Findet ihr das alte Testament grausam?

Man muss vor allem erst einmal die verschiedenen Textgattungen verstehen. Unter anderem sind historische Aufzeichnungen dabei, die brutale Dinge beschreiben, die sich die Menschen so zuschulden lassen kommen, gar keine Frage. Aber an sich hat das AT durchaus seinen Sinn, auch wegen dem Gesetz, und wenn man auch wirklich Antworten zu gewissen Dingen möchte, dann erhält man diese auch.

Das Gesetz an sich zeigt aber nur, wie dringend wir einen Erlöser, Jesus Christus, brauchen✝️

Empfinde ich schon so. Deshalb lese ich ungern im AT. Es war halt eine ganz andere Zeit, da ging es brutal und unzuvilisiert zu. Das AT zeigt aber auf, wie dringend nötig die Welt Jesus brauchte (und noch braucht).

Das Alte Testament deckt das Fehlverhalten von Menschen schonungslos auf. Deshalb würde der Begriff "realistisch" passen.

Wenn man sich mit Nachrichten, Kriegen und Kriminalität beschäftigt, stellt man fest, dass das menschliche Verhalten sich nicht viel geändert hat.

Nirgends empfinde ich den TaNaCh (Hebräische Bibel) grausam.

Es ist die Geschichte der Menschen im vorderen Orient (ganz andere Mentalität als die der Deutschen!) und viele Gepflogenheiten bezeichnen eben viele Morgenländer als brutal und grausam. Ignoriert wird dabei auch oft, daß wir Gottes Eigentum sind, wir gehören uns nicht selber.

Was auch viele mißverstehen, ist die Aussage "Aug um Aug, Zahn um Zahn..." und ignorieren auch hier, es ist die göttliche Anweisung an die israelische Justiz, wie die Urteile ausfallen müssen.

Selbstjustiz war schon damals verboten und wurde bestraft.

Wenn Du die Bibel wie eine Zeitung heute liest, dann kann ich deine Gedanken verstehen.

Wenn Du den zeitlichen Kontext "im Auge hast", berücksichtigst, dass die Bibel vor mehr als 2.000 Jahren geschrieben wurde, dann nicht.

Wobei die Aussage - das Alte Testament ist grausam - wirklich nur die negativen Seiten zeigt.

Kennst Du diese Stellen wirklich nicht?

17 Denn der HERR, euer Gott, ist Herr über alle Götter und Gewalten, er ist groß und mächtig und verbreitet Furcht und Schrecken um sich. Er ist nicht parteiisch und lässt sich nicht bestechen. 18 Er verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht; er liebt auch die Fremden, die bei euch leben, und versorgt sie mit Nahrung und Kleidung. 19 Darum sollt auch ihr die Fremden lieben. Ihr habt ja selbst in Ägypten als Fremde gelebt. 5. Mose 10,17-19

oder diese berühmte:

Auge um Auge, Zahn um Zahn 2. Mose 21

In den Büchern Mose im Alten Testament gibt Mose dem Volk in einer langen Aufzählung von Schadens-Regulierungen folgende Regel mit auf den Weg, wenn zwischen zwei Menschen etwas Schlimmes passiert.

Im zweiten Buch Mose heißt es: "Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmahl für Brandmahl, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme." (2. Mose 21,24)

Dieser Aufruf mag sich für euch vielleicht sehr streng anhören. Allerdings wurde die Regel so verstanden, dass für man jeden Schaden, den man verursacht hat, eine angemessene Wiedergutmachung leisten musste. So wie wenn ihr zum Beispiel zuhause etwas kaputt gemacht habt, ihr dafür vielleicht im Haushalt mehr mithelfen müsst. Mit Rache oder Vergeltung hat das nichts zu tun.

Was in heutigen Ohren brutal klingt, war für die damalige Rechtssprechung enorm fortschrittlich. Sie verhinderte die Spirale der Blutrache.

Es gäbe noch viele weitere Stellen. Schade, wenn man nur die negativen Texte kennt.