Ehebruch laut der Bibel nur durch Fremdgehen?

6 Antworten

Mt 5

27 »Ihr wisst, dass es heißt: 'Du sollst nicht die Ehe brechen!' 28 Ich aber sage euch: Wer die Frau eines anderen begehrlich ansieht, hat in seinem Herzen schon die Ehe mit ihr gebrochen.

29 Wenn dich dein rechtes Auge zur Sünde verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Es ist besser für dich, du verlierst eines deiner Glieder, als dass du ganz in die Hölle geworfen wirst. 30 Und wenn dich deine rechte Hand zur Sünde verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Es ist besser für dich, du verlierst eines deiner Glieder, als dass du ganz in die Hölle kommst.

31 Bisher hieß es: 'Wer sich von seiner Frau trennen will, muss ihr eine Scheidungsurkunde ausstellen.' 32 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau trennt, außer sie hat ihrerseits die Ehe gebrochen, der treibt sie in den Ehebruch. Und wer eine Geschiedene heiratet, wird zum Ehebrecher.«


Jesus macht das, was "Rabbinen" einen Zaun um die Thora ziehen" nennen: auch alle Grenzfälle verbieten. Und zu diesen Grenzfällen gehört auch der begehrliche Blick (V.28). Und das Scheidung, um jemand anders zu heiraten Ehebruch ist, steht schon im AT.

Jesus macht an dieser Stelle in V.31 den Mann dafür verantwortlich, wenn die Frau nach Scheidung wieder heiratet. Hat was mit der damaligen gesellschaftlichen Stellung der Frau zu tun. In anderem Zusammenhang (Mk 10,11-12) formuliert er es so, wie es dem römischen Recht (und unserer Gesellschaft) entspricht. Herodias, die sich nach römischem Recht scheiden ließ, um den Bruder ihres Ehemanns zu heiraten, dürfte von den Spruch not amused gewesen sein, sondern sich an Johannes den Täufer erinnert haben, der ähnliche Töne von sich gegeben hatte.

In beiden Fällen liegt Ehebruch vor, auch wenn es juristisch kein "Fremdgehen" ist.

Der Herr Jesus schneidet in der Bergpredigt viele Themen an, die heute wie damals aktuell sind. Das gilt auch für das Thema Ehescheidung, ein Problem, mit dem sogar wahre Christen mehr und mehr konfrontiert werden. In Matthäus 5,27-30 hatte Er über die Sünde des Ehebruchs gesprochen und dabei auch die fleischliche Begierde verurteilt. In engem Zusammenhang mit diesem Abschnitt stehen nun die Verse 31.32, in denen Er über Ehescheidung und Wiederverheiratung spricht. Nicht nur der Ehebruch und die ihm vorausgehende fleischliche Begierde, sondern auch die Ehescheidung steht im Widerspruch zu Gottes Gedanken bezüglich der Ehe. Abgesehen von dem gemeinsamen Hauptgedanken – die Beziehungen zwischen Mann und Frau – weist auch die zweimalige Erwähnung des Ehebruchs in Vers 32 auf einen Zusammenhang hin. Andererseits zeigen die Einleitungsworte „Es ist aber gesagt“ und „Ich aber sage euch“ doch, dass der Herr hier eine weitere Gegenüberstellung zwischen den alten Überlieferungen und Seinem Wort und Willen macht (vgl. V. 21,27,33,38,43). Trotzdem werden die Verse 21 und 32 von manchen als eine Art Anhängsel des vorigen Abschnitts betrachtet. Bibelstelle(n): Matthäus 5,27-32; 19,3-9; Markus 10,2-12; Lukas 16,18; 1. Korinther 7,10.11; 5. Mose 24,1-4 http://www2.hu-berlin.de/theologie/gestrich/dokumente/20120529AuslegungderBergpredigtJesu.pdf


moonrise21 
Beitragsersteller
 17.02.2013, 17:09

Das heißt also, dass man durch "lüsterne Blicke" also im Prinzip Ehebruch begeht, es aber niemand außer dem Herrn und einem selber mitbekommt. Ich habe noch eine kurze Frage: Die Frau ist bei einer Scheidung also immer im Nachteil, ob sie nun wirklich Ehebruch begangen hat oder nicht, oder?

Danke für die ausführliche Antwort :)

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Fred4u  17.02.2013, 17:30
@moonrise21

"Die Frau ist bei einer Scheidung also immer im Nachteil, ob sie nun wirklich Ehebruch begangen hat oder nicht, oder?" Nein, warum sollte dieses so sein? Das war frueher so (heute nicht mehr, weder biblisch noch gesetzlich in Mitteleuropa). http://www.sermon-online.de/de/search.pl-lang=de&id=16091&title=&biblevers=&searchstring=&author=0&language=0&category=0&play=0.htm

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helmutwk  17.02.2013, 20:23
@moonrise21

Die Frau ist bei einer Scheidung also immer im Nachteil, ob sie nun wirklich Ehebruch begangen hat oder nicht, oder?

Inwiefern? Wie kommst du auf diese Frage?

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Dummie42  18.02.2013, 13:25
@Fred4u

Jesus wollte die Rolle der Frau stärken, als er die Ehe für unauflöslich erklärte. Im Judentum konnte der Mann die Frau in die Wüste schicken aber nicht umgekehrt.

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moonrise21 
Beitragsersteller
 18.02.2013, 16:58
@helmutwk

Deshalb:

Matthäus 5, 32: Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, der macht, daß sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.

Wenn eine Frau geschieden wird die keinen Ehebruch begeht, begeht sie ihn trotzdem. So verstehe ich was da steht.

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moonrise21 
Beitragsersteller
 18.02.2013, 17:01
@Fred4u

Das das heute so ist ist mir klar. Ich frage mich nur was die Bibel selbst sagt. Meinst du mit "früher" die Zeit vor der Bibel oder die Zeit nach der Bibel bis vor wenigen Jahrhunderten?

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Ohola100  18.02.2013, 17:21
@moonrise21

DAs bedeutet, wer "Scheidungsgrund" ist, und eine andere Ehe wegen ihm aufgelöst wurde, veranlaßt sie zum Ehebruch, auch wenn sie vorher geschieden wurde. Es heißt ja nicht, sie bricht die Ehe, sondern der, der sie heiratet. Es wird aus der Sicht des Mannes beurteilt.

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helmutwk  20.02.2013, 12:46
@Ohola100

Also:

  • es gibt mehrere Sprüche zum Thema Ehescheidung, daraus wird deutlich, dass beide geschiedene Partner Ehebruch begehen, wenn die wieder heiraten, auch begeht Ehebruch, wer eine geschiedene Frau heiratet. Wir können davon ausgehen, dass auch ne Frau, die einen geschiedenen Mann heiratet, Ehebruch begeht.
  • in Mt 5,32 wird gesagt, dass eine geschiedene Frau, die wieder heiratet, Ehebruch begeht, aber die Schuld dafür wird dem Mann gegeben, der sie davongeschickt hat. Hat was mit der damaligen jüdischen Gesellschaft zu tun, in der einer geschiedenen Frau nix anderes übrig blieb als sich einen neuen Versorger zu suchen, auf unsere Gesellschaft passt besser der Spruch von Mk 10,11-12 (der auf das römische Recht abzielt, nach dem z.B. Herodias sich scheiden ließ, vgl. Mk 6,17-18).

Mk 10,11 und er sagte zu ihnen: »Wer sich von seiner Frau trennt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch gegenüber seiner ersten Frau. 12 Und auch umgekehrt: Eine Frau, die sich von ihrem Mann trennt und einen andern heiratet, begeht Ehebruch.«

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Das bedeutet im Grunde, wer lieber unzüchtige Filmchen und ähnliche Machwerke ansieht und sich dabei befriedigt und seinen Ehepartner dadurch betrügt, ist ein Ehebrecher, ganz klar.

Exkurs über Scheidung und Wiederheirat

Scheidung lag nie in der Absicht Gottes mit dem Menschen. Sein Ideal ist, daß ein Mann und eine Frau verheiratet bleiben, bis ihre Gemeinschaft durch den Tod auseinandergerissen wird (Röm 7,2.3). Jesus machte den Pharisäern das deutlich, indem er auf die göttliche Schöpfungsordnung hinwies (Matth 19, 4-6). Gott haßt Scheidung (Mal 2,16), d. h. nicht schriftgemäße Scheidung. Er haßt nicht jegliche Form der Scheidung, weil er selbst von sich sagt, daß er sich von Israel geschieden habe (Jer 3,8). Das geschah, weil das Volk ihn vergaß und Götzendienst trieb. Israel war untreu geworden. In Matthäus 5,31.32 und 19,9 lehrte Jesus, daß Scheidung verboten ist, außer in dem Fall, daß ein Partner sich des Ehebruchs schuldig gemacht hat. In Markus 10,11.12 und Lukas 16,18 ist der Nachsatz mit dieser Ausnahme ausgelassen worden. Der Widerspruch läßt sich vielleicht am besten dadurch erklären, daß weder Markus noch Lukas den Ausspruch vollständig wiedergeben. Deshalb, auch wenn die Scheidung nie das Ideal sein darf, ist sie in dem Fall erlaubt, wenn ein Partner untreu geworden ist. Jesus erlaubt Trennung in einem solchen Falle, aber er gebietet sie nicht. Einige Gelehrte sehen 1. Korinther 7,12-16 als eine Lehre, die die Scheidung erlaubt, wenn ein Gläubiger von einem ungläubigen Ehepartner verlassen wird. Paulus sagt, daß der übriggebliebene Partner in diesem Falle »nicht geknechtet « ist, d. h., er oder sie ist frei, eine Scheidung zu erlangen. Die Meinung des Autors dieses Kommentars ist, daß hier der gleiche Fall wie in Matthäus 5 und 19 gemeint ist, daß nämlich der Ungläubige weggeht, um mit jemandem anderen zusammenzuleben. Deshalb kann dem Gläubigen eine Scheidung nur dann gewährt werden, wenn der andere Partner Ehebruch begeht. Es wird oft behauptet, daß Scheidung im NT zwar erlaubt sei, aber die Wiederheirat nicht erwähnt wird. Dennoch geht das Argument an der Fragestellung vorbei. Wiederheirat des unschuldigen Teiles wird im NT nicht verurteilt – nur für den, der den Anlaß zur Scheidung gegeben hat. Außerdem ist einer der Hauptgründe für schriftgemäße Scheidung die Möglichkeit zur Wiederheirat, sonst würde ja eine einfache Trennung ausreichen. In jeder Diskussion dieses Themas kommt unausweichlich die Frage auf: »Was ist mit den Menschen, die sich scheiden ließen, ehe sie gläubig wurden? « Es sollte keine Frage sein, daß ungesetzliche Scheidungen und Wiederverheiratungen vor der Bekehrung Sünden sind, die vollständig vergeben worden sind (z. B. 1. Kor 6,11, wo Paulus den Ehebruch unter den Sünden nennt, die die Korinther in ihrem früheren Leben begangen haben). Sünden vor der Bekehrung sollten den Gläubigen nicht von einer vollen Teilnahme am Gemeindeleben ausschließen. Eine schwierigere Frage betrifft Christen, die sich aus unschriftgemäßen Gründen scheiden lassen und dann wieder heiraten. Können sie wieder in die Gemeinschaft der Gemeinde aufgenommen werden? Die Antwort basiert darauf, ob Ehebruch oder ein anhaltender Zustand der ursprüngliche Anlaß zu der neuen Verbindung ist. Wenn dieses Paar im Ehebruch lebt, dann müßten sie nicht nur ihre Sünde bekennen, sondern auch ihren gegenwärtigen Partner verlassen. Aber Gottes Lösung für ein Problem ist nie ein solches, das schwierigere Probleme als vorher aufwirft. Wenn, um einen ehelichen Konflikt zu entwirren, Menschen in Sünde getrieben werden, oder Frau und Kinder ohne Geld und Obdach zurückgelassen würden, dann wäre die Heilung schlimmer als die Krankheit. Nach der Meinung des Autors können Christen, die sich unschriftgemäß haben scheiden lassen und dann wieder geheiratet haben, echte Buße von ihrer Sünde tun und wieder in die Gemeinschaft des Herrn und der Gemeinde aufgenommen werden. In Scheidungsfragen liegt fast jeder Fall anders. Deshalb müssen die Ältesten einer Gemeinde jeden Fall einzeln untersuchen und ihn gemäß dem Wort Gottes beurteilen. Wenn einmal Gemeindezucht geübt werden muß, dann sollten sich alle Beteiligten der Entscheidung der Ältesten unterordnen.

William McDonald

Kommentar zum Neuen Testament

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – EBTC Internationale Bibelschule Berlin, Autor

Wenn man einen anderen, als den Ehepartner begehrt, hat man in Gedanken schon die Ehe gebrochen. Laut Bibel zählt das.


moonrise21 
Beitragsersteller
 17.02.2013, 16:52

ok, danke :)

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