Tipps nach Augenentfernung Pferd?

6 Antworten

Zum Vorgesehen direkt nach der Op kann ich nichts sagen; das wird aber sicher der Tierarzt tun. Aber ich habe einige Monate ein einäugiges Pferd als Reitbeteiligung geritten, teils auf dem Platz, meist aber im Wald.
Der Eigentümerin war es sehr wichtig , das fehlende Auge keinesfalls als Handycap, un€ erst recht nicht als Entschuldigung für irgendetwas anzusehen, sondern das Pferd ganz normal zu behandeln, bis auf die Kleinigkeit, dass es beim üblichen Führen von Links kein Handzeichen sehen kann. Braucht es aber auch nicht, weil die anderen Organe um so aufmerksamer sind. Das Zögern, der etwas andere „Fußstapfer“ durch die veränderte Körperspannung, wurde von dem Pferd sehr sensibel wahrgenommen, so dass es reagieren kann wie jedes andere.

Für das Versorgen der Wunde etc hab ich jetzt keine Tipps, das sollte dir ja der Tierarzt erklären. Für den Umgang danach gibt's einiges zu beachten, das ist aber von Pferd zu Pferd verschieden, je nach Wesen/Charakter.

Ich hatte früher mal eine alte Quarter Stute als Reitbeteiligung, die hatte ihr linkes Auge durch einen Unfall verloren. Am Boden war sie manchmal schreckhaft, beim Reiten eine Lebensversicherung.

Sie wollte lang angebuden werden (natürlich nicht so lange das sie in den Strick treten kann), damit sie den Hals weit genug drehen kann und alles sieht.

Geführt wollte sie auf der Seite mit dem intakten Auge werden, auch wenn Trainer/Reitlehrer es anders empfiehlten, sie wollte ihren Menschen immer sehen.

Bei ,,gruseligen" Sachen z.b. bellender Hund/entgegen kommendes Auto/Traktor, habe ich angehalten und sie zu diesem Objekt gedreht (manchmal reichte Kopf in die Richtung drehen, manchmal musste man sie komplett wenden).

Die Besitzerin hatte ihr das Wort ,,Aaachtung" beigebracht, das sagte man immer wenn gleich etwas passiert/kommt. Zum Beispiel eine Stange am Boden liegend, eine wedelnde Plane, ein Hund der anfangen könnte zu bellen, eine Fahrzeug, wenn man aufsteigt/absteigt, usw. Für gelassenere Pferde braucht man das Wort ev nicht.

Beim putzen und vor allem nach dem Reiten/spazieren gehen musste man ihre Augenhöhle mit einem dicken weichen Pinsel auswischen, da kam oft eine kleine Staubwolke raus. Und wenn man mit ihr gesprochen hat, während man die Seite ohne Auge geputzt/gesattelt hat, war sie auch immer entspannter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

immer lang anbinden. kopf und hals müssen frei beweglich sein, damit das pferd jederzeit die lage peilen kann.

vorsicht auf der seite, auf dem es nichts sieht. immer berühren, immer reden, damit das pferd jederzeit weiss, wo du bist

rechne damit, dass das pferd zeit braucht, um sich mit der neuen situation zurechtzufinden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Das sollte dein TA eigentlich mit dir besprechen. Sowohl was die Nachsorge angeht, also auch die Haltung bzw. Umgang, Reiten,... im Anschluss. Je nachdem, was bei deinem Pferd los ist, kann es erstmal echt eine Erleichterung sein, dass es dann keine (chronischen) Schmerzen mehr hat. In solch einem Fall haben viele ja vorher schon nur noch eingeschränkte Sehkraft oder sind sogar schon blind auf dem Auge. Da ändert sich die Situation für das Pferd also zum positiven.

Wenn dein Pferd einen Unfall/Verletzung hat, dann geht das natürlich ziemlich plötzlich, aber auch in solchem Fall kommen Pferde idR schnell und rasch zurecht, auch mit nur noch einem Auge.

Wie sich das letztlich entwickelt kann hier keiner wissen. Im Stall, in der Herde gibt es meist eher keine Probleme, draußen, Halle, Platz,... kann es natürlich schon sein, dass das Pferd - erstmal - empfindlicher und schreckhafter wird. Langsam und mit Bedacht an alles wieder neu rangeführt gibt es viele Pferde, mit denen man auch mit nur einem Auge so gut wie alles wieder machen kann.

Alles Gute für die OP und natürlich auch für Hinterher!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Von Experte Hjalti bestätigt

Ich hatte bis vor 2 Jahren eine - über 40jährige - Paintstute, "Patty"...

Auch ihr wurde noch ein Jahr vor ihrem irdischen Tod das linke Auge entfernt - der Augendruck ließ sich trotz Medikamenten nicht senken.

Meist sind Pferde schon daran gewöhnt, dass die Sehkraft reduziert ist - bevor das Auge entfernt werden muss.

Im Übrigen gehen Tiere weitaus selbstverständlicher mit Handycaps um als die meisten Menschen...

Auch völlige Blindheit ist kein Todesurteil für ein Pferd - im Netz findest du viele gute Seiten dazu.

Einige Basics beachten, dann kann dein Pferd noch eine sehr gute Lebensqualität haben - zum Beispiel den Lebensraum nicht mit Stromzaum begrenzen, und nichts am räumlichen Umfeld verändern...

Vor vielen Jahren habe ich eine komplett blinden Haflinger (Nico) vor dem Schlachten gerettet - unsere beiden Shettys "Max und Hexe" waren vom ersten Tag an seine "Augen". Sie behüteten ihn bei jedem Schritt - sie waren wie seine Schatten...;)

Sei guten Mutes - für dich wird es schlimmer sein als für dein Tier.

Alles Gute - und noch ein langes Leben für dein Pferdchen...;)


Hjalti  10.07.2024, 09:49

Du hast echt wieder wunderbare Worte gefunden 🥰

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