Wie gehen Atheisten damit um?

8 Antworten

Ich habe mich schon lange damit abgefunden, dass es in dieser Wirklichkeit nur selten so zugeht, wie ich es mir wünsche. Gerechtigkeit ist ja nur ein Aspekt, und die Gerechtigkeit, die in den Religionen gepredigt wird, verdient den Namen kaum.

Wenn es eine vollkommene Gerechtigkeit gäbe, dann dürfte sie nicht erst im Verborgenen hinter dem Vorhang des Todes in Erscheinung treten. Vielmehr müsste sie sich im Hier und Jetzt, für alle Menschen sichtbar, und unmittelbar auf die Verfehlung folgend, manifestieren. So wären alle Menschen jederzeit im Bilde, worauf sie sich mit einer Verfehlung einlassen.

Eine Strafe müsste auch stets endlich sein, da es ein wesentliches Merkmal der Gerechtigkeit ist, einen Ausgleich herbeizuführen. Ziel der Gerechtigkeit ist es jedenfalls nicht, einen Sündenbock in die Wüste zu schicken, der die Rachegelüste der Selbstgerechten befriedigt.

Dass die weltliche Gerechtigkeit nur sehr unvollkommen ist, liegt auf der Hand: Nur selten ist es möglich, einen Straftäter sofort und zweifelsfrei zu überführen.

tl/dr: Auch wenn es mich manchmal ziemlich wurmt, dass einige Menschen einfach so davon kommen, so bleibt mir doch nichts anderes übrig, als das hinzunehmen. Irgendwelche Wunschfantasien helfen mir da auch nicht wirklich weiter.

Wie bei allen Menschen stellt der Tod auch bei mir das definitive Ende dar. Das ist mir im Rahmen eines gesundheitlichen Vorfalls sehr bewusst geworden und auch wenn ich das Leben liebe, habe ich damit kein wirkliches Problem.

Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Religion und dem Glauben an die Endgültigkeit des Todes. Wenn es ein Prinzip gibt, nach dem unsere gespeicherten Erinnerungen an anderer Stelle sich manifestieren und weitererlebt werden können, z.B. durch unendliche Kombinationsmöglichkeiten in einer unendlichen Raumzeit, dann wäre das ohne Gott ebenso möglich.


Nordlicht979  02.09.2024, 01:37

Die Frage war auch hinsichtlich der Gerechtigkeit gestellt.

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RonaId  02.09.2024, 01:44
@Nordlicht979

Bei Gerechtigkeit geht es meist um Bestrafung. Und das sollte vor allem Christen eh fremd sein.
Selbstzweifel, Scham, Reue usw. sind für manche Menschen auch schon die Hölle. Aber es ist schwer, hier ein objektives und faires Urteil zu bilden, weil jeder andere Wertvorstellungen hat, an die er sich hält oder eben selbst dagegen verstößt. Da möchte ich nicht Gott sein müssen.

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Nordlicht979  02.09.2024, 01:46
@RonaId
Bei Gerechtigkeit geht es meist um Bestrafung. Und das sollte vor allem Christen eh fremd sein.

Wendest Du das auch an für die Opfer von Gewaltverbrechen? Keine Bestrafung?

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RonaId  02.09.2024, 01:51
@Nordlicht979

Das sollten Menschen entscheiden, die damit ihre Gesellschaft schützen.
Angemessene Bestrafung ist eine notwendige Maßnahme zur Konditionierung, kein göttliches Hilfsmittel um Seelen aufzubessern.

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Nordlicht979  02.09.2024, 07:26
@RonaId

Viele Menschen haben ein regelrechtes Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Siehe auch die Bergpredigt Vers 6 "Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden." In einer Welt, die voll ist mit Ungerechtigkeit, ist das nicht erstaunlich. Ich kritisiere keinen, der Hunger nach Gerechtigkeit hat - im Gegenteil. Ich ordne Gerechtigkeit auch nicht dem Staat alleine zu. Auch in meinem sozialen Umfeld setze ich mich dafür ein.

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Ich koste das Leben so gut wie möglich aus und versuche das beste aus allem zu machen.

Die fixe Idee einer "vollkommenen Gerechtigkeit" gehört ins Reich der Märchen und nur eine weitere Art der Manipulation von Religionen, damit ihnen die Schäfchen hörig bleiben.

Diese Art des Denkens ist, wenn man nach Nietzsche geht, krankhaft und unehrlich, weil sie darauf wartet in einer Art "Jenseits" zu sagen "ich habs dir doch gesagt, das hast du davon".

Welcher Gott würde solche Menschen bei sich haben wollen?

Da bleib ich doch lieber bei der Endgültigkeit des Todes, ist wesentlich einfacher und ehrlicher.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit über 20 Jahren praktizierender Satanist

Nach dem katholischen Glauben steht der Weg ins Paradies jedem offen, so lang er nur an Gott glaubt, völlig egal, was er in seinem weltlichen Leben verbrochen hat.

Ganz ehrlich? Dann lieber kein Leben nach dem Tod, dann gibts wenigstens nicht noch ne Belohnung für Vergewaltiger und Betrüger.

Wenn ich mal entschlafe, kratzt mich nix mehr. Von daher, alles bestens.


Pervicacia  02.09.2024, 08:56

Ja richtig, man kann das größte Ar***l*** sein, am Totenbett muss man es nur bereuen.

Tolle Gerechtigkeit.

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FrecherKnilch  02.09.2024, 13:17
@Pervicacia

Ja, finde ich auch. Vor allem frag ich mich, wie angenehm muss die Gesellschaft eines Gottes sein, den eigentlich nur eine einzige Sache interessiert, nämlich dass er angebetet wird

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