Wieso nehmen so viele Linke Muslime in Schutz aber hetzten gegen "alte weiße Männer"?

9 Antworten

Zumindest, um auf den Konservatismus zu kommen. Ich denke, dass beim Thema "alter weißer Mann" die Kritik am Konservativen häufig eher die Kritik an der Machtstruktur geäußert wird, während der Konservatismus der Muslime häufig eher religiös oder kulturell geprägt ist. Muss es nicht besser machen, aber das wäre ein Grund, der mir einfällt.

Ansonsten sehe ich es nicht gar so schwarz weiß. Ich kenne viele Linke, gerade im Osten, die sich sehr an Dingen stören, die den Islam betreffen. Die werden aber meist nie wahrgenommen, weil links zu sein, häufig selbst schon so ein stereotypisches Bild beinhaltet, welches gerade von rechten zu gerne bedient wird.

Ich glaube zum Beispiel auch, dass die linke Ecke weit weniger LGBTQIA+ (waren das alle Buchstaben? :D) freundlich ist, als gerne suggeriert wird.

Es gibt aber sicherlich genug, die einfach irgendwann auf die "weiße alter Mann" Nummer eingegangen sind und davon wohl einfach nicht mehr wegkommen, weil sie da in ihrer Bubble gefangen sind. Gibt es aber auch umgekehrt genug.


1Iken  11.02.2025, 09:33
Zumindest, um auf den Konservatismus zu kommen. Ich denke, dass beim Thema "alter weißer Mann" die Kritik am Konservativen häufig eher die Kritik an der Machtstruktur geäußert wird

Richtig.

Dieses Phänomen ist mir auch schon aufgefallen.

Vertritt ein Deutscher sehr konservative bis reaktionäre Ansichten ("Frauen sollten zu Hause bleiben und nicht arbeiten gehen!" / "Abtreibung ist Mord und sollte ausnahmslos verboten werden!" / "Homosexualität ist eine Krankheit!"), dann wird er von Linksgrünen in der Luft zerrissen - zu Recht, wie ich hinzufügen möchte.

Vertritt ein muslimischer Mann mit Migrationshintergrund exakt dieselben Ansichten, dann kommen von den gleichen Linksgrünen, die eben noch empört rumgeschrien haben, solche Floskeln wie: "Naja, er stammt eben aus einem anderen Kulturkreis..." / "Der arme Mann ist eben traumatisiert, er braucht jetzt Verständnis von uns..." / "Der deutsche Staat ist rassistisch und diskriminiert diesen armen Mann, deshalb hat er solche Ansichten...".

Selbiges beim Phänomen Antisemitismus: wenn der kahlköpfige Horst in Springerstiefeln und Bomberjacke gegen die "jüdische Hochfinanz" hetzt, sind alle sehr schnell empört und man muss nicht lange warten, bis der Nazi-Begriff fällt. Auch hier wieder: völlig berechtigt!

Wenn aber der islamische Prediger Abdul den Leuten erzählt, dass Juden keine Ehre hätten und mit Affen und Schweinen zu vergleichen seien, dann schauen die Zuhörer betreten zu Boden und schweigen.

Für mich zeigt das ganz deutlich: es geht den Empörern nicht um das Unrecht an sich, sondern darum, eine Bestätigung für ihre bereits vorgefassten Feindbilder zu finden. Man kann es auch Doppelmoral oder Dummheit nennen, ganz wie man will.

Mein absolutes Highlight sind ja solche Gruppen wie "queers for palestine". Das macht ungefähr so viel Sinn, als hätten Isaak, Salomon und Moshe im Jahr 1936 in Berlin einen Adolf-Hitler-Fanklub gegründet.


Johnny1701  11.02.2025, 12:46
Vertritt ein muslimischer Mann mit Migrationshintergrund exakt dieselben Ansichten, dann kommen von den gleichen Linksgrünen, die eben noch empört rumgeschrien haben, solche Floskeln wie: "Naja, er stammt eben aus einem anderen Kulturkreis..." / "Der arme Mann ist eben traumatisiert, er braucht jetzt Verständnis von uns..." / "Der deutsche Staat ist rassistisch und diskriminiert diesen armen Mann, deshalb hat er solche Ansichten...".

Oder „WIR haben bei der Integration versagt.“

Oponn  11.02.2025, 09:59
Vertritt ein muslimischer Mann mit Migrationshintergrund exakt dieselben Ansichten, dann kommen von den gleichen Linksgrünen, die eben noch empört rumgeschrien haben, solche Floskeln wie: ""Naja, er stammt eben aus einem anderen Kulturkreis..." / "Der arme Mann ist eben traumatisiert, er braucht jetzt Verständnis von uns..." / "Der deutsche Staat ist rassistisch und diskriminiert diesen armen Mann, deshalb hat er solche Ansichten...".

Das stimmt schlicht nicht.

Fgnklk  11.02.2025, 13:20
@Oponn

Das hat legit, noch nie ein linker gesagt.

Aber natürlich müssen Menschen, die an sowas glauben ordentlich sozialisiert werden. Da haben Linke irgendwie nichts dagegen.

Nunuhueper  12.02.2025, 14:50
@Oponn

Das stimmt.

Zumindest wird das als ( nicht ordentliche) "traumatisierende Verständnis" vom Richter berücksichtigt, wenn der Kriminelle seine Sozialisation in einem anderen Kulturbereich erlebte.

Nunuhueper  12.02.2025, 14:58
@Oponn

Was du als " völligen Unsinn" bezeichnest, bekommt erst dann Sinn, wenn du das erläutern würdest.

Oponn  12.02.2025, 14:59
@Nunuhueper

Es bekommt gar keinen Sinn, weil es eben Unsinn ist.

Es liegt vielleicht daran, dass schon seit langem keine Diskussion mehr in diesem Land möglich ist. Sobald man sich zu einem Thema auch nur besorgt äußert, wird man unreflektiert sofort in die linke oder rechte Ecke gestellt - je nach Thema. Ich finde dass das auch zum Erstarken der radikalen Parteien, wieder rechts wie links, geführt hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

GedankenGruetze  11.02.2025, 09:25
Es liegt vielleicht daran, dass schon seit langem keine Diskussion mehr in diesem Land möglich ist

Es ist u.a. aber auch deshalb nicht mehr möglich, weil genau diese Opferrolle der "man darf ja nichts mehr sagen"-Leute in Deutschland sehr stark ist.

Klar kann man diskutieren. Jeden Tag und überall. Natürlich nicht mit jedem, aber wenn alle immer sagen, dass es nicht geht und immer nur an die verweist, die dann wirklich so sind, dass sie einen in eine Ecke stellen, dann kann man natürlich nicht mehr diskutieren.

Dziewczyna920  11.02.2025, 09:27
@GedankenGruetze

stell mal spaßeshalber einen Beitrag sagen wir mal pro oder kontra einer Partei, einer Ideologie, Migration what ever hier ein. Dann wirst du ganz schnell merken wie das läuft und dass das nichts mit gejammer zu tun hat.

GedankenGruetze  11.02.2025, 09:47
@Dziewczyna920

Ich sage auch nicht, dass es das nicht gibt. Aber im Internet findest du halt immer solche Leute. Mal mehr, aber sicherlich auch mal weniger.

Wenn du im Internet konservative unterwegs bist, dann kannst du auch einfach nur ein "guten Morgen" auf Twitter absetzen. Unter 500 Antworten wirst du dann immer einen finden, der sowas schreibt wie "du bist ein Nazi". Jetzt kann man sich an dem einen User aufhängen und sagen: Guck mal, ich habs ja gesagt, oder man wendet sich an die, die wirklich interessiert an einer Unterhaltung sind.

Und genauso, wie es die "Du bist ein Nazi"-Schreier gibt, gibt es nun mal viele, die sich bei jeglicher Kritik oder dem Ausbleiben von den eigenen, sachlichen Argumenten darauf zurückziehen, dass sie sich beleidigt fühlen und sagen "Aha, du stellst mich wieder in eine Ecke" oder selber gerne alle anderen als "Ihr Linke/Rechte seid ja eh alle so und so" hinstellen und schon ist die Diskussion vorbei.

Das ist eben mittlerweile auch ein großes Problem.

Kritik an Muslimen oder am Islam wird halt schnell als "Rassismus" gewertet. Viele Linke konzentrieren sich auf die Weißen, da sie ihrer Meinung nach viele Verbrechen begangen haben (Krieg, Kolonialismus etc.). Sie vergessen aber schnell, dass Muslime keinesfalls besser waren. Zudem lehnen zumindest die konservativen Muslime linke Werte ab, man denke etwa an LGBT oder die Gleichberechtigung von Frauen.


ZaoDaDong  11.02.2025, 09:19

lustigerweise war früher Religionskritik ein typisch linkes Thema.

Inkognito-Nutzer   11.02.2025, 09:27
@ZaoDaDong

Deswegen und eigentlich ist es ja auch noch Thema. Aber man muss eben aufpassen, dass es sich nicht gegen "Nicht-Deutsche" richtet, weil es dann wieder eher zum Thema wird, dass man ja gegen Einwanderer hetzt

Fgnklk  11.02.2025, 13:24
@BelfastChild

Kritik am Islam doch auch. Linke haben irgendwann gemerkt, dass es ja viel sinnvoller ist Strukturen zu kritisieren, anstatt jeden einzelnen Anhänger.

Grundsätzlich werden "alte weiße Männer" ja häufig dafür kritisiert, dass sie quasi unreflektiert in der dominanten Position in der Gesellschaft leben und dies für selbstverständlich nehmen. Also eben dieses typische "der hängt noch an alten Strukturen fest"

Soweit korrekt. Wobei es explizit um politische Positionen geht.

Diese Analyse an konservativen Strukturen ist sozialwissenschaftlicher Konsens.

Gleichzeitig werden allerdings Muslime in Schutz genommen. Bspw. wenn eben jemand gegen Kopftücher hetzt, dann heißt es "lass die menschen doch einfach leben". Dabei haben Muslime ja ebenfalls extrem konservative Ansichten und sind quasi das Gegenteil von "linker Einstellung".

Deine Annahme ist falsch. Muslime haben nicht grundsätzlich konservativere Ansichten als z.B. Christen. Das geht auch aus keiner sozialwissenschaftlichen Studien hervor. Was zu konservativen politischen Ansichten führt, ist viel eher die Sozioökonomie als die Religiösität. Also Bildung, Alter, Einkommen etc.

Gleichzeitig bedeutet Religiösität nichteinmal, dass Gläubige konservativere Ansichten haben. Diese Unterscheidung kann man tatsächlich nicht treffen.


Nunuhueper  12.02.2025, 14:40

Deine Annahme ist falsch, was den grundsätzlichen Unterschied zwischen der islamischen und konservativ- christlichen Vorstellung der Menschenrechte betrifft.

Die Menschenrechte im Islam (Kairoer Erklärung von 1990) stehen im krassen Widerspruch zu den von uns in der UN- Menschenrechtskonvention vereinbarten Menschenrechten.

Beherrschend müssen hier ausschließlich religiöse konservativ-islamische Grundsätze eingehalten werden, die dann sekundär auch die politischen, juristischen sowie kulturell- sozialen Verhältnisse in der Gesellschaft beeinflussen.

Fgnklk  12.02.2025, 15:56
@Nunuhueper
Deine Annahme ist falsch, was den grundsätzlichen Unterschied zwischen der islamischen und konservativ- christlichen Vorstellung der Menschenrechte betrifft.

Jain. Die islamische Vorstellung ist im Kern das (wenn du z.B. den Koran und die Bibel isoliert betrachtest), was man sich im Westen lange Zeit vorgestellt hat. (Mit Detailunterschieden)

Durch die Verschlechterung der Sozioökonomie in vielen islamischen Ländern (Bildung, Lebensstandard etc.) konnte sich reaktionäres Gedankengut (Sharia, Kairoer-Erklärung) breit machen. Danke USA....

Die Menschenrechte im Islam (Kairoer Erklärung von 1990) stehen im krassen Widerspruch zu den von uns in der UN- Menschenrechtskonvention vereinbarten Menschenrechten.

Absolut. Die Sharia widerspricht allgemeinen Menschenrechten. Deshalb wird die Sharia von progressiven Muslimen (z.B. im Westen lebend) auch überhaupt nicht anerkannt oder es entsteht Druck die Sharia grundlegend zu reformierten. Für viele dieser Muslime hat der Koran den Beweis erbracht, dass er gottgegeben ist. Die Sharia nicht. Die Sharia steht auch nicht gerade selten im kompletten Widerspruch zum Koran.

Beherrschend müssen hier ausschließlich religiöse konservativ-islamische Grundsätze eingehalten werden, die dann sekundär auch die politischen, juristischen sowie kulturell- sozialen Verhältnisse in der Gesellschaft beeinflussen.

Natürlich. Aber wie bereits vermittelt - das liegt an historischen- sozioökonomischen Verhältnissen, die durch den Westen überhaupt erst geschaffen wurden.

Das bedeutet - nachweislich. Muslime, die z.B. in Deutschland leben, verlieren diese Ansichten nachweislich wieder.

Nunuhueper  12.02.2025, 16:15
@Fgnklk

Ich empfehle dir, von V.S. Naipaul (Literaturnobelpreisträger) seine beiden aufschlussreichen Bände "Eine islamische Reise" und "Jenseits des Glaubens " zu lesen. Er schildert dort die historisch sozio- ökonomische Entwicklung in den islamischen Ländern Iran, Pakistan, Malaysia und Indonesien in einem Zeitabstand von mehr als 10 Jahren.

Die USA werden dort in den Buchern auch erwähnt, aber nicht als Verursacher der von ihm beobachteten und weiter bestehenden Probleme.

Ein Fortschritt, wie du es für wahrscheinlich hältst, ist innerhalb dieser Religion auch noch nach weiteren Jahrzehnten nicht zu erwarten.

Fgnklk  22.02.2025, 11:35
@Nunuhueper

Der Fortschritt ist bereits durch westliche Muslimen bewiesen. Deine Idee der Menschenrassen (mit neueren, wohlerklingenden Worten), bleibt widerlegt.

astor6772  22.02.2025, 11:23

Osteuropäer sind auch nicht konservativer als Westeuropäer.

Fgnklk  22.02.2025, 11:35
@astor6772

Glückwunsch. Sowas ist immer sehr vom jeweiligen Land abhängig.