Was ist die Erleuchtung im Buddhismus?

5 Antworten

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und würde es so erklären:

Das Erwachen ist der ursprüngliche Zustand.

Die meisten spirituellen Traditionen lehren, dass wir auf irgendeine Weise "sündhaft" seien, oder ein "niedriges Niveau" hätten und "besser" werden müssten.

Aber das ist ein Dualismus, der nicht den natürlichen Zustand darstellt.

So geht es auch nicht darum, eine überwältigende, erschütternde Erfahrung zu haben, die alle Fragen überflüssig macht und uns moralisch perfektioniert

Stattdessen nimmt man das Leben einfach vorurteilsfrei und ohne Bewertung wahr, ist offen für die Erfahrung des Augenblicks, der alles umfasst.

Wir sind von diesem Zustand nicht getrennt, sondern leben nur in einer Entfremdung, weil unser Geist voller Projektionen ist und wir uns damit identifizieren.

Auch ein Erwachter ist immer noch ein Mensch, kann Ärger empfinden, oder sich auf eine Weise verhalten, die wir als moralisch falsch bewerten.

Die Erfahrung des Erwachens ist das eine - das andere ist, diesen Geist des Erwachens durch unsere tägliche Praxis jeden Tag aufs neue auszudrücken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Also Buddha würde jetzt sagen "die Frage ist falsch gestellt"😉, denn "der zentrale Begriff" im Buddhismus ist "das Erwachen", "Erleuchtung" ist dagegen gleichzusetzen mit "begreifen" oder "ein Licht aufgehen" - und da gibt es etliche Gelegenheiten dazu.

Bei Letzterem handelt es sich darum, ein Konzept wirklich zu verstehen und umzusetzen. Es ist die Voraussetzung für den Fortschritt auf dem achtfachen Weg.

Erwacht ist man, wenn man seinen Geist derart gereinigt hat, daß man absolut nichts mehr in diesem Dasein "ergreift", also keine weitere Verkörperung mehr erfährt.

Um die Bedeutung dieses Prozesses zu erahnen, muß man die grundlegenden Lehren im Buddhismus kennen (z. B. Daseinsbereiche, Karma, Reinkarnation, bedingtes Entstehen etc.).

Erleuchtung ist die Auflösung des Gefühls, ein separates Ich im Kopf zu sein welches mit der Geburt entstanden ist (wobei das "Ich" tatsächlich erst im 2. - 3. Lebensjahr entsteht) und mit dem Tode vergehen wird. Es ist in gewisser Weise ein Tod vor dem Tod.

Wenn das passiert erkennst du dich kurz gesagt als das gesamte Universum, als die Existenz selbst, welche sich speziell in Organismen verdichtet und sich von hier aus seiner selbst bewusst wird. Du erkennst, dass du kein kleines "Ich" im Kopf bist, sondern eine Art unendliches Wesen, in welchem Organismen soetwas wie kleine Nervenzellen von dir sind. Genauso wie an unserem Körper viele kleine Nervenzellen stecken die Berührung, Hitze und Wind registrieren und ans zentrale Gehirn senden, genauso ist jeder einzelne Organismus ein Knotenpunkt aus welchem das gesamte Universum ein Bild von sich bekommt.

Du erkennst dann auch dass der Tod eine Illusion ist, weil das was du wirklich bist das ist was immer wieder entsteht und vergeht, oder anders gesagt, niemals entstanden ist und niemals vergehen wird.


mendrup  07.05.2022, 16:11

Hoppla! Da schau her :)

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Es gibt im Buddhismus die zwei Wahrheiten. Die absolute und die relative Wahrheit. Durch Meditation kann man sich der absoluten nähern. Was erkennt man da? Man erkennt, dass jeder Moment aus sich selbst heraus perfekt ist und man nichts dazu tun oder abziehen muss. Es ist bereits alles so wie es sein muss.

Man glaubt nicht mehr die Fehler die das Universum (scheinbar) gemacht hat berichtigen zu müssen - dazu gehört auch die Erkenntnis, dass die Ego-Illusion nix böses ist sondern auch seinen Grund hat und okay ist, das war auch kein Fehler des Universums.

die Erleuchtung ist die Erkenntnis, wer oder was dein eigener Geist ist. also wer dein DU ist.

man erkennt die Wirklichkeit hinter all den Illusionen die uns die Welt vorspiegelt. man hat Zugang zu allem Wissen der Welt und löst sich von der Abhängigkeit von Stofflichkeit, von Gefühlen und dem Dualismus zwischen "ich" und "die anderen".

Erleuchtung ist ein Gefühl bedingungsloser, immerwährender Freude

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – bin seit einigen Jahren Diamantwegsbuddhist (Karma Kagyü)

Philipp3141  06.05.2022, 19:57
Erleuchtung ist ein Gefühl bedingungsloser, immerwährender Freude

Das ist nur eine metapher um es in etwa zu übersetzen, allerdings kann auch ein erleuchtetet ärger, scham oder angst spüren, nur ist da niemand mehr der in widerstand dagegen geht.

man hat Zugang zu allem Wissen der Welt und löst sich von der Abhängigkeit von Stofflichkeit,

Man ist aus der jeweiligen Position des Organismus immernoch nur der jeweilige Organismus mit einem entsprechenden Gehirn welches genauso arbeitet wie jedes andere Gehirn. Man hat kein "absolutes Wissen", sondern mehr eine Sicht auf die Welt die als eine höhere Sicht bezeichnet werden könnte, da sie aus einem Bewusstseinszustand resultiert welcher nicht von Abstraktionen und Konzepten gefiltert wird, wodurch wir "normalen" zum Beispiel auch unser "Ego", "Ich" von "andere" unterscheiden

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