Warum sind Deutsche so moralisch?
Hallo ihr Lieben und Bösen,
ich bin seit Jahren eigentlich nur im englischsprachigen Internet unterwegs, habe jetzt aber gutefrage.net einige Monate verfolgt, und mir fällt auf, dass vermehrt solche Fragen vorkommen wie:
- Habe dies und das gemacht, verwerflich?
- Liebe den oder die, schlimm?
- Darf man XYZ?
Sowas hat man in anderen Foren nicht oder nur sehr wenig. Auf dem berühmten englischsprachigen Portal Reddit z.B. finde ich nie oder nur sehr selten solche Fragen, dasselbe gilt für Quora und dergleichen.
Wieso dreht sich gefühlt jede dritte Frage nur darum, ob man etwas darf oder ob es von anderen gebilligt wird? Sind Deutsche sehr moralisch oder interessieren sie sich einfach mehr dafür, was andere tun oder denken bzw. von einem halten?
Liebe Grüße!
4."Denke so und so, ist das normal?" Ist auch noch sehr häufig, also die Frage, ob die meisten Menschen etwas auch tun oder billigen würden.
11 Antworten
Nein, sie sind Opfer vom Kulturimperialismus!
Die Amis sind so "moralisch"! ^^
Und Opfer von Migranten!
Muslime sind auch so "moralisch"! ^^
Im Ernst: Ich bin früher noch aufgewachsen mit "Was sollen denn die Nachbarn sagen/Leute denken?!"
Was die sagen/denken interessiert heute die Biodeutschen jeden Alters einen Scheiß. Ist Jahrzehnte her, dass ich das zuletzt gehört habe.
Aber dafür wachsen sie mit US-Filmen und -Serien auf, bei denen z.B. alle schnappatmend die Polizei verständigen, wenn ein 18-Jähriger Sex mit einer 17-Jährigen hat.
Erklär den Amis bei Reddit mal, dass es in Deutschland a) selbstverständlich legal ist, wenn ein 46-Jähriger einvernehmlich Sex mit einer 14-Jährigen hat, und b) den Eltern sogar ggf. das Sorgerecht entzogen wird, wenn sie dagegen sind und das durchsetzen wollen.
Und nein, das wäre auch nicht "pedo". Weder in Deutschland noch den USA, sondern die Amis wären einfach nur prüde und ungebildet. ^^
Als Ami muss ich nicht fragen, ob das okay ist oder nicht: Ist es in Amiland nicht - das SWAT-Team ist bereits auf dem Weg zu dir, perverses Schwein! ^^
Dazu kommen dann noch in der Schule zunehmend Klassenkamerad:innen mit einer naiven wie genauen Vorstellung, was garantiert halal oder haram sei - gerne auch befeuert von entsprechenen Geistesgrößen auf TikTok und YT, "Isch schwör!".
Ich erlebe bei Reddit dafür auch keine Diskussion über Pandemien von Geschlechtskrankheiten an US-Schulen.
Gut, die erlebe ich auch im deutschen Internet über deutsche Schulen nicht.
Aber das liegt daran, das wir unsere Kinder besser aufklären, sie mehr Freiheiten haben, und auch die Verhütungsmittel bekommen, um so einen Chlamydien-Clusterfuck zu verhindern, wie er in den USA halt iimmer wieder passiert.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir sind in vielen Dingen deutlich freier, aber diesen Freiheiten stehen gegenteilige Aussagen im Netz und im persönlichen Umfeld gegenüber. Das ist verwirrend. Und wenn man verwirrt ist und eine Gelegenheit hat, nachzufragen, dann machen das halt auch welche. Man möchte ja, gerade in jungen Jahren, kein Außenseiter sein.
Dazu kommen noch Trolle, die gezielt nur so etwas fragen, um zu provozieren. Dafür gibt es bei Reddit & Co. halt ggf. die Alt Rights, die in jedem vermeintlich "woken" Film das Ende der USA sehen etc. und nicht müde werden, auch noch die dümmste Aussage dazu rauszuhauen ...
Mh, ich hör den Spruch noch häufig von meinem Vater :D "LEISE, die Nachbarn könnten hören!!! Die denken doch, wir sind asi!!!" :D
Okay, mein Beileid.
Ich frag mal nicht, worum es da ging. ;)
Hatte mit 18 auch eine 14 jährige Freundin, finde das is' das normalste der Welt.
Natürlich. Sozial- wie Sexualwissenschaftler sind sich da einig, und die Rechtslage ist ja auch dementsprechend.
Aber wenn da Kumpels und/oder "das Internet" plötzlich anfangen zu schwadronieren, dass das "krank" sei oder "pedo", dann kann man sich ja nun schon mal die Frage stellen: Bin ich gerade neben der Spur, oder sind die es?
Nun, in den USA oder islamischen Ländern wären sie "normal". Aber wir sind halt weder die USA, noch ein islamisches Land.
Und wir wollen auch nicht so wie die werden. Da seien schon die deutsche und auch die europäische Verfassung vor. :)
da macht auch kein Fernsehsender was gegen!
Aber in besagten Ländern sind die Gesetze halt anders, und das mit dort durchaus drastischen Folgen.
Klar, Diebstahl ist irgendwie überall Diebstahl, und Mord irgendwie überall Mord. Und okay, islamische Staaten sind schon weird, was Sexualität angeht.
Aber dass das US-Recht diesbezügl. so total anders ist als in Europa, damit rechnen wohl viele eher nicht. Ich kann schon verstehen, dass das verwirrend ist.
Mit Logik ist das ja nun auch eher nicht zu erklären.
Habe auch gehört, dass die meisten Jungs dort beschnitten sind? Denke, das hat was mit ihrer "puritanischen" Vergangenheit zu tun; dort werden ja auch Schimpfwörter mit Piepston zensiert (in dem Land, wo weltweit am meisten geflucht wird und "sh*t" wie "fuc*" zum guten Ton gehören!) :D
Habe auch gehört, dass die meisten Jungs dort beschnitten sind?
Ja, dafür ist dieser zumindest dem Namen nach sehr bekannte Herr verantwortlich: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Harvey_Kellogg#Kelloggs_Ansichten_%C3%BCber_Sexualit%C3%A4t
Hierzulande ist immer noch ein Bodensatz spürbar, was mal Usus war und teilweise noch ist, was man macht oder tun sollte in bestimmten Situationen. Es ist eine Grund- und Geisteshaltung, die eingenommen wird, wenn es um die Erziehung der Nachkommen geht, wenn sie lebenstüchtig und ordentliche Menschen werden sollen. Selbst Erziehungsideale, die jahrelang verschüttet lagen, übeleben und erstehen irgendwann plötzlich wieder - 'hat man das in ähnlichen Situationen nicht Oma oft sagen hören? '
Ein Gefühl dafür überträgt sich irgendwie, weil es zu den gesellschaftlichen Eckpfeilern gehört.
Dass dazu philsophische Grundlagen gehören, versteht sich von selbst - davon haben wir hier ja eine Vielfalt.
Ich bin mit den Zehn Geboten aufgewachsen, die weitgehend nachhaltig wirken.
Als Schulkind bekam ich dann von meiner Oma die 'Goldene Regel' erklärt, eine Maxime, mit der alle Völker der Erde miteinander friedlich leben könnten. 'Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.' Sehr einleuchtend, stammt aus der Bergpredigt - und vor allem einfach nur vernünftig.
Wie Narzissten, Psychopathen und sonstwie Verformte eine Gesellschaft ohne Gemeinsinn in ihrem Sinne prägen, erleben wir ja gerade mit.
Wer kann das wollen? Das ist nicht im Sinne der Subjekt-Subjekt- Kommunikation - also weder nachhaltig noch förderlich für Menschen!
Ich kann nicht für andere antworten. Aber was mich betrifft, stecken noch eine Menge guter moralischer Grundlagen in mir, die nie weitergeben wurden an eigene Kinder. Ich finde auch, dass eigenes Denken hilft, eigene Lösungen zu entwickeln. Darin zeichnen sich die Deutschen ja auch aus. Wer dieses Potential schlecht macht und -redet, der darf sich gern mal fragen" 'Cui bono?'
Religion und Dünkel darüber was deutsch und ehrenvoll ist, was im Kaiserreich wohl die Moral in Deutschland geprägt hat, sind fast aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden.
Der Moralismus und die Vorbildfunktion die sich damals durch den Satz: "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen." ausgedrückt hat sind teilweise geblieben.
Für einige Leute ist Ernährung und ökologisch korrektes Verhalten an diese Stelle getreten.
Da wird nicht nur gefragt ob der Joghurtbecher nur ausgepült in den gelben Sack geworfen werden darf, Flaschen unbedingt in den Glascontainer müssen, es moralisch verwerflich ist Fleisch aus Massentierhaltung oder überhaupt Fleisch zu essen. Flugreisen sind ebenfalls heutzutage kein Grund mehr damit anzugeben, sondern ein Grund für Scham.
Nein, diese Leute haben auch das dringende Bedürfnis ihren Mitmenschen dieses Mindset überzustülpen.
Das halte ich tatsächlich für typisch deutsch.
Mir ist derselbe Umstand (die Frage "darf ich das?") vermehrt bei Muslimen aufgefallen, die oft fragen "darf ich dies oder jenes (oder ist es gemäß irgendeiner Regel nicht erlaubt)?". Bei Muslimen hängt dies freilich mit dem Islam zusammen.
Man möchte nichts falsch machen, weil man dort eben den Islam befolgen möchte (sich aber über manche Regeln nicht so ganz sicher ist).
Bei Deutschen kann diese Frage auch vorkommen, die Motivation ist hier oft keine religiöse, sondern eine moralische (wobei religiöse Fragen natürlich auch von Deutschen kommen können). Wenn man in jemanden verliebt ist, der/die mit einer anderen Person verheiratet ist, stellt sich natürlich die Frage der Moral (auch nicht nur in Deutschland).
Die Formulierung mit "schlimm" assoziiere ich vor allem mit Kindern und Jugendlichen. "Ich habe die Hausaufgaben vergessen. Ist das schlimm?" wäre so eine typische Frage. Man ahnt zwar, dass das jetzt irgendwie nicht so gut ist, möchte aber genauer wissen, was die Folgen sind.
Manchmal irritieren mich solche Fragen auch. Allerdings haben sie auch einen positiven Aspekt. Immerhin zeigt die letzte Frage, dass es dem Schüler oder der Schülerin nicht völlig egal war (das mit den Hausaufgaben). Die Hausaufgaben wurden zwar vergessen, aber man fragt nach, weil man ahnt, dass das jetzt nicht so dolle war. :)
es ist mir auch schon aufgefallen, dass solche Begriffe wie
moralisch, verwerflich ...
in Zusammenhängen vorkommen, wo ich sie nicht anwenden würde - ich habe auch schon manchmal darauf hingewiesen, dass mir der Begriff zu überzogen vorkommt, wenn ich der Meinung war, dies sei so
es handelt sich eben um dehnbare Begriffe - ich finde, wenn sie allzu oft/ständig angewendet werden, dann stumpft man mit der Zeit ab - das sollte eigentlich nicht passieren - es wäre also schön, wenn man damit bedachter und sparsamer damit umgehen würde - aber das ist eben nur meine Meinung, vorschreiben kann man das niemand
Mh, ich hör den Spruch noch häufig von meinem Vater :D "LEISE, die Nachbarn könnten hören!!! Die denken doch, wir sind asi!!!" :D
Hatte mit 18 auch eine 14 jährige Freundin, finde das is' das normalste der Welt.
Denke auch, dass diese Hysterie eher in den Medien, weniger im echten Leben zu finden ist; Liebe ist Liebe, wo gegenseitige Anziehung ist, da ist sie nun mal, da macht auch kein Fernsehsender was gegen!