Welche heutige romanische Sprache ist dem alten Latein am ähnlichsten?
Ich weiß, dass die Frage wahrscheinlich schwer bis garnicht zu beantworten ist. Trotzdem frage ich mich, welche der heutigen romanischen Sprachen (Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Italienisch, Rumänisch) dem alten Latein von der Aussprache bis zu der Rechtschreibung am ähnlichsten ist.
7 Antworten
Gemäß Mario Pei (Linguist) hat Sardisch (die Sprache von Sardinien) nur 8 % Differenz zu Latein (wohingegen Italienisch 12 % hat, und andere romanische Sprachen wie Spanisch mehr). Damit wäre es die Sprache, die am ähnlichsten zu Latein ist, und am konservativsten. Ich selber kann kein Sardisch, ich gebe nur diese Auffassung wieder.
https://en.wikipedia.org/wiki/Sardinian_language#Overview
(Anmerkung: auch bei den germanischen Sprachen ist eine Inselvariante, nämlich Isländisch, die morphologisch konservativste Sprache. Anscheinend begünstigt die Insellage die Bewahrung älterer Sprachstufen durch den geringen Austausch mit dem Festland.)
Die anderen Inselvarianten, Korsisch und Sizilianisch: Korsisch ist eng mit dem norditalienischen Dialekt Toskanisch verwandt, und Sizilianisch hatte einen hohen griechischen Einfluss zu verzeichnen. Sizilien war vor der römischen Eroberung griechisch geprägt, was man auch heute noch gut sehen kann an etlichen Bauten.
Du hast Recht. Am Korsika, nach 2 Kilometer sprächen die Leute schon was anderes :-)
https://de.wikipedia.org/wiki/Korsische_Sprache
hier auch. Komme nach Thüringen-Wald .
In Subarsch (Sonnenberg) sind die Wochentage: Monscht, Dinscht ... Fritsch usw.
Obwohl es keine Insel ist :-)
Danke dir - bei mir ist es Nordhessen. Eine 'Insel' - sprachlich gesehen - kann auch ein abgeschiedenes Tal mit wenig Transportmöglichkeiten sein.
Es gibt auch andere Inseln. Ich spräche mit meine Frau fast immer Polnisch Zuhause.
Früher habe ich Ungarisch, Slowakisch, Bulgarisch, Russisch gesprochen. Aber ohne direkten Kontakt, vergisst man es.
Na ja, Insel kann sich vergrößern :-)
Derzeit versuche ich "unseren Flüchtlingen" zu helfen - Fahrräder montieren und reparieren.
Auf meine Karte ist Afghanistan und Polen nur um 1,5 cm entfernt.
Nur die Sprache macht mir noch Probleme :-) Arabische Schrift - OK, aber die Sprache - OK die Leute Lernwen schneller Deutsch, als ich, die andere Sprache :-)
Ciao
Es war super, mit Dir zu plaudern.
Nur Inseln? - es ist halt Archipel :-)
Es gibt auf Sizilien noch einige Bewohner die eine Sprache sprechen, die sonst nirgends auf der Insel gesprochen wird. Im Moment fällt mir der Name dieser Bewohner nicht ein. Es leben nicht mehr allzuviele dieser Bewohner und irgendwann wird diese Sprache dort aussterben.
Das klingt wie ein absoluter Leckerbissen für Feldforschung für Romanisten!! Dort wird sich eine bestimmte Melange aus Italienisch bzw. Vulgärlatein, Altgriechisch und Arabisch sozusagen endemisch entwickelt haben (so ähnlich, wie man es bei Pflanzen und Tieren z. B. in Australien und Neuseeland beobachtet). Danke und viele Grüße
Keine der modernen romanischen Sprachen ist in einem klaren Sinn „lateinischer“ als die anderen. Rumänisch war bei den Substantiven eher konservativ (drei Geschlechter, drei Fälle), während die anderen romanischen Sprachen nur noch zwei Geschlechter und gar keine Fälle mehr haben. Andererseits hat Rumänisch von den ursprünglichen lateinischen Verbformen wenig bewahrt (anders als z.B. Italienisch), und massiv slavische Elemente ins Vokabular und in die Syntax eingebaut.
Auch die Aussprache ist so eine Sache. Die modernen romanischen Sprachen haben K und G in manchen Positionen zu Palatalen verschoben, während im klassischen Latein Cicero mit zweimal K gesprochen wurde.
Im Schnitt dürfte von der Aussprache her Italienisch am meisten an Latein erinnern, aber die Abweichungen sind enorm: Bei den Konsonanten hat Italienisch massig assimiliert und am Ende weggestrichen (dictum → detto oder duplus → doppio), und bei den Vokalen hat Italienisch keine funktionale Unterscheidung zwischen lang und kurz mehr, es gibt also keine Paare wie vĕnit (er kommt) und vēnit (er kam). Die modernen italienischen Formen dazu heißen viene und venne. (das Doppel-N steht dabei für einen langen Konsonanten, und das gab es wiederum im Lateinischen nicht)
Obwohl Italienisch also das lateinische Perfekt weiterführt, wird diese Form in gesprochener Sprache fast nie verwendet, stattdessen sagt man è venuto (er ist gekommen), verwendet also stattdessen das deutsche Perfekt (ja, wirklich, die Konstruktion haben sie aus dem Deutschen übernommen). Es gibt auch keine Passivformen mehr, stattdessen wird wie im Englischen mir essere plus Partizip Perfekt umschrieben. In der Syntax hat Italienisch keinen AcI, keinen Ablativus absolutus, überhaupt sind Partizipialkonstruktionen bei weitem nicht so üblich wie im Lateinischen, dafür trifft man überall auf das indeklinable (!) Relativpronomen che.
Es gibt Behauptungen, die sardische Sprache sei die konservativste romanische Sprache, aber ich kann nicht beurteilen ob es stimmt.
Italienisch ist am dichtesten dran... wenn man das kann ist das eine große Hilfe wenn es darum geht, Latein zu lernen...
Grüße von Schnuffel 🐶
Eine "große Hilfe" sei mal dahingestellt. Latein und Italienisch sind doch ganz schön verschieden.
Keine. Es sind viele Aspekte, die verloren gingen und viele neue, die in den letzten Jahrhunderten hinzukamen.
Von der Aussprache ist Sardinisch am nächsten. Grammatikalisch sieht es düsterer aus und da hat jede romanische Sprache einen anderen Teilaspekt beibehalten.
Toll hergeleitet! Gerade die 'Inselfunktion' erlebe ich auch immer wieder als konservierenden Faktor, und dieses Prinzip gilt überall in jeder Sprache. Manchmal reicht auch, wenn es zwei, drei Höhenzüge sind, die ein Tal schwerer begehbar machen, und inzwischen sogar schlechte Straßen dorthin ;)
Kürzlich bei einer Einladung zu einem Landfrauen-Mittagstisch hier ein paar Dörfer weiter konnte ich es erleben und war fast fassungslos, wie sich bei älteren Leuten noch etwas an Begriffen und Aussprachevarianten erhalten hat, wo sich zwei, die sich gegenüber saßen, wahrhaftig nicht verstanden haben. Sie stammten aus Dörfern mit z.T. nur 8 km Entfernung, aber nicht so leicht erreichbar. Solche 'Leckerbissen' erlebt man nicht mehr oft.