Ladenöffnungsgesetz abschaffen - unternehmerische Freiheit?
26 Stimmen
13 Antworten
Ich kenne ein paar Mittelständer die Ladengeschäfte haben. Der Großteil sind allerdings Metzger und Bäcker. Die interessieren sich nicht für 24/7 denn sie bekommen schon kein Personal für 8 Stunden an 6 Tagen.
Die meisten haben jetzt einen zweiten Schließtag eingeführt, damit sie den Samstag offen halten können und die Gehälter die geboten werden, sind inzwischen höher als bei jedem Bürojob. Aber die Tätigkeit ist einfach von der Tätigkeit nicht attraktiv, und eben auch von den Arbeitszeiten her nicht.
Die meisten haben bereits Automaten im Einsatz bzw. nutzen Dorf-Automaten. Einer will jetzt ein Filiale komplett in einen Automatenstandort umwandeln. Zwei bis drei Automaten mit Produkten plus einen Abholautomaten für Bestellungen, es ist noch in Abstimmung mit der Gemeinde.
Die generelle Öffnung alle Läden auf 24/7 wird nicht wirklich was bringen. Es werden nicht mehr Jobs geschaffen, es wird nicht mehr Umsatz kreiert, es ist meines Erachtens nutzlos.
Nach meiner Beobachtung haben gerade kleinere Einzelhändler zunehmend montags geschlossen, um wenigstens von Dienstag bis Samstag die gewohnten Öffnungszeiten anbieten zu können. Teilweise wurden auch Filialen ganz geschlossen, weil kein geeignetes Personal gefunden werden konnte.
Das ist das Hauptproblem, was Du auch bei Metzger und zum Teil bei Bäckern hast. Die Samstagsöffnungszeiten sind Pflicht, und beim Bäcker auch die paar Stunden am Sonntag.
Die Bäcker haben nicht die Probleme wie die Metzger, da der Beruf einfach "sauberer" ist.
Meist hatten die Metzger Montags zu, da Schlachttag war. Zwischenzeitlich aber einfach, weil kein Verkaufspersonal da ist.
Ein Metzger hat den Verkauf reduziert auf Di, Mi, Do abends von 16:00 bis 19:00 Uhr, Freitags von 14:00 bis 19:00 Uhr und Samstag von 08:00 bis 14:00. Es spricht von einem Umsatzeinbrauch von etwas weniger als 20% bei massiv gesunkenen Personalkosten.
Ich frag mich, was der sonstige Einzelhandel werktags zwischen 09:00 und 15:30 Uhr verdient und was zwischen 15:30 und 19:00 Uhr.
Du bellst vor dem falschen Baum, siehe https://www.schnelle-online.info/Ladenoeffnungszeiten.html
Bis auf Bayern dürfen die Läden von 0 bis 24 Uhr geöffnet sein, bis auf den Sonntag. Das soll nicht reichen? Würdest du zu solchen Zeiten arbeiten wollen und wenn nein, warum nicht?
Es geht natürlich insbesondere um den Sonntag. Die Frage will ja auch keine Erwartung setzten dass Läden 24/7 365 öffnen sollen. Es geht darum ob sie es können sollen wenn sie es denn wollen und es nach betriebswirtschaftlichen Überlegungen sinnvoll erscheint. Wir sehen eben in vielen anderen europäischen Ländern dass derartige Beschränkungen nicht bestehen und man an Sonn- und Feiertagen ganz normal einkaufen gehen kann. In Irland ist z.B nur Ostermontag, erster Weihnachtstag und Neujahr alles zu wie Sonntag in Deutschland.
Wir sehen eben in vielen anderen europäischen Ländern dass derartige Beschränkungen nicht bestehen
Wir sehen aber hier, dass der Verbraucher nicht bereit ist, die fälligen Mehrkosten zu bezahlen. In Irland sind die Lebenshaltungskosten ca. 1/3 höher als bei uns. Damit kann man was auf die Beine stellen.
Die Antwort von @Meandor hast du gelesen:
Ich kenne ein paar Mittelständer die Ladengeschäfte haben. Der Großteil sind allerdings Metzger und Bäcker. Die interessieren sich nicht für 24/7 denn sie bekommen schon kein Personal für 8 Stunden an 6 Tagen.
Die meisten haben jetzt einen zweiten Schließtag eingeführt, damit sie den Samstag offen halten können und die Gehälter die geboten werden, sind inzwischen höher als bei jedem Bürojob. Aber die Tätigkeit ist einfach von der Tätigkeit nicht attraktiv, und eben auch von den Arbeitszeiten her nicht.
Wir reden somit über einen hierzulande völlig sinnlosen Vorschlag.
und weiter:
Die generelle Öffnung alle Läden auf 24/7 wird nicht wirklich was bringen. Es werden nicht mehr Jobs geschaffen, es wird nicht mehr Umsatz kreiert, es ist meines Erachtens nutzlos.
In touristischen Orten gibt es die Bäderregelung und an Flughäfen oder Bahnhöfen ist dir die Situation doch bekannt, von den Tankstellen ganz zu schweigen.
Alle anderen Dinge aus dem Bereich non food unterliegen ähnlichen Problemen.
Ab hier ist für mich Ende.
Es gibt andere (europäische) Länder, in denen wir das lockerer gehandhabt. Und das Personal findet das gar nicht so schlecht.
Es gibt andere (europäische) Länder, in denen wir das lockerer gehandhabt.
Keine Frage, die gibt es. Nehmen wir mal Dänemark als Beispiel. Wir begrüßen sicherlich deren Öffnungszeiten, sind aber keineswegs bereit, die dortigen Preise zu bezahlen. Oder anders: wenn ich die Kosten einer längeren Öffnungszeit weitergeben kann, dann macht es allen Spaß.
Wenn wir als Kunden auch dazu bereit wären, einen 24/4 Service angemessen zu bezahlen, dann würde das eventuell anders aussehen. Wir sind aber nicht dazu bereit. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist das ein sportliches Unterfangen, denn es werden nicht mehr Lebensmittel gekauft, nur weil ein Laden länger offen hat. Im Gegensatz dazu ist das Shoppingerlebnis bei non food dazu gedacht, mehr auszugeben, als man eigentlich wollte.
Natürlich gilt das emotionaler Aufreger "Die bösen Politiker da oben gängeln uns! SKANDAL!!", aber realistisch gesehen, ist eine solche Öffnung unsinnig. Man könnte nun argumentieren, dass es ja nicht schädlich sei, 24/7 zu erlauben. Soweit nachvollziehbar, aber Läden müssen mit Personal bestückt werden.
Wer somit gerne 24/7 einkaufen gehen möchte, soll dann aber auch bereit sein, selber zu diesen Bedingungen mit schlechten Löhnen zu arbeiten oder sollte zumindest ein Stück weit an die Menschen denken, die die Leistung bereitstellen müssen.
Ob das in Zukunft mit automatisierten Läden anders aussehen wird, kann ich nicht entscheiden.
Ich denke, von 24/7 ist ja so oder so nicht die Rede. Und es wird niemand gezwungen, den Laden länger aufzumachen, als es sich für ihn wirtschaftlich rechnet.
Ich denke, von 24/7 ist ja so oder so nicht die Rede.
Ich aber schon.
Und es wird niemand gezwungen, den Laden länger aufzumachen, als es sich für ihn wirtschaftlich rechnet.
So einfach ist das keineswegs in einer Konkurrenzsituation. Wenn einer einen möglichen Mehrwert anbietet, dann ziehen andere nach. Bei der heute heiß umkämpften Kundschaft ist das kein Wunder. Denn, wie ich schon schrieb, es wird ja nicht mehr verkauft. Wir reden über Umverteilung von Marktanteilen und nicht über Zuwächse.
Soweit die Lebensmittel.
Für non food sieht es auch nicht so viel besser aus. Dazu anekdotisch an einem geöffneten Sonntag in einem Center. Ein kleiner Laden, der Inhaber stand selber drin und sagte uns, es lohne wirklich nicht. Aber er muss sich den anderen anpassen auf Gedeih und Verderb.
Wir reden im Übrigen über ein nicht vorhandenes Problem, das habe ich zwischenzeitlich recherchiert, die Zeiten sind bekanntlich Ländersache. Hier in S-H gilt: https://zufish.schleswig-holstein.de/detail?pstId=8968816
Ladenöffnungszeiten
Quelle: Zuständigkeitsfinder Schleswig-Holstein (Linie6Plus)
Leistungsbeschreibung
In Schleswig-Holstein dürfen Verkaufsstellen grundsätzlich an Werktagen von 0 bis 24 Uhr geöffnet sein.
In Schleswig-Holstein dürfen Verkaufsstellen an Werktagen für den geschäftlichen Verkehr mit Kundinnen und Kunden von 0 bis 24 Uhr geöffnet sein. Verkaufsstellen müssen zu folgenden Zeiten für den geschäftlichen Verkehr geschlossen sein:
an Sonn- und Feiertagen und
am 24. Dezember, wenn dieser Tag auf einen Werktag fällt, ab 14 Uhr.
Während dieser Zeiten ist auch das Feilhalten von Waren zum Verkauf an jedermann außerhalb der Verkaufsstellen verboten. Abweichend davon dürfen:
Tankstellen in der Zeit von 0 bis 24 Uhr für die Abgabe von Betriebsstoffen, Ersatzteilen für die Erhaltung oder Wiederherstellung der Fahrbereitschaft von Kraftfahrzeugen sowie für die Abgabe von Reisebedarf,
Verkaufsstellen auf Flug- und Fährhäfen und Personenbahnhöfen des Schienenverkehrs für die Abgabe von Reisebedarf in der Zeit von 0 bis 24 Uhr,
Verkaufsstellen, deren Angebot hauptsächlich aus Blumen und Pflanzen, Zeitungen und Zeitschriften oder Back- und Konditorwaren besteht für die Dauer von fünf Stunden, allerdings nicht am Karfreitag,
geöffnet sein.
Weitere Ausnahmen gelten für die Öffnung zu besonderen Anlässen, Apotheken, Gemeinden im Grenzgebiet und Kur-, Erholungs- und Tourismusorte.
Will sagen, der TE sieht schon genau das, was du sagst, die Läden sind geschlossen, obwohl sie es dürften. Bayern ist übrigens Schlusslicht, siehe https://www.schnelle-online.info/Ladenoeffnungszeiten.html
Kurz: man darf schon, aber die meisten wollen nicht.
Kurz: man darf schon, aber die meisten wollen nicht.
Und damit wäre ja alles, was Du geschrieben hast an Argumenten überholt ;-)
Und damit wäre ja alles, was Du geschrieben hast an Argumenten überholt
Korrekt. Daher schrieb ich auch
Wir reden im Übrigen über ein nicht vorhandenes Problem, das habe ich zwischenzeitlich recherchiert, die Zeiten sind bekanntlich Ländersache
Leider nicht deutlich genug. Und das Vorherige zu schnell. ;-)
Soll das doch jeder Einzelhändler für sich entscheiden. Was soll die staatliche Regulierungswut?
Als erstes sollte man Ladenöffnungszeiten für Onlineläden gesetzlich verankern.
So das ein Kunde am Sonntag an Feiertagen, nicht bei Amazon kaufen kann.
Die Lager bei Amazon in der Zeit von 22 bis 6 Uhr nicht arbeiten und Pakete der Versandhäuser außerhalb der Ladenöffnungszeiten auch nicht bearbeitet werden dürfen!
Warum sollte man Onlineshopping auf bestimmte Öffnungszeiten reduzieren? Was ist denn an einem Sonntag oder irgendwelchen gesetzlichen Feiertagen so wichtig?
Aber die Nazis haben große Verbrechen begangen. Kannst du nein sagen? Ich vermute, du bist für die NPD.
Aus meiner Sicht ist auch eines der Hauptprobleme solcher Forderungen, dass sie auf den ersten Blick ganz toll klingen. Stellt man einen Kunde aber vor die Wahl, Produkt A kannst du wie bislang gewohnt zu X Euro kaufen, öffne ich aber 24/7 dann kostet es X+Y Euro, zu welchem Produkt wird er greifen?
Wir vergleichen uns zwar gerne mit dem Ausland, vergessen aber dabei, dass das oft nicht unser Preisniveau ist. Siehe https://www.gutefrage.net/frage/sind-die-lebensmittelpreise-in-new-york-tatsaechlich-so-hoch
Es ist legitim, Forderungen zu stellen, aber Medaillen haben immer zwei Seiten. ;-) Warum soll jetzt noch etwas zusätzlich geändert werden, dass es in der Realität nicht gibt? So einen gesetzlichen Zirkus kann man sich doch sparen, wir haben andere Probleme am Hals.
Hier ein interessanter Artikel der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Geschichte der Öffnungszeiten: https://www.fes.de/news-detailansicht-1/ladenschluss-in-deutschland