Bibel, Tora - sind das Märchenbücher?

8 Antworten

Ich hätte hierzu einen Gedanken...

...dann hatte er einen sehr guten Grund dafür.

Ja.

Bestimmt nicht, um ein Märchen zu verewigen.

Warum nicht ? Wie kommst du auf die seltsame Idee, Menschen würden Dinge nur aufschreiben, weil sie wahr sind?

Ist es nicht vielmehr so, dass wir Dinge aufschreiben DAMIT sie wahr sind?

Unterschätze das Märchen nicht. Es gehört zu den ältesten und mächtigsten Werkzeugen menschlicher Kultur.

Jesus von Nazareth wird doch selbst als großer Märchenerzähler überliefert. Das Gleichnis vom Getreide, das Gleichnis vom Weinberg, das Gleichnis vom Senfkorn... diese Geschichten ziehen ihre Macht nicht daraus, dass sie wirklich passiert sind.

Märchen und Mythen ordnen die Welt. Sie erklären das Unerklärliche und vermitteln Regeln und Vorbilder für das Verhalten in der Gesellschaft. Sie prägen die Archetypen, Rollenbilder und Denkmuster der nächsten Generation.

Ich denke, die Schrift wurde für die Bürokratie erfunden und für die Märchen vollendet.

Die ältesten bekannten Schriftfunde, sowohl in Sumer als auch in Ägypten, sind bürokratischer Natur: Namensschilder, Etiketten, Frachtbriefe, Tabellen ...

Die zweitälteste überlieferte Textgattung sind Zaubersprüche, Mythen und Hymnen. (Zum Beispiel die Sumerischen Hymnen und die Pyramidentexte )

Die älteste Literatur der Menschheit hat die Welt nicht so beschrieben, wie sie ist - sondern so, wie sie sein soll. Der Segen der Gottheiten, die Entstehung der Welt, die geordneten Zyklen der Natur, die Macht der Herrscher und das ewige Leben der Toten werden da beschworen.

Die Bibel ist natürlich fast 2000 Jahre jünger. Man kann diskutieren inwieweit - um es mit Jan Assmann zu sagen - die zyklische Zeit der älteren Kulturen in der Bibel von einer fortlaufenden, historischen Zeitdimension abgelöst wird.

Ein Geschichtsbuch ist es dennoch nur in kleinen Teilen.

Ich finde schon, dass die Bibel größtenteils ein Märchenbuch ist... aber das ist keine Abwertung!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft

Die Bibel, und somit auch die Thora, sind keine "Märchenbücher".

Es sind historische Dokumentationen von vielen verschiedenen Zeitzeugen, die alle miteinander übereinstimmen.

Die damaligen Ereignisse sind daher in Verbindung mit all den anderen historischen Schriften sehr gut belegt.

Außerdem ist die Bibel eine derart komplexe und verblüffend konsistente Sammlung von historischen Berichten, dass es völlig verrückt und absurd wäre anzunehmen, dass jemand die Bibel erfunden hätte.

Kein Mensch auf diesem Planeten könnte jemals ein solch komplexes und konsistentes Werk erschaffen - Selbst mit einem IQ von 300 wäre das für einen Menschen nicht im entferntesten machbar.

Schon alleine diese Tatsache zeigt neben den vielen anderen Beweisen sehr deutlich, dass es sich bei der Bibel um echte historische Berichte handelt, die von jedem vernünftigen Menschen sehr ernst genommen werden müssen.

Die großen Erzählungen der Bibel sind Mythen. Die Figuren von Adam bis Jesus sind mythische Figuren. Natürlich ist Jesus eine historische Figur, aber er wurde mit sehr vielen Mythen überfrachtet, so daß ein ganz anderer Jesus als der ursprüngliche dabei herauskommt. Möglicherweise verschmelzen gar mehrere Personen im Mythos des Jesus von Nazareth. Die biblischen Mythen und die Märchen, die uns z.B. Jakob und Wilhelm Grimm überliefert haben, gehören tatsächlich der selben literarischen Gattung an. In den Märchen als auch in der Bibel kommen Fabelwesen vor: Teufel (in beiden), Feen, Engel und dergleichen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.

Menschen aus der Bibel haben wirklich gelebt und Städte wie Ninive oder Babylon hat man gefunden. Außerdem stehen in der Bibel erfüllte Prophezeihungen.

Ich finde die Bibel aktuell. Die Bibel fordert Nächstenliebe, mehr Nächstenliebe würde der Welt sicher gut tun. Sich auch an die 10 Gebote zu halten, sorgt u.a. für einen guten Umgang mit seinen Mitmenschen. Ich finde es schön, wenn Menschen aus ihrem Glauben Hoffnung, Trost und Kraft schöpfen können. Ein solcher Glaube kann das Leben meiner Meinung nach sehr bereichern.

Viele von Jesus Jüngern sind verfolgt und getötet worden, sie hatten kein Interesse, sich die Religion einfach auszudenken. Sie hatten auch keine politische Macht.

Ich glaube an Gott, ich bin Christ. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich vom Christentum überzeugt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.

Autoritäten wie heilige Schriften, waren nicht nur ein Mittel um beispielsweise damals nicht erklärbare Naturphänomene durch göttliche Intervention zu erklären, auch wenn dies eine der ursprünglichen Gründe für die Entstehung von Religionen war.

Heilige Schriften waren als Autoritäten auch immer ein Machtmittel, um etwa den eigenen Herrschaftsanspruch zu legitimieren. Daher durften Aussagen natürlich nicht zu auffällig verändert werden, weil das den Machtanspruch untergraben hätte.

Darüber hinaus stiften Gemeinschaften mit einem kodifizierten Weltbild, etwa durch eine heilige Schrift, auch Orientierung und sozialen Zusammenhalt. Es war also wichtig, bestimmte religiös gerechtfertigte Normen unverändert weiterzugeben.

Wenn eine Schrift also nicht nur, die sichtbare und unsichtbare Welt erklären soll, sondern auch Machtansprüche legitimieren und eine weltweite Gemeinschaft zusammenhalten soll, ist es durchaus sinnvoll sie nicht zu verändern.

Das sagt aber nichts über den objektiven Wahrheitsgehalt aus.

So werden etwa die im zaristischen Russland als Propaganda gedruckten antisemitischen "Protokolle der Weisen von Zion" bis heute vertrieben und zitiert - auch durchaus unverändert. Dennoch bleiben die Aussagen blanke Lügen.

Nur weil etwas das "Original" ist, wird es dadurch nicht zur "Wahrheit".

Und wenn man das mal ganz brutal ehrlich sieht:

Ein Gott der zwei Menschen zeugt, die zur Ursprung der Menschheit werden, der sich in einem brennenden Dornbusch offenbart, der zehn Plagen aufkommen lässt, der einen Sohn hat, der Wunder wirkt und zur kollektiven Sündenerlösung von den Toten aufersteht...das könnte doch auch ein Fantasy-Roman sein, oder?

"Shari-Ra Grobuk war einsam auf dem Planeten Horsa. Da beschloss der galaktische Rat, ihm eine Gefährtin zu senden. Sie klonten seine Gene, fügten ein Chromosom hinzu und schufen so Hira-Srazuk, seine Gefährtin".

Das wäre eine moderne Sci-Fi-Adaption von "Eva wurde aus Adams Rippe geleiert".

Natürlich kann man theologisch argumentieren, betonen, dass es eben nicht wörtlich verstanden, sondern im übertragenen Sinne betrachtet und interpretiert werden muss, damit die Weisheit der Schrift sich offenbart.

Das mag alles sinnvoller sein, als solche Erzählungen unwidersprochen, blind und wortwörtlich zu glauben - aber für jemanden, der keinem religiösen Interpretationsrahmen folgt, bleiben das eben einfach märchenartige Erzählungen.

Welche Motivation man haben könnte, um solche "Märchen" unverändert zu überliefern, obwohl sie keinesfalls wahr sind, habe ich oben erläutert.