Hat man wirklich gedacht die Rente kann so weiter gehen ohne Probleme grad für die ehr wenig im Leben verdient haben?

10 Antworten

Das Problem ist, welches wäre denn die bessere Alternative. Gesetz dem, wir würden die gesetzliche Rente abschaffen und jeder muss für dich selbst vorsorgen. Natürlich kann ich dann viel gezielter meinen Altersbedarf vorsorgen und decken - wenn ich Geld habe. Die finanziellen Mittel, um über Aktienfonds, Renten- / Lebensversicherungen oder sonst was genügend bis zum Alter anzusparen, dass man ohne Probleme leben kann haben die wenigsten. Die meisten würden dann in die Grundsicherung rutschen. Da haben wir 2 neue Probleme: a) durch Steuern finanziert und die Steuerzahler müssen es tragen b) Wenn Rentenversicherungen - egal auf welcher Basis pleite gehen, dann platzt eine richtig fette Blase. Dann sichert der Staat die Einzahlungen ab und das darf dann auch noch der Steuerzahler zahlen. Also haben wir eine Steuerlast, die nicht mehr zu tragen ist. In Schweden ist die Aktienrente ein zusätzlicher Baustein zur Umlagen finanzierter Rente. Die Umlage zur staatlichen Rente ist minimal kleiner, als in Deutschland. Dann kommt die Aktienrente noch oben drauf. Die allerdings freiwillig ist und auf 2,5% des Bruttoeinkommens begrenzt ist. Mit der Rieserrente hatte man einen ähnlichen Versuch hier in Deutschland gestartet. Das Problem ist auch hier, dass wenn die Schweden nicht zusätzlich absichern, wie auch hier in Deutschland, wird es einfach nicht reichen. Aber auch hier ist die Gefahr, dass da eine Blase platzen könnte bei einem Börsencrash, denn alle Rentenfonds in Schweden sind Aktienbasiert.


soireedure  04.10.2024, 14:00
welches wäre denn die bessere Alternative

Bürgerrente. Jeder, der in Deutschland ein Einkommen erzielt, zahlt in den gleichen Geldtopf ein. Beitragsbemessungsgrenze abschaffen (ist nicht mehr zeitgemäß) und Auszahlung der Renten deckeln, wie ja auch heute schon geschieht.

Das ist dann die Basis der Altersvorsorge, für ALLE. Darüber hinaus darf jeder weiter privat vorsorgen, wie er lustig ist. Das wird dadurch ja nicht verboten.

Jetzt kommen gleich die Ersten die "Kommunismus!" und "Verfassungswidrig!" schreien, die klassischen Totschlagargumente. Dabei gibt es gute verfassungskonforme Vorschläge, wie das umsetzbar wäre.

Der Klassiker in Deutschland ist aber, dass man etwas gar nicht erst versucht, weil, könnte ja schiefgehen.

okieh56  04.10.2024, 20:50
@soireedure

„...Auszahlung der Renten deckeln, wie ja auch heute schon geschieht."

Wie kommst du darauf? Die Höhe der Rente ist lediglich durch die BBG begrenzt, so dass man pro Jahr nicht mehr als ca. 2 Entgeltpunkte erarbeiten kann. Aber die Jahre sind unbegrenzt. Insofern gibt es keine Obergrenze.

soireedure  04.10.2024, 20:58
@okieh56
Aber die Jahre sind unbegrenzt

Inwiefern das? Menschliches Leben ist endlich, darüber hinaus ist auch die Regelaltersgrenze festgelegt.

Und es lässt sich durchaus steuern, wie hoch die ausgezahlten Renten später sind. Grundsätzlich geht es erstmal darum, dass alle in den gleichen Topf einzahlen. Und natürlich muss es dann einen gewissen Umverteilungsmechanismus geben. Dass der Multimillionär keine Multimillionenrente pro Monat benötigt, sollte klar sein.

Über die Steuer findet auch Umverteilung statt. Das Argument "verfassungswidrig" ist faul. Dann muss man halt einen Vorschlag erarbeiten, der verfassungskonform ist. Los geht's.

okieh56  04.10.2024, 21:15
@soireedure

Keiner hindert dich, über die Regelaltersgrenze hinaus zu arbeiten und RV-Beiträge zu zahlen, die im Folgejahr ab dem 01.07. deine Rente erhöhen - darauf gibt es sogar Zuschläge von 0,5% pro Monat.

Ich gebe dir völlig recht, dass jeder Arbeitende in die GRV einzahlen sollte und zwar ohne Begrenzung. In anderen Ländern klappt das schließlich auch und dort ist das Rentenniveau wesentlich höher als in Deutschland.

Das größte Problem ist das Solidarprinzip in der Rente.

Zu Bismarcks Zeiten ging das noch, weil nur jeder 5. Arbeitnehmer/in überhaupt 65 wurde. Mittlerweile gibt es viele Leute, die länger in Rente sind als sie je gearbeitet haben.

Andere Länder haben da andere Finanzierungen. Der Blick über die Grenzen kann sich lohnen. Wobei ich von der Aktienrente wenig überzeugt bin. So haben Rentner in den USA schon mehr wie einmal ihre Ersparnisse verloren. Ich finde den dänischen Weg attraktiv: die Rente wird über die Umsatzsteuer finanziert. Die Schweiz macht es ähnlich.

Wieso behauptest du in deinen Fragen immer irgendetwas, das dann so nicht stimmt?

https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-schweden-nur-bedingt-vorbildlich-40453.htm

Schweden zeige, dass eine Grundrente grundsätzlich machbar ist, erklärt Blank. Er weist aber auch darauf hin, dass die Garantierente für sich genommen nicht armutsfest ist. Ihr Höchstbetrag lag 2021 bei umgerechnet 850 Euro für Alleinstehende, der Betrag verringert sich mit zunehmender einkommensbezogener Rente. Hinzu kommt: Es sind etwa 40 Jahre Aufenthalt in Schweden nötig, um die Garantierente voll beziehen zu können – eine Bedingung, die viele Zuwanderer nicht erfüllen können


Schulzefa 
Beitragsersteller
 04.10.2024, 13:46

Frag ein in Deutschland der halbtags für mindestlohn gerabeit hat 45 Jahre ob er 850 bekommt (ohne das was aufstocket wird

Eisenschlumpf  04.10.2024, 13:56
@Schulzefa

Das kommt drauf an, wie viele Jahre er im Beitrittsgebiet gearbeitet hat. Dort haben viele nur wenige Anwartschaftspunkte erwirtschaftet, weil nominell gerechnet wirde.

Die Gesetzliche Rente ist so ein typisch deutsches Thema, wo wir seit 30 Jahren wissen dass dringender Reformbedarf besteht, es aber weiter "aussitzen". Hier ein Reförmchen, da ein Reförmchen (Mütterrente, Mindestrente) ohne das eigentliche Problem anzupacken.

Es gibt in meinen Augen zwei Kernprobleme:

  1. Das Umlagesystem basiert darauf, dass viele einzahlen, und wenige etwas rausbekommen. Die demografische Entwicklung geht aber in die andere Richtung (wenige zahlen ein, viele bekommen etwas raus = Rentnerrepublik Deutschland)
  2. Die Hauptlast der deutsche Gesetzliche Rente wird von der Mittelschicht getragen, genauer: von gut verdienenden Angestellten. Die Wohlhabendsten in unserem Land (Millionenerben, Firmeninhaber etc.) zahlen gar nicht ein. Nix, nada.

Viele wollen nur Problem 1 lösen. Der Klassiker: "Umlage abschaffen! Das bringt nix mehr!". Meist wird als Alternative die kapitalgedeckte Altersvorsorge vorgeschlagen, wo jeder nur für sich selbst spart. Problem: Wie soll die Putzfrau oder der LKW-Fahrer für sich selbst sparen? Selbst wenn man am Monatsende alles zusammenkratzt und in ETFs anlegt, kommt zum Rentenalter eine Summe zusammen, die vielleicht 10-15 Jahre zum Leben reicht. Und dann? Was, wenn man länger lebt?

Bei der Umlage kriegt man immer etwas raus, auch wenn man 100 Jahre alt wird. Lebenslange monatliche Rente zu einem fest garantierten Niveau - das ist das Versprechen.

Kapitalgedeckte Altersvorsorge hilft Wohlhabenden. Wer genug sparen kann, kommt auf stattliche Summen, die bis zum Lebensende reichen. Wer sich aber die Einkommensverteilung in D. anschaut weiß, dass mit rein kapitalgedeckter AV ein Großteil der deutschen Rentner im Alter vom Sozialamt abhängig wären. Also wieder mal ein Vorschlag, der nur für Besserverdiener funktioniert.

Warum schaut kaum einer auf Problem 2? Warum reformieren wir das Umlagesystem nicht so, dass es zukunftsfest ist? Es gibt genug kluge Vorschläge dazu.

Aber leider keine politischen Mehrheiten. Der Witz: Die Menschen, die im Alter von niedrigen Renten betroffen sein werden, wählen mehrheitlich Parteien, die daran nichts ändern wollen (Union, SPD, Grüne) oder es sogar noch verschlimmern wollen (AfD, FDP).

Warum setzt sich in der "Arbeiterpartei SPD" niemand ernsthaft für eine Bürgerrente ein? Ist man vor der Reichen-Lobby eingeknickt? Wir steuern sehenden Auges auf den Abgrund zu. Altersarmut und ein Rentenniveau, das irgendwann bei 20% liegen wird.