War die Treuhand ein riesiger Betrug am Osten?
Nach dem Ende der DDR wurden hunderttausende staatliche Betriebe an eine Behörde namens Treuhandanstalt übergeben. Ihre Aufgabe war es, diese Betriebe zu verkaufen, zu privatisieren oder zu schließen – möglichst schnell und wirtschaftlich. Viele Menschen im Osten hatten dabei das Gefühl, dass ihre Arbeitsplätze, Firmen und Lebenswerke einfach verramscht wurden.
Stell dir vor, jemand erbt ein großes Haus mit vielen Möbeln – und statt es in Ruhe zu renovieren, verkauft er alles sofort zum billigsten Preis, weil er keine Ahnung hat oder keine Zeit. Viele im Osten sagen: Genau das war die Treuhand – ein Ausverkauf ohne Rücksicht.
Oder war die Treuhand ein notwendiges Übel? Welche Auswirkungen hat die Treuhand für uns und künftige Gesellschaft?
19 Antworten
Moin,
(Ich bin gegen die Begriffe Ost und West. Ich werde sie hier trotzdem verwenden.)
Ja und Nein.
Bei der Übernahme der DDR durch die Bundesrepublik wurden viele Fehler gemacht. Dafür war nicht allein die Treuhand verantwortlich.
- Zum einen war die Propaganda der DDR verantwortlich, weil sie ein falsches Bild vom Westen erzeugt hatte.
- Versprechungen von Politikern die nicht eingehalten wurden bzw. nicht eingehalten werden konnten
- Der Wählerwille, die geglaubt hatten, das eine schnelle Wiedervereinigung genauso schnell westliche Verhältnisse im Osten schaffen würde. ("Land von Milch und Honig." )
- ...
möglichst schnell und wirtschaftlich.
Einer der vielen Fehler. Allerdings keiner der Treuhand, sondern ein politischer! Der Kohl hat viel versprochen. Aber am Ende dann doch nur vieles fallengelassen um eine schnelle Wiedervereinigung zu realisieren.
Das politische Versprechen von Kohl an seine CDU das der osten Geld bringt als welches zu kosten war genauso ein Fehler wie z.B. die Weiterführung des Grundgesetzes ohne einen gemeinsamen Verfassungsgebenden Prozess.
Genauso wirkt noch nach, das viele die D-Mark wollten, aber damit tausende Betrieb geschlossen worden und teilweise bis zu 20% Arbeitslosigkeit damit inbegriffen war. ... Ein vollständiger Angleich hat bis heute nicht stattgefunden und auch andere Fehler wurden gemacht. Man sieht es leider auch immer wieder daran, das der Westen politisch diverser ist wie der Osten.
Und wenn man davon ausgeht, das man damals mehr Probleme geschaffen als gelöst hat, dann kann man auch sagen, das sie heute noch nicht gelöst sind und sich eher in den nächsten 10 Jahren zuspitzen werden. ...
Die wirtschaftlichen Probleme bestehen allerdings nicht mehr in dieser Art wie nach der Wende. Es sind politische Probleme daraus geworden. ...
Grüße
Durch die Währungsunion von Kohl musste in der DDR bereits mit Westlöhnen produziert werden. Damit vervier- bis verfünffachten sich die Personalkosten. Dazu kam aus Gründen der Materialknappheit eine für den Weltmarkt unpassende Fertigungstiefe. Es wurden auch Komponenten produziert, die anderswo sehr viel günstiger zu haben waren.
Schließlich wurden Produkte hergestellt, wie Kleidung, Schuhe, Möbel, die viel zu arbeitsintensiv für westliche Löhne waren. Auch die Produkte und die Fertigungstechnik waren teilweise nicht auf westlichen Stand.
Am Ende haben die Ostdeutschen entschieden und keine Produkte aus der DDR gekauft.
Die Ostdeutschen haben von den Russen die kollektive Mentalität übernommen. Sie diskutieren ungern über die eigene Verantwortung. Das gilt auch für die wirtschaftliche Schwäche. Die Treuhand ist von Links bis Rechts die Rechtfertigung für die Opferrolle. Leider hat es nie den Versuch einer Aufarbeitung der DDR im Osten gegeben.
Ich habe damals als junger Westdeutscher in ostdeutschen Betrieben gearbeitet. Unter anderen bei Zeiss. Aber selbst da waren die Arbeitsplätze nicht zu retten. Mit der Treuhand selbst hatte ich praktisch nie zu tun.
Ja das war wirtschaftlicher Totschlag aber zusammen mit der Währungsreform. Denn die schnelle Einführung der DM stoppte die Wirtschaftlichkeit der Ostbetriebe. Auch gab es den Ausverkauf staatlichen bzw. betrieblichen Eigentums. Das waren faktisch Volks-Genossenschaften.
Stell dir vor man würde heute einfach eine Treuhand installieren die dann einfach die Edekakette und Spardabanken einfach zerteilt und an private Leute super günstig verkauft. Einfach so per Staatserlass. Noch schlimmer war aber, dass Kohl den Leuten in der Treuhand einen Freifahrtsschein für Betrug gab. Diese sind also nicht wegen Korruption anklagbar gewesen. Wie kann man denn so ein politisches Verbrechen verüben? Dafür hätte ich Kohl gerne auf einer Anklagebank gesehen für Verbrechen gegen das Volk.
Fazit: Es war kein unerfahrener Fehler sondern Vorsatz!
Notwendig war es für die sinkende westliche Wirtschaft. Das war für sie ein super Glücksfall.
Katastrophal war es am Ende für Millionen die für Jobs ihre Heimat und Familien verlassen mussten. Katastrophal war es am Ende auch für alle siehe AfD Erfolge.
Ja aber die privaten Firmen aus dem Westen wollten nicht zu viel investieren in die marode Gesellschaften und Fabriken der ehemaligen DDR Länder. Lieber Diese für Ramschpreise aufkaufen. Die Ostländer wollten auch die Treuhand. Carl Zeiss Jena und Rotkäppchen Sekt wurden durch die Treuhand gerettet.
Ja aber die privaten Firmen aus dem Westen wollten nicht zu viel investieren in die marode Gesellschaften und Fabriken der ehemaligen DDR Länder.
Der Grund dafür war wie gesagt die Währungsreform ohne diese wären eine Großzahl noch wirtschaftlich gewesen. Durch die Einführung der DM hatten sich die Ostprodukte im Preis vervierfacht und gingen dadurch bankrott.
Lieber Diese für Ramschpreise aufkaufen.
Lieber diese vorher nicht zerstören, dann wären sie ja nicht kaputt gewesen. Sie stellten aber Konkurrenz für andere Firmen dar.
Die Ostländer wollten auch die Treuhand.
Nö wo hast du das denn her? 🤣😂🤣
Carl Zeiss Jena und Rotkäppchen Sekt wurden durch die Treuhand gerettet.
Nein. Bitte erkläre mir wo/wann die Treuhand Kredite für den Wiederaufbau vergeben hätte. Einen solchen Auftrag hatte die Treuhand garnicht. Rotkäppchen gehört übrigens u.a. Eckes-Chantré.
In der Theorie wollten die Ostländer die Treuhand, aber mit der Umsetzung waren sie nicht zufrieden. Es gab die Parole: „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh'n wir zu ihr!“
Für bestimmte Regionen und Branchen gab es sogenannte "Regionalförderprogramme", an denen auch die Treuhand beteiligt war. Das lief z. B. über den "Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)", wo Investitionen kofinanziert wurden. In diesem Rahmen wurden auch Fördermittel, Bürgschaften und Kredite bereitgestellt, etwa für den Maschinenbau oder die Chemieindustrie.
Carl Zeiss Jena wurde nicht im klassischen Sinne "gerettet", sondern gezielt „transformiert“. Die Treuhand spielte dabei eine vermittelnde und subventionierende Rolle, allerdings unter großem politischen Druck. Es war eine der wenigen erfolgreichen Restrukturierungen, bei der Technologie, Know-how und Arbeitsplätze in größerem Maßstab überleben konnten.
Carl Zeiss Jena und Rotkäppchen Sekt wurden durch die Treuhand gerettet.
Die Namen wurden vielleicht gerettet, weil man damit auf dem Weltmarkt Kasse machen konnte. Die meisten alter Marken haben an Qualität eingebüßt. Aus Traditionsbier wurde Plörre, die man aber dank des Namens noch teuer verkaufen kann. Von Rotkäppchensekt bekommt man nur noch Kopfschmerzen.
Inzwischen kaufen die Chinesen all die Marken auf, mit denen sie uns dann über den Tisch ziehen können, egal ob "Bauknecht", "Blaupunkt", "Grundig" oder "Black 'n' Decker".
In der Theorie wollten die Ostländer die Treuhand, aber mit der Umsetzung waren sie nicht zufrieden.
Das ist eine sehr theoretische Herleitung. Die Treuhand war von Anfang an von den Leuten verhasst. Viele versuchten den eigenen Betrieb zu übernehmen aber das blockierte die Treuhand nachweislich zugunsten externer Investoren die oftmals den Betrieb für symbolische 1 € erworben haben, da sie nur nach den Umsätzen der letzten Monate bewertet wurden. Im Gegenzug konnte der Investor das Umlaufvermögen was nichf bewertet wurde verkaufen. Das war Ausverkauf in Form einer Goldgrube ohne einer Bestrebung ein Teil der Firmen fortzuführen.
Es gab die Parole: „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh'n wir zu ihr!“
Ja der Großteil der ostdeutschen Bevölkerung hatte keine Ahnung von Marktwirtschaft und konnte somit gut ausgenutzt werden.
Ich kann dir diese Sendung empfehlen:
ZDF Die Anstalt Sendung 47 Treuhand. Da gabs einen netten Slogan "wer jetzt kauft kommt nicht aus dem Osten" (Leute aus dem Osten wurden also systematisch benachteiligt). Besonders schlimm die Bewertung und Verkauf der DDR Bank zu Lasten der gesamtdeutschen Bevölkerung. Es zeigt das Ausmaß der Korruption und Ausbeutung aller(!) Steuerzahler zugunsten von wenigen Insidern.
Ja, unter dem Strich ist das so gewesen, alles was VEB gewesen ist, wurde konfisziert und abgewickelt.
Hunderttausende gab es zwar nicht, aber ansonsten stimmt das schon und der Kahlschlag hatte dann zur Folge, das die neuen Bundesländer 30 % ihrer Bürger verlustig wurden, weil es nichts mehr zu arbeiten gab.
Ja, unter dem Strich ist das so gewesen, alles was VEB gewesen ist, wurde konfisziert und abgewickelt.
Die Treuhand- Maßnahmen ergaben sich aus der Notwendigkeit die völlig maroden Betriebe abzuwracken, weil man sonst nur gutes Geld verbrannt hätte.
Die Wirtschaft der DDR war ineffizient, überaltert in der Technik und zudem total marode, was auf Jahrzehnte Mangelwirtschaft zurückzuführen ist, ein Fass ohne Boden, technologisch Jahrzehnte hinter der BRD.
Es waren die DDR Bürger die sich unbedingt an den reich gedeckten Tisch des Klassenfeind setzen wollten.
Im Westen hat man keine Anstrengungen zur Wiedervereinigung unternommen !an den reich gedeckten Tisch des Klassenfeind setzen wollten.
An diesen Tisch sind aber die wenigsten gekommen. Man saß eher an den Tischen der Klassenbrüder, nämlich der arbeitenden Verwandtschaft.
Im Westen hat man keine Anstrengungen zur Wiedervereinigung unternommen !
Was? Jeder, dessen Ahnen mal Besitz im Osten hatten, wollte ihn wiederhaben, egal wie! Sogar der Adel kam wieder.
Unter allen Vorständen der Treuhand war genau ein Ostdeutscher - das sagt schon sehr viel.
In Südkorea wird viel zu dem Thema der deutschen Wiedervereinigung geforscht und dort gilt es als ausgemacht, dass die Treuhand ein Fehler war, den man bei einer hypothetischen Vereinigung mit Nordkorea nicht machen würde. Stattdessen würde Nordkorea über einen längeren Zeitraum eine Sonderwirtschaftszone werden.
Kann ich nur zustimmen, nach allem was ich gehört und gelesen habe. Miterleben konnte ichs ja nicht, bin erst M | 15.