Wie geht Ihr mit der Schnelllebigkeit und dem Druck in der modernen Gesellschaft um?

11 Antworten

Ich finde das nicht einfach. Ich versuche, Orte, Zeiten und Räume für Langsamkeit zu finden, wo immer es geht.


eucemire  07.08.2024, 10:05

Wie findest du diese Orte, Zeiten und Räume und welche sind das?

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filmfan69  07.08.2024, 12:11
@eucemire

Für mich sind es:

Wanderungen von 20-25 km Länge.

Das Abwaschen nach einem gemeinsamen Essen. Das ist klärend und verlangsamend. Dafür mache ich mir Musik oder einen Podcast an und dabei möchte ich niemanden sonst in der Küche haben.

Die S-Bahnfahrten zur Arbeit, wo ich oft alles um mich herum ausblende. Sie sind auch ein Kontrast, weil ich die die 2 km zur S-Bahn in etwa 16 Minuten gehe, also nicht so ganz langsam (das mache ich, um kreislaufmäßig auf Touren zu kommen).

Dann sind es Gottesdienste und Konzerte.

Ich sehe gern langsame Filme gern auch mehrmals.

Auch hat es für mich es entschleunigendes, gute Bücher ein weiteres Mal zu lesen.

Beim Erstellen von Texten mag ich das Schleifen daran, bis ich den Eindruck habe: jetzt stimmt es wirklich. Da versinke ich regelrecht drin. Das ist auch irgendwie entschleunigend.

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eucemire  07.08.2024, 12:15
@filmfan69

Welche langsamen Filme siehst du gerne und welche guten Bücher liest du gerne?

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filmfan69  07.08.2024, 12:59
@eucemire

Ganz verschiedene. Der Prototyp eines langsamen Films ist für mich “Fanny och Alexander” von Ingmar Bergman. Oder von Roy Andersson “das jüngste Gewitter”. Auch die beiden Loriot-Spielfilme finde ich für heutige Maßstäbe schon eher ruhig.

Zu den Büchern, in die ich immer mal wieder reinschaue, gehören neben Klassikern wie Manns “Buddenbrooks” oder “Joseph und seine Brüder” oder Fontanes “Unwiederbringlich” oder “Effi Briest” z.B. die Harry-Potter-Heptalogie, die Klassiker von Astrid Lindgren, Erich Kästner oder auch von Henning Mankell “comédia infantil” oder “Djup”. Das letzte Buch, das mich total in den Bann gezogen hat, war “Wünschen”, von Chukwuebuka Ibeh. Allerdings hat mich das eher atemlos gemacht als zu entschleunigen.

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filmfan69  07.08.2024, 18:53
@filmfan69

hey, wenn ich dir schon auf deine Nachfrage so ausführlich antworte, kannst du eigentlich danke sagen😉

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filmfan69  07.08.2024, 18:57
@eucemire

hey, wenn ich dir schon auf deine Nachfrage so ausführlich antworte, kannst du eigentlich danke sagen😉

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Ich warte bis mich die Schnelllebigkeit oder der Druck der modernen Gesellschaft erreichen und dann schau ich, wie ich damit umgehen kann.


eucemire  07.08.2024, 10:04

Und wie gehst du damit um?

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Meandor  07.08.2024, 14:24
@eucemire

Ich leide im Moment weder unter einem Druck der modernen Gesellschaft, noch nehme ich eine Schnellebigkeit der modernen Gesellschaft war.

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Ich arbeite einfach dahin und mache eins nach dem nächsten. Mehr als das geht leider nicht. Ich kann nicht zaubern.

Leider bin ich dadurch aber permanent erschöpft und oft aggressiv oder genervt drauf. Wäre alles nicht ganz so schnell, so effizient, so hohe Erwartungen, dann wäre ich ein ziemlich fröhlicher Mensch. Das habe ich selbst schon gemerkt.

Aber naja, man hat halt seine Pflichten zu erledigen...


eucemire  07.08.2024, 10:00

Und wie gefällt dir dein Leben so?

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Serera99  07.08.2024, 11:10
@eucemire

Naja, meine eigene Familie (Mann und Kind) mag ich ziemlich gerne.

Allerdings hatte ich im Leben mittlerweile schon drei Zusammenbrüche und ärgere mich über mich selbst, weshalb ich nicht mehr leisten kann.

Im Moment durchlaufe ich meine zweite Erschöpfungsdepression, die ich allerdings nicht haben oder zeigen dürfte, weil sie meinem Kind nicht gut tut.

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neugierig131  07.08.2024, 11:47
@Serera99

Du möchtest "noch mehr" leisten, obwohl du bereits mehr als einmal vor Erschöpfung zusammen gebrochen bist? Was denkst du ist zu tun, damit es dir und deinem Kind gut tut?

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Serera99  07.08.2024, 11:55
@neugierig131

Ich müsste komplett mein Umfeld ausblenden können, das ständig von mir erwartet zu funktionieren und zu tun. Dann könnte ich mich entspannen.

Naja, mir wird ständig gesagt, ich leiste zu wenig und andere leisten ohne Probleme noch mehr und dass ich einfach total schwach bin... Und ich möchte nicht schwach sein...

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neugierig131  07.08.2024, 12:43
@Serera99

Vielleicht hilft es schon, das Umfeld im Geiste zu verkleinern. Wichtig ist, was du von dir erwartest, danach, was die Menschen, die dir am meisten am Herzen liegen (z.B. Kind und Mann) von dir erwarten, danach wird es unbedeutender und die Erwartungshaltung derer kannst du immer mehr ignorieren.

So kannst du etwas Leistungsdruck rausnehmen.

Es gibt nirgendwo eine Skala, nach der universell bewertet wird, wer welche Leistung zu erbringen hat, um "gut" zu sein.

Jeder ist so leistungsfähig wie er ist und wie er sein kann.

Das kann sich im Leben auch ändern.

Ich glaube, wichtig ist, seinen "jetzt möglich"-Zustand zu erkennen und zu akzeptieren und nicht (weil das weitere Umfeld es so will) auf Teufel komm raus zu versuchen, von außen angesetzte Maßstäbe zu erfüllen, die einen selbst überfordern und im Zweifelsfall nur ein schlechtes Gefühl des Versagens hinterlassen und niemandem helfen.

Lieber im Rahmen seiner Möglichkeiten agieren, schön Schritt für Schritt verändern, was man selbst verändern möchte und was man selbst zu verändern schafft. Alles andere nicht so an sich ranlassen.

Wenn mir andere sagen, ich sei schwach, weil ich keinen Marathon laufen kann, sollte ich nicht versuchen, einen Marathon laufen zu wollen, wenn dies meine Kräfte übersteigt, aber vielleicht, Laufen zu trainieren und mich an meinen eigenen Erfolgen zu erfreuen, dass ich heute schon besser war als gestern, egal, ob die Welt da draußen meine Leistung "beeindruckend" oder "hundsmiserabel" findet. Und nur weil "alle" finden, ich sollte einen Marathon laufen können, muss es für mich gar nicht so wichtig sein, ob ich das kann oder nicht.

Stärke ist etwas Individuelles, sie wird nicht absolut gemessen, es ist das Wachsen der eigenen Fähigkeiten. Sich das bewusst zu machen, kann einen auch stärken.

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neugierig131  07.08.2024, 08:41

Die einen Pflichten sind die, die man sich selbst als Pflicht auferlegt, die anderen die, die einem (von wem auch immer da draußen) auferlegt werden. Aber die Erfüllung nicht aller dieser Pflichten ist auch überlebensnotwendig. Über unsere Lebensqualität entscheiden wir sehr individuell.

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Serera99  07.08.2024, 09:42
@neugierig131

Ich bin leider so erzogen worden, alle Pflichten zu erfüllen und rund um die Uhr zu arbeiten, denn wer rumsitzt und zeichnet kann auch was sinnvolles tun...

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neugierig131  07.08.2024, 10:07
@Serera99

So erzogen wurde ich auch. Heute entscheide ich selbst, was ich "sinnvoll" finde. Und lebe damit viel glücklicher.

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Serera99  07.08.2024, 11:12
@neugierig131

Tja, wenn ich nur das tue, was ich für "sinnvoll" erachte, dann gelte ich schnell als faul.

Aber das gelte ich ja sowieso schon irgendwie dauernd und das wird mir auch oft gesagt, weil ich zur Generation Z gehöre und die sind natürlich alle durch die Bank faul und halten nichts aus und erreichen nichts im Leben.😅 (Reines Vorurteil, ich arbeite 60 h pro Woche und andere in meinem Alter auch)

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Mich nicht drücken lassen.

Mir das Tempo nicht vorschreiben lassen.

Langsam durch den Supermarkt schlendern. Andere, die es eilig haben vor lassen. Stresser vorbei winken und ihnen möglichst aus dem Weg gehen. Bei der Arbeit Prioritäten nachfragen und nie den Anspruch haben, immer "alles sofort zu erledigen." Im Haushalt mich an der Arbeit als ausgleichende Tätigkeit erfreuen statt innerlich zu hyperventilieren, dass dies und das noch nicht erledigt ist. Die Welt wird nicht untergehen, wenn die Wäsche etwas später frisch im Schrank liegt. Mir jeden Tag Zeit zum "Nichtstun" nehmen. Spüren, was tatsächlich wertvoll ist und ich in meinem Leben brauche. Lächeln. Glücklich sein. Dankbar Leben. Lebenszeit genießen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

eucemire  07.08.2024, 10:02

Wie reagiert denn dein Chef darauf, dass du auf der Arbeit einen auf Schlendrian machst?

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neugierig131  07.08.2024, 10:14
@eucemire

Vielleicht hast du etwas falsch verstanden. Ich mache auf der Arbeit keinen "auf Schlendrian". Mein Chef will mich nicht missen, weil ich trotz "langsam und bedacht" in der Summe wohl mehr "leiste" als die, die "schnell und hektisch" arbeiten. Diesen Arbeitsstil hatte ich früher, der führte zu viel mehr Fehlern. Mit "So schnell wie möglich, so langsam wie nötig" fahre ich viel besser.

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eucemire  07.08.2024, 10:16
@neugierig131

Natürlich habe ich nichts falsch verstanden, sondern du hast dich missverständlich ausgedrückt ...

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neugierig131  07.08.2024, 10:42
@eucemire

Dann ist es ja gut, dass das Missverständnis aufgeklärt werden konnte.

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5Leonarda  07.08.2024, 09:15

Klingt nach einem guten Plan!

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Zumindest dem Druck halte ich — noch — stand