Warum gibt es Menschen, die von Gendern wütend werden?

15 Antworten

Von Experte spanferkel14 bestätigt

Ich bin in der DDR sozialisiert, und da hatten fast alle Frauen männliche Berufsbezeichnungen (außer bei typischen Frauenberufen wie z. B. Krankenschwester, Kindergärtnerin, Verkäuferin). Übrigens: Zur Wendezeit waren 92% aller Frauen in der DDR berufstätig, ich habe noch einen Abschluss als Handelskaufmann (als Frau). Auch im Lehrerzimmer saßen mehr Frauen als Männer. Wenn hier einige behaupten, es seien mit den männlichen Bezeichnungen nur Männer gemeint, dann ist das die Ideologie der letzten Jahre. Erst im allerneuesten Online-Duden werden Frauen die männlichen Bezeichnungen verboten. (Zuvor war ein Mieter eine Person, die etwas mietet, jetzt ist es nur noch eine männliche Person, die etwas mietet). Auch im Westen hatten Frauen im Anfang männliche Berufsbezeichnungen, bis Frauenrechtlerinnen dagegen vorgingen.

Ich unterstelle mal, wer behauptet, mit Wörtern wie "Einwohner, Freunde, Nachbarn" seien nur Männer gemeint, der will es wahrscheinlich so haben. Damit kann man Frauen von vornherein ausgrenzen. Das macht mich als Frau wütend, denn es ist eine Diskriminierung ohnegleichen. (Dann müsste man aber auch die Einwohnerzahlen aus vergangenen Jahrzehnten halbieren oder dritteln, weil Frauen und Kinder eh nicht mehr mitgemeint sind)

Die Männer, die gendern, können sich nun beruhigt zurücklehnen, da sie vermeintlich etwas für die Gleichberechtigung getan haben. Ob sie nun auch die Hausarbeit und Kindererziehung übernehmen, sei dahingestellt.

Mich stört dieses *innen mit Sprechpause, vor allem bei Ärzt*innen, Kund*innen, Expert*innen usw., da Männer hier nicht mehr vorkommen. Schließlich gibt es keine Ärzt, Kund oder Expert. Da kann man das Sternchen auch gleich ganz weglassen.

Anderenfalls könnte man das generische Maskulinum regelmäßig mit Frauen in Verbindung bringen, damit keiner mehr denkt, es seien nur Männer gemeint. Als ein Corona-Impfstoff zur Verfügung stand, stand in unserem kostenlosen "Wochenblatt": "Ärzte beginnen mit der Impfung". Auf dem Foto darunter war eine Frau zu sehen im weißen Kittel, mit der Spritze in der Hand neben einer Probandin. Wie kann man bei diesem Anblick denken, mit "Ärzte" seien nur Männer gemeint? Oder bei "Lehrer" nur an männliche Personen denken, wenn die Mehrzahl der Lehrer weiblich ist?

Wenn du also die Anwesenheit von Frauen betonen möchtest, kannst du auch z. B. "Anwälte und Anwältinnen" sagen, das ist grammatisch korrekt. Bei der Sternchensprache höre ich nach dem dritten Sternchen nicht mehr hin, und Artikel lege ich dann auch beiseite, selbst wenn sie interessant sind.

Es ist ganz einfach:

Wenn ich einen komplexen Sachverhalt erläutere, wo man inhaltlich sehr viel Arbeit reingesteckt hat, der offensichtlich auf eine geschlechtsneutrale Aussage hinausläuft, und am Ende der einzige Kritikpunkt nur ist, dass ich das generische Maskulin verwendet habe ohne explizit eine weibliche Variante zu erwähnen, dann finde ich das schon ziemlich asozial.


Claud18  06.05.2023, 10:05

Das deutet vor allem darauf hin, dass die besagten Kritiker Frauen nichts zutrauen, wenn man sie ständig extra erwähnen muss.

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Weil es durch und durch verlogen ist. In den Prämissen unzutreffend, die Geschlechter und die Gesellschaft spaltend macht es wirklich gar nichts besser. Es ist eine reine Tugendprotzerei.

Die Philosophin Maria-Sibylla Lotter formuliert sehr zutreffend, Gendern sei eine "moralische Modenschau", für die man an Magie glauben müsse. Es dient der sozialen und politischen Markierung, die die eigene, natürlich korrekte Haltung und Gesinnung in jeglicher Kommunikation offenbart.

Schaut das Video von Alicia Joe zu dem Thema.

Weil sie sich einbilden dass Sprache sich nicht ändert, und sie einfach nicht damit umgehen können, dass es gerade ein Änderung gibt. Viel Gekeife um nichts. Sind natürlich die gleichen Leute, die von anderen erwarten dass man ihnen ja nicht vorschreibt wie sie zu reden haben, aber selbst anderen vorschreiben wollen wie man es zu machen hat.

Und nein, Sprache ändert sich nicht immer natürlich. Es gab im Deutschen mehrere Rechtschreibreformen. Die bekannteste dürfte die von 1996 oder so sein. Die einzigen die sich darüber aufregen, sind Leute die sie mitgekriegt haben, aus genau dem Grund. Weil sie einfach nicht damit klar kommen, dass Sprache nicht ewig so bleibt wie sie es gern hätten. Gab aber auch schon früher welche, ich glaub so um 1900 herum. Da wurde aus dem Sauhaufen den man vorher hatte, eine allgemeine Rechtschreibung erstellt. Hat nichts mit natürlicher Entwicklung zu tun, die wurde vom Staat organisiert und gestützt. Und ich bin äußerst dankbar dafür, weils mir wesentlich lieber ist eine doch ziemlich regelmäßige Rechtschreibung zu haben, anstatt dem Unsinn den du zB im Englischen hast.

Mach ruhig weiter so.


emyness  19.02.2023, 11:42

Im Englischen gibt es keinen Unsinn, im Gegensatz zum Gendern in der deutschen Sprache. Das ist Unsinn. Denn: Unsere jetzigen sprachlichen Regelungen entsprechen unserem SprachGEBRAUCH im Hier und Jetzt.

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FelixSH  25.02.2023, 17:30
@emyness

Was für ein sinnloser Kommentar. Englisch ist halt anders, und auch dort ändern sich Dinge (siehe "they/them" für einzelne Personen, wenn man das Geschlecht nicht weiß). Aber gendern ist dort halt nicht so integral drin. Im Deutschen wird immer gegendert, auch wenn man "Herr" oder "Frau" sagt ist das eine Form davon.

Dass sich Sprachgebrauch ändert ist dir aber bewusst, oder? Und das ist jetzt genau der Fall, und es ist das worüber sich Leute so unnötig aufregen. Obs dir passt oder nicht, der Sprachgebrauch wird nicht bleiben wie im Hier und Jetzt.

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emyness  25.02.2023, 18:18
@FelixSH

Nur dass dieser ziemlich umständlich und nicht normal ist.

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Claud18  25.02.2023, 17:11

Bei der Rechtschreibreform hat man einige Schreibweisen, die im 18. Jahrhundert üblich waren, wieder eingeführt. Die Sprache hatte sich schon abgeschliffen, und das sollte aus Logikgründen wieder rückgängig gemacht werden. Ob sich das aber gehalten hat, kann ich nicht sagen, vieles ist wieder verschwunden (z.B. "hier zu Lande" statt "hierzulande").

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Sage ich "Lehrer, Anwälte, Gitarristen" kommt bei mir in keinem der drei Fälle das Bild einer Frau in den Kopf.

Bei mir auch nicht. Tatsächlich aber auch kein Bild von Frauen. In dem Moment denke ich einfach nicht darüber nach, ober männliche oder weibliche Personen gemeint sind - es ist wirklich eher eine "anonyme Masse" an Personen für mich.

Wenn ich "Die Lehrer der Grundschule XY" höre, dann habe ich nicht zwei Gruppen vor Augen, wobei eine Gruppe verschämt sich im Lehrerzimmer hinter zugezogenen Gardinen versteckt, während die andere Gruppe sich auf dem Schulhof zu einem Gruppenbild versammelt...