Ist Ukrainisch Russisch?

Nein 88%
Ja 13%

16 Stimmen

3 Antworten

Nein

Hallo GMDT19,

Ist Ukrainisch Russisch?

Nein, ukrainisch ist NICHT russisch.

Die ukrainische Sprache gehört zur ostslawischen Gruppe des slawischen Zweigs der indogermanischen Sprachen. Um einen Vergleich zu haben, brauchst Du Dir demgegenüber nur 'mal die germanischen Sprachen anschaun: Da gibt es gleich mehrere verschiedene große germanische Sprachen, nämlich vor allem Englisch, Deutsch, Niederländisch, Schwedisch, Afrikaans, Dänisch, Norwegisch, Jiddisch und weitere.

Zu den westgermanischen Sprachen gehören Englisch, Deutsch, Niederländisch, Afrikaans, Niederdeutsch, Jiddisch, Luxemburgisch, Friesisch und Pennsylvania Dutch; zu den nordgermanische Sprachen gehören Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Färöisch und Isländisch.

Es wäre komplett bescheuert und jeder vernünftige Mensch würde sich an's Hirn greifen, wenn irgendjemand behaupten würde, dass z.B. niederländisch deutsch wäre (oder welche Beispiele auch immer man da vermengen wollte; "deutsch wäre englisch oder welchen haarsträubenden Unfug auch immer), nur weil die Sprachen in derselben Gruppe des Zweigs der germanischen Sprachen in der indogermanischen Sprachfamilie sind.

Bekanntlich haben sich auch im germanischen Sprachraum die heutigen Sprachen aus früheren Sprachformen entwickelt, beginnend mit Ur-Germanisch; innerhalb dessen sich dann verschiedene Sprachfamilien und deren einzelne Zweige ausbildeten.

Und jeder einzelne Zweig ist da gleichberechtigt.

Nur weil heute mit Abstand die meisten Menschen dieser Sprachfamilie Englisch als Muttersprache sprechen und Englisch wäre eine Weltsprache, so wäre es trotzdem komplett bescheuert, wenn irgendein Englisch-Sprachler plötzlich herkommen und behaupten würde, Englisch wäre die entscheidende Sprache, der die anderen Sprachen sich unterzuordnen hätten, weil sie eigentlich gar keine eigene Sprache, sondern nur irgendwelche "Dialekte" hätten und in deren Ländern sowieso auch dieselbe, aus der Geschichte rührende, west-christlich geprägte Kultur herrschen würde.

Nicht anders ist es mit der geschichtlichen Entwicklung der ostslawischen Sprachfamilie:

Da ist auch jeder Zweig gleichberechtigt – und natürlich gibt es da eigenständige Völker, auch wenn sie von einer aus der Geschichte rührenden, orthodoxen Kultur geprägt sind. Es gibt nicht den geringsten Grund dafür, ukrainisch und russisch gleichsetzen oder gar plötzlich die russische Sprache und Kultur als die Dominante behaupten zu wollen.

Darüber hinaus ist gerade im Fall der Ukraine die Betrachtung des geschichtlichen Verlaufs das Entscheidende, um nachvollziehen zu können, dass es sehr wohl eine separate ukrainische Sprache gibt und dass sich sehr wohl auch ein eigenständiges ukrainisches Volk entwickelt hat.

Eigentlich beginnt es schon damit, dass es die Stadt Kiew bekanntlich bereits mehrere Jahrhunderte (!) länger gibt als Moskau: Laut der Nestorchronik wurde Kiew spätestens (!) Anfang des 6. Jahrhunderts gegründet, also so ungefähr um die Zeit des Jahrhundertwechsels von 4XX zu 5XX. Demgegenüber gilt erst 1147 als das Gründungsjahr Moskaus; so dass Kiew mindestens 600 Jahre (!) älter ist als Moskau.

Allein schon so betrachtet wirkt es von Anfang an komplett lächerlich, wenn irgendjemand daherkommen und behaupten würde, ukrainisch wäre russisch.

Das Altostslawische war nur bis ungefähr zum 14. Jahrhundert die gemeinsame Schriftsprache. Da zu dieser Zeit Lesen und Schreiben eine hohe Kunst war, auf die sich nur ein geringer Teil der Bevölkerung verstand, gab es sicher bereits zu dieser Zeit unterschiedliche Sprach-Zweige innerhalb des Ostslawischen.

Schon unter wechselnden vorherigen Herrschaften bildete sich zunehmend ein eigenständiges Nationalbewusstsein des ukrainischen Volkes; erst recht dann während der Vorherrschaft der russischen Zaren, unter der sich schon jahrhundertelang eine völlig eigenständige ukrainische Kultur gefestigt hatte, die auch in einer eigenständigen ukrainischen (Schrift-)Sprache ihren Ausdruck fand; welche schon im 18. Jahrhundert entwickelt war und im 19. Jahrhundert ihre Blütezeit fand.

Das geschichtlich ganz Entscheidende ist:

Was machen diktatorische Vorherrscher, wenn sie feststellen, dass es innerhalb ihres Vorherrschaftsgebietes ein eigenständiges Volk mit einer eigenständigen Sprache gibt?

Richtig, sie tun alles, um das zu bekämpfen und zu vernichten:

Am 30. Juli 1863 erließ der russische Innenminister Pjotr Walujew das Walujew-Zirkular mit dem viele Veröffentlichungen (religiöse, pädagogische und Literatur, die für die Grundschulbildung der Bürger empfohlen wurden) sowie Belle-Lettres-Werke in ukrainischer Sprache verboten wurden.

1876 wurde von Zar Alexander II. aus Angst vor separatistischen Bestrebungen ein weitreichendes Verbot ukrainischsprachiger Publikationen ausgesprochen mit der Begründung, dass „es keine spezielle kleinrussische Sprache gab, es nicht gibt und nicht geben kann“. Der bedeutendste ukrainische Dichter Taras Schewtschenko (1814–1861) wurde für seine Texte und Gedichte in die kasachische Verbannung geschickt.

Es war daher überhaupt kein Wunder, sondern es ist völlig nachvollziehbar, dass das Ukrainische Volk, das nach dem Ende der Zaren-Regentschaft 1917 endlich der Vorherrschaft des Kreml entfliehen konnte, einen eigenen ukrainischen Nationalstaat begründete und ausrief.

Allerdings hatten dann in Russland bei einer der katastrophalsten Fehlentwicklungen der jüngeren Geschichte – die bis heute entsetzlichste Auswirkungen auf die gesamte Welt hat, nämlich bei der "Oktoberrevolution" von 1917 – die sogenannten Bolschewisten, getrieben von kommunistischen Wahnvorstellungen, mit Waffengewalt die Macht an sich gerissen und immer ausgedehntere Unterwerfungskriege angezettelt.

Um ihre Ziele, ihren Machtanspruch und ihre Ideologie mit aller Gewalt (im schlimmsten Sinn des Wortes) durchzusetzen, führten sie mehr oder weniger sofort extrem blutige Unterwerfungskriege. Diese bolschewistischen Kriege waren verheerend, katastrophal und von äußerster Brutalität und ideologischem Fanatismus geprägt, siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Russischer_B%C3%BCrgerkrieg

Der Russische Bürgerkrieg (...) wurde zwischen den kommunistischen Bolschewiki (...) einerseits und einer heterogenen Gruppe aus Konservativen, Demokraten, gemäßigten Sozialisten, Nationalisten und der Weißen Armee andererseits ausgetragen.
Der Krieg wurde erbittert und brutal besonders auch gegen die Zivilbevölkerung geführt; etwa 8 bis 10 Millionen Menschen verloren ihr Leben.

Auch der souveräne ukrainische Nationalstaat und das ukrainische Volk wurden von diesen unterworfen und schon bei deren Gründung in das Völkergefängnis Sowjetunion gezwungen.

Und erneut wurden dem ukrainischen Volk von den russischen Machthabern unvorstellbare Gräueltaten angetan, um deren Macht und Vorherrschaft zu sichern und das ukrainische Volk zu unterdrücken und als Volksethnie zu zerstören:

Die Bolschewisten waren zunächst radikal gegen ukrainische Intellektuelle und den ukrainischen Klerus vorgegangen. Allein im Jahr 1931 wurden mehr als 50.000 Intellektuelle nach Sibirien deportiert, darunter die 114 wichtigsten Dichter, Schriftsteller und Künstler des Landes.

Danach wandten sich die Bolschewisten gegen die Bauernschaft, die sich weiterhin hartnäckig der Kollektivierung und "Umerziehung" widersetzte. Im Sinne einer "Russifizierung" sollte die ukrainische Kultur ausgemerzt werden, so dass nur noch eine "sowjetische Kultur" übrig bliebe. Der Holodomor, der von der Kreml-Führung gezielt und bewusst an den Ukrainern verübt wurde und vor der Weltöffentlichkeit vertuscht werden sollte, wird heute weithin als Völkermord anerkannt.

Die Krimtataren wurden als gesamtes Volk nach Zentralasien deportiert. Innerhalb nur weniger Tage wurden etwa 189.000 Menschen unter fürchterlichen Bedingungen per Zug verfrachtet. Die Waggons der Deportierten wurden häufig tagelang nicht geöffnet, zwischen 22% und 46% bewegen sich die Schätzungen über die Prozentzahl der Todesopfer durch Verdursten, Verhungern und durch Krankheiten.

Und auch ansonsten wurde während der erzwungenen, diktatorischen und absolut menschenverachtenden Sowjetherrschaft über die Ukraine natürlich an allen Ecken und Enden die russische Sprache massivst bevorzugt und demgegenüber jegliche ukrainischen Eigenständigkeit möglichst klein zu halten und zu unterdrücken versucht, um die Identität des ukrainischen Volkes zu ersticken.

Aus all diesen Faktoren resultiert es, dass sich natürlich auch heute noch Spuren dessen finden, dass das ukrainische Volk jahrzehnte- und jahrhundertelang fremd-beherrscht und unterdrückt wurde; einschließlich in ihrer Sprache.

Aber all das ändert nicht das Geringste daran, dass die ukrainische Sprache eine eigenständige Sprache ist – und dass die Ukrainer keine Russen, sondern ein eigenständiges Volk sind.

Es gibt übrigens bekanntlich sogar auch eigenständige Völker bzw. ethnische Gruppen, die derzeit leider keinen eigenen Staat haben, sondern dort, wo sie leben, ebenfalls massivst unterdrückt und verfolgt werden; wie z.B. die Jesiden, die Kurden u.a.. Auch diese eigenständigen Volksgruppen kann man nicht einfach irgendwelchen anderen Ethnien zuschlagen und ihnen ihre Eigenständigkeit absprechen wollen.

Liebe Grüße 🙂

Nein

Nein ukrainisch und russisch sind ähnlich aber trotzdem 2 unterschiedliche Sprachen!

Nein

Nein, das sind 2 verschiedene Sprachen. Beide verwenden kyrillische Zeichen.