Meinung des Tages: Umstrittene Kinderbuch-Lesung in München - Sollten Drag-Künstler vor Kindern auftreten?
In München sorgte in der vergangenen Woche eine angekündigte Lesung in einer Stadtbibliothek für eine deutschlandweite Debatte. Dabei ging es um eine Kinderbuch-Lesung durch die Drag-Künstler Eric Bigclit und Vicky Voyage, die für Kinder ab vier Jahren angekündigt wurde.
Kritiker der Veranstaltung befürchteten dadurch die Gefahr einer Frühsexualisierung teilnehmender Kinder, Hubert Aiwanger von den Freien Wähler sah eine Kindeswohlgefährdung und die CSU wollte die Veranstaltung gar verbieten lassen.
Unterstützer der Veranstaltung hielten dagegen, dass es sich schlichtweg um eine Lesung von Kinderbüchern handle, in der aus altersgerechte Bildbüchern vorgelesen würde, in denen es um Rollenwechsel und Verkleidung ginge. Von Sexualisierung könne also nicht gesprochen werden, im Gegenteil würde die Veranstaltung Diversität und Akzeptanz für unterschiedliche Lebensentwürfe fördern.
Ein Verbot der Veranstaltung ist inzwischen vom Tisch. Wie seht ihr nun aber das Ganze: Wurde seitens der Kritiker überreagiert?
142 Stimmen
33 Antworten
Ich könnte mir schon vorstellen, dass solche Lesungen eine frühe Identifikation mit Queerer Identität ermöglichen. Ein Kind, das eine solche Veranlagung in sich spürt, kann sich dadurch verstanden fühlen. Will heissen: Diejenigen, die an solchen Lesungen teilnehmen, kommen ja schon aus einem Elternhaus, das das anerkennt.
Was ist mit denjenigen, die fernbleiben? Die werden die Toleranz weder für sich noch für andere aufbringen. Soll man also diese Lesungen zur Pflichtveranstaltung machen? Schwierig. Das wäre wohl nicht mehrheitsfähig.
Das zugrundeliegende Problem - Selbst- und Fremdakzeptanz - wird also durch diese Lesungen nicht gelöst, sondern nur verschoben.
Manche Fachleute sind der Ansicht, jüngere Kinder achten auf das Vorlesen, nicht auf das Äußere der vorlesenden Person. - Sicher ist die Sichtweise der Kinder individuell. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Aussehen "neutral" bleibt. Wenn eine Erzieherin im Kindergarten schon darauf angesprochen wird, warum sie ihre bisher relativ hellen Haare plötzlich hat dunkler färben lassen, so bleibt das Äußere einer z.B. "Dragqueen" kaum unbeachtet, es sei denn, die Kinder sehen es als Verkleidung, die zu einer Figur in der vorgelesenen Geschichte passt.
Im Schulalter aber würden die meisten Kinder verunsicherter reagieren. Kindliche Sexualität ist natürlich nicht zu vergleicher mit der von erwachsenen Personen. Doch gerade, weil Kinder die "erwachsenen" Empfindungen nicht selbst nachempfinden können, ist die Gefahr groß, dass Kinder in einer solchen Vorlese- Aktion mit dem, was sie sehen, völlig überfordert sind. Und dies ist nicht Sinn der Sache, wenn den Kindern lediglich etwas Spannendes vorgelesen werden soll.
Daher lieber: alles mit realistischem Augenmaß, und vor allem, mit viel entgegenkommendem Verständnis für die Kinder, um die es hier ja geht!
ich habe da nur anekdotische Evidenz, aber nach meiner Erfahrung sind die Kinder von Pädagogen häufig gestörter als die von anderen Eltern...
Wer darin irgendetwas verwerfliches (außer vielleicht den Künstlernamen) sieht, muss psychisch krank sein, da es bei so etwas nicht um Sex sondern Toleranz geht. Es gibt in dieser Welt nun mal nicht nur Hetero. Und es entsteht FAKTISCH* kein Schaden, wenn man in dem Alter schon mitbekommt, dass es nicht nur die Norm gibt. Es geht ja nicht um Analverkehr, wie es sich die Rechtskonservativen immer vorstellen.
*Verbote aufgrund von Lügen und Fantasien sollten sofort abgelehnt werden, ebenso solche Gesetzesentwürfe.
Drag Queens = Rollenwechsel und Verkleidung, sie affektieren "das Bild einer Frau".
Das ist für sich gesehen harmlos
In der prägendenen Phase von Kindern, bis 6 Jahre, wäre eine Grenze geboten.
Frei übersetzt ist es nicht FSK 0, sondern mindestens FSK 6.
Es ist eben nicht Fasching.
Für Kleinkinder ist der Unterschied von Transvestiten, Travestie, Drag Kings und Drag Queens nicht unterscheidbar, sowenig wie Gothics und Mangas.
Ein generelles Verbot hingegen eine Übertreibung.
Der vorletzte Satz ist sehr wirr und ergibt keinen Sinn. Was hat ein Mitglied einer Subkultur mit einem völlig fremden Comicbuch gemein?
Und auch in der prägenden Phase entstünde kein Schaden, außer vielleicht die Auflösung traditioneller Geschlechterrollen...
Wenn mir als Elternteil sowas für meine Kinder nicht gefällt, muß man ja nicht hingehen.
Ich persönlich finde da wird wieder mal soviel Tamtam gemacht, denn dann dürfte man auch nicht zu einen Fastnachtsumzug o.ä. gehen. Denn da habe ich schon manch andere Kostüme gesehen, wenn man die paar Stofffetzen überhaupt so bezeichnen konnte. Auch sehen Kinder nur Kostüme, nur wir Erwachsene haben eigentlich nur schlechte Gedanken dabei oder?
Also ich finde ja das zu einem anständigen Forum zunächst einmal Transparenz gehört und keine Fragen gelöscht, werden nur weil sie dem Gute Fragen stellen Team nicht passen. Dann kann ich auch gleich in die DDR zurückgehen
Kinder stellen heute oft verblüffend viele Fragen, da sie ja auch von vielen Medien umgeben sind!!
Überfordert? Das ist eine sehr phantasievolle Vermutung, die der Realität fern liegt. Die Pädagogen, die ich kenne halten solche Bedenken für unhaltbar und amüsant. Mir selbst geht es genauso.