Gendern - Contra Argument entkräften?
Hallo liebe Community!
ich bereite mich aktuell auf eine Diskussion zum Thema Gender und gendergerechte Sprache vor (im Rahmen des Unterrichts). Wir werden in dieser Argumentation die Pro-Seite vertreten und uns ist ein Contra-Argument aufgefallen das schwer zu entkräften ist:
"Rund zwei Drittel der Wahlberechtigten lehnen das Gendern in Medien und Öffentlichkeit ab. Viele fühlen sich bevormundet und sehen es als Eingriff in ihre persönliche Sprache."
Hat jemand Ideen, wie sich dieses Argument entkräften lässt?
Vielen Dank schonmal!
KJSTB
11 Antworten
Da Sprache niemandem gehört und wir keine Sprachpolizei haben, müssen Menschen schlichtweg damit leben, dass andere womöglich anders sprechen. Dass sich einige davon bevormundet fühlen, daran sind nicht die schuld, die gendern.
Generell ist das aus linguistischer Sicht ein völlig sinnfreies "Argument" - über Sprache wird nicht demokratisch entschieden.
Darauf könnte die Gegenseite genauso leicht erwidern, dass es so etwas wie Rechtschreibregeln gibt...
Rechtschreibregeln sind nur für sehr wenige Bereiche bindend: Schulwesen und Behörden.
Sprache kann man sich nicht aussuchen! Sie folgt klaren Regeln und Grammatik.
Aus grammatikalischer Sicht sind Genderformen simpel bis langweilig - beim Sternchen haben wir schlichtweg ein neues Suffix. Als Linguist sehe ich außerdem davon ab, Menschen präskriptiv ihre Sprache vorschreiben zu wollen; so funktioniert Sprache nicht.
Nun, sie hat nach Argumenten dafür gefragt...
Das man es Niemandem aufzwingen kann und sollte, spricht jetzt weniger dafür.
Rechtschreibregeln sind nur für sehr wenige Bereiche bindend: Schulwesen und Behörden.
Ich finde, das macht auch wenig bis keinen Sinn. Privat, weißt du doch, mit wem du sprichst, da macht das Gendern keinen Sinn und in Behörden/der Schule wird es nicht akzeptiert.
Mir fällt jetzt auch nichts mehr ein, was dafür spricht.
Das man es Niemandem aufzwingen kann und sollte, spricht jetzt weniger dafür.
Verstehe ich nicht. Etwas muss nicht schlecht sein, nur weil man es anderen Menschen nicht aufzwingen möchte oder kann.
Ich finde, das macht auch wenig bis keinen Sinn. Privat, weißt du doch, mit wem du sprichst, da macht das Gendern keinen Sinn
Wieso sollte Gendern keinen Sinn machen, wenn ich mein Gegenüber kenne? Auch das verstehe ich nicht.
daran sind nicht die schuld, die gendern.
Das wäre so, wenn sie (und auch Du) nicht aktiv und aggressiv missionieren würden.
über Sprache wird nicht demokratisch entschieden.
Das ist falsch. Sprachentwicklung läuft demokratisch ab.
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Beispiel:
Neu-Wörter oder Umdeutungen
Handy, chillen, taff, blauäugig
Geschwisterkinder (eigentliche Bedeutung: Neffen und Nichten, umgedeutet zu Geschwister, die noch im Kindesalter sind)
Aussterbende Wörter:
Hagestolz, Blaustrumpf, Oheim, Base, nickelig
müssen Menschen schlichtweg damit leben, dass andere womöglich anders sprechen
Sehe ich genauso.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob es die Maxime gendersensibler Menschen ist, schlichtweg damit zu leben, dass andere sämtliche Sprachkonventionen der LBGTQ-Community ablehnen.
Sprache entwickelt sich vor allem durch Sprachgebrauch, also wird sogar basisdemokratisch entschieden.
Wenn überhaupt, dann der Sprachgemeinschaft, nicht des/eines Volkes. "Unmittelbar" finde ich im Zusammenhang mit Prozessen, die Jahrzehnte dauern, auch nicht unbedingt das passende Wort - aber ich denke, ich weiß, was du meinst.
Wichtig war mir in meiner Antwort aber eben das "entscheiden", das auch immer etwas Bewusstes, etwas Aktives hat. Das ist bei Sprachwandel eben i.d.R. nicht der Fall.
Nicht wissenschaftlich oder so, eher auf emotionaler Ebene, würde ich sagen, dass es menschlich ist, etwas Neues und Ungewohntes erstmal abzulehnen, vor allem, wenn man sich noch in einer großen Gruppe befindet, die das ähnlich sieht. Quasi so "Gruppendynamisch" auch.
"Persönliche Sprache" ergibt hier keinen Sinn, wenn von der Öffentlichkeit die Rede ist. Es ist ja kein privater Zwang, sondern einfach eine Art Reform zur Inklusion aller Menschen, auch derjenigen, die einen niedrigen Teil der Bevölkerung ausmachen. Letztendlich fühlt sich der Teil, der sich durch die Sprache diskriminiert fühlt (oder unbewusst leidet -> subtil macht es ja einen Unterschied, ob man immer nur vom Bauarbeiter spricht und nie von der Bauarbeiterin oder so), ebenso benachteiligt wie der (größere) Teil sich "benachteiligt" fühlt, wenn gegendert fühlt.
Naja und dann kann man sich immer fragen, wenn das Gendern nichts brächte, dann könnte man ja auch einfach per se die weibliche Form nehmen. Wenn da dann das Argument kommt, dass die männliche Form die Normalform wäre, weils schon immer so war, dann kann man auch sagen, die Frau durfte früher nie wählen, also warum dann heute?
Hast du den z.B. jemals eine Frau Dr. kennen gelernt die sich tatsächlich durch die bezeichnung "Frau Dr." beleidigt oder diskreminiert fühlte ?
Hallo liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller und liebeR FragestellerIN,
wenn sich jemand durch den Sprachgebrauch eines anderen bevormundet fühlt, sollte er sich bewusst machen, dass er genau die Intoleranz, die er anderen vorwirft, selber praktiziert.
Soll doch bitte jede schreiben, wie ihr der Schnabel gewachsen ist! Hier argumentativ mit demokratischen Gepflogenheiten zu argumentieren, finde ich einfach nur komisch.
Könnte es sein, dass die Empörung über das Gendern bei maskulinen Menschen besonders stark vertreten ist?
Könnte es sein, dass die Empörung über das Gendern bei maskulinen Menschen besonders stark vertreten ist?
TDamit habe ich tatsächlich heute eine interessante Erfahrung gemacht! Als sich die Klasse an einer Positionslinie zu dem Thema positionieren sollte, standen sofort 13 von 14 Jungs an der "Contra Seite", während viele Mädchen sich mittig bis "pro" positionierten!
Lässt sich nicht entkräften.
Die Mehrheit hat nicht immer recht aber Gendern ist ein Alibi-Projekt. Es hilft niemandem weiter. Aber die Leute die dafür sind können sich als gute Menschen fühlen weil sie was "erreicht" haben.
Würde man für Chancengleichheit z.B. bei der Bildung kämpfen bekäme man Gegenwind von Leuten mit Kapital und auch falls man erfolg hätte würde man es nicht direkt irgendwo sehen. Ausser vielleicht beim lesen einer Statistik.
Da gendern niemandem hilft ist nunmal das einzig wirkliche kriterium ob es gewünscht wird. Und das wird es nicht.
Gendern hilft niemandem? Hast du dafür eine wissenschaftlich fundierte Quelle?
Wie findest du das:
Tun die deutschen Feministen denn nichts dagegen, dass es unterschiedliche Wortformen für Männer und Frauen gibt, dass also Männer und Frauen sprachlich unterschiedlich behandelt werden?
https://www.tagesspiegel.de/kultur/gendern-macht-die-diskriminierung-nur-noch-schlimmer-4192660.html
Du diskreminierst mit Gendern um ein vielfaches mehr als mit einer geschlechtsneutralen Form.
Du willst also das die erfahrungen aller betroffenen Ignoriert werden und das nennst du dann wissenschaftlich ?
Der empirische beweis einer nicht-Existenz ist nunmal von der Sache her sehr problematisch.
Aber da du offenbar nicht in der lage bist nur eine Person zu finden die von Gendern tatsächlich profitiert hat sehe ich DAS als Wissenschaftlichen beweis. Den du gerade geliefert hast danke dafür.
Ein noch wissenschaftlicher Beweis ,das niemand von gendern profitiert, müsste eine Befragung aller deutssprachigen enthalten und auch DAS wären dann nur Stellungnahmen von Personen die du ja bereits als "nicht wissenschaftlich" betitelt hast.
Man muß nicht beweisen, daß etwas nichts bewirkt, sondern es muß bewiesen werden, daß etwas etwas bewirkt.
Ja. Daher ist die Aussage, dass gendern niemandem hilft, sehr leicht zu widerlegen. Ein Beispiel, in dem es hilft, reicht dafür schon. Und dass es solche Beispiele gibt, willst du hoffentlich mal nicht bestreiten oder?
Doch, das tue ich.
Welches Problem wird gelöst, welcher Nachteil wird beseitigt, wenn man Schüler.................. innen sagt oder Schüler:innen schreibt??
Interessant ist, daß Gendern nachweislich nicht genderneutral ist, sondern für Frauenlastigkeit sotgt. Da könnte man auch Böses dahinter vermuten ;o)
Auch das geschriebene Gender-Sternchen führt nicht dazu, dass Männer und Frauen vergleichbar stark wahrgenommen werden. Vielmehr denken Lesende in diesem Fall häufiger an Frauen als an Männer – aus dem Male Bias wird also ein Female Bias.
Gendern hilft Menschen sehr wohl. Mit einer genderausgerichteten Sprache ist es für viele Menschen einfacher Rollenbilder zu brechen und auf sich aufmerksam zu machen! Gesehen zu werden.
Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Krankenschwester. Ein Beruf der in unserer Gesellschaft schon lange von Frauen dominiert wird und demzufolge auch lange Zeit keine offizielle männliche Bezeichnung hatte. Mit der Einführung eines neutralen Begriffes - KrankenpflegerIn - können auch männliche Pfleger sich viel sicherer und selbstbewusster mit ihrem Beruf identifizieren.
https://www.tagesspiegel.de/kultur/gendern-macht-die-diskriminierung-nur-noch-schlimmer-4192660.html
Manchmal könnte man sich wünschen eine Frau zu sein dann hätte ich diesen Artikel auch so ähnlich schreiben "dürfen".
Gar nicht.
Jeder kann immer etwas beliebiges empfinden. Hier konkret die Bevormundung.
Und es ist eben auch deine Art der Beformundung. (Punkt).
Wichtiger ist die Einstufung dieser Bevormundung in ihrer Relevanz.
Ist die Bevormundung wichtiger, oder sind die Ziele des Genderns wichtiger?
Darauf könnte die Gegenseite genauso leicht erwidern, dass es so etwas wie Rechtschreibregeln gibt...
Damit wäre das Argument in wenigen Sekunden vom Tisch.
Sprache kann man sich nicht aussuchen! Sie folgt klaren Regeln und Grammatik.
Fehler bleiben Fehler, auch wenn sie in den Augen des Klägers keine sind. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Am Ende gewinnt der Richter, trotz aller Mühen.
Diese Argumentation lässt sich nicht mit Fakten gewinnen...