Probleme mit Tierschutzhund?
Hallo ihr Lieben,
Ich schreibe hier, weil ich einfach auf ein paar Erfahrungen und Anregungen hoffe.
Mein Freund und ich haben Ende Januar eine Hündin aus dem spanischen Tierschutz adoptiert. Bzgl. der Vorgeschichte weiss man nur, dass sie völlig abgemagert in der Tötungsstation war und von dort aus in eine Pflegestelle gebracht wurde, in der sie aufgepäppelt wurde. Dort war sie ca. 6 Monate. Beschrieben wurde sie als unsicherer Hund, der sich aber schnell an neue Situationen gewöhnt, stets freundlich zu allen Menschen ist und sich mit jedem Hund versteht. Jagdtrieb habe man nicht feststellen können. Soweit so gut.
Leider trifft nicht wirklich viel der Beschreibung auf sie zu, was mit den Infos die ich jetzt habe auch nicht verwunderlich ist. Sie ist jetzt über 6 Monate bei uns. Dass die Hunde am Anfang anders sind ist natürlich klar. Mega Kulturschock, neue Situation, verständlich. Aber auch jetzt trifft die Beschreibung leider nicht wirklich zu.
Ich glaube nicht, dass die TierOrga bewusst gelogen hat, aber dass ihr unglaublicher Jagdtrieb nicht auf der Pflegestelle festgestellt wurde, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Bei uns haben wir diesen nach den ersten 10 Sekunden in unserem Garten festgestellt. Aber gut, das ist dann halt so.
Dann hat sie eine seeeehr krasse leinenaggression wegen Frustration. Wenn andere hund uns entgegenkommen rastet sie so sehr aus, dass sie mir ins Bein schnappt. Wenn sie Hunde aus dem Auto oder so in der Entfernung sieht, rastet sie aus ohne schnappen. Folge bis jetzt: wir müssen immer mit dem Auto in einen Wald fahren, in dem sehr wenig Hunde unterwegs sind und sie muss während des Spaziergangs einen maulkorb tragen, damit sie uns bei Begegnungen nicht beißen kann. Ok, arbeiten wir dran, auch mit Hundetrainerin, zwar mit mäßigem Erfolg, aber gut. Das größte Problem ist allerdings ihr Umgang mit anderen Menschen. Von Freundlichkeit leider nicht so viel zu sehen. Es würde mich nicht stören, wenn sie sich bei anderen Menschen zurückzieht, aber entweder läuft sie hin, und schnappt, sobald der Mensch ihr nur in die Augen guckt, oder sie geht gleich auf Angriff und zieht bellend und knurrend hin. Es wohnt noch ein anderer Mensch mit uns im gleichen Haus, den sie auch von Anfang an kennt, aber jedes mal, wenn sie ihn sieht wird er angebellt und angeknurrt und sie springt in die Leine. Die letzten Wochen lief es mit ihm ganz gut, doch vor ein paar Tagen als er da war ist sie freudig zu ihm hin, er hat nur die hand hingehalten, damit sie schnüffeln kann und dann hat sie ihm in den Finger geschnappt..
Mittlerweile habe ich auch erfahren, dass sie in der Pflegestelle nur mit zwei Frauen irgendwo auf dem Land gelebt hat, weswegen ich die Aussage, sie wäre freundlich zu allen Menschen mittlerweile etwas fahrlässig finde..
Ich könnte hier noch etliche weitere "Baustellen" aufschreiben, aber ich denke es reicht bis hier.
Fazit ist, sie ist leider auch nach einem halben Jahr draußen immer noch seeehr unsicher und fremden Menschen gegenüber leider teils aggressiv.
Unser Alltag sieht demnach so aus: Spaziergänge nur in abgelegenen Waldstücken an der Leine mit Maulkorb. Im Haus immer aufpassen, dass sie nicht an den anderen Bewohner rankommt, dazu jedes Mal Theater, wenn sie ihn sieht. Ausflüge nur sehr selten, da sie woanders nur gestresst ist und nicht zur Ruhe kommt. Im Garten oder wohnung zwischendurch training und sonstige Auslastung.
Wir mussten schon seeeehr viele Abstriche machen. Geplant war, sie überall mit hinnehmen, und dass sie immer um uns ist. Geht leider nicht, weil sie sich leider nicht, wie beschrieben, schnell an Situationen gewöhnt oder schnell Vertrauen fasst. Dann habe ich gerade das Glück im homeoffice zu arbeiten. Das ist aber kein Dauerzustand und ich möchte mich bald beruflich verändern. Geplant war, dass sie dann bei Familienmitgliedern bleibt, wenn wir arbeiten sind. Geht leider nicht, weil sie anderen Menschen nicht vertraut und ich sie auch ehrlich gesagt nicht jedem anvertraue.
Geplant war, weil sie auch sehr viel Energie hat, zum Hundesport. Ausflüge. Einfach ein schönes Hundeleben, geht alles leider nicht.
Mittlerweile frage ich mich, ob es nicht egoistisch wäre sie zu behalten. Manchmal passt das Leben der Menschen einfach nicht zum Hund. Sie ist hier ja nur überfordert und gestresst, das ist doch nicht schön für sie.
Wenn ich nur in die Zukunft sehen könnte und wissen würde, dass sie in einem Jahr ein glücklicher und zufriedener hund ist, wäre alles gut. Wenn sie dann noch ein paar Probleme hat, ok. Aber wenn das jetzt ihr Leben ist tut sie mir einfach nur leid.
Hat jemand Erfahrungen oder kann mir irgendeinen Rat geben?
Und lass mich raten.... Diese tierschutzorganisation hat auch keine Möglichkeit den Hund zurückzunehmen wenn es überhaupt nicht passt, oder?
Doch, es wurde ausdrücklich gesagt, dass der Hund nicht einfach weggeben werden darf sondern das alles über sie läuft.
Oh...danke. wobei das eigentlich Standard ist bei den Tierschutzorganisationen. Ich hatte damit auch mehr gemeint dass sie in Deutschland keinerlei eigene Einrichtungen haben.....
Das weiss ich nicht, aber mir wurde als die ersten Probleme aufkamen gleich gesagt, dass sie sich um eine Pflegestelle/Zuhause kümmern würden und bei jedem Schritt dabei sind.
und größte Hochachtung wie ihr damit umgeht und was ihr hier schildert.
@GF ich musste jetzt den Text in Teile machen wegen der zeichenbegrenzung. Dringend ändern!
Danke dir, ich verstehe den Punkt, gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass man die komplette Verantwortung nicht auf die TS schieben sollte. Mit jedem Hund...
Auch die 🤬 180 Sekunden wartezeit 🤬zwischen jedem Beitrag.
ob aus Zucht oder TS kann es zu Beissvorfällen kommen, und da dann eine sofortige Unterkunft bereitzustellen kann man mMn nicht erwarten. Die Halter, die sich die Hunde holen...
4 Antworten
Das was ich Dir direkt zu Anfang sagen kann ist, egal aus welchem TS man sich einen Hund holt, die Leute dort haben in den aller wenigsten Fällen Ahnung von Hunden.
In einer Tötungsstation sitzen etliche Hunde, die werden oftmals nur mla rausgeholt um Fotos zu machen, ansonsten fristen sie genau dort ihr Dasein.
Die Leute die dort arbeiten testen nichts aus, aber sie müssen natürlich etwas schreiben. Bewusst gelogen nicht eher komplett ahnungsbefreit würde ich das nennen.
Auch wenn jemand seit Kindesbeinen an Hunde hat, heißt das nicht, das diese Person Ahnung von Hunden hätte, sieht man übrigens viel zu häufig an den rumlaufenden Hundetrainern.
Ein Hund lebt sich nicht innert 6 Monaten ein, das dauert seine Zeit.
Ein Hund der aus Unsicherheit aggressiv ist, mit dem sollte man wie mit einem rohen Ei umgehen.
Bring ihr bei sich bei Menschen IMMER hinter Dich zu stellen, Du bist denke ich ihre Hauptbezugsperson, sie muss von sich aus eben auch dort Schutz suchen und diesen erhalten. Erzählt Dir die Hundetrainerin, das Du das ignorieren sollst, dann welchsel den Trainer, denn auch das ist kompletter Unsinn und gerade unsichere Hunde werden gerne zu richtigen Beisseren.
Das hinter Dich stellen soll ihr signalisieren, Du bist dazwischen und Du schützt sie vor jeglicher Bedrohung, was bedrohlich ist, entscheidet der Hund nicht der Halter. Ich weiß, das ist manchmal schwer, aber ich hab solch ein Exemplar auch hier, nur ist sie mittlerweile 15 Jahre alt und wird wohl leider nicht mehr all zu lange da sein. Als ich sie bekam, wusse ich was ein Hund mit Angst ist. Der Unterschied, sie hatte Panikattacken und sich grundsätzlich verkrochen, es sei denn sie meinte ich werde bedroht.
Was Euren Mitbewohner anbelangt, da solltet ihr gucken, das dieser nicht direkt oder besser gesagt anders herum, das Eure Hündin nicht direkt an ihn heran kommt. Sinnvoll ist da für Personen die mit im Haus leben, er lässt immer wenn er irgendwie an einem Gitter oder so, hinter sich ein Leckerchen fallen. WICHTIG ist hier, er beachtet sie sonst gar nicht, nicht locken mit Leckerchen, das verstärkt die Fluchtreaktion oder in Eurem Fall eher die Beissintention. Er sieht sie nicht an, er spricht sie nicht an und er lässt das Leckerchen IMMER HINTER sich fallen, so das sie es sich dann holen kann. Da dürfte es dann relativ schnell gehen, das sie vermutlich schon selbstänig Kontakt aufnimmt, aber auch dann sollte nicht gestreichelt werden, einfach schnüffeln lassen und gut ist. Glaubt mir, wenn die Zeit für das streicheln gekommen ist, werdet ihr das sehen.
Bezüglich der Leute draussen hatte ich ja schon oben angesprochen, ein Geschirrgriff der muß aber gut aufgebaut werden würde sich für enge Wege anbieten, Mauli klar damit gar nicht erst beissen kann.
Die Frage ist, wie viel bist Du bereit zu investieren in den Hund und mach Dir bitte klar, wenn ihr sie abgebt und ihr gebt alle ihre Problematiken an, wird das vermutlich ein Duaeraufenthalt im TH werden. Es sei denn und dami sind leider die wenigsten Hunde gesegnet, sie hat extrem viel Glück.
Fazit: Die wichtigste Frage die sich hier stellt ist, wie viel seid ihr bereit daran zu arbeiten, dann könnte man noch weitere Tipps geben, weil ein Spaziergang wird das ganz sicher nicht.
Gerne,
Also so wie es sich für mich anhört macht Ihr das doch schon recht gut, das geht auf jeden Fall in eine tolle Richtung, gerade der Clicker ist ne gute idee! Bravo dafür! ;-)
Was ich allerdings weg lassen würde wäre das absitzen, damit bringt Du Deine Hündin in eine Konflikt. Auch wenn es für Dich nicht so aussehen mag, aber eigentlich verfolgt sie mit dem handeln (also dem bellen in Richtung Leute) nur ein Ziel, sie will Distanz. Irgendwann hatte sie damit auch mal Erfolg, somit hat sich die Strategie gelohnt und sie wird beibehalten.
Da muß man nun einen Fuß in die Tür kriegen, somit würde ich sie mit einem Handtouch entgegen der Leute weglocken. Das muß vorhergehend, ähnlich wie man den Clicker trainiert, aufgebaut werden, nur eben das sie die Hand mit der Nase verfolgen soll.
Die Distanzierung zum Auslöser (hier Mensch), ist dann auch der geeignete Verstärker.
Um nochmal auf das Sitz einzugehen. Der Hund will eigentlich ja weg, also eine größere Distanz zur Bedrohung, wird der Hund nun ins Sitz gebracht, steckt sie in einem Konflikt fest, weil einerseits Hunde Will to Please Tiere sind, heißt sie möchte Dir gefallen aber andererseits möchte sie eben auch eine grössere Distanz, beides geht nicht wenn sie sitzt.
Das kann dann in der Folge zu Übersprungsverhalten führen, sind die Menschen oder Hunde weit weg ist das halb so wild, da könnte es dann eben Dein Bein treffen, wie es ja schon der Fall war, sind die Leute aber näher dran, kann das mal ins Auge gehen, deshalb die Anregung mit dem Geschirrgriff. Auch dieser muß zwingend, gerade bei solcher Intensität gut aufgebaut werden.
Ja der Tipp mit dem gucken lassen ist auch gut, aber da fehlen halt ein paar Dinge, eben ist z.B. die Distanz eine entscheidende Rolle ob das "nur gucken" funktioniert oder nicht. Es braucht auf jeden Fall Zeit, je nachdem wie lern- und arbeitsfreudig ihr seid, wird sich das eben auch auf die Zeit auswirken.
Realistisch ist, ohne den Hund nun gesehen zu haben somit als grober Richtwert, das ihr das sicherlich in den Griff bekommen könntet.
Bezüglich der Hundetrainerin so ist die Aussage ja mit dem "gucken lassen" ja schon ganz gut, aber eine systematische Desensibilisierung wäre hier sinnvoller und dazu gehört eben auch die Distanz zum Auslöser und die richtigen funktionalen oder aber primären Verstärker.
Ein primärer Verstärker ist ein bedürfnisbefriedigender Verstärker, d.h. der Hund will Distanz und wird genau mit dieser belohnt, man kann vorher clicken aber die Belohnung ist dann eben die Distanz ein Leckerchen kann man noch zusätzlich geben muß man aber nicht unbedingt, je nachdem wie verfressen der Hund ist.
Ein funktionaler Verstärker ahmt einen primären Verstärker nach. Es gibt nun einmal Momente wo man den primären Verstärker nicht einsetzen kann, dann nutzt man einen funktionalen Verstärker, dieser erfüllt die selbe Funktion wie eben der primäre Verstärker nur das man ihn gemeinsam mit dem Hund nachahmt.
Wie schon geschrieben, ich kann hier nur nachdem beurteilen, was Du schreibst, gesehen ist immer etwas anderes als gelesen oder gehört.
Zumal man sebst als Halter auch noch immer eigene Emotionen unbewusst einfliessen lässt, ein Punkt, warum ich beim Training meiner Hunde immer noch einen befreundeten Trainer mal drüber schauen lasse. ;-) Niemand ist unfehlbar gerade wenn die Emotionen eine Rolle spielen. ;-)
Danke für die Mühe, da sind auf jeden Fall viele neue Dinge für mich bei :) das mit dem gucken hat die Trainerin auch aus der Distanz gemacht. Beispielsweise sind wir einmal an einem Parkplatz vorbeigegangen, auf dem Leute gerade irgendwelche Sachen ins Auto geladen haben, die waren so 10 Meter entfernt und wir hatten anfangs immer den Impuls "ui, schnell vorbei." Womit wir dem hund natürlich signalisiert haben "Gefahr, bloß weg hier." Und da hat die Trainerin halt gesagt, nein, der hund war ja ruhig, wir bleiben jetzt einfach mal kurz stehen und lassen sie schauen. Draußen Menschen anbellen hält sich tatsächlich auch in Grenzen, da sind es überwiegend Hunde die Probleme machen. Es kommt zwar auch mal bei Menschen vor, dann aber eher in Situationen, in denen wir alleine im Wald sind und auf einmal steht da ein Mann am Teich, das findet sie dann gruselig. Es gab aber auch schon Momente, da sind Radfahrer im Wald direkt auf uns zu gefahren und vor uns stehen geblieben, um nach dem Weg zu fragen und da hat sie gar nichts gemacht, nur mich angeguckt nach dem Motto "wann geht's weiter?" und das ist das, was mich dann überfordert. Warum ist sie in einigen Momenten so, und in anderen so? Mal ist es offensichtlich. Beispielsweise hatten wir einmal eine Hundebegegnung, in der sie komplett hochgefahren ist und den wald zusammengebellt hat, und kurz danach kam eine Frau mit einkaufstüte vorbei und die hat dann auch ihren Anschiss bekommen, sah aus wie nach dem Motto "wo ich eh schon mal dabei bin." Und was draußen auch bei Menschen meistens ist, ist dass sie erst hinzieht und ab dem Moment, ab dem die Leine auf Anschlag ist und sie nicht weiter kann, geht das Gebelle los. Die Trainerin sagt, dass sie eine sehr schwache Impulskontrolle hat, kann ich definitiv bestätigen, und wenn sie z.B. durch die Leine gehindert wird ihrem Impuls nachzugehen, dann rastet sie aus. Bis vor einiger Zeit ist sie bei Schmetterlingen fast so ausgerastet, wie bei Hunden, weil sie nicht hin konnte. Das hat sich zum Glück mittlerweile fast komplett erledigt, war aber im Sommer im Wald seeehr nervenaufreibend..
Um meinen Gedankengang nochmal zusammenzufassen, ich bin mir wirklich nicht sicher, ob sie bei Menschen so ist, weil sie wirklich krasse Angst vor ihnen hat. In einigen Situationen war das bestimmt der Fall, aber ich glaube nicht, dass das immer das Problem ist. Ich glaube hier geht es, auch in Situationen mit dem Mitbewohner, oft um territoriales Verhalten, weil sie auch ihm im haus mal hinterhergelaufen ist und ins Hosenbein gezwickt hat, um ihn zu begrenzen. Oder, wie die Hundetrainerin sagt auch oft nach dem Motto "kenn ich nicht, deswegen erstmal Alarm machen."
Keine Mühe, ich helfe wirklich gerne insofern ich helfen kann ;-)
Da gehe ich mit der Trainerin konform, aus Distanz und sowieso wenn sie ruhig ist, gucken lassen, damit sie sich mit dem Reiz eben auch auseinandersetzen kann. Direkt immer reis aus nehmen ist natürlich nicht sinnvoll, erst Recht nicht, wenn sie eben ruhig guckt ;-)
Wie Du screibst kommt sie aus dem Tierschutz, Du weißt nicht was sie vorher erlebt hat und wenn sie mal so und mal so reagiert, würde ich an Deiner Stelle mal gucken ob die Leute sich in irgendetwas ähneln.
Das können Farben, Körperhaltungen, bestimmte Kleidungsstücke oder auch Gerüche sein. Bei letzterem fällt es natürlich schwer, wäre schon komisch wenn Du an jedem schnupperst ;-)
Aber wenn sie mal richtig schlechte Erfahrungen mit einer Person gemacht hat, die z.B. immer einen Stock dabei hatte, dann kann das ein Auslöser sein und natürlich fällt einem sowas nicht unbedingt auf, weil man selbst ja überhaupt nicht auf so etwas achtet.
Siehst Du, deshalb hatte ich den Geschirrgriff erwähnt, der kann Dir helfen, das sie Einschränkungen lernt auszuhalten, zumal der nach wirklich gutem Training auch auf Distanz funktioniert. Punkto Impulskontrolle, da gibt es sehr schöne Spiele z.B. das 10-Leckerchen-Spiel welches Du mit ihr machen kannst, so lernt sie auch Stück für Stück "auszuhalten. Sinnvoll diesbezüglich ist es auch mal getrocknete Bananenstückchen als Leckerchen zwischendurch mal zu nutzen, die lassen den Serotoninspiegel steigen und das trägt dann zu einer verbesserten Impulskontrolle bei. IK ist ja nicht unendlich verfügbar, sondern immer nur eine gewisse Zeit lang.
Bezüglich des Territorialverhaltens, was für eine Rasse ist es, dieses zwicken, was nun schon öfter in Deinen Ausführungen vorkam, lässt so ein bischen an einen Hüter denken, ist da vielleicht sowas in der Richtung mit drin?
Trotzdem vielen Dank dafür :) man fühlt sich meistens echt alleine, weil den meisten Menschen das Verständnis für diese besonderen Hunde fehlt.. da wird man bei Spaziergängen böse angeguckt, als ob ich den Hund bewusst aufhetze, oder ständig dieses: naja das muss sie halt lernen! Als ob man der absolute Versager ist... da ist es schon schön von außen Unterstützung zu kriegen, wenn auch nur übers Internet.
Also vom optischen her ist sie eher Jagdhund. Podencomäßiger Körperbau, der Kopf vielleicht eher deutsch Kurz- oder drahthaar. Vielleicht auch Labrador. Ein richtiger Mischmasch :D
Eine Sache bei ihr ist auch, dass sie wenn es anfängt zu dämmern oft auch in der Wohnung unsicherer wird. Dann rollt sie sich zusammen und ist in Alarmbereitschaft. Wir vermuten, dass es unter anderem daran liegt, dass sie wahrscheinlich vor der Tötungsstation auf der Straße gelebt hat, wo die Nacht wahrscheinlich die gefährlichste Zeit war.
Sie will dann, wenn wir ins Bett gehen auch nicht mit ins Schlafzimmer, obwohl sie es eigentlich liebt mit uns im Bett zu schlafen. Dann kommt sie entweder nachts oder früh morgens und kuschelt sich zu uns unter die Bettdecke. Als ob sie nachts das starke Bedürfnis hat die Wohnung zu bewachen, bis sie irgendwann entscheidet reicht jetzt.
Seit ein paar Tagen handhabe ich das so, dass ich sie mit Leckerchen ins Bett locke. Dann legt sie sich auch meistens direkt hin und kuschelt sich an mich. Dann wird noch ein paar mal zum türspalt geguckt, ob draußen wirklich alles ok ist, und dann schläft sie irgendwann dicht an mich geschmiegt ein. Damit versuche ich ihr einfach zu zeigen, dass sie nicht aufpassen muss und sich mit mir zusammen einfach entspannen kann. Gestern kam sie sogar von alleine mit ins Bett :)
Aber das sind alles so Sachen die für mich darauf hindeuten, dass sie das Bedürfnis hat hier alles im Griff zu haben und zu bewachen.
Ich hab das alles selbst durch! Mein Nachbar, selbst Hundehalter, hat rumerzählt ich würde meine Hündin schlagen, deshalb wäre sie so ängstlich. Nur habe ich sie genau deshalb übernommen, weil die vorherigen Besitzer nicht damit klar kamen.
Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich meine Ausbildung zur Hundeverhaltensberaterin angefangen, naja und da gibts halt auch so Sachen wie intermediäre Brücke und so, hört sich seltsam an, bewirkt aber wahre Wunder und so konnte ich nach relativ kurzer Zeit im Geschirrgriff und intermediärr Grücke mit ihr durch Menschenmengen laufen, die Leute haben geguckt und den Kopf geschüttelt oftmals, mir egal, meiner Hündin hat es geholfen und heute kann ich mir ihr in den Baumarkt gehen, sie ohne Leine laufen lassen, sie geht Leuten aus dem Weg, aber sie verfällt nicht in Panik. Versucht sich ihr jemand zu nähern oder spricht sie an, stellt sie sich hinter mich,, stubst mich an und guckt dann zum vermeintlichen Aggressor, damit ich denen dan erkären darf, das sie sich nicht anfassen lassen will ;-)
Die Viechers können so gut und viel lernen wenn man es richtig und gewaltfrei anstellt, dann klappt das auch und ich denke, so wie ich das hier lese, ist Eure Hündin bei Euch doch schon in den richtigen Händen. Manchmal braucht man nur kleine Denkanstösse, Hilfe braucht jeder mal.
...und von Hilfe brauchen kann ich im Moment wirklich nen Liedchen singen, aber das ist ein anderes Thema.
Das Verständnis reicht oftmals nur so weit wie man eben selbst erlebt hat, wie sich ein Hund manchmal winden kann. Manche müssen das erst selbst erleben, damit sie verstehen, in welcher Not man damit oftmals steckt.
Das mit dem dämmern ist normal, bei Dämmerung werden viele Hunde "hellhöriger" und wachen besser, stammt noch aus den Zeiten des Wolfes, da mußte dann das überleben der Familienmitglieder gesichert werden und jeder Eindringling hätte ein potentieller Feind sein können.
Zumal ihr ihre Lebensversicherung darstellt und die gilt es natürlich besoders gut zu schützen ;-).
Auch solltest Du vielleicht bedenken, das sie noch gar nicht sooo lange bei Euch ist, knapp 7 Monate. Das braucht erst einmal Zeit bis der Hund richtig ankommt und dann die ganzen äusseren Umstände, die sich noch dazu gesellen, da braucht es wirklich viel Zeit, bis sich das alles einspielt.
Habt einfach noch ein wenig Geduld mit ihr und schau mal, ob Du nen paar Dinge Geschirrgriff, hinter Dich stellen usw. umsetzt, das kann wirklich große Schritte in die richtige Richtung erbringen und hinterher möchte man gar nicht mehr ohne diese kleinen Herlferlein aus der positiven Werkzeugkiste ;-)
Gerne :) alleine für den Tipp mit dem Handtouch. Der wird gerade fleißig trainiert ;D
Das war auch kein abschieben auf die TS und das macht ihr ja auch nicht. Im Gegenteil so viel verantwortungsgefühl wünsche ich mir bei allen Hundehaltern
Gut, ich glaube hier ist keine Begrenzung :D was ich sagen wollte, die Halter müssen schon wissen, dass ein TS mehr Arbeit ist, als ein Welpe vom Züchter und nicht bei jedem Problem sagen, der Hund muss sofort weg, kümmert euch. Teilweise liest man ja Beiträge wie "Tierschutzhund hat mich an Tag 2 angeknurrt, kann ich bei Abgabe Schutzgebühr zurückverlangen?" ...
Nimm doch mal mit einem guten Hundetrainer in Deiner Gegend auf, die haben oft ganz tolle Ideen, wie man solchen Hunden helfen kann.
Und schlussendlich ist es auch keine Schande, sich einzugestehen, dass der Hund im Endeffekt doch nicht zu einem paßt, man mit ihm überfordert ist.
Die Krux ist natürlich, dann ein besseres Zuhause für ihn zu finden.
Oh, sorry, überlesen ... dann sollte vielleicht ein anderer konsultiert werden.
Hast du dich schon mal deswegen mit der Vermittlungsorga in Verbindung gesetzt?
Eine gute Orga würde den Hund ohne große Probleme zurücknehmen, oder euch zumindest als Pflegestelle "behalten", bis der Hund neu vermittelt werden kann.
Es ist nicht selten, dass viele Auslandshunde als absolut lieb, verträglich, schüchtern und dankbar vermittelt werden, aber später in der Realität eben genau so ein Verhalten zeigen, wie du beschreibst.
Ob Abgabe, oder nicht... Das musst du alleine entscheiden. Ich würde es tun, da dies nicht der Hund ist, den ich haben wollen würde und nach mehr als einem halben Jahr kann man schon gut abschätzen, ob ein weiteres Zusammenleben funktioniert.
Die Fragen, die ihr euch stellen solltet sind:
- Kann und will ich mein Leben dem Hund so lange unterordnen, bis dieser Hund ein passender Begleiter für uns ist?
- Kann ich, zur Not mit einem anderen Trainer, den Hund zu einem Begleiter machen, der zu uns passt? Zeitlich, finanziell und emotional?
Wenn ihr euch entscheidet den Hund abzugeben, seid ehrlich, was die Gründe angeht. Das macht es für eine spätere Vermittlung einfacher.
Danke für die schnelle Antwort. Mit der Vermittlerin stehe ich noch in Kontakt und ich sage auch immer noch, dass es sich um eine sehr gute und bemühte Orga handelt. Mit Vorkontrolle, ständiger Erreichbarkeit etc. Nur die Beschreibung war denke ich etwas naiv. Sie würde mir auch mit Sicherheit helfen den Hund weiter zu vermitteln, das wäre nicht das Problem. Nur werden solche Hunde dann leider oft zu Wanderpokalen, was ich ihr im Leben nicht antun möchte. Ganz abgesehen davon, dass wir sie wirklich lieb haben. Zuhause mit uns ist sie das entzückendste Wesen überhaupt. Ich sage auch immer, dass wir das schon hinkriegen und das alles wird, aber mittlerweile frage ich mich, tut es das wirklich? Auch wenn nicht geplant sind wir bereit, Zeit, Geld und weitere Nerven (:D) in sie zu investieren, die frage ist nur ist es realistisch, dass der hund irgendwann so wird, dass auch sie ihr Leben mit uns genießen kann..
Von außen schwer zu sagen.
Sie wird wahrscheinlich nie der souveräne Hund, der ohne Mucken durch die Stadt geht oder offen zu allen Leuten ist. So ein Trauma sitzt oft tief. Aber eventuell könnt ihr einen Kompromiss finden, mit dem alle Seiten leben können. Sie versucht nicht mehr alle zu fressen und ihr bleibt mit ihr in bekanntem Gelände. Zum Beispiel.
Seht euch mal nach einem Trainer um, der Erfahrung mit extremen Angst-/Auslandshunden hat. Oft sind normale Hundeschulen einfach überfordert.
Mal als Gedanke: War sie auf der Pflegestelle im Rudel?
Ja das war sie. Da haben 5-6 andere Hunde mit ihr zusammen gelebt, was das Verhalten natürlich auch nochmal beeinflusst. Ich bin aber etwas davon ausgegangen, dass das in der Beschreibung berücksichtigt wurde und klar ist, dass die Hunde dann auch anders sind aber gut. Ich will auch niemandem einen Vorwurf machen. Zum Glück gibt es solche Vereine. Sie ist auch noch recht jung. Geschätztes Geburtsdatum ist Ende November 2022 und Juni 2023 kam sie schon in die Pflegestelle.
Ein Rudel kann im Verhalten sehr viel ausmachen. Oder sogar schon ein souveräner Ersthund. Was auf keinen Fall heißt, dass mit einem zweiten Hund alle Probleme gelöst sind, das soll lediglich ein Versuch sein, diese "Diskrepanz" im Verhalten zu erklären.
Wenn ihr das durchziehen wollt, ist ein junger Hund vielversprechender, als ein ausgewachsenes Tier. Ihr habt einen Trainer? Sprecht an, wo ihr fest steckt, was ihr erreichen wollt, was realistisch machbar ist und welchen Zeitraum man für so etwas veranschlagen sollte.
Und als Tip: Seht euch mal um, ob es Trainer gibt, die Wochenendseminare oder ähnliches anbieten, die evtl zu euren Problemen passen könnten. Man muss den Hund ja nicht mitnehmen, aber auch in der Theorie bleibt viel hängen.
Die Trainerin sagte, wir haben einen guten Fang gemacht und gibt uns regelmäßig das Gefühl, dass wir das hinkriegen und an allem gearbeitet werden kann, wofür ich sehr dankbar bin, und was mich auch entspannter gemacht hat. Die Trainerin hat mit den genannten Problemen viel Erfahrung, deswegen haben wir sie genommen. Wir hatten bis jetzt auch erst 3 Stunden und jetzt ist sie im Urlaub. Ich bin seit sie da ist tatsächlich nur noch am recherchieren.. Angsthund, unsicherer Hund, reaktiver Hund. Grenzen ja, Grenzen nein.. Wir haben mit Sicherheit auch viel falsch gemacht. Sind zwar beide mit Hunden aufgewachsen, aber das ist ja weit weg von "hundeerfahren". In der ersten Zeit habe ich mich hauptsächlich damit befasst sie kennenzulernen und lesen zu können.
Erstmal danke für die ausführliche Antwort. Ja wir waren wohl leider etwas naiv und haben zu viel Gewichtung auf die Beschreibung gelegt. Das mit dem Leckerli fallen lassen ist ein guter Tipp, danke. Ich arbeite viel mit Clickertraining, was bei ihr auch gut ankommt. Draußen wenn wir Hunde sehen ziehen wir uns, wenn möglich, etwas zurück und beobachten aus der Ferne. Wenn sie nur guckt und nicht bellt oder zieht, gibt's ne Belohnung. Das klappt auch ganz gut bis jetzt, wie gesagt aus der Entfernung. Wenn sie bei Menschen bellt und in die Richtung zieht, stelle ich mich in Weg und bringe sie ins sitz. Oft bleibt sie dann relativ schnell ruhig und guckt mich an, dann gibt's den click. Unsere hundetrainerin, die wohl viel Erfahrung mit TS Hunden hat und auch selbst eine hat sagte, dass unsere kein "richtiger" Angsthund ist und der meinung war ich auch von Anfang an, gerade nachdem ich mir Angsthunde mal angeschaut habe. Sie ist halt in unbekannten Situationen unsicher, und gleichzeitig sehr neugierig und will immer überall hin. Und sie ist territorial. Besuch versucht sie am Anfang zu begrenzen und zu kontrollieren. Sie übernimmt halt einfach Aufgaben, mit denen sie völlig überfordert ist und regelt sie auf ihre Weise. Im Garten kam zum Beispiel mal ein befreundetes Pärchen mit Kinderwagen und da ist gar nichts passiert. Kein Gebelle, kein Geknurre, nur Freude über den mitgebrachten Hund zum Spielen. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass sie Potenzial hat ein richtiger toller Hund zu werden (das ist sie schon, aber du weisst, was ich meine). Deswegen bin ich so unschlüssig. Wenn wir sie abgeben, würde sie auch nicht einfach ins Tierheim abgeschoben. Sie würde bei uns bleiben bis ein passendes Zuhause gefunden wird, und davon würde auch ich mich überzeugen. Die Hundetrainerin sagte uns Menschen oder normalen Sachen draußen nicht aus dem Weg gehen, sondern, wenn sie guckt, ruhig bleiben und gucken lassen. Und dann irgendwann ruhig weitergehen. Ihr einfach zeigen, dass alles in Ordnung ist. Wir sind definitiv bereit zu arbeiten, aber meine Frage ist wie gesagt, was ist realistisch, was kann ich erwarten