Heimlich Verhütung absetzen - sollte das strafbar sein?
Wenn eine Frau dem Partner sagt sie verhütet, obwohl sie es nicht tut. Oder wenn sie einfach die Verhütung absetzt, ohne es dem Partner zu sagen.
Sollte dann (wenn es BEWIESEN ist, zb weil der FA nichts verschrieben hat), der Mann nichts zahlen müssen oder die Frau eine Strafe bekommen oder so was?
An sich finde ich, dass der Mann selbst verhüten sollte, wenn er kein Kind will. Aber in einer Beziehung vertraut man einander und spricht sich miteinander ab. Jemandem ABSICHTLICH gegen dessen Willen ein Kind unterzuschieben ist asozial. Und es wäre auch dem Mann gegenüber unfair wenn er quasi Opfer eines Betrugs wurde, ER darunter finanziell leiden muss.
Wie denkt ihr darüber? Sollte es strafbar sein? Wenn ja, wie sollte es bestraft werden?
PS: Bin eine Frau, möchte also keine Zahlung prellen oder so was.
83 Stimmen
29 Antworten
Es IST bereits strafbar, dem Partner zu suggerieren, dass mit Kondom verhütet würde und dann die Verhütung zu sabotieren.
Verbreiteter ist das zwar anders herum, also dass Männer während dem Sex heimlich das Kondom abziehen ("Stealthing"), aber denkbar sind natürlich auch andere Konstellationen. Es gab auch schon einen Fall, wo eine Frau verurteilt wurde, weil sie Löcher in die verwendeten Kondome gestanzt hatte.
Wichtig zu wissen: bestraft wird nicht eine eventuelle Schwangerschaft. Bestraft wird der Fakt, dass der Sex nur unter der Bedingung einvernehmlich war, dass ein Kondom benutzt wurde.
Folglich war der Sex nicht einvernehmlich und damit befinden wir uns im Rahmen der Strafbarkeit des §177 StGB, also des sexuellen Übergriffs, bzw. Vergewaltigung.
Bei den Urteilen liegt die Strafe in etwa zwischen sechs und acht Monaten zur Bewährung.
Allerdings ist es natürlich schwierig, das nachzuweisen. In dem Fall oben hatte der Mann einen Verdacht und bei einer Durchsuchung fand die Polizei in der Wohnung der Frau präparierte Kondome.
Und dann ist es nochmal fraglicher, wie es bei der Pille aussieht. Der springende Punkt am Kondom ist ja, dass es nicht nur vor Schwangerschaften, sondern auch vor Krankheiten schützt. Gerade der Schutz vor Krankheiten funktioniert in beide Richtungen - beide Geschlechtspartner werden wirkungsvoll vor Ansteckung geschützt, was untergraben würde, wenn das Kondom manipuliert wäre.
Wenn ein Mann der Frau suggeriert, er würde mit intaktem Kondom verhüten, dann hat die Frau im Zweifelsfall gesundheitliche Schäden durch Krankheiten oder Schwangerschaften.
Wenn aber eine Frau dem Mann suggeriert, sie würde die Pille nehmen, hat der Mann keinen Nachteil dadurch, dass sie die Pille nicht nimmt. Eine missbräuchliche Schwangerschaft gibt es nicht; die Schwangerschaft beeinträchtigt den Mann nicht körperlich oder gesundheitlich und die Unterhaltszahlungen sind kein Vermögensschaden im Sinne des BGB. Ein Kind ist kein "Schaden" und man kann die Existenz des Kindes nicht von dem Unterhaltsanspruch, den es hat, trennen. Demzufolge gibt es keinen Schaden für den Mann, wenn die Frau ihn glauben lässt, sie würde die Pille nehmen und das aber nicht tut.
Deswegen würde ich eine Strafbarkeit in diesem Fall - also dass die Frau behauptet, die Pille zu nehmen, es aber nicht tut - eher verneinen.
Es ist halt ein Dilemma. Jahrhundertelang war die Frau auf die Kooperation des Mannes angewiesen, wenn sie kein Kind wollte. Seit der Einführung der Pille hat sich das umgekehrt. Die Pille für den Mann ist zwar seit langem in der Diskussion, aber bisher immer noch nicht fertig entwickelt, bzw. zugelassen.
Deswegen bleibt Männern, die definitiv kein Kind wollen, nur die Möglichkeit, immer mit eigenen Kondomen zu verhüten oder alternativ über eine Vasektomie nachzudenken.
Moralisch gesehen ist es aber grundsätzlich falsch, wenn Frauen suggerieren, sie würden verhüten und tun es absichtlich nicht. Es ist dem Mann (und auch dem ggf. entstehenden) Kind gegenüber unfair.
Natürlich sollte das strafbar sein. Stealthing ist es schließlich ja auch. Aber hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Warum muss man nicht verstehen.
Hi,
für eine Straftat sehe ich hier einfach eine zu schwache Grundlage gegeben - das sind zum einen Unwägbarkeiten (Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Erkrankungen wie Durchfall oder Erbrechen) auch bei korrekter Einnahme der Pille, zum anderen die schwierige Beweisbarkeit von "nichts gewusst haben".
Das ist quasi der Versuch, eine Nichtexistenz zu beweisen - das scheitert sowohl an der großen Frage "Gibt es einen Gott?", wie auch im kleinen.
Eine eidesstattliche Versicherung unter Zeugen vor jedem Geschlechtsverkehr zwecks Rechtssicherheit fände ich dann doch...etwas praxisfern...
Aber in einer Beziehung vertraut man einander und spricht sich miteinander ab. Jemandem ABSICHTLICH gegen dessen Willen ein Kind unterzuschieben ist asozial.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
LG
Es geht auch nicht darum ob ein Unfall passiert.
Dessen bin ich mir wohl bewusst ^^
Sondern wenn sie zb sagt sie würde die Pille nehmen, obwohl sie ihr nie verschrieben wurde.
Und genau hier kommen wir zu dem spannenden Punkt: der Beweisbarkeit.
Frau kann grundsätzlich behaupten, es dem Mann gesagt zu haben - dieser wird in aller Regel daran scheitern, das "Nichtwissen" zu beweisen. Damit würde Aussage gegen Aussage stehen; damit gilt "In dubio pro reo".
Vieles was strafbar ist, ist schwer beweisbar.
Es geht hier nicht um eine schwere Beweisbarkeit, sondern eine nahezu unmögliche Beweisbarkeit. Die Analogie zum "Gottesbeweis" hinsichtlich des Nichtwissens ist nicht zufällig gewählt ^^
Das ist aber eigentlich kein gutes Argument gegen ein Gesetz.
Ein Gesetz, bei dem es in einem Strafverfahren an der Überprüfbarkeit des objektiven Tatbestands scheitert, ist aus meiner Sicht unsinnig.
Aus meiner Sicht nicht.
Es geht auch darum zu sagen, weches Verhalten erwünscht ist und welches nicht.
sondern eine nahezu unmögliche Beweisbarkeit
Hier ist eben der Knackpunkt.
Wie gesagt: es gibt viele Gesetze, die kaum durchzusetzen sind. -Das ist aber eben kein (gutes) Argument falsches Verhalten einfach zu tolerieren.
Wenn es auch nur einen Fall gibt, wo das Gesetz erfolgreich angewendet werden kann, hat es sich schon gelohnt.
Aus meiner Sicht nicht.
I agree to disagree ;-)
Es geht auch darum zu sagen, weches Verhalten erwünscht ist und welches nicht.
Durchaus - dabei sollte das Gesetz meines Erachtens allerdings auch umsetzbar sein und nicht dem bloßen Selbstzweck dienen.
Wie gesagt: es gibt viele Gesetze, die kaum durchzusetzen sind. -Das ist aber eben kein (gutes) Argument falsches Verhalten einfach zu tolerieren.
Wenn es auch nur einen Fall gibt, wo das Gesetz erfolgreich angewendet werden kann, hat es sich schon gelohnt.
Genau das sehe ich anders: ein Gesetz, das praktisch kaum umsetzbar ist, bringt meines Erachtens keinen Mehrwert.
Es greift hier die "normative Kraft des Faktischen": wenn Verstöße gegen ein Gesetz an der Beweisbarkeit (und damit entsprechend der Durchsetzung des geltenden Rechts) scheitern, ist das Gesetz de facto inexistent.
Ein de facto inexistentes Gesetz führt dementsprechend genauso zur Toleranz eines moralisch abzulehnenden Verhaltens wie ein de jure nicht existentes Gesetz - nur mit mehr Aufwand und Kosten.
Mit der Argumentation könnte man auch das "Böllerverbot" abschaffen.
De Facto gibt es keine Grenzkontrollen und jeder jeder kann ungehindert Böller jeglichen Kalibers importieren (sogar per Expressversand).
Die rechtliche Situation ist reine Makulatur.
Mit der Argumentation könnte man auch das "Böllerverbot" abschaffen.
Ehrlich? Das könnte man auch - ein wirkungsloses Gesetz ist nun mal ein nutzloses Gesetz.
Oder anders: die Existenz des Verbots ändert nichts am Zustand.
Okay. Dann stehst du mit deiner Meinung aber relativ alleine.
Offenbar möchte unsere Gesellschaft viele de facto wirkungslose Gesetze trotzdem haben.
Hier ist ein weiteres Beispiel für so ein Gesetz:
https://www.gutefrage.net/frage/sollte-sex-mit-tieren-strafbar-sein
Dann stehst du mit deiner Meinung aber relativ alleine.
Offenbar möchte unsere Gesellschaft viele de facto wirkungslose Gesetze trotzdem haben.
Du, damit kann ich in diesem Falle ziemlich gut leben ^^ - es ändert ja nichts an der Tatsachen.
Unseren Phillipus würde ich allerdings nicht unbedingt als "Maßstab" für unsere Gesellschaft sehen ;-)
Der Punkt ist, dass wir viele (deiner Meinung nach nutzlose) Gesetze bereits haben.
Also wollen wir sie haben. -Wir sind ja keine Diktatur.
Der Punkt ist, dass wir viele (deiner Meinung nach nutzlose) Gesetze bereits haben.
Definitiv - wenngleich die Durchsetzung in so einigen Fällen zumindest theoretisch möglich wäre.
Also wollen wir sie haben. -Wir sind ja keine Diktatur.
Sie sehen halt "schick" aus - haben aber schlichtweg keine Konsequenzen.
Die Legislative richtet sich da ja durchaus nach dem, was die Bevölkerung will; letztere setzt sich aber eben tendenziell eher weniger mit rechtsphilosophischen Ansichten auseinander...
Wir können also festhalten: dein Argument gegen so ein Gesetz ist reine Ansichtsache und gleichzeitig eine Meinung, die von der Mehrheit nicht geteilt wird.
dein Argument gegen so ein Gesetz ist reine Ansichtsache
So wie deine. Und das ist bei einer Meinungsfrage auch vollkommen legitim.
eine Meinung, die von der Mehrheit nicht geteilt wird.
Nun, im konkreten Fall spricht sich - Stand jetzt - sogar die Mehrheit gegen eine Strafbarkeit aus.
Und, wie gesagt: ich habe kein Problem damit, nicht die Mehrheitsmeinung zu vertreten, wenn es mir sinnvoll erscheint.
Es sollte in der Tat strafbar sein. Vielleicht nicht mit Knast, aber die Frau sollte verpflichtet werden, für das Kind komplett selbst aufzukommen, und der Betreuungsunterhalt müsste auch entfallen (mögliches Bürgergeld für diese Zeit auch nur als Darlehen). Wenn sie das nicht hinbekommt, muss sie eben mehr arbeiten, das wird von Vätern, die nicht genug zahlen können, schließlich auch verlangt.
5 Tage im Hauptjob und da könnte sie, wenns nicht anders geht, auch noch am Wochenende täglich 8 Stunden arbeiten gehen und den halben Verdienst für den Babysitter abdrücken.
Bin selbst weiblich, aber das ist eine ganz miese Tour. Bei Kuckuckskindern, die einem Mann wissentlich untergeschoben werden, der sie dann jahrelang durchfüttert, hätte ich übrigens auch nichts gegen Knast oder eine ordentliche Geldstrafe und bei Scheidung Verlust der Rentenpunkt und des Trennungsunterhaltes...
Die Frau ist nicht verpflichtet dem Mann zu sagen, dass sie die Pille abgesetzt hat. In einer vernünftigen Bzh sollte sie das natürlich nicht tun. Hier zählt Vertrauen. Aber grundsäzlich ist die Straftat zu schwach. Vor Gericht kann dies auch schlecht bewiesen werden. Auch Medikamente können die Wirkung der Pille aufheben. Der Mann selbst sollte auch verhüten. Das ist sicherer für beide und diese Variante ist auch gesünder, da er keine Hormone zu sich nimmt.
Ich rede von Fällen wo zb die Frau behauptet die Pille zu nehmen, ohne das es ihr je verschrieben wurde. Das ist nachweisbar und deutlicher Betrug. (Mögliche) Unfälle sind was anderes.
Nein, von Betrug kann man nicht sprechen. Bei Beziehungen gibt es nicht wie im Geschäftsleben die "arglistige Täuschung".
Aber man stimmt dem Sex zu, unter der Bedingung das Verhütung besteht. Wenn der Mann die Verhütung heimlich entfernt, ist es strafbar. Daher müsste es doch auch ähnlich sein, wenn die Frau die Verhütung weglässt. Zwar trägt sie mehr die Folgen, aber für beide verändert sich das Leben.
Nein, das ist alles nicht strafbar. Was ihr miteinander habt, ist eure Sache. Der Staat hält sich da mit seinem Strafsystem bewusst raus.
Ich frage ja auch nicht danach was IST, wie extra deutlich gesagt 😉
Nein, wenn der Mann behauptet ich habe eine Vasektomie, und die Frau deshalb auf Verhütung verzichtet ist das nicht strafbar.
Ein Kondom abzuziehen ist noch mal etwas vollkommen anderes, der Sex ist dann intimer, und es kann auch eher zum übertragen von Geschlechtskrankheiten kommen. Das ist nicht vergleichbar.
Die Frau ist nicht verpflichtet dem Mann zu sagen, dass sie die Pille abgesetzt hat.
Dann ist der Mann auch nicht verpflichtet der Frau zu sagen, dass er mitten im Geschlechtsverkehr das Kondom abzieht.
Es geht auch nicht darum ob ein Unfall passiert. Sondern wenn sie zb sagt sie würde die Pille nehmen, obwohl sie ihr nie verschrieben wurde.