Wss machen eigentlich Buddhisten um die Erleuchtung zu erlangen?

8 Antworten

Das ist eine lebenslange Suche mit vielen Facetten und sehr viele erreichen es auch nicht in diesem Leben. Meditation ist sicherlich ein ganz wichtiger Teil davon, aber ebenso verschiedenes andere, ganz besonders positive moralische Entwicklung, man wird das auch nicht so einfach verstehen nur durch Lesen.

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und äußere mich mal dazu.

In unserer Tradition spielen irgendwelche esoterischen Vorstellungen von Auras, Chakras und Lichtkörperprozess absolut keine Rolle.

Im Soto-Zen gibt es keine Trennung von der Praxis des täglichen Lebens und dem Erwachen - es gibt also kein Ziel, auf das hingearbeitet wird.

Durch regelmäßige Praxis des Zazen (Sitzmeditation) und die Achtsamkeitspraxis im Alltag, werden alle Handlungen zum Ausdruck des Erwachens.

Das Erwachen ist nichts anderes, als der natürliche Zustand des Geistes. Erst wenn der Geist kompliziert wird, erleben wir den Gedanken der Trennung

Mein erster Lehrer erklärte es so (er hatte es von seinem Lehrer gehört):

"Ein verspannter Mensch, ist ein entspannter Mensch, der sich verspannt".

Es geht also nicht darum, ein fernes Ziel anzustreben, sondern wir müssen aufhören, in Entfremdung von dem natürlichen Zustand zu leben.

Der Weg hierzu ist die Zazen-Praxis und die Achtsamkeitsübung im Alltag.

Damit wird auch klar, dass alles was uns als "mystische Erfahrung" erscheint, nicht das Erwachen ist, da es unnatürlich ist und nur unserer Erwartungshalten entspringt.

Soweit meine Position hierzu.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Christiepie22 
Beitragsersteller
 19.07.2022, 21:39

OK danke das ist sehr interessant

Enzylexikon  19.07.2022, 21:43
@Christiepie22

Freut mich, wenn ich weiterhelfen kann. :-)

Sollte es noch Fragen geben, werde ich mich bemühen, sie zu beantworten.

Zu allererst sollte man sich endlich von dem Begriff "Erleuchtung" verabschieden, der dem Buddhismus eine falsche Aura der Esoterik verleiht. Man sollte eher vom Erwachen sprechen, denn das wäre die korrekte Übersetzung des Sanskrit-Begriffes Bodhi: Erwachen. Ein Buddha ist also jemand, der "erwacht" ist, der eine neue Perspektive gewonnen und sich von Illusionen gelöst hat.

Wie dieser Zustand erreicht werden soll, darüber gibt es in den vielen buddhistischen Schulen sehr unterschiedliche Auffassungen.

Im Theravada geht man davon aus, dass das Erwachen eines Wesens ein unglaublich seltenes Ereignis ist, das eine lange spirituelle Praktik durch viele Wiedergeburten hindurch erfordert.

In den vielen Mahayana-Schulen sieht man das meist anders: hier kann theoretisch jeder Mensch zu jeder Zeit ein Buddha werden. Die Praktiken, mit denen dies erreicht werden soll, unterscheiden sich aber erheblich.

Der Vajrayana-Buddhismus ist z.B. recht esoterisch angehaucht und hat typisch hinduistische Elemente übernommen. Sogar "Götter" spielen hier wieder eine Rolle, ebenso die Kundalini-Energie, die auch im indischen Yoga bedeutsam ist.

Die "Schule des Reinen Landes" fokussiert sich hingegen darauf, das Erwachen mit Hilfe fremder Mächte zu erlangen. Man verehrt den Amitabha-Buddha, ein transzendentes Wesen, das in einer höheren Sphäre in einem paradiesähnlichen Reich leben soll. Bringt man diesem Buddha im Leben Dankbarkeit und Verehrung entgegen, so holt er einen nach dem Tod in sein Reich, wo man unter seiner Obhut schnell den Zustand des Erwachtseins erlangt.

Es gibt darüber hinaus noch viele weitere Lehrwege mit ihren ganz eigenen Gedanken zu diesem Thema.

Ein leichter Einstieg, den jeder praktizieren kann, ist Ahimsa. Würden alle (wirklich alle) Menschen Ahimsa leben, wir hätten das Paradies auf Erden. Das wäre ja schon einmal Licht am Horizont. Parallel dazu Meditation, aber dazu hast Du bereits in den anderen Antworten gute Hinweise.

Vielleicht hast Du den Begriff schon einmal im Zusammenhang mit Mahatma Gandhi gehört. Denn durch ihn wurde Ahimsa Anfang des 20. Jahrhunderts der breiten Öffentlichkeit bekannt. Gandhi war der Inbegriff für einen friedlichen Lebensstil, denn er lebte das Prinzip der Gewaltlosigkeit in allen Lebensbereichen. Er war der festen Überzeugung, dass Ahimsa nur dann praktiziert werden kann, wenn man voller Mut und Willenskraft ist. Um die Unabhängigkeit Indiens zu erlangen und die politischen Ziele zu erreichen, setzten Gandhi und seine Anhänger auf Widerstand ganz ohne Gewalt. Auch wenn ihnen die britische Regierung Steine in den Weg legte und den Menschen mit Gewalt begegnete, hielt Gandhi an der Philosophie fest. Denn er war sich sicher, dass auch sie früher oder später von Ahimsa geleitet werden würden. Leider sollte Gandhi nicht recht behalten.

https://www.yogabox.de/blog/ahimsa/

Die Meditation ist das wichtigste Element. Dazu das bewusste, achtsame und wertfreie Wahrnehmen von allem, was ist. Ich steige da selber sozusagen erst ein.

Ich kann dir den YouTube-Kanal von Peter Beer empfehlen.