Warum sollten Verhaltensmerkmale nicht genetisch beeinflusst werden?

5 Antworten

Mir ist aufgefallen dass man sich nicht ganz sicher ist ob Verhalten von den Genen jetzt beeinflusst wird oder nicht.

Oh doch, darin, dass Verhalten genetisch beeinflusst wird, herrscht breite Einhelligkeit und der Mensch stellt dabei keine Ausnahme dar. Wenn wir uns erschrecken, dann zucken wir als "zivilisierte" Menschen immer noch genauso instinktiv zusammen wie ein Steinzeitmensch vor 6000 Jahren. Und beispielsweise auch unser Attraktivitätsempfinden und unsere Partnerwahl werden von uralten genetisch eingeprägten Mustern beeinflusst. Männer finden z. B. instinktiv bei Frauen ein Taillen-Hüft-Verhältnis von ungefähr 0.7 ("schmale Taille, breites Becken") attraktiv. Genau wie bei morphologischen Merkmalen, hat die Evolution solche Gene, die sich aufs Verhalten auswirken, beeinflusst. Verhalten, das vorteilhaft war, wurde gefördert, während für das Überleben nachteiliges Verhalten von ihr bestraft wurde. Ein Individuum, das völlig angstfrei war, lief Gefahr, sich und sein Können zu überschätzen. Ein Individuum unserer frühen homininen Vorfahren, das in der Savanne auf ein Rudel Löwen traf und nicht weg lief, wurde nun einmal für seine Leichtsinnigkeit mit dem Tod bestraft. Nur Individuen, die sich instinktiv richtig verhielten, die vorsichtig waren und sich zurückzogen, überlebten und gaben die Gene, die ihr Angst erhalten beeinflussten, an ihre Nachkommen weiter.

Einigkeit herrscht heute aber auch darin, dass Verhalten nicht allein von den Genen bestimmt wird. Unser Verhalten wird uns also nicht von unseren Genen aufgezwungen. Auch die Umwelt beeinflusst, wie wir uns verhalten. Welche Erfahrungen wir machen, was wir lernen und wie wir erzogen werden - all das beeinflusst unser Verhalten ebenso wie die Gene. Auch hier ist der Mensch keine Ausnahme. So wie keine menschliche Verhaltensweise frei von ihren genetisch vorprogrammierten Instinkten ist, gibt es kein Tier, das rein instinktgesteuert handelt. Es gilt also nicht nature or nurture, sondern nature and nurture. Verhalten ist wie eine Medaille - es gibt zwei Seiten und beide sind wichtig.

Viele Menschen haben instinktiv Angst vor Schlangen oder Spinnen. Diese Eigenschaft war früher nützlich, denn ein Schlangenbiss hätte für unsere Vorfahren tödlich sein können. In Afrika gab und gibt es eine ganze Reihe höchst gefährlicher Schlangen, etwa Puffottern und Mambas. Diese ibstinktive Urangst hat leider bis heute zur Folge, dass manche aus Unwissenheit auch harmlose Schlangen wie Ringelnattern grundlos töten. Man kann aber durch positive Erfahrungen lernen, diese Angst zu überwinden. Wer sich z. B. überwindet und einmal eine harmlose Kornnatter in die Hand nimmt, merkt, dass viele Vorurteile über Schlangen gar nicht zutreffen. Sie sind weder kalt, noch glitschig. Manche sind hinterher so begeistert und fasziniert, dass sie anfangen, sich mehr und mehr für diese Tiere zu interessieren und Schlangen schützen wollen. Dieses Beispiel zeigt, dass unser Verhalten auch stark von der Umwelt geprägt wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Viele Verhaltensweisen sind tatsächlich genetisch bedingt. Beispiel Katze: Schon kurz nach der Geburt wissen die Kleinen, dass sie sich zur Zitze bewegen und daran saugen müssen, um Nahrung zu bekommen. Liegen die Jungen im Nest weit auseinander, krabbeln sie mit einem leichten Drall nach Links, bis sie wieder auf einem Haufen liegen. Fauchen und Schnurren können sie schon (im richtigen Kontext!), bevor sie überhaupt die Augen öffnen. Auch das Jagdverhalten haben sie geerbt und müssen es in ihrer Jugend nur noch trainieren, um gute Jäger zu werden.

Auch bei vielen anderen Tieren und schließlich auch uns werden Verhaltensweisen in die Wiege gelegt. Am Besten siehst du das bei Haustieren, die auf bestimmte Rassemerkmale hin gezüchtet werden, z.B. Vorstehhunde oder Hütehunde. Die Verhaltensweisen "Vorstehen" und "Hüten/Zusammentreiben" werden nämlich nicht komplett neu erlernt, sondern weiter gefördert und verfeinert.

Aber bei Tieren ist es doch auch so

Jein.

Verhalten ist ein sehr weites Feld. Es wird auch zu einem gewissen Teil organisch bzw. hormonell gesteuert. Da können dann wieder spezifische Besonderheiten auftreten, z.B. eine Neigung zur Verstarkten Produktion eines gewissen Hormons, das die Aggressivität fördert.

Verhalten in dem SInne ist allerdings nicht angeboren, sondern anerzogen. Wie kannst du dir bei den Schimpansen sicher sein, dass das Verhalten angeboren ist und nicht im Laufe der ENtwicklung entsprechendes Verhalten eingeübt und eingelernt wird, eben WEIL es diese Nahrungsknappheit gibt und man durch entsprechend dominantes Verhalten am ehesten an Nahrungsressorucen kommt, weswegen sich diese Verhaltensweise herausentwickelt hat.

Klar kann man sagen ein gewisser hormonell bedingter Rahmen ist genetisch bestimmt und hat sich über die Evolution so entwickelt. Das bestreitet wohl auch niemand. Doch ich denke das Verhalten, was hier gemeint ist, ist eher eine Frage der Erziehung.

Eine Kinderfreundin meiner Tochter wurde adoptiert, weil ihre leibliche Mutter vollkommen asozial war. Sie hat geklaut, gesoffen und gehurt was das Zeug hielt. Ihre Tochter ist bei Adoptiveltern aufgewachsen und hat ihre leibliche Mutter nie kennen gelernt. Trotzdem hat sie sich ganz genauso verhalten wie sie. Als sie 13 Jahre alt wurde, konnten ihre Adoptiveltern sie nicht mehr bändigen. Sie hat gemacht was immer ihr gerade einfiel und mit 18 hat sie dann ihre richtige Mutter im Knast kennen gelernt.

Das Verhalten wird also durchaus vererbt, wenn auch nicht so stark wie das Aussehen.

In gewisser Weise ist Verhalten sicherlich genetisch. Ich würde hier aber eher primitivere Arten als Beispiele bemühen. Affen sind sozial und lernen viel voneinander, da wird es schwer den genetischen vom sozialen Einfluss zu trennen.

Ich denke da z.B. an Schlangen. Manche Arten sind direkt nach dem Schlupf schon bissige kleine Gesellen, während andere deutlich ruhiger sind. Dies kann nur genetisch transportiert werden, da dieses unterschiedliche Verhalten auch bei Kunstbrut zu beobachten ist. Unterschiedliche Lebensräume sind nur mit unterschiedlicher "Aggressivität" zu überleben. Wer zu friedlich ist, stirbt als erstes. So hat sich das über Generationen manifestiert.

Verhalten, Hormone und Gene hängen durchaus zusammen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung