Was haltet ihr von der Idee, dass der Staat für jeden einen Job bereithalten sollte?

11 Antworten

Ich finde zwei Dinge hätten bei der Wiedervereinigung aus der DDR übernommen werden sollen: Der Rechtsanspruch auf einen Arbeitsplatz und der Rechtsanspruch auf eine Wohnung.

Gäbe es das könnte man über Faulheit und asoziale Obdachlose reden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

zetra  08.08.2024, 17:32

Aber aus der DDR etwas zu übernehmen, das schlägt doch über die Hutschnur, denn schon das Ampelmännlein wurde schon bemängelt.

vanOoijen  08.08.2024, 17:37
@zetra

Und das gibt es nur in Berlin.

Bundesweit wurde nur der grüne Pfeil beim Rechtsabbiegen übernommen.

Maddoc66  08.08.2024, 17:23

Ich kann dir sage, das die Produktivität in der DDR auf Grund des Rechts auf Arbeit extrem gering war. Mein Vater hat damals die hälfte seiner Arbeitszeit einfach nur rumgesessen und Karten gespielt. Rausfliegen konntest du ja eher nicht.

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 08.08.2024, 17:29
@Maddoc66
die Produktivität in der DDR auf Grund des Rechts auf Arbeit extrem gering

Wie soll das denn zusammenhängen? Ohne Material kann man halt nicht arbeiten ...

Ansonsten gab es jede Menge Normen zu erfüllen. Wer die nicht brachte, bekam auch keinen vollen Lohn; Recht auf Arbeit hin oder her.

vanOoijen  08.08.2024, 17:32
@Maddoc66

Ja klar, da waren einige Arbeitsplätze doppelt oder dreifach besetzt. Aber heutzutage gibt es doch genug Jobs. Nur sind die Arbeitgeber oft zu wählerisch.

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 08.08.2024, 19:58
@vanOoijen
doppelt oder dreifach besetzt.

bei der Gewerkschaft und in der Volkskammer

vanOoijen  08.08.2024, 20:02
@WilliamDeWorde

Das fragst Du besser Maddoc66. Ich bin Wessi und war bei der Wende 12 Jahre alt. Und bei der Wiedervereinigung 13.

Es sind genügend Jobs da. Aber es gibt eben auch genügend faule Säcke.


Tefal40  08.08.2024, 22:17

Stimme zu. Es gibt auch so viele Möglichkeiten zur Weiterbildung, die vom Staat finanziert werden. Wer langfristig arbeitslos ist, ist entweder krank oder hat keine Lust. Für kurzfristige Arbeitslose finde ich das Bürgergeld aber gut, um ein paar Monate zu überbrücken.

Maddoc66  08.08.2024, 17:20

Sehe ich ganz genau so.

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 08.08.2024, 17:23

Davon sitzen nicht wenige in den Arbeits- Äh, Jobcentern. Da kannst du 30 Jahre Erfahrung auf einem Gebiet haben. Die wollen dich aber dort einsetzen, wofür du irgendwann mal aus Versehen nach 3 Jahren einen Abschluss gemacht hast. Sind stur, unflexibel und pochen auf Zettel mit Stempel. Das könnte doch der künftige Arbeitgeber entscheiden.

Es gibt viele Menschen, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen. Aber mit ein wenig Führung und Anleitung müssten die nicht mit Depressionen und Alkoholproblem in Psychiatrien versauern, sondern könnten als Hausmeister oder Organisatorinnen, Alltagshelfer, Saisonkräfte und Hilfsarbeiter etwas leisten, womit sie auch Menschenwürde erlangen könnten. Ein paar würden es sogar weiter bringen.

Also wenn man immer zu Hause ist und keine wichtige Aufgabe hat dann geht es vielen Menschen so dass es ihnen schwerer fällt ihre Alltag zu bewältigen und irgendwann ist alles egal und die Wohnung verwahrlost teilweise.

Zumindest jeder Bürgergeld Empfänger sollte ein Pflicht haben ein minijob anzunehmen und ein paar Euro dazu verdienen. Z.b in der wohnanlage reinigen oder die hausmeisterdienste übernehmen oder Müll aufsammeln oder in der Schule dem Hausmeister helfen, bei Veranstaltungen Brötchen verkaufen, in der stadtverwaltung bodendienste machen oder im Krankenhaus helfen z.b Patienten mit dem Rollstuhl rumfahren. Im tierheim helfen bei der stadtreinigung helfen.

Ich hätte auch eine Zeit da war ich arbeitslos und irgendwann habe ich die Nacht zum Tag gemacht und vollkommen das Gefühl für Zeit verloren.

Seitdem ich wieder arbeiten geht es mir deutlich besser.


WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 08.08.2024, 17:54

Es ist natürlich schwierig, das zu sanktionieren, wenn diese Leute ihrer Pflicht nicht nachkommen wollen. Sie sind sich dann vielleicht zu fein dafür, den Dreck, den andere einfach aus dem Fenster werfen, unten aufzusammeln. Schnell ist man dann der Depp vom Dienst, der das schon macht.

Es ist aber auch kein Weg zu sagen: 2 Stunden zur Arbeit pendeln und 2 zurück ist in Ordnung für die seelische Gesundheit. Dann lieber simple Arbeiten für die Gemeinde.

Manche sind auch unhygienisch. Die kannst du nicht an der Essenausgabe der Tafel arbeiten lassen. Da müssen die Verantwortlichen vor Ort einfach die besten Entscheidungen treffen dürfen.

Michael941  09.08.2024, 03:43
@WilliamDeWorde
2 Stunden zur Arbeit pendeln und 2 zurück ist in Ordnung für die seelische Gesundheit

Das sehe ich auch so. Das Menschen umziehen müssen für z.B. eine Putzstelle ist eine Zumutung in meinen Augen. Zumal man nicht einfach so eine Wohnung findet wo die neue Stelle ist und dafür dann Freunde und bekanntes Umfeld aufgeben ist für mich Nötigung.

Manche sind auch unhygienisch. Die kannst du nicht an der Essenausgabe der Tafel arbeiten lassen

Stimmt. Diese Menschen könnten in der Stadtreinigung eingesetzt werden oder in der Grünpflege / Winterdienst.

Da müssen die Verantwortlichen vor Ort einfach die besten Entscheidungen treffen dürfen.

Das ist jetzt teilweise bei Maßnahmen und Jobangeboten auch schon so und dann müssen Menschen 400 km Umziehen wegen einer befristeten Putzstelle in Teilzeit.

Viele Menschen haben auch Angst vor dem Job, weil sie das nicht kennen, sind unsicher. Manche muss man halt auch einfach in Ruhe lassen, manche Menschen sind geistig nicht in der Lage Aufgaben zu übernehmen, die sind ausgelastet mit ihrem Alltag. Kennst du Arno Dübel und was er im TV sagte? Ich denke er ist kein fauler Mensch, ich denke er ist tatsächlich mit seinem Alltag genug ausgelastet gewesen. Es gibt Menschen die sind nicht belastbar.

Ich halte eine Jobgarantie für tarifgebundene Jobs zielführender. Viele Arbeitslose wollen keine Beschäftigung im Niedriglohnsektor haben - was auch völlig legitim ist. Niemand hat die Pflicht sich ausbeuten zu lassen, um am Ende trotzdem in Altersarmut zu rutschen (was beim aktuellen Mindestlohn rechnerisch der Fall wäre).

Die Idee lautet also: Sozialstaat mit Garantien als Kern und soziales Netz und drum herum freie Marktwirtschaft

Das ist ein Paradoxon. Eine freie Marktwirtschaft ist immer gleich eine unfreie Marktwirtschaft. Es sollte eine regulierte Marktwirtschaft geben. Aber vielleicht meinst du das auch.

Grundsätzlich sollte Arbeit als Grundrecht jedem zustehen - es sollte aber akzeptiert werden, wenn Menschen temporär keine Arbeit annehmen können oder aus Klassenkampfgründen keine Beschäftigung annehmen wollen.

Es gibt schon die Pflicht an gesellschaftlicher Teilhabe - es gibt aber nicht die Pflicht, sich ausbeuten zu lassen, wenn der Staat solche Stellen bereitstellt die stark gewerkschaftlich gestützt und organisiert sind, sollte es schon Maßnahmen wie Sanktionen bei "bloßer Faulheit" geben.

Ich vertrete aber die Position, dass Faulheit immer Ausdruck eines psychologisch unaufgearbeiteten Leidensdruckes ist.

Das Gegenteil (also Workaholic zu sein) genauso.

Würde ich befürworten. Aber um so etwas in einer Marktwirtschaft zu schaffen wäre der Aufbau eines ganzen Sektor von Staats- oder zumindest im staatlichen Besitz befindlichen Betrieben notwendig, die dann auf dem Markt mit Privatunternehmen konkurrieren.

Das würde keine relevante Partei, außerhalb der Linken vielleicht, aber einschließlich BSW befürworten. Zumal eine Marktwirtschaft "Arbeitsreservisten" benötigt um die Löhne geringer zu halten. Aktuell würde sich das nie und nimmer umsetzen lassen. ^^


WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 08.08.2024, 17:27

Die Bahn hätte so ein Sektor sein können, Bildungswesen ohnehin, aber auch Gesundheitswesen.

IanGaepit  08.08.2024, 17:30
@WilliamDeWorde

Ich denke das müsste weiter gehen als bestimmte, der Einfachheit halber nenne ich das mal Schlüsselindustrien im Staatsbesitz oder Monopol zu halten wie in der alten BRD.

Da müsste schon eine relativ weitgehende Umstrukturierung in Richtung Staatskapitalismus her.

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 08.08.2024, 17:42
@IanGaepit

Zu viele Vorschriften würgen die freie Entfaltung ab und erzeugen Frust. Das hatte wir schon. Ich würde nicht einmal bis zu den Schlüsselindustrien gehen - es sei denn, der Staat hätte ein Interesse daran. Dann müsste der Staat als dritten Weg selbst gewinnorientierer Unternehmer werden, wobei der Gewinn verschiedener Art sein kann. Das sieht man bei China derzeit.

Mir geht es darum, dass unsere Industrie und unsere Gesellschaft schon längst so weit ist, JEDEM ein menschwürdiges Leben zum Mindeststandard zu gewähren. Wo das nicht der Fall ist, sollte man sich mal kümmern. Wie viel effektiver sind wir bei der Versorgung der Bevölkerung in den letzten 150 Jahren geworden! Wie viele Bauern von damals kann ein einzelner heute ersetzen?! Und trotzdem gibt es noch Elend. Das ist ein Armutszeugnis. - Ich gehe deshalb noch einen Schritt weiter: Alle Generationen vor uns haben dafür gekämpft, dass es ihren Kindern einmal gut gehen solle. Eigentlich sind wir nun so weit - nach den Standards von damals! Deshalb sollte jeder die Freiheit haben, sich zwischen Lohnerwerb und Nichtstun entscheiden zu können. Die Nichtstuer sollten weder stigmatisiert werden, noch Sendungen auf RTL2 bekommen. Kein Paradies, kein Schlaraffenland. Aber ein Dach über den Kopf und die Mindestkalorien pro Tag, die man so braucht. Das ist weniger als derzeit verteilt wird, aber es ist Freiheit und nicht die Folge von "durchs soziale Netz gefallen". Diese Leute haben dann immerhin ein Leben und müssen nicht auf Parkbänken schlafen - was auch dem Stadtbild und dem Sicherheitsgefühl zugute kommt - und es steht ihnen frei, einen Besen zu nehmen und etwas Gutes zu tun.