Entsalzunganlagen gegen den Klimawandel?

3 Antworten

Das geschieht ja auch überall. Insbesondere Umkehrosmose-Anlagen sind vergleichsweise günstig im Betrieb bei mäßigen Investitionskosten (z.B. ~500 Millionen Euro für 250000m³-650000m³ pro Tag in Spanien oder Israel).

Der Energiebedarf moderner Anlagen ist eher moderat (1.5 - 4 KWh/m³)

Der m³-Preis ist deutlich günstiger als in Deutschland.

Das größte Problem sind eher die politischen und bürokratischen Strukturen in vielen Ländern, die es den Amtsträgern erlaubt sich vor den Entscheidungen und Investitionen zu drücken. In Deutschland würde das Genehmigungsverfahren vermutlich 20+ Jahre betragen (alleine um die Umweltanalyse zur Solerückführung gegen besorgte Bürger durch alle Instanzen zu klagen).

Deine Frage klingt zwar für den typischen Konsumenten unserer Medien und die hiesigen Midwits etwas naiv, ist sie aber nicht. Ja, man kann mit relativ geringem Aufwand aus Meerwasser Trinkwasser gewinnen. Es gibt viele Methoden. Am effektivsten ist zur Zeit die Umkehrosmose.

https://www.chemie.de/lexikon/Meerwasserentsalzung.html

Je nach Salzkonzentration muss aufgrund der hohen Drücke auch in optimalen Anlagen mit einem Energieaufwand zwischen 2 und 3 kWh pro Kubikmeter Trinkwasser gerechnet werden.  

Eine kWh aus erneuerbarer Energie kostet ca. 3 Cent aus Kernkraft und 4 Cent aus einer Windkraftanlage.

https://www.quarks.de/technik/energie/welche-art-von-strom-ist-am-guenstigsten/

Die Kosten von Onshorewindenergie liegen beispielsweise nur zwischen 3,99 und 8,23 Cent pro Kilowattstunde.

Hinweis: Bei den Kosten wurde die hohe Volatilität des Windstroms berücksichtigt. Diese Kosten würden natürlich entfallen, wenn der Strom nur für die Entsalzungsanlage genutzt wird. Offshorewindenergie ist noch etwas günstiger.

Damit kostet ein m³ Trinkwasser aus Salzwasser ca. 8-9 Cent. Das ist nicht viel. Es müsste natürlich noch durch Pipelines in die trockenen Regionen gepumpt werden. Das kostet aber auch nicht viel.

Anders sieht es aus, wenn das Trinkwasser aus Luftfeuchtigkeit gewonnen werden muss, weil der Staat keine Küste hat.

https://www.deutschlandfunk.de/trinkwasser-aus-der-luft-104.html

Tolle Idee! Was wurde daraus?
Trinkwasser aus der Luft
Sauberes Trinkwasser ist in vielen Regionen der Erde knapp. Abhilfe versprechen Geräte, die Kondenswasser aus der Luft extrahieren. Um das Jahr 2010 gab es eine Reihe von Firmen, die sie auf den Markt bringen wollten. Viele scheiterten, obwohl die Technik funktioniert. Die Kosten bleiben ein Problem.
Pro Liter Wasser sind 0,2 Kilowattstunden Strom nötig

Für 1000l oder 1 m³ braucht man also 200 kWh oder 6-8€. Es kommt natürlich auch auf die relative Luftfeuchtigkeit an. Die physikalisch bestimmte Mindestenergie für ein Mol Wasser ist RT * ln(relative Feuchte [%]/100%)

Das ist für viele arme Staaten einfach nicht zu stemmen. Es ist aber auch nicht SOOoo viel. Für den privaten Verbraucher in Deutschland kostet ein m³ ca. 3€.

https://www.it.nrw/nrw-trinkwasser-war-2022-im-schnitt-um-vier-cent-je-kubikmeter-abwasser-um-21-cent-je-kubikmeter

Infolgedessen ergibt sich für Solingen mit 3,22 Euro je Kubikmeter der landesweit höchste Wert beim Trinkwasser.

Zusammenfassend: Ja, man könnte problemlos Trinkwasser aus Meerwasser gewinnen. Es muss ja noch nicht einmal Trinkwasser sein. Brauchwasser kostet nur die Hälfte. Das könnte man z.B. in Deutschland in die trockensten Regionen pumpen und ein Vielfaches an landwirtschaftlichen Erträgen zurück bekommen.

Es ist aber leider politisch nicht gewollt. Meines Wissens ist die AfD die einzige Partei, die eine solche Entwicklung unterstützen würde.

Private Haushalte und Gemeinden in trockenen Regionen, in denen oft reichlich Solarenergie zur Verfügung steht, z.B. Spanien, könnten ihr Trinkwasser auch aus Luftfeuchtigkeit gewinnen. Dort wäre dann das Trinkwasser ca. 2-3 mal so teuer wie aktuell in Deutschland.

Wie schon oben geschrieben: Es wäre sinnvoll, technisch möglich und nicht teuer, aber es ist politisch nicht gewollt, weil man damit kein Einkommen von unten nach oben verschieben könnte.

Das Problem mit Meerwasserentsalzungsanlagen ist, dass sie das Salz wieder ins Meer zurück leiten und um sie herum tote Zonen mit viel zu viel Salz entstehen.

Gruß

Eragon