Warum ist der Deutschunterricht so schlecht?
Mich interessiert, ob andere meine Meinung teilen, dass der Lehrplan für das Fach Deutsch einfach nur grauenhaft ist.
Ein Beispiel: Anstatt dass wichtige und alltägliche Themen wie Briefe/E-Mails/anständige Kommunikation/Steuererklärung verfassen/etc. gelehrt werden (und zwar mehr als für eine einzige Klausur), habe ich innerhalb von 10 Jahren Schule mindestens 4 Halbjahre damit verbracht, Gedichte zu analysieren und drei grauenhafte Jugendromane mit teils fragwürdigen Themen zu lesen.
Ich sage nicht, dass man das nicht auch mal gemacht haben sollte, aber warum priorisiert der Lehrplan nicht tatsächlich gebräuchliche Themen und kaut stattdessen immer wieder dieselben Dinge durch, die man realistisch nie wieder brauchen wird?
11 Antworten
Bei mir ist es genau andersrum. Ich lerne nur wie man irgendwelche Texte verfasst und zwischendurch wiederholen wir die Rechtschreibung, weil es ein paar Spitzenkandidaten in meiner Klasse gibt, die noch immer 20+ Fehler in einem Gymnasium zusammenkriegen.
Zwar will ich jetzt auch nicht unbedingt irgendwelche Jugendromane lesen, aber einfach die Themen im Schulbuch behandeln. Es gibt da zahlreiche interessante Themen die übersprungen werden, da sie nicht Stoff der Matura sind. Warum steht es dann im Lehrstoff drinnen??
Aber ich persönlich finde, dass man gleich das Schulsystem ändern sollte. I am looking at you Zentralmatura.
Wie man E-Mails und Briefe schreibt und wie man eine "anständige Kommunikation" führt, habe ich bereits in der Grundschule im Deutschunterricht gelernt.
Dazu ist Literatur ein wichtiger Bestandteil des Deutschunterrichts, da man somit die ersten Bekanntschaften mit diesen Themen macht.
Wie es PhotonX so passend beschrieben hat
in verschiedenste Wissenschaften reinschnuppern
Man bekommt fundamentales Grundwissen und Vorbereitungen auf mögliche Studiengänge. Wer später beispielsweise Germanistik studieren möchte, braucht dieses Grundwissen aus der Schulzeit. Man kann nicht alles im späteren Studium nachlernen, da das zu lange dauern würde.
Daher bekommt man in der Schule eine Art Einführung in mögliche spätere Studiengänge.
Ich sage nicht, dass man das nicht auch mal gemacht haben sollte, aber warum priorisiert der Lehrplan nicht tatsächlich gebräuchliche Themen und kaut stattdessen immer wieder dieselben Dinge durch, die man realistisch nie wieder brauchen wird?
Erst mal benötigt man für die Abfassung einer Steuererklärung sicher keinen Deutschunterricht. Zweitens gehört Kommunikation schon zum Lehrplan. Drittens ist es nie verkehrt, kulturell gebildet zu sein. Viertens lernst du wenn du in der Lage bist Gedichte zu analysieren auch besseres schreiben, was wiederum in der Kommunikation nützlich ist.
Nebenbei ging es mir in der Schule genau so wie dir. Heute aber bedauere ich es mich nicht wenigstens ein klein wenig um kulturelle Bildung gekümmert zu haben (ok, Gedichtanalyse muß es jetzt nicht sein, aber "Faust" und/oder "Die Räuber" sollte man schon gelesen haben).
Anhand der Arbeit mit Literatur lernst du, Texte genau zu analysieren und somit in der Tiefe zu verstehen. Auch erweitertest und verbesserst du damit deinen Ausdruck, deinen Wortschatz, deine Rechtschreibung und deine Grammatik.
Das wiederum befähigt dich locker dazu, die Anleitung zu ELSTER für die Steuererklärung zu verstehen, einen simplen Geschäftsbrief ordentlich zu formulieren oder dich im zwischenmenschlichen Kontakt situationsgerecht verbal auszudrücken.
Genau das ist Sinn und Zweck der Schule - dir Fähigkeiten zu vermitteln, die dich über Transferleistungen wiederum dazu befähigen, dir weiteres spezifisches Wissen in deinem zukünftigen Leben anzueignen! Und übrigens, gerade für so "Alltagswissen" gibt es ganz andere Personen als Lehrer*innen in der Schule, die dafür bei Kindern und Jugendlichen zuständig sind: die Eltern bzw. das restliche, erwachsene Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche heranwachsen!
Oder man könnte sich soweit mit dem Thema befassen, dass man zumindest merkt, dass man keine Dinge wie Gendersternchen gendert, sondern nur Bezeichnungen, die sich auf Personengruppen beziehen. Und dass die meisten - ich auch - das aus dem Antrieb heraus machen, Menschen nicht zu diskriminieren und somit nicht zu verletzen, was meiner Ansicht nach eine ganz sinnvolle Einstellung ist, um vielleicht eines Tages in einer etwas freundlicheren, netteren, positiveren Gesellschaft zu leben.
"Man" hat sich ausgiebig mit dem Thema befasst.
;-)
Bei so etwas sage ich übrigens - ganz freundlich - "Lehrkräfte" oder "Lehrerinnen und Lehrer".
Das sind hauptsächlich Themen für die (höhere) Handelsschule und nicht für eine allgemeinbildende Schule.
Ganz richtig, leider haben wir das nie...