Meinung des Tages: 80 Jahre D-Day - wie wichtig ist eine lebendige Erinnerungskultur?

23 Antworten

Natürlich ist die Erinnerungskultur - das Gedenken - eine entscheidende Absicherung gegenüber einer vergleichbaren Situation in der Zukunft. Heute mehr als noch vor 10, 20, 30 Jahren. Man sollte gegenüber der jungen Generation argumentieren - was wäre Europa ohne D-Day: ein Europa unter dem Hakenkreuz im Jahr 2024. Auf welche Freiheiten, (die für uns heute selbstverständlich sind) müssten man verzichten.

D.h. man muss eine unmittelbare (fiktive) Verknüpfung mit der heutigen Lebensrealität herstellen, damit verstanden wird und dass für unsere aktuellen Freiheiten damals viele junge Menschen ihr Leben ließen.

Solche Inhalte finden sich natürlich nicht auf Tiktok, sondern das muss man durch geschichtskundige Personen und am besten durch (Aufnahmen der letzten) Zeitzeugen transportieren.

ja, also, ich bin der Meinung dass es zwar gut ist einige Dinge immermal wieder ins Gedächtnis zu rufen, aber man kann (wie es in allen Bereichen möglich ist) es auch übertreiben. Vor zehn, zwanzig Jahren gab es eine Vielzahl an geschaffenen/gebauten Denkmälern bezüglich Holocaust. Ich muss nicht an jeder Ecke in einigen Städten diese Dinge sehen. Was Schule/Wissen betrifft: es gab so viele Schulreformen in den letzten drei Jahrzehnten, von denen meiner Meinung nach der größere Teil kontraproduktiv waren. Z.B. war ein Abitur vor 25 Jahren mit einer eins vorm Komma etwas seltenes und wissenstechnisch auch aussagekräftiges. Heutzutage ist eine 2 vorm Komma schon übel und ich stell mir die Frage was genau ist denn da in den Köpfen noch drin aus 12, 13 Jahren Schule. Dass Russland heute ausgeschlossen wurde find ich nicht erwähnenswert. Wäre Russland dabei, würd ich kotzen und politische Moral (falls es das so gibt) als völlig verkommen erachten.


zetra  07.06.2024, 15:10

ndependence Day – 4. Juli

Dieser Tag ist wohl der wichtigste überhaupt: der Unabhängigkeitstag. Am 4. Juli 1776 wurde die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten in Philadelphia unterschrieben. Dies wird von den Amerikaner mit großem Picknick oder BBQ gefeiert!

Die wichtigsten Feiertage in den USA - Apex Social - Auslands

Wäre Russland dabei, würd ich kotzen und politische Moral (falls es das so gibt) als völlig verkommen erachten.

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Es sind Verbündete damals gewesen und das zählt. Warum wird nicht gekotzt wegen de m Vietnamkrieg, oder Bush Junior seiner Lüge auch mit dem Irak? Einseitigkeit führt zu Unglaubwürdigkeit.

verreisterNutzer  07.06.2024, 15:18
@zetra

also erstmal, der 4. Juli ist wohl für die Amerikaner ein oder der wichtigste Tag. Für andere Nationen wird es wenig bis gar nicht wichtig sein. Der 3. Oktober z.B. interessiert außerhalb Deutschlands auch niemanden. Ja, historisch hat die USA auch meiner Meinung nach definitiv nicht immer richtig gehandelt, aber es geht ja momentan nicht um den Vietnamkrieg oder die Sklaverei, sondern darum, dass Russland bzw. Putin ein Kriegstreiber/Verbrecher ist. Aber was daran gut gewesen wäre, wenn er eingeladen gewesen und erschienen wäre, dann würde er jetzt in der Nähe von DenHaag im Knast sitzen.

zetra  07.06.2024, 16:28
@verreisterNutzer

Da gäbe es noch ganz andere Anwärter für, aber das klappt genau sowenig.

verreisterNutzer  07.06.2024, 16:29
@zetra

hm, glaube kaum, dass es wirklich viele Leute gibt die Putin Konkurrenz machen bezüglich der Anzahl an getöteten Opfern

zetra  07.06.2024, 16:38
@verreisterNutzer

bezüglich der Anzahl an getöteten Opfern ?

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Weisst du wie lang diese Aufzählung sein könnte?

verreisterNutzer  07.06.2024, 16:40
@zetra

schon klar dass Putin nicht der einzige lebende massenmordende Despot ist, aber er befindet sich auf jeden Fall ganz weit vorne

wyooo  07.06.2024, 20:19
@verreisterNutzer

Ohne den hegemonialen Machtanspruch der usa würde es den Ukraine Krieg garnicht geben, für diesen Machtanspruch haben seit Ende des 2. Weltkrieg ca. 3o Millionen ihr Leben verloren. Der Auftritt von Biden ist eine Verhöhnung der Opfer.

Es ist vor allem ein Gedenktag der West-Alliierten des WW2. Für diese war der Tag so bedeutend, dass es nachvollziehbar ist, wenn er immer noch so groß begangen wird.

Mit dem zeitlichen Abstand zum 2. Weltkrieg und den immer mehr dazwischen liegenden weltbewegenden Ereignissen, wie z. B. die beiden großen Konflikte der Gegenwart, wird der Tag nach natürlich auch an Bedeutung verlieren. Man könnte das vergleichen mit dem Krieg gegen Frankreich 1870/71 oder früheren Kriegen, wie der Völkerschlacht bei Leipzig, die zwar in der Geschichte fest verankert sind, aber bei denen das Gedenken an die vielen Gefallenen praktisch keine Rolle mehr spielt.

Andererseits konnte man vor ein paar Jahren sehen, wie wichtig es ist, die Geschichte und die Bedeutung eines solchen Tages für alle wach zu halten, bzw. immer wieder in Erinnerung zu rufen. Meinte doch der vormalige US-Präsident, dass ihm das Wetter zu schlecht wäre und dass dabei doch nur an Looser gedacht wird, die es nicht geschafft haben, die Schlacht zu überleben.

So etwas darf es genauso wenig geben, wie eine völlige Verdrehung der Geschichte durch gegenwärtige Despoten, die nur dann möglich ist, wenn sich die Menschen so wenig für Geschichte interessieren, dass man ihnen beliebig alles als historische Wahrheiten vorsetzen kann.


Mogli333  06.06.2024, 15:11

"Meinte doch der vormalige US-Präsident, dass ihm das Wetter zu schlecht wäre und dass dabei doch nur an Looser gedacht wird, die es nicht geschafft haben, die Schlacht zu überleben."

Die Aussage von Donald Trump, diesem A..., möchte ich gerne glauben.

bwhoch2  06.06.2024, 15:50
@Mogli333

Zum schlechten Wetter diese Meldung:

Trump cancels WW1 memorial at U.S. cemetery in France due to rain | Reuters

Es war, wie man sehen kann, Gedenken für Opfer des WW1 und nicht D-Day, aber was spielt das für eine Rolle (100 Jahre nach Ende WW1). Interessant dabei ist, dass der andere Helicopter mit Chief of Staff Kelly wohl kein Problem hatte, dass es nur leicht regnete und alle anderen geladenen Teilnehmer und die gesamte Medienvertretung wohl kein Problem hatte, zu dem Friedhof zu kommen.

Zu dem Titel "Losers" habe ich eben diesen Link gefunden:

Did Trump Call Fallen Soldiers 'Suckers' and 'Losers'? | Snopes.com

Hier der Link zum Artikel im Atlantic:

Trump: Americans Who Died in War Are ‘Losers’ and ‘Suckers’ - The Atlantic

Wenn man den letzten Abschnitt liest, sieht man dass er das anscheinend anlässlich des abgesagten Besuchs auf dem Friedhof bei Paris im Jahr 2018 im internen Kreis gesagt haben soll. Jemand hat es nach außen getragen. So, wie wir alle den Typen aus den Medien kennen, hat er das tatsächlich gesagt.

Hier, was John Kelly im Oktober 2023 sagte, der auf dem Friedhof bei Paris noch als Chief of Staff anwesend war, während Trump sich gedrückt hatte:

Trump did call fallen soldiers "losers," his former chief of staff says (axios.com)

Natürlich fielen die Republikaner danach über Kelly her.

Und da gibt es noch den Dauerdisput mit dem früheren Präsidentschaftskandidaten McCain, ebenfalls Republikaner, dem Trump abgesprochen hat, dass er ein Held war, weil McCain sich in Vietnam hat gefangen nehmen lassen, nach dem Motto, wer vom Feind gefangen wird, kann kein Held sein.

Warum Trump damals in Vietnam nie in eine solche Situation kommen konnte, in die McCain geraten ist, kann man hier nachlesen. Der Artikel ist von 2016:

Wie Donald Trump dem Militärdienst im Vietnam-Krieg entkam | STERN.de

Mogli333  06.06.2024, 16:26
@bwhoch2

„Sie starben mit dem Gesicht zum Feind und dieser erbärmliche, unzulängliche @realDonaldTrump konnte nicht einmal dem Wetter trotzen, um den Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen“, schrieb Soames auf Twitter.

Donald Trump ist eine Schande für die USA und ich wünsche ihm alles, nur nichts Gutes.

bwhoch2  06.06.2024, 17:32
@Mogli333

Ich wünsche ihm alles Gute nach der hoffentlich für ihn verlorenen nächsten Wahl. Alles Gute für die dann noch anstehenden Prozesse, vor allem eine gute Justiz (nicht eine gütige Justiz).

Ansonsten bleibt nur zu wünschen und zu rufen: Trump, make America great again - retire as soon as possible - best before the next election. Without you America is great.

Karikaturen: Vorsicht bissig! (msn.com)

gutefrage 
Beitragsersteller
 06.06.2024, 11:54

Danke für Deine Meinung zum Thema.

  • Wieso ist eine lebendige Erinnerungskultur Eurer Meinung nach wichtig?

->Im Bezug auf militärische Ereignisse sind sie vor allem für die Veteranen wichtig. Generell betrachtet ist die Beschäftigung mit historischen Ereigneissen wichtig, da Kenntniss über den Weg, den wir genommen haben den Weg beeinflussen kann, welchen wir in Zukunft bestreiten.

  • Interessiert Ihr Euch für Geschichte bzw. fühlt Ihr Euch generell gut informiert?

-> Interessiere mich sehr für Geschichte und habe ein recht gutes Wissen zu historischen Themen.

  • Welchen Beitrag können Schule, Politik und Öffentlich Rechtliche / Medien leisten, um Geschichtswissen spannend und informativ an Jüngere zu vermitteln?

-> Wenn Interesse besteht und Fragen gestellt werden, diese ernst nehmen und ehrlich beantworten, mit Hintergrund. Auch kann man aktuelle Ereignisse heranziehen, um den historischen Hintergrund zu behandeln.

  • Wie sieht für Euch gute und v.a. zeitgemäße Erinnerungskultur in Museum aus? Was spricht Euch persönlich an?

-> Ein gutes Beispiel ist das Holocaustmuseum in Washington D.C., dass eine sehr gute Dauerausstellung hat. Museen sollten, soweit möglich, Geschichte mit allen Sinnen erlebbar machen, visuell und auditiv. Auch Tastsinn, also "begreifen" ist nicht verkehrt. Moderne Ausstellungen sind in der Regel so aufgebaut.

  • Sollte der D-Day mit Blick auf die kommenden Europawahlen und das Demokratieverständnis vieler in Deutschland ebenfalls medienwirksamer gewürdigt werden?

-> Das denke ich nicht, da er nun mal nur eine von vielen deutschen Niederlagen war. Und andere waren verlustreicher. Die Bedeutung ist bei den Westalliierten nun mal grösser.

  • Wie kann ein besseres Geschichtsverständnis dazu beitragen, aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme zu bewältigen?

-> Weil man die Probleme entweder zurückverfolgen kann ( Nahostkonflikt zum Beispiel) oder ähnlich gelagerte Probleme aus der Vergangenheit kennt.

  • Ist es richtig, die russische Seite in diesem Jahr vollends von den Feierlichkeiten auszuschließen?

-> Russen beim D-Day sind vergleichbar mit Amerikanern am Jahrestag des Sieges der Schlacht von Stalingrad. Direkt hatten weder die einen noch die anderen etwas mit dem Ereignis zu tun. Die einzigen Sowjetsoldaten am D-Day kämpften als Ostbataillone auf deutscher Seite. Das Putin nicht mitfeiern darf, hat aber aktuelle Gründe. Und Selenskyj ist ja da. Damit ist ein grosser Teil der Sowjetsoldaten repräsentiert, da diese eben Ukrainer waren.

Sie ist sehr wichtig - nicht umsonst heißt es in einem Sprichwort sinngemäß:

Wer seine Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen

Und dieses mit 12 Jahren "kürzeste 1000jährige Reich der Weltgeschichte" sollte man nun wirklich nicht wiederholen!