Dürfen Frauen laut Bibel keine Hosen tragen und müssen nur mit Rock rumlaufen?
Gibt es wirklich eine Stelle in der Bibel, die uns vorschreibt, wie wir uns als Christen anzuziehen haben?
In der Bibel steht so oft, dass Gott das Herz ansieht, aber wenn man als Frau keine Hosen tragen sollte, ist das meiner Meinung nach sehr aufs Äußerliche bezogen. Ich meine, man kann nach außen hin vieles zeigen, man kann nach außen hin zeigen, dass man der gläubigste Mensch auf Erden ist, aber wenn man es im Herzen nicht fühlt, dann bringt dieses ganze Getue nach außen auch nichts... also das ist meine Meinung, aber ist es wirklich so, dass man als Gläubige Frau keine Hosen tragen sollte? Und gibt es wirklich eine Stelle in der Bibel, die das aussagt?
Und wie kommen Gläubige Christen darauf, dass man als Frau keine Hosen tragen sollte?
12 Antworten
Nein, eine solche Bibelstelle findet sich nicht.
Ich zitiere mal aus dem Forum des Bibelkreis.ch: "Den Begriff 'Hose' werden wir vergeblich in der Bibel suchen, da es in biblischen Zeiten noch keine Hosen gab und dieses Kleidungsstück bei uns erst seit der Neuzeit bekannt ist. Hosen wurden zuerst als Unterbeinkleid unter einem langen Rock getragen, später zum kurzen Wams. Schlitz-, Pluder- und Pumphosen folgten im 16. und 17.Jahrhundert, und schließlich im 18.Jahrhundert enge, seiden Kniehosen (culottes).
Erst mit den röhrenförmigen 'pantalons' des Volkes setzten die französischen Revolutionäre das Urbild der heutigen Hosen durch. (Siehe dazu die Illustrationen auf der Titelseite.) In manchen Kulturen (z.B. in Pakistan und Nordindien) gehören unter dem Rock getragene lange 'Hosen' zur normalen weiblichen Bekleidung. Niemand würde da auf den Gedanken kommen, diese Frauen tragen 'Männerkleidung'.
Wo für weibliche Gemeindeglieder ein „Hosenverbot“ besteht, stützt sich dasselbe auf einen einzigen Bibelvers nach der alten Lutherübersetzung: 'Ein Weib soll nicht Mannsgewand tragen, und ein Mann soll nicht Weiberkleider antun' (5.Mose 22,5). Grundsätzlich stellt sich erst einmal die Frage, inwieweit alttestamentliche Gebote und Vorschriften für die neutestamentliche Gemeinde, die nicht mehr unter dem Gesetz ist, überhaupt verbindlich sind. Will man den Buchstaben des Gesetzes erfüllen, dann dürfte man auch kein Kleidungsstück aus einem Mischgewebe von Wolle und Baumwolle tragen (5.Mose 22,11). Es gibt zwar keine neutestamentliche “Kleiderordnung“, aber klare Anweisungen in 1.Tim.2,9.10 und 1.Petr.3,3.4.
In dem oben zitierte alttestamentlichen Bibelvers sucht man vergeblich den Begriff 'Hose'. Was bedeutet nun das mit 'Mannsgewand' übersetzte hebräische Wort 'keliy'? ' Es hat eine Vielzahl von Bedeutungen. Die Grundbedeutung dieses Wortes ist „ein hergestellter Artikel, eine Utensilie, ein Gefäß“. Weitere Bedeutungen sind: Jagdgerät, Kriegsgerät, Waffen, Instrument und Hirtentasche. So übersetzt z.B. die Neue Jerusalemer Bibel genauer: 'Eine Frau soll nicht die Ausrüstung eines Mannes tragen. Die Elberfelder Bibel übersetzt 'keliy' als Mannszeug bzw. Männerzeug. Es geht hier also gar nicht in erster Linie nur um 'Männerkleidung' oder gar um 'Hosen', sondern viel umfassender um alles, was geschlechtsspezifisch einen Mann von einer Frau unterscheidet. Gott hat die Menschen als Mann und Frau geschaffen und will keine Verwischung der Geschlechter. Auch rein äußerlich soll ein Mann als Mann und eine Frau als Frau erkennbar sein.
Bleiben wir nun einmal bei der 'Kleiderfrage'. Die Bibel gibt uns keine Auskunft darüber, was Männer- oder Frauenkleidung ist. Die menschliche Kleidung hat eine lange Entwicklungsgeschichte und weist in den verschiedenen Ländern und Erdteilen eine große Vielfalt auf. Die erste Kleidung für den Menschen fertigte Gott selbst an: er machte ihnen beiden 'Röcke (kuttoneth - 'Leibröcke') von Fellen', und nicht etwa eine Hose für Adam! Im alten Ägypten trug der Mann einen knie- oder wadenlangen Schurz, die Frau ein knöchellanges Trägergewand. Die Nomaden im Land Kanaan zur Zeit der Patriarchen kannten in der Kleidung für Mann und Frau so gut wie keinen Unterschied. Auch zur Zeit der Könige trugen die Juden, sowohl Männer als auch Frauen, Hemdröcke. Der Unterschied der Geschlechter zeigte sich beim Mann am Bart, an den kurzen Haaren und den Waffen oder Jagdgerät, was eben das 'Männerzeug' ist, und bei den Frauen am langen Haar und Schleier. Die Kleidung der babylonisch-assyrischen Bevölkerung bestand aus dem kurzärmeligen, hemdartigen Gewand, im allgemeinen knielang, ergänzt um ein schräg um den Körper gewickeltes langes Tuch. Beide Geschlechter der Römer trugen die Tunika, die Matronen die längere Stola. Die 'Miniröcke' der römischen Soldaten sind wohl allgemein bekannt. Übrigens trug auch Jesus einen 'nahtlosen Leibrock' und keine Hosen, ohne sich des Tragens von Frauenkleidung schuldig zu machen.
Von der Schrift her fehlt uns also jede Grundlage, in der 'Hosenfrage' ein ehernes Gesetz aufzustellen und überhaupt einen ungebührlichen Wert auf gewisse Kleidungsstücke zu legen. Als gläubige Christen genügen uns voll und ganz die neutestamentlichen Anweisungen, „anständige“ bzw. „sittsame“ Kleidung zutragen."
Wie chrisbyrd schon sagt, geht es bei dieser Weisung Gottes nur um männlich oder weiblich, so wie Gott es bei der Schöpfung eingerichtet hat.
„Eine Frau soll keine Männersachen auf sich haben, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen; denn jeder, der dies tut, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Gräuel.“
5. Mose 22:5 SCH2000 https://www.bible.com/157/deu.22.5.sch2000
Dieses Gebot ist gleichzeitig seine Antwort auf die Genderproblematik. Männlich und weiblich hat natürlich auch mit Sexualtät und Zeugung zu tun. So ist dieses Prinzip für gottesfürchtige Menschen, die nicht in diesen natürlichen Rahmen passen, sondern anders sind, die Aufforderung, um Gottes Willen sexuell enthaltsam zu leben. Das kann nur in der Kraft Gottes gelingen und führt zu einem erfüllten Leben.
„denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.“
2. Timotheus 1:7 SCH2000 https://www.bible.com/157/2ti.1.7.sch2000
„Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns.“
2. Korinther 4:7 SCH2000 https://www.bible.com/157/2co.4.7.sch2000
Wir haben in unserer Familie einige bibelfeste Mitglieder und nicht einer kennt so eine Kleiderordnung. Ich vermute mal, dass das eher von der Katholischen Kirche selbst diktiert wurde. Meine Mutter erzählte mir, dass sie im kältesten Winter in der Schule nur Hosen tragen durften, wenn Röcke darüber getragen wurden. Diese Zwangsmaßnahme hat sich Jahre später völlig erübrigt. Heute tragen Kinder, Mädchen und junge Frauen was sie wollen und was ihnen gefällt und das ist auch richtig so.
das eher von der Katholischen Kirche selbst diktiert wurde.
So ein Unfug. Die Kirche hat diesbezüglich keine Vorschriften oder Lehre.
Ich vermute mal, dass das eher von der Katholischen Kirche selbst diktiert wurde
Zeugen Jehovas tun das auch heute immer noch....
Hallo Lea,
man findet schon Bibelzitate, wo es um eine Kleiderordnung geht.
Ich bin der Auffassung, dass sich hier Kulturgut in "Gottes Wort" verwandelt hatte - quasi schon ein Religionismus entstanden ist. Der mag sich in vielen Glaubensgemeinschaften als sehr opportun erwiesen haben.
In einem Patriarchat waren die Frauen bis in jüngste Zeiten noch hintenangestellt und diskriminiert. Deren Erotik war aber bei den Männern gerne willkommen. Rock und Kleid waren zum einen erotisch: trivial von unten offen, zum andern verdeckend und nicht explizit. Da waren Hosen bei Männern schon expliziter. Letztlich lassen sich beide Kleidungs-Styles als Alleinstellungsmerkmale betrachten.
Nachdem die Frauen es leichter hatten, auch Hosen zu tragen - und auch Hosen sehr viel Erotik rüberbringen, ist dieses Alleinstellungsmerkmal durchbrochen. Das könnte diesen Style bei Frauen religionistisch diskriminieren - und in manchen Bibelzitaten eine Begründung suchen.
Aus der Sicht Gottes dürfen wir alle Menschen als gleichwertig betrachten - auch wenn Glaubensinhalte dem widersprechen sollten. Frau oder Mann ist dann lediglich eine Ausdrucksform im Leben.
Ein Alleinstellungsmerkmal verschwindet in dem Sinne - und jeder Mensch hat die Freiheit zum eigenen modischen und erotischen Ausdruck. Da sind die Frauen - in meinen Augen - den Männern etwas vorweg. Aber auch die Männer erlauben sich immer mehr eine traditionell feminine modische Ausdrucksweise.
Kein Kleidungsstück ist irgendwie sündig. Sündig mag eher eine Einstellung sein, zu der jemand ein Kleidungsstück zum eigenen Nutzen tragen würde oder von jemand verlangen würde, zu tragen. Und mit sündig meine ich das Gegenteil von Göttlich. Somit folgt in der Umkehrung, dass jedes Kleidungsstück zunächst Göttlich ist und ein Ausdruck damit sowohl anderen Menschen wie auch sich selbst gleichermaßen zu Gute kommt.
Beispielsweise sind Hot Pants in sich Göttlich - damit aber jemanden für eigene Zwecke zu manipulieren wäre nicht-Göttlich (sündig). Jemandem aus dem Grund zu verbieten, Hot-Pants zu tragen, würde die Einstellung, jemand anders manipulieren zu wollen, nicht verändern.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Klar, sieht Gott auf das Herz und gute Kleidung macht nicht gleich einen guten Menschen. Aber aus Respekt sollte man schon bei heiligen Versammlungen auf den Kleidungsstil achten. Man geht ja auch nicht zu einer Hochzeit oder einem Vorstellungsgespräch im Jogginganzug!
Im Christentum und auch im Judentum ist es verboten als Frau wie ein Mann auszusehen (z.B. kurze Haare und Männerklamotten) und umgekehrt. Beinkleider (Hosen) waren früher im Judentum nur den Priestern gestattet (2.Mose 28:42)