Bibel, Tora - sind das Märchenbücher?
Ich will da mal eine Diskussion lostreten, in der auch mal ein paar wirklich fundierte Erkenntnisse zur Sprache kommen. (bin aus DE, m62/de, ev)
Auslöser: ich lese hier immer wieder:
- das ist doch erfunden, Märchenbücher etc..
- Außerdem lese ich, dass es Erkenntnisse gäbe (!), die beweisen würden (!), die Bibel läge falsch.
- Außerdem wird immer wieder geschrieben, dass es da Verfälschungen gäbe.
Das glaube ich nicht.
- es gibt wohl kaum ein Werk der letzten 2.000 Jahre, das schon so oft gelesen wurde wie die Bibel und auch schon so oft angezweifelt wurde.
- Manche Schriften wurden nicht in die Bibel aufgenommen (Apokryphen und auch andere), weil sie eben in irgendeiner Art anzweifelbar waren
- die Tora ist ja noch älter und auch die Grundlage des alten Testaments. Da müsste mal jemand aus dem jüdischen Glauben beitragen, in welchem Zeitalter die Tora entstanden ist.
Bedeutet für mich: das ist uraltes Schriftgut. Viel älter und viel öfter diskutiert, als Google-Fundstellen, AI-generierte Antworten oder BILD-Artikel. Die zählen für mich nicht. Da gibt es Wissenschaftler mit viel tieferem Wissen.
- Lesen / Schreiben war damals kein Allgemeingut - das konnte nicht jeder. Dazu kommt noch, dass alte Schriften in ganz anderen alten Sprachen vorliegen - nicht notwendigerweise in der eigenen.
- Wenn ein gebildeter Mensch die Last auf sich nimmt, die alten Schriften / Sprachen zu lesen, sich mit großem Aufwand das Schreibmaterial zu beschaffen (kein eBook, Papier oder so, sondern Pergament, Papyrus, Ton, Stein), und sich dann hinsetzt und ggf. monatelang Sachen im Kerzenlicht aufschreibt (ohne PC, Schreibmaschine, sondern eben mit Feder, Tinte, Griffel etc), dann hatte er einen sehr guten Grund dafür. Bestimmt nicht, um ein Märchen zu verewigen.
- die Zuverlässigkeit - z.B. die Tora. Da habe ich gehört: wenn sich beim Abschreiben der Schreiber mal verschrieben hat, musste sie entweder entsorgt werden oder der Typo musste aufwändig entfernt werden. Bedeutet: schon da gibt es keinen Tippfehler oder eine Interpretation - die wären entdeckt worden.
- die Bibel wurde mehrfach übersetzt - einmal ins Latein (ich glaube, nach dem Konzil), danach in andere Sprachen (z.B. Luther uvam). Wären denen beim Übersetzen Fehler passiert, dann wäre das im Laufe von vielen hundert Jahren jemandem aufgefallen und korrigiert worden. Gibt es aber nicht. Es ist jeweils lediglich eine Übersetzung in die gängige Landes-Sprache.
Meiner Meinung nach sind diese seltsamen Argumente haltlos und entstehen zu einem Teil daraus, dass man zwar gegen diese Schriften argumentiert, sich aber nie damit beschäftigt hat. Oft werden irgendwelche Google-Fundstellen angeführt - die zähle ich nicht - ein Google hat eine andere Wertigkeit als die Aussage eines Wissenschaftlers.
Mal PS: da reichen auch nicht die ersten Fundstücke von Infos: wenn ein Wissenschaftler mal eine Hypothese veröffentlicht - in den entsprechenden Fachmedien - beschäftigen sich seine Konkurrenten oder Kollegen damit und zerlegen oder unterstützen das - das sind aber auch Wissenschaftler.
Dazu kommen aber auch noch Sprüche wie: "man weiß doch, dass Gravitation, Sterne, Cluster, Laniakea, ..." nicht in der Bibel stehen - das halte ich für ganz dumm, weil damals weder die technischen Möglichkeiten da waren (die kamen evtl. im Mittelalter) noch hatte die damalige Sprache überhaupt die Worte, so was aufzuschreiben. Damals hatte man eben ein geozentrisches Weltbild. Wer das nicht in seine Argumente einbezieht, ist eben in einer falschen Zeit.
Wie seht ihr das? Da muss man doch mal drüber reden dürfen.
8 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/10_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Ich hätte hierzu einen Gedanken...
...dann hatte er einen sehr guten Grund dafür.
Ja.
Bestimmt nicht, um ein Märchen zu verewigen.
Warum nicht ? Wie kommst du auf die seltsame Idee, Menschen würden Dinge nur aufschreiben, weil sie wahr sind?
Ist es nicht vielmehr so, dass wir Dinge aufschreiben DAMIT sie wahr sind?
Unterschätze das Märchen nicht. Es gehört zu den ältesten und mächtigsten Werkzeugen menschlicher Kultur.
Jesus von Nazareth wird doch selbst als großer Märchenerzähler überliefert. Das Gleichnis vom Getreide, das Gleichnis vom Weinberg, das Gleichnis vom Senfkorn... diese Geschichten ziehen ihre Macht nicht daraus, dass sie wirklich passiert sind.
Märchen und Mythen ordnen die Welt. Sie erklären das Unerklärliche und vermitteln Regeln und Vorbilder für das Verhalten in der Gesellschaft. Sie prägen die Archetypen, Rollenbilder und Denkmuster der nächsten Generation.
Ich denke, die Schrift wurde für die Bürokratie erfunden und für die Märchen vollendet.
Die ältesten bekannten Schriftfunde, sowohl in Sumer als auch in Ägypten, sind bürokratischer Natur: Namensschilder, Etiketten, Frachtbriefe, Tabellen ...
Die zweitälteste überlieferte Textgattung sind Zaubersprüche, Mythen und Hymnen. (Zum Beispiel die Sumerischen Hymnen und die Pyramidentexte )
Die älteste Literatur der Menschheit hat die Welt nicht so beschrieben, wie sie ist - sondern so, wie sie sein soll. Der Segen der Gottheiten, die Entstehung der Welt, die geordneten Zyklen der Natur, die Macht der Herrscher und das ewige Leben der Toten werden da beschworen.
Die Bibel ist natürlich fast 2000 Jahre jünger. Man kann diskutieren inwieweit - um es mit Jan Assmann zu sagen - die zyklische Zeit der älteren Kulturen in der Bibel von einer fortlaufenden, historischen Zeitdimension abgelöst wird.
Ein Geschichtsbuch ist es dennoch nur in kleinen Teilen.
Ich finde schon, dass die Bibel größtenteils ein Märchenbuch ist... aber das ist keine Abwertung!
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Die Bibel, und somit auch die Thora, sind keine "Märchenbücher".
Es sind historische Dokumentationen von vielen verschiedenen Zeitzeugen, die alle miteinander übereinstimmen.
Die damaligen Ereignisse sind daher in Verbindung mit all den anderen historischen Schriften sehr gut belegt.
Außerdem ist die Bibel eine derart komplexe und verblüffend konsistente Sammlung von historischen Berichten, dass es völlig verrückt und absurd wäre anzunehmen, dass jemand die Bibel erfunden hätte.
Kein Mensch auf diesem Planeten könnte jemals ein solch komplexes und konsistentes Werk erschaffen - Selbst mit einem IQ von 300 wäre das für einen Menschen nicht im entferntesten machbar.
Schon alleine diese Tatsache zeigt neben den vielen anderen Beweisen sehr deutlich, dass es sich bei der Bibel um echte historische Berichte handelt, die von jedem vernünftigen Menschen sehr ernst genommen werden müssen.
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/14_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Die großen Erzählungen der Bibel sind Mythen. Die Figuren von Adam bis Jesus sind mythische Figuren. Natürlich ist Jesus eine historische Figur, aber er wurde mit sehr vielen Mythen überfrachtet, so daß ein ganz anderer Jesus als der ursprüngliche dabei herauskommt. Möglicherweise verschmelzen gar mehrere Personen im Mythos des Jesus von Nazareth. Die biblischen Mythen und die Märchen, die uns z.B. Jakob und Wilhelm Grimm überliefert haben, gehören tatsächlich der selben literarischen Gattung an. In den Märchen als auch in der Bibel kommen Fabelwesen vor: Teufel (in beiden), Feen, Engel und dergleichen.
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Menschen aus der Bibel haben wirklich gelebt und Städte wie Ninive oder Babylon hat man gefunden. Außerdem stehen in der Bibel erfüllte Prophezeihungen.
Ich finde die Bibel aktuell. Die Bibel fordert Nächstenliebe, mehr Nächstenliebe würde der Welt sicher gut tun. Sich auch an die 10 Gebote zu halten, sorgt u.a. für einen guten Umgang mit seinen Mitmenschen. Ich finde es schön, wenn Menschen aus ihrem Glauben Hoffnung, Trost und Kraft schöpfen können. Ein solcher Glaube kann das Leben meiner Meinung nach sehr bereichern.
Viele von Jesus Jüngern sind verfolgt und getötet worden, sie hatten kein Interesse, sich die Religion einfach auszudenken. Sie hatten auch keine politische Macht.
Ich glaube an Gott, ich bin Christ. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich vom Christentum überzeugt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Enzylexikon/1444748553_nmmslarge.jpg?v=1444748553000)
Autoritäten wie heilige Schriften, waren nicht nur ein Mittel um beispielsweise damals nicht erklärbare Naturphänomene durch göttliche Intervention zu erklären, auch wenn dies eine der ursprünglichen Gründe für die Entstehung von Religionen war.
Heilige Schriften waren als Autoritäten auch immer ein Machtmittel, um etwa den eigenen Herrschaftsanspruch zu legitimieren. Daher durften Aussagen natürlich nicht zu auffällig verändert werden, weil das den Machtanspruch untergraben hätte.
Darüber hinaus stiften Gemeinschaften mit einem kodifizierten Weltbild, etwa durch eine heilige Schrift, auch Orientierung und sozialen Zusammenhalt. Es war also wichtig, bestimmte religiös gerechtfertigte Normen unverändert weiterzugeben.
Wenn eine Schrift also nicht nur, die sichtbare und unsichtbare Welt erklären soll, sondern auch Machtansprüche legitimieren und eine weltweite Gemeinschaft zusammenhalten soll, ist es durchaus sinnvoll sie nicht zu verändern.
Das sagt aber nichts über den objektiven Wahrheitsgehalt aus.
So werden etwa die im zaristischen Russland als Propaganda gedruckten antisemitischen "Protokolle der Weisen von Zion" bis heute vertrieben und zitiert - auch durchaus unverändert. Dennoch bleiben die Aussagen blanke Lügen.
Nur weil etwas das "Original" ist, wird es dadurch nicht zur "Wahrheit".
Und wenn man das mal ganz brutal ehrlich sieht:
Ein Gott der zwei Menschen zeugt, die zur Ursprung der Menschheit werden, der sich in einem brennenden Dornbusch offenbart, der zehn Plagen aufkommen lässt, der einen Sohn hat, der Wunder wirkt und zur kollektiven Sündenerlösung von den Toten aufersteht...das könnte doch auch ein Fantasy-Roman sein, oder?
"Shari-Ra Grobuk war einsam auf dem Planeten Horsa. Da beschloss der galaktische Rat, ihm eine Gefährtin zu senden. Sie klonten seine Gene, fügten ein Chromosom hinzu und schufen so Hira-Srazuk, seine Gefährtin".
Das wäre eine moderne Sci-Fi-Adaption von "Eva wurde aus Adams Rippe geleiert".
Natürlich kann man theologisch argumentieren, betonen, dass es eben nicht wörtlich verstanden, sondern im übertragenen Sinne betrachtet und interpretiert werden muss, damit die Weisheit der Schrift sich offenbart.
Das mag alles sinnvoller sein, als solche Erzählungen unwidersprochen, blind und wortwörtlich zu glauben - aber für jemanden, der keinem religiösen Interpretationsrahmen folgt, bleiben das eben einfach märchenartige Erzählungen.
Welche Motivation man haben könnte, um solche "Märchen" unverändert zu überliefern, obwohl sie keinesfalls wahr sind, habe ich oben erläutert.