Warum liest heute keiner mehr Karl May?

28 Antworten

Hi, ich war als junges Mädchen großer Winnetou-Fan und habe auch viel Karl-May gelesen. Das war sozusagen meine "Einstiegsdroge". Ich hatte Poster von Pierre Brice an den Wänden und habe Indianer gespielt.

Indianer sind cool und haben so wunderbare Kulturen, von denen wir uns viel abschauen können. Ich wollte sie besser kennen lernen und habe immer mehr anderer Bücher gelesen als Karl-May. Je mehr ich mich ernsthaft mit den Natives beschäftigte, desto uninteressanter wurde Karl May und die Winnetou-Filme, weil sie ja doch wenig authentisch sind. Auch der moderne Winnetou-Mehrteiler vor kurzem ist grausam.

Ich finde halt nicht mehr zeitgerecht, die alten Klischees zu beleben und ich finde es den Indigenen gegenüber auch respektlos. Ich finde es viel spannender mich mit der Realität auseinanderzusetzen

* "Indianer"-Kostüme sind für mich ein No Go, denn die Indigenen emfinden sie als respektlos

* Die meisten Indigenen trugen keine Haarbänder (im Gegensatz zu den Hollywood-Schauspielern, damit ihre Perücken besser hielten)

* Sie haben Ihre Kinder nicht geschlagen

* Den Frauen gehörte bei den Lakota das Tipi samt Besitz und sie konnte ihren Mann rauswerfen, wenn sie sich von ihm trennen wollte.

* Homosexualität und Transvestitet gehörten einfach dazu

* Die Tante von Crazy Horse war Jägerin und brachte ihm das Schießen mit Pfeil und Bogen bei (soviel zur devoten "Suaw")

* Sqaw ist ein Schimpfwort und bedeutet "Lampe mit Sch davor", wird aber im deutschen Sprachraum munter weiter benutzt. 

Usw usf. Karl May ist schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. Es gibt so viele authentischere Bücher, dabei schätze ich besonders solche von nativen Authoren wie Sherman Alexie, Joseph Marshall III, Mary Crowdog, Dennis Banks, Vine Deloria ......

Ich habe in einer Jugend diese Bücher zu hauf gelesen, die Filme angesehen und im Wald Winntou mit meinen Freunden und Freundinnen gespielt; am liebsten stilecht mit Ponys.

Heute bin ich aus dem Alter raus. Unter der heutigen Jugend findet man Karl May Leser am ehesten in sehr konservativen Elternhäusern. Anderweitig geht schon die Erziehung dahin, immer dem neuseten Trend am besten noch zuvor zu kommen. 

Und da ist Coolness, Phantasie, Aktion, Star wars und dergleichen gefragt. Salbungsvolle Reden werden berachtet, man brüstet sich bereits im Kindergarten mit Krafzausdrücken, Fäkalsprache und Anspielungen, deren Sinn die Kids nicht mal recht verstehen.

Auch sind die Bücher alt, allein der Stil der Satzbildung ist so komplex, dass die SMS - Jugend kaum mehr fähig ist, den Inhalt zu verstehen. Zudem hat kaum novh jemand Muße, so dicke Bücher zu lesen. Das Smartphone hält jeden in Schach. Hinzu kommt, dass es wohl kaum Exemplare mit neuer Rechtschreibung gibt, was für viele Eltern schon Grund genug ist, so etwas ihren Kindern nicht in die Hand zu drücken, weil sie dies überbewerten.


krivor  14.05.2022, 12:02

Ganz genau das wurde mit der RS-Reform beabsichtigt!

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Urlewas  14.05.2022, 13:29
@krivor

Was? Dass die Kinder überhaupt nicht mehr lesen war das Ziel der Reform? Ne, das kann ich nun doch nicht glauben. Aber egal. Unser Gedankenaustausch ändert ohnehin nix dran.

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krivor  14.05.2022, 16:46
@Urlewas
Hinzu kommt, dass es wohl kaum Exemplare mit neuer Rechtschreibung gibt, was für viele Eltern schon Grund genug ist, so etwas ihren Kindern nicht in die Hand zu drücken, weil sie dies überbewerten.

Ich habe das "überbewerten" in bezug auf die zur Zeit richtige Rechtschreibung verstanden.

Ziel der Reform war u. a. das Vernichten der alten Werte. Tabula rasa mit den angeblich veralteten Ideen und das rasche Einführen der neuen.

Auch, ein Keil zwischen Eltern und Kinder zu schieben.

Ein anderes Ziel fällt mir momentan nicht ein. Die RS zu verbessern, kann es nicht sein.

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Ich weiß ja nicht, welcher Generation du dich angehörig fühlst, aber ich kann dich wirklich gut verstehen. Ich liebe seine Bücher auch und mich regt es jedes Mal wieder auf, wenn er von irgendwelchen Leuten, die vermutlich nicht mal drei Sätze von ihm gelesen haben, als Rassist und Chauvinist bezeichnet wird. Das war er nicht (wurde ja hier auch schon gesagt), im Gegenteil, in Puncto Weltoffenheit war er seiner Zeit wirklich voraus! Und nur, weil er seinem Vaterland und seinem Glauben treu war, macht ihn das nicht zu einem Rassisten. Oder? Naja, auf jeden Fall ist es gut zu Wissen, dass es noch andere Leute gibt, die seine Bücher so gerne lesen, in meinem Freundeskreis kenne ich da nämlich auch niemanden...


krivor  27.11.2020, 12:44

Ich weiß erst durch Karl May, dass die Völker typische Eigenschaften haben. Idiotisch, wenn man diese wegdiskutieren will.

Wo wäre die westliche Welt, wenn die schwerfälligen Deutschen nicht treu ihre Arbeit verrichten würden?

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ichbinich2000 
Beitragsersteller
 07.10.2017, 18:04

Ich bin 16 Jahre alt, hab aber schon mit 10 oder 11 damit angefangen, Karl May zu lesen. Ich seh das genauso wie du, er war kein Rassist, nur weil seine Helden eben oft Deutsche waren. Aber eben dass es auch Helden anderer Nationalitäten gibt, zeigt, dass er nicht rassistisch war. Betrachte Bob, den Ne ger, der für seine Tapferkeit und Treue bekannt ist. Nimm Winnetou als Indiander. Ich versteh nicht, wie man May als Rassisten bezeichnen kann.

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Ich habe in meinen Teenagerjahren sehr viel Karl May gelesen. Aber auch andere Indianerbücher, Mark Twain usw. Ich kann mich entsinnen, dass ich die in einem Urlaub mit 16 mithatte in die nordischen Länder. Das warf noch mal ein ganz anderes Bild auf die Weite in den Büchern, wo ich sie vor der Haustür hatte.

Mein Sohn hat als visueller Lerner sehr viel gelesen als home-/unschooler. Am meisten davon Karl May. Er vermittelt eine sehr gute Sprache, Werte, und Ortskenntnisse, sofern man sie nachschlägt. (Ich habe sogar ein Heftchen mit fremdsprachigen Ausdrücken angelegt, damit ich die Wörter lerne für den Fall, dass ich mal etwas belauschen muss.) Es hat ihm viel geholfen in seiner Art zu lernen.

Ja, heute liest man die bermtulich nicht mehr so viel, da doch langatmige Beschreibungen darin sind. SMS-Benutzer mögen das nicht so gerne. Meine Tochter liebt solche Beschreibungen. Als sie mit 15 erst Karl May entdeckte, war sie entzückt von der Sprache. "Das ist doch etwas ganz anderes als die aus dem Englischen übersetzten deutschen Romane", meinte sie.

Allgemein: 

Offensichtlich lesen noch viele  Karl May; aber Harry Potter hat manche Vorzüge, die Karl May abgehen.

Im Einzelnen:

1. Es wird weniger gelesen.

2. Es gibt inzwischen mehr gute Jugendliteratur als vor 50 oder gar 80 Jahren.

3. Mehr zur Karl-May-Rezeption erfährst du hier: http://karl-may-wiki.de/index.php/Rezeption_(%C3%9Cbersicht)

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