Warum wurden Audi-Fahrer belächelt?
Guten Abend!
In meiner Heimat war es üblich, dass ein "seriöses" Auto erwartet wurde.
Früher haben sich "die Herren" in der Regel über Audi-Fahrer lustig gemacht. Wer einen Audi 80/90 B3/B4 oder Audi 100/200 C3/C4 fuhr - das waren die 90er-Jahre - oder in den frühen 2000ern mit A2, A3 A4, A6 oder A8 aufkreuzte, wurde für sein Auto belächelt und es hieß, da habe es für mehr nicht gereicht und der Audi-Fahrer habe "es irgendwie nicht gepackt". Selbst renommierte Leute, die einen Audi fuhren und nicht arm waren, wurden anhand ihres Audis nicht ernst genommen oder pausenlos wegen ihrer Autos gedemütigt, selbst wenn es ein Neuwagen war - und ein neuer Audi war schon damals nicht gerade günstig.
Die Leute, die immer auf Audi herumhackten, begründeten es nicht. Sie waren von den Jahrgängen her zwischen 1930 und 1940 geboren, fuhren entweder BMW, Mercedes oder in Einzelfällen Opel Omega/Opel Senator.
Im Rückblick muss ich sagen, ohne Audi-Fan zu sein, dass die Audi-Fahrer mir persönlich menschlich immer viel sympathischer waren; sie waren normaler, toleranter, nicht so steif.
Ich fahre heute selbst einen Mittelklasse-Audi, bin absolut zufrieden und verstehe es nicht, warum diese Marke in meiner Heimat so belächelt wurde.
Danke!
6 Antworten
Ich schaue da schon ein paar Jahrzehnte zurück und in meiner Jugend waren die Mercedes-Fahrer ältere, arrivierte Herren mit Mantel und Hut. Einen BMW fuhren - abgesehen vom wunderbaren Barockengel - eher die, die sich sportlich und dynamisch geben wollten, wozu eine Mercedes-Limousine nicht so sehr taugte. Und zu Audi-Fahrern gab es den Spruch: Jeder Rowdy fährt 'nen Audi. Dabei hatte Audi schon in den Siebzigerjahren moderne Fahrzeuge mit Frontantrieb und vergleichsweise guter Straßenlage.
Die Marken haben nun sehr, sehr lange an ihrem Image gefeilt, so dass es auch Benz in sportlicher Ausführung gibt und soignierte Limousinen und Kombis aller drei Luxusmarken. Selbst die Spitzen-SUVs dieser drei Marken nehmen sich nicht viel und werden von einer ganz ähnlichen Klientel gefahren.
Auf mich wirken sie gerade so wuchtig, als können man sie auch mit Gleisketten und Geschützturm ausliefern.
Das kommt schon in etwa hin - mein Opa war auch so ein älterer, arrivierter Herr, allerdings fuhr er Opel Senator B 3.0i-24V Automatik aufgrund persönlicher Verbundenheit zum Hause Opel, wo er auch mal beschäftigt gewesen war. Wer damals einen gehobenen BMW fuhr, war oft jemand, der zwar Geld hatte, sich aber nicht so sehr für Autos interessierte, obwohl die Autos technisch hochwertig waren.
Audi-Fahrer waren damals auch in den Jahrgängen ca. 1925 bis 1940 die Männer, die auch solide und seriös waren, sicherlich nicht arm, aber lockerer, zugänglicher und offener gewesen sind, oft technikaffin und sehr gebildet. Vom Einkommen her hätten die mir persönlich bekannten Audi-Fahrer meiner Kindheit und Jugendzeit (Lehrer, Hauptamtsleiter, Bürgermeister, Glasermeister, Diplom-Ingenieur und natürlich VAG-Händler - alle mit Audi 80 und Audi 100) sich bestimmt auch einen Mercedes oder BMW kaufen können. Die Audi-Fahrer (und auch die Männer mit Ford Granada und Ford Scorpio) waren irgendwie "cooler" als diejenigen, die Mercedes, BMW und große Opel fuhren - sie haben auch mal herzlich gelacht, waren unkomplizierter und irgendwie hatte ich bei denen menschlich das bessere Gefühl. Man konnte "freier reden" und hatte das Gefühl, als Mensch zu zählen und nicht deswegen, weil man dieses oder jenes hatte oder schlechter angesehen zu sein, weil man dieses oder jenes eben nicht hatte.
Ich muss aber sagen, dass meine Heimat generell sehr spezielle Weltbilder vertritt und ich froh bin, dass ich da heute nichts mehr mit zu tun habe. Es reichte mir vollauf, als ich dieses Jahr zweimal dort war (Klassentreffen und Notartermin zwecks Verkauf eines Grundstücks, das ich da noch hatte).
Das kam vielleicht aus der Historie DKW und Autounion.
Es gab eine Zeit, da war AUDI ein Auto für einen spießigen älteren Herrn, am liebsten zwar Beamter mit Schreibtätigkeit, aber dort ganz unten in der Hackordnung der Sachbearbeiter. Dieser Herr fuhr dann mit umhäkelter Klopapierrolle auf der Hutablage bestenfalls in ein Ferienhaus auf den Zeltplatz, weil es eben nicht ganz bis bis zum damals noch teurem Mallorca-Urlaub gereicht hat.
Dann hat AUDI aber den Rallyesport entdeckt und den Quattro auf den Markt gebracht und das Image hat sich deutlich gewandelt.
Vielleicht sind die Menschen, mit denen du geredet hast irgendwo Ende der 1970er ins Koma gefallen und erst vor kurzem wieder aufgewacht.
Das kann schon hinkommen, es waren viele Beamte darunter - Audi war die Marke der seriösen, aber "normalen" Leute, die schon Geld hatten und Stil und wo auch daheim alles sauber und hochwertig war, aber es waren Männer, die nicht so konservativ-elitär wirkten.
Die mir bekannten Audi-Fahrer waren damals auch in den Jahrgängen ca. 1925 bis 1940 die Männer, die auch solide und seriös waren, sicherlich nicht arm, aber lockerer, zugänglicher und offener gewesen sind, oft technikaffin und sehr gebildet. Vom Einkommen her hätten die mir persönlich bekannten Audi-Fahrer meiner Kindheit und Jugendzeit (Lehrer, Hauptamtsleiter, Bürgermeister, Glasermeister, Diplom-Ingenieur und natürlich VAG-Händler - alle mit Audi 80 und Audi 100) sich bestimmt auch einen Mercedes oder BMW kaufen können. Die Audi-Fahrer (und auch die Männer mit Ford Granada und Ford Scorpio) waren irgendwie "cooler" als diejenigen, die Mercedes, BMW und große Opel fuhren - sie waren unkomplizierter und irgendwie hatte ich bei denen menschlich das bessere Gefühl. Man konnte "freier reden" und hatte das Gefühl, als Mensch zu zählen und nicht deswegen, weil man dieses oder jenes hatte oder schlechter angesehen zu sein, weil man dieses oder jenes eben nicht hatte.
Für mich waren Audi-Fahrer meist Leute, die sich eigentlich die Gediegenheit eines Mercedes wünschten und zugleich die Sportlichkeit eines BWM und sich statt einer klaren Entscheidung für einen Kompromiss in Form des Audi entschieden. 😁
(Später hatte dann Audi ein klarer sportlicheres Profil nach meinem Eindruck).
Daß Audi-Fahrer belächelt wurden, habe ich noch nie gehört.
Ich durfte mal einen Audi 80 fahren, der einem befreundeten Fahrlehrer "gehörte". Ihm gehörte der Audi nicht wirklich. Er durfte den Fahrschulwagen auch privat nutzen.
Ein toller Wagen, soweit ich das als Laie beurteilen konnte.