Warum wollen manche Eltern verhindern, dass ihre Kinder Abitur (Schulabschluss machen)?

5 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt

Es gibt Familien, in denen NIE jemand Abitur gemacht hat und wo die Meinung vorherrscht, dass man kein Abitur und kein Studium braucht, um ein solides Ein- und Auskommen zu haben - nicht zu Unrecht. Teilweise geht's auch darum, dass z.B. ein Handwerk weiter gegeben werden soll - einer meiner Freunde z.B. lernte Bäcker, um den Laden des Vaters und Opas zu übernehmen und der Vater sagte, er solle kein Abi machen, weil er sonst weggeht und kein Bäcker wird (er wollte aber auch Bäcker lernen!). Außerdem kann nicht jeder ein Akademiker sein.

Bei mir (Mittlere Reife 2007) hieß es damals, dass es unerwünscht sei, wenn ich Abi nachhole - man befürchtete, ich würde "jahrelang in der Gegend rumstudieren". Ich hatte aber nach zehn Jahren Schule sowieso die Nase voll und war froh, eine Ausbildung beginnen zu können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

befreiungskampf  18.09.2023, 15:30

Ja, aber wenn das Kind das will, dann warum verhindern? Und wenn das Kind das nicht schafft oder nicht will, dann gibt es auch nichts zu verhindern.

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rotesand  18.09.2023, 15:32
@befreiungskampf

Dafür gibt es (außer Geld) kaum rationale Gründe, das sind emotionale Themen. Meist geht es darum, dass die Familie kein Interesse und keinen Bezug zu Abitur und Studium hat, dass man ggf. Akademikern misstraut und "so was nicht will" ----> oder dass man es sich finanziell nicht leisten kann, die Kiddies noch weitere Jahre durchzufüttern und dann studieren zu lassen. Studieren ist teuer und über ggf. bis zu zehn Jahre ein Kostenfaktor auch für die Eltern, selbst wenn der Filius noch diverse Jobs ausübt und zu den Gebühren sein Scherflein beiträgt - und manche wollen auch nicht davon leben, jeden Zuschuss zu beantragen, den es gibt. Manche kennen da keine Hemmungen und beantragen alles, manche können das nicht mit sich vereinbaren.

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befreiungskampf  18.09.2023, 15:34
@rotesand

Ok. Und das Kind darf in diesem Fall wirklich nicht die Abitur machen? Gibt's da keine Gesetze dafür?

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rotesand  18.09.2023, 15:35
@befreiungskampf

In einer guten Familie findet man immer eine Lösung, mit der man leben kann. Gesetzesregelungen sind mir nicht bekannt - und wenn der Junior 18 ist, kann er sowieso bestimmen, was er macht und sich theoretisch am Abendgymnasium anmelden, wenn er es sich leisten kann und will.

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befreiungskampf  18.09.2023, 15:37
@rotesand

Aber das ist ja dann nicht mehr kostenfrei, im Gegensatz zur Schule? Ist dann die Abitur gleichwertig?

Und überhaupt, das Recht auf freie Entfaltung usw. - funktioniert nicht rechtlich, wenn das Kind gegen Willen der Eltern Abitur machen will?

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Bei Nicht-Akademiker Haushalten wo ein höherer Schulabschluss, der primär auf ein Studium vorbereiten soll -wobei heutzutage Ausbildungen mit Abitur Voraussetzung und duale Studiengänge die mit klassischem Studieren nichts am Hut haben existieren- ist sowas ungern gesehen.

Das geht eben wenig mit der Lebensphilosophie der Eltern einher. Diese sinnlose Erziehungsweise ist keine Rarität. Im Prinzip wird das Kind A) trotzdem das Abitur machen B) rein gar nichts machen, das komplette Selbstwertgefühl wird genommen und die Beziehung zu den Eltern schlechter.

Bildung verhindern wollen oder gar zu verbieten ist Schwachsinn. Vor allem wenn das Kind ernsthaftes Potenzial hat.

PS.

Klar, nicht jeder KANN aber WILL auch NICHT Akademiker werden; Nicht ohne Grund wird der Ausbildungsmarkt grad von Abiturienten überflutet, nicht jeder studiert oder studiert erfolgreich. Der letzte Weg ist so gut wie immer die Ausbildung...

Das habe ich bisher noch nicht erlebt, aber müsste ich mir Gründe ausdenken, wären das Gründe wie...

... Das Kind will einen Job, wofür man kein Abi brauch. Die sehen das als Zeitverschwendung an.

... Das Kind würde es in den Augen der Eltern nicht schaffen. Die sehen das als Zeitverschwendung an.

... Die Eltern sind neidisch, weil viele Eltern sich versuchen, im Kind widerzuspiegeln.

... Die sehen das als Zeitverschwendung an.

Ich finde es nur schlimm, wenn Eltern sich dagegen entscheiden, wenn das Kind es ausprobieren will und die Qualifikation dafür besitzt.


befreiungskampf  18.09.2023, 15:32

Darf das Kind in diesem Fall das nicht trotzdem machen?

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Xubia  18.09.2023, 15:36
@befreiungskampf

In welchem Fall? Mit Qualifikation? Klar, wenn die Eltern es nicht verbieten.

Ohne Qualifikation prinzipiell nicht. Es gibt Ausnahmen, wo man durch bestimmte Programme die Qualifikation und dann das Abi nachholen kann. Z.B. wenn man später durch Zahlungen die Qualikfikation schulisch nachholt oder wenn man via Berufsschule eine Ausbildung verlängert, um die Qualifikation nachzuholen. Das ist aber alles von der Schule, dem Bundesland und ggf. dem eigenen Betrieb abhängig.

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befreiungskampf  18.09.2023, 15:39
@Xubia

"Klar, wenn die Eltern es nicht verbieten."

Was ist denn mit dem "Recht auf freie Entfaltung"? (weshalb es Schulpflicht überhaupt gibt, zumindest offiziell) Funktioniert nicht, wenn die Eltern das verbieten? Dürfen Eltern dem Kind rechtskräftig verbieten, Abitur zu machen?

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Xubia  18.09.2023, 15:42
@befreiungskampf

Theoretisch schon, das Kind hat ein Recht darauf. Aber wenn die Eltern sich dennoch in den Weg stellen, nehmen sie dem Kind oft (leider) die Möglichkeit. Eines der Dinge, die auf der Welt völlig falsch laufen.

Also nein, die Eltern dürfen es nicht verbieten, denke ich. Aber das Kind hat keine Wahl.

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befreiungskampf  18.09.2023, 15:46
@Xubia

Ja. Kinder "dürfen" leider Opfer von allen sein: von eigenen Eltern (weil sie Sorgerecht haben), von Gleichaltrigen (weil die nicht strafmündig sind), von Lehrern (weil man sie nicht aussuchen darf) und vom Jugendamt. Jedem möglichen Machtmissbrauch sind Kinder mehr ausgesetzt als Erwachsene. Ab 14 Volljährigkeitsrechte und Punkt.

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So etwas ähnliches kenne ich auch. Meine Eltern waren wohl auch dagegen, das ich das Abi mache. Schon nach der Grundschule wollte ich auf ein Gymnasium, aber meine Eltern wollten das ich eine Realschule besuche. Sie waren wahrscheinlich der Meinung, das Abi ist überflüssig, eine Berufsausbildung nach der 10. Klasse ist viel besser. So denken evtl. auch noch einige andere Eltern.

Nach der 10. Klasse wollte ich dann auf das Gymnasium und dort das Abi machen, aber meine Eltern meinten, ich solle erst ein vernünftigen Beruf erlernen, nach der Ausbildung könnte man dann ja noch mal darüber reden.

Nur wusste ich absolut nicht, was für eine Berufsausbildung ich machen sollte, da mir eigentlich schon ziemlich früh klar war, dass ich Abi machen möchte und dann studieren wollte.

So hatte ich dann eine für mich unnütze Ausbildung gemacht und erst danach mein Abi. Das waren für mich nur 3 verlorene Jahre, da mich die Ausbildung nur sehr wenig interessiert hatte und ich daher nur das Nötigste dafür gemacht hatte.

Ich bin daher dafür, das Eltern da doch etwas mehr darauf achten sollten, was ihre Kinder an Schulbildung, Ausbildung und Studium machen möchten und sollten nicht darauf bestehen, was die Eltern lieber hätten.

Ihre Kinder müssen evtl. dann einen großen Teil ihres Lebens in einem Beruf "verbringen", den sie gar nicht ergreifen wollten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sie wollen nicht, dass ihre Kinder gebildeter sind als sie selbst.

Logischerweise kostet ein Kind das Abitur macht und studiert die Eltern wesentlich länger Geld.

Dann gibt es Kinder die objektiv betrachtet für eine Ausbildung besser geeignet sind als für Abitur und Studium.

Es gibt Eltern die ihre Kinder sehr gerne schnell loswerden wollen.

Andere Eltern wollen, dass ihre Kinder das tun was sie wollen. Egal ob das Kind damit glücklich wird oder nicht.

Eltern sind nicht grundsätzlich nette Menschen…