Was bringt Privatsphäre, wenn man theoretisch in Gedanken ja sowieso alles weiß, was Menschen so tun?

Man weiss das nicht nur theoretisch, wenn du Pech hast, dann wirst du radioelektronisch abgeschöpft durch ein geheimes Spitzelsystem ... Privatsphäre gibt es nicht mehr.

Manche Menschen haben ein sehr großes Interesse was andere so tun, andere nicht. Ich gehöre zu den anderen.

Meine Schwiegereltern sind die richtigen Spanner. Meine SchwiMu ist mittlerweile verstorben. Gott habe sie seelig. Aber was die getratscht hat und alles über jeden gewusst hat, das war gruselig.

Als sie starb, hat mein Schiegervater ihre Rolle übernommen.

Wir waren mal einkaufen im Baumarkt und haben mehrere Säcke Blumenerde gekauft.

Mein Schwiegervater wohnt neben uns muss ich dazu sagen.

Als wir in unsere Gasse eingebogen sind, sh ich ihm am Balkon Zeitung lesen. Wir haben dann das Gartentor geöffnet und sind direkt auf unser Grundstück gefahren, damit wir die Säcke mit Blumenerde nicht von draußen reinschleppen müssen.

Dann sah ich den plötzlich am Nachbargrundstück hinter einen Baum stehen. Ja blöd, wenn man eine Wampe hat, die man nicht hinter einen Baum verstecken kann.

Aber dann denk ich mir erstens: Der muss uns gesehen haben und muss runter in den Garten im Raketenlaufschritt.

Und dann denk ich mir zweitens: Was hat der geglaubt, dass er jetzt sieht? Dass wir eine Leiche ausladen?

Voll peinlich!

Sowas ist mir echt zu blöd! Sowas würde ich nie machen!

Ich würde nie jemanden nachschnüffeln und lass jeden seine Privatsphäre.

Sollte ich zufällig mitbekommen, dass etwas kriminelles passiert, dann würde ich natürlich das Amt verständigen. Aber das muss sich mir schon richtig aufdrängen, weil schnüffeln tu ich nicht und jeder soll machen wie er will.

Etwas zu vermuten ist nicht dasselbe wie etwas zu wissen.

Einmal hat irgendein Bürgermeister einen Screenshot zu einem politischen Thema gepostet von seinem privaten Laptop. Dummerweise konnte man in der Leiste oben auch eine Registerkarte der Seite: "My dirty Hobby" sehen.

Der Inhalt interessierte natürlich niemanden mehr. Megapeinlich für den Mann.

Ich will beispielsweise nicht wissen was meine Nachbarn oder irgendwelche Politiker im Bett treiben, auch wenn ich sie nicht für asexuelle Wesen halte.

Aber die Erfindung der Privatsphäre ist schon eine gute Sache.

Da jeder Mensch eigene Gedanken hat und in einem anderen Umfeld bzw. Haushalt und anders erzogen aufgewachsen ist, nimmt jeder Menschen gleichartige Dinge anders wahr. So kann man nie wissen, über was er sich den Kopf zerbricht, was ihm wichtig ist und was er draußen in der Außenwelt versteckt. So hat jeder sein eigenes Gefühl von Intimität, was will nach außen tragen und was nicht. Oder ob er mit den anderen offen umgehen kann oder sich vor ihnen verstellen will.

Ich liebe meine Privatsphäre. Da geht mir niemand auf den Sack. Was andere denken, über mich zu wissen, juckt mich nicht. Die liegen meistens eh' falsch.