"Gut" und "Böse" sind menschliche Konzepte. In der Natur gibt es kein Gut und Böse. Sie ist einfach so wie sie ist.
Wenn du mal nachforschst, oder auch überlegst, wie wir auf Ethik kommen, wirst du auf verschiedene Dinge stoßen. Meistens bauen solche moralischen Vorstellungen dann aber auf sehr primitiven und grundlegenden Bedürfnissen auf.
Zum Beispiel: "Ich will keine Schmerzen haben. Schmerzen sind unangenehm."
Ergo: es ist "schlecht" und sollte vermieden werden.
Dann kann man auf Ideen kommen wie z.B.:
"Damit mir niemand anderes Schmerzen antut, sollte ich auch niemandem Schmerzen zufügen."
Aus solchen Grundbedürfnissen und unseren menschlichen Empfindungen dazu lassen sich letztlich allerhand komplexe moralische Konstrukte bilden. Nicht immer unbedingt logisch. Aber in der Regel entspringt Moral der menschlichen Emotion.
Eine Sonderrolle nehmen dabei dogmatische Ethiken ein, wie z.B. jene von vielen Religionen. Obwohl sich auch darin viele Moralvorstellungen finden lassen, welche auf zuvor erwähnten Grundsätzen aufbauen, werden andere oder auch diese dann als von einer Gottheit gegeben und als normative Pflicht aus sich allein heraus gehandelt ohne einen weiteren Standfuß zu haben. In anderen Worten "es ist böse, weil es böse ist" und nicht etwa "es ist böse, weil es mir deswegen schlecht geht".
Daher wirken Dogmen oftmals auch unlogisch und bergen viel Konfliktpotential, da es schwierig ist sachlich über dogmatische Wertvorstellungen zu diskutieren.
Um dieses generelle Gebrabbel mal auf dein Beispiel zu münzen:
Wir Menschen können das Vernichten anderer Lebewesen als etwas schlechtes empfinden, weil wir selbst Lebewesen sind und das Bedürfnis nachvollziehen können lebendig bleiben zu wollen. Vom rein biologischen Aspekt hast du natürlich vollkommen Recht: Evolutionäre Prozesse haben dafür gesorgt, dass wir und im Grunde jedes Lebewesen so ist. Man selbst kann nur leben, wenn etwas anderes dafür stirbt. Das ist einfach so. Die "Natur" hat dahingehend keinerlei Wertungen. Sie ist, wie sie ist. Ein Produkt eines komplexen millionen Jahre lang andauernden Prozesses.
Dieser Prozess hat uns Menschen hervorgebracht und da beginnt das Problem. Im Christentum wird das Schlachten von Tieren ja beispielsweise auch gerechtfertigt. Eben auch aus der Einsicht, dass Menschen nur leben können, indem etwas anderes stirbt. Gleichzeitig spürt man aber auch, dass es "irgendwie nicht richtig" sein kann, weil man selbst möchte ja auch leben und kann sich wie gesagt von der Perspektive aus in andere Lebewesen hineinversetzen. Also erfinden manche Menschen eben einige Texte und behaupten irgendeine Gottheit hätte es ihnen erlaubt und gesagt, dass das "gut" sei. Ja, eben um sich von diesem emotionalen Ballast lösen zu können und das moralische Problem zu lösen.
Andere wiederum, ob religiös oder nicht, finden sich hingegen damit ab. Sie akzeptieren es als eine Sache, die nun mal zum Leben so dazugehört und richten ihren Inneren Umgang danach aus, dass sie sich entschieden haben zu leben und deswegen andere Wesen dafür sterben müssen. Manch einer wird zum Veganer, isst nur Pflanzen, weil diese nicht Schmerzen und Angst sowie anderes Leid wie Tiere empfinden können, manch anderer versucht jedes einzelne Teil des Lebewesens zu verwerten, um weiteres Sterben und Leid möglichst gering zu halten und dieses Opfer zu "ehren". Und andere wiederum zucken mit den Schultern, und haben einfach damit abgeschlossen ohne weiter darüber nachzudenken. Zu welchem anderen Ergebnis sollten sie dann schon kommen? Es läuft letztlich ohnehin wieder auf die Entscheidung hinaus: "Entweder ich oder etwas anderes." Und die Entscheidung hat man dann ja schon getroffen, indem man sich für das Leben entschieden hat.