfsportschule. Ich finde sowas heutzutage wichtig!

Nein. Diese Kurse sind hilfreich.

Also wenn so wie von dir beschrieben ein Kampfsport abläuft, gerade wenn die Zielgruppe Kinder sind, dann haben sie aber alles wofür Kampfsport steht ins GEgenteil verkehrt.

Kampfsport wirbt in erster Linie damit, das Selbstvertrauen von Kindern zu stärken. Es sensibilisiert und macht empathisch. Der wichtigste Bestandteil jeden Kampfsports ist das Deeskalationstraining. Dazu gehört das verbale Grenzen setzen, das sich aus einer Situation herausziehen ohne GEwalt anzuwenden, Flucht und als aller letztes eine Gewaltanwendung. Meistens auch mit dme Ziel, danach die Flucht antreten zu können. Kampfsport hat regeln und wie jeder Sport spielt hier Fairness eine große Rolle.


Inkognito-Nutzer   23.05.2024, 10:05

Empathie braucht keine Hiebe und Tritte. Mit der Begründung kann man auch als empathischer Bankräuber auftreten und sagen, dass bei allem erlernten Mitgefühl da ein bisschen unkonventionell mit Pistole eingefordertes Geldabheben eine dumme Nebenwirkung wäre. Dafür gibt es sportlich nun wirklich sehr viele andere Möglichkeiten.

Rendric  23.05.2024, 10:13
@Inkognito-Beitragsersteller

Empathie bedeutet, dass Kinder ein Verständnis dafür entwickeln, dass sie anderen damit weh tun können. Empathie bedeutt, so lange möglich andere Strategien zu verwenden, um aus einer brenzligen Lage herauszukommen. Empathie bedeutet, Gewalt als letzte Option der Verteidigung zu wählen. Empathie bedeutet, nicht nach zutreten.
Weiterhin bedeutet Empathie auch, seine eigenen GEfühle zu kennen und benennen zu können. Wer empathisch zu sich selbst ist, kann für sich einstehen. Kann Grenzen kommunizieren, kann Gefühle kommunizieren, kann für sich sprechen. In diesem Sinne, kann Empathie auch bedeuten, sehr wohl GEwalt anzuwenden, denn das Eigenwohl ist ja wohl immer höher zu bewerten, als das Fremdwohl. Gerade wenn Fremde sich über Grenzen hinwegsetzen.

Inkognito-Nutzer   23.05.2024, 10:28
@Rendric

Empathie bedeutet in dieser Argumentation als Erstes, Kindern erst gar nicht beizubringen, gewalttätig zu sein, und es bedeutet auch, ihnen nicht durch verquere unbegründete Ängste Erwachsener, allein Erwachsener, Vertrauen und Kindsein abzuerziehen.

Rendric  23.05.2024, 10:36
@Inkognito-Beitragsersteller

Das wird ihnen in erster Linie ja auch nciht beigebracht. In erster Linie wird ihnen beigebracht, selbstbewusst zu sein. Situationen einschätzen zu können. Fair und empathisch zu sich und anderen zu sein. Deeskalierend zu wirken. Und das beginnt immer verbal! "Nein, Stop ich möchte das nicht" Das ist der erste Schritt. Sie lernen, sich nicht in blöde Situationen zu begeben bzw. aus diesen bestmöglich rauszukommen. Ebenfalls ein großer Bestandteil der meisten Kampfsportarten ist die Fallschule. Auch da geht es nicht darum, gewalttätig zu sein, sondern sich selbst sicher im Sturz abzufangen. Nicht nur hilfreich, wenn man geschlagen wird, sondern auch, wenn man mit dem Fahrrad stürzt.
Gewalttätigkeit ist das letzte Ziel dieser Sportarten. Und diese Schule beginnt erst, wenn die charakterliche Eignung entsprechend gefestigt ist und die Grundlagen (siehe oben) gelegt sind.
Ich behaupte, das mit den Ängsten ist viel weniger Bestandteil von den Vereinen und Trainern selbst als von den Eltern. Insofern ist es gut, wenn Kinder in Kampfsportvereine gehen und nochmals eine andere, offenere Sicht auf die Welt bekommen, als vom Elternhaus aus. Weiterhin behaupte ich, dass solche ängste auch nicht völlig unbegründet sind. Es gibt Fälle von Kindesmissbrauch, Entführungen, mobbing etc. Und es kann jeden treffen. Vertrauen auf und in wen? Den netten Mann, der täglich auf dne Spielplatz kommt und allen Kindern erzählt, dass er zu Hause Hundwelpen hat, ob man die nicht mal streicheln will? Kindsein ist nie losgelöst vom Weltgeschehen. Kindsein muss in die Realität passen.

Inkognito-Nutzer   23.05.2024, 16:22
@Rendric

Meine vollkommen ohne Selbstbehauptungskurs und Kampfsport stattgefundene Kindheit hat in der Realität stattgefunden und die vieler anderer ebenfalls. Woher kommt also plötzlich die brandneue Notwendigkeit?

Rendric  23.05.2024, 19:36
@Inkognito-Beitragsersteller

Also ich habe immer mal Selbstbehauptungskurse besucht und bin froh darüber. Ist ja nun auch 20 Jahre her.
Und wieso Notwendigkeit? Das sagt ja auch keiner. Für manche Menschen - auch Kinder- ist Kampfsport schlicht ein Hobby. Wenn es das Angebot in der Umgebung gibt, dann kann man es genau so nutzen, wie das Kinderturnen, Fußball und Musikschule auch.