Frage an Religiöse/Gläubige Menschen soll man seine Eltern immer "ehren"?

Ja, immer 61%
Nein, nicht immer 39%

23 Stimmen

10 Antworten

Ja, immer

Seine Eltern gut zu behandeln gehört im Islam zu den wichtigsten Pflichten und dies nicht zu tun zu den größten Sünden.

Es wird im Quran mehrmals direkt nach dem wichtigsten Aspekt im Islam erwähnt, dem alleinigen anbeten von Allah.

"Und dein Herr hat bestimmt, daß ihr nur Ihm dienen und zu den Eltern gütig sein sollt. Wenn nun einer von ihnen oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sag nicht zu ihnen: "Pfui!" und fahre sie nicht an, sondern sag zu ihnen ehrerbietige Worte."
(Qur'an 17:23)

Die Grenze des Gehorsams gegenüber den Eltern wird da gezogen, wo die Eltern dir befehlen den Gehorsam gegenüber Allah abzulegen, denn dieser ist gewiss viel wichtiger. Du musst trotzdem respektvoll mit ihnen umgehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Muslime 🕋

Reddington98 
Beitragsersteller
 18.01.2023, 10:39

kannst du bitte die Antwort unten von Fuchssprung lesen und darauf (hier) antworten?

BuildYourMind  18.01.2023, 10:52
@Reddington98

Das ist eine schwierige Situation. In einem nach dem Islam geherrschten Land, müsste dein Vater für die Vergewaltigung an deiner Schwester die Todesstrafe bekommen.

Man muss die Taten, welche er gemacht hat in seinem Herzen verabscheuen. Doch sollte man wissen, dass der Vater in diesem Falle deine Hilfe benötigt. Man sollte versuchen mit ihm trotzdem auf respektvolle Art und Weise zu reden und ihm die Wahrheit ans Herz legen. Vielleicht ändert er seine Meinung und bereut alles vor seinem Tod und nähert sich Allah. Dies wäre das beste Ende.

Es bringt im Endeffekt garnichts respektlos zu sein.

Aber das ist ein schwieriger Fall und dies sollte eher mit ein Gelehrten oder zumindest einem Imam geklärt werden.

Nein, nicht immer

Stell dir vor, du hast einen Vater, von dem du weißt, dass er die schlimmsten Verbrechen begangen hat, die man sich nur vorstellen kann. Er hat im Krieg Menschen vor einen Graben gestellt und sie erschossen. Nach dem Krieg hat er seine eigene Tochter missbraucht und den Rest der Familie tyrannisiert.

Wie soll man den ehren?

Ja, immer

... und auch, wenn sie so sind, bleiben es die Eltern. Du kannst dir keine neuen besorgen. Man muss damit umgehen lernen, wie sie sind. Und wenn es gar nicht geht, dann muss man auch Konsequenzen treffen. Räumliche Trennung. Aber wenn es irgendwie geht, dennoch den Kontakt nicht abbrechen.

Und ganz wichtig ist, dass man selbst ein Vorbild bleibt und versucht, geduldig und gütig zu bleiben, wenn es irgends geht. Manchmal kann sie das sehr bewegen und es dazu führen, dass auch sie versuchen wollen, sich zu ändern. Schönes Benehmen hat so einen großen Effekt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

Hallo Anonymus1234902,

es gibt den berühmten Spruch zu dem Gebot: "... wenn sie Dich schlagen, sollst Du Dich wehren."

Es war lange zu beobachten, dass Eltern ihre Kinder, indem sie ihnen Gewalt angetan hatten, alles andere als geehrt hatten. Das Gebot wäre eher umgekehrt zu formulieren. Da mag es aber in der Entstehung des Gebots schon Religionismen gegeben haben, die eine "Hörigkeit" gegenüber Eltern im Sinne einer unabdingbaren Hierarchie gefordert hatten.

Aus einer heutigen Sicht dürfen wir aus der Liebe Gottes, die wir als universal darstellen können, argumentieren. Da bedeutet Liebe, dass sie Menschen eint, dass abstrakt gesprochen von der Liebe nur etwas ausgeht, etwas die Liebe auch erreicht. Diese Sicht ist theologisch gesehen sei Jesu bekannt.

Menschen, die sich zur Liebe entscheiden, haben die Attitude, im Sinne der Liebe in Einheit gleichermaßen für alle Fülle und größtmöglichen Freiraum zu schaffen, zumindest zu bewahren und zu achten. Diese Attitude nenne ich in Anlehnung an den Begriff der Liebe Gottes Göttlich.

Erziehung, wie man sie traditionell im Umfeld einer unabdingbaren Hierarchie betrachtet hatte, wir unter Liebe auf Augenhöhe (Einheit) zu einer Guidance (Freiräume für die Kinder). Dabei sind egenseitige Achtung und Ehren wieder Momente der Einheit.

Das Gebot wäre im ursprünglichen Sinne darin enthalten - doch wäre genauso die umgekehrte Sicht enthalten. Sie wäre umso bedeutender, da die Eltern bereits mehr Weitblick als die Kinder haben und wissen, wie es ist, Kind zu sein, denn sie waren selbst einmal Kind.

Wenn sich die Eltern alles andere als Göttlich verhalten (z.B. a*** Eltern, um ein schweres Wort nur anzudeuten), ist es ein Moment der Liebe sich selbst gegenüber, vor Verlust an Freiraum oder auch Fülle (z.B. Körperverletzung, Beleidigung, Nötigung, Freiheitsberaubung, Missbrauch, usw.) zu schützen. Betroffenen Kindern und Jugendlichen ist dann entsprechend zu helfen, was wiederum Göttlich ist und hilft, diesen Freiraum oder diese Fülle (wieder) herzustellen.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – früherer Glaube - heutige Plausibilität vieler Dinge