Sollte man Philosophie studieren
Hallo die Kollegen, da ich Philosophie schon im Gymnasium hatte und es sehr interessant fand, würde mich auch ein Studium interessieren. Allerdings höre ich meistens, es sei ''brotlose Kunst'' und Zeitverschwendung weil man nur wenige davon leben können.
25 Antworten
Wenn Du die finanziellen Möglichkeiten hast Deinen Interessen nachzugehen, solltest Du es tun.
Ansonsten wäre es sinnvoll es mit einem "monetär gehaltvolleren" Fach zu kombinieren.
Die Webseite der Arbeitsagentur hat unter Berufenet sehr gute Beschreibungen zu allen Berufen, inkl. Vorrausetzungen, Tätigkeitsbereiche, Chancen, offene Stellen (z.Z.2 gefunden):
http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/index.jsp
Einfach "Philosophie" ins Suchfenster tippen.
Zum Einkommen: Meiner Erfahrung nach hängt es (zumindest im höheren Bereich) mehr von Einsatz, Interesse, Flexibilität, Breitenbildung, Auftreten, Fähigkeit zur Weiterbildung usw. ab, als vom erlernten Beruf.
Der Einstieg in die Karriere ist halt mit vielen anderen Berufen einfacher.
Mit Philosophie als Broterwerb ist es ein bisschen wie mit der Musik; wenn Du ein begnadeter Künstler bist und / oder einen großartigen Manager findest gehörst Du zur Topeinkommensklasse, ansonsten bleibt das Arbeiterbienendasein im Orchester, das Lehren an Schulen oder Hochschulen und, wenn der Markt gesättigt ist, das Tingeln durch die Gassen oder Kneipen.
Wenn Dir die Musik Alles bedeutet, kannst Du Dich mit einer Existenz nahe des Prekariats sicher eher abfinden.
Der Unterschied zur Philosophie liegt dann noch darin, dass die Akzeptanz der Musiker in der Gesellschaft höher ist und ihr Produkt mehr geschätzt wird, letztlich vermutlich weil das Element des Könnens viel deutlicher sichtbar ist.
Mein Meinung zum Fach selbst:
Na ja! Im Großen und Ganzen sehe ich es mehr als eine Art Sammlung von interessanten Fragen an, die sich die Menschheit seit Anbeginn der Bewusstwerdung stellt (Ethik/ Moral, Existenz, Erkenntnisfähigkeit usw…).
Die Antworten, wenn sie nicht gerade Bezug auf eine naturwissenschaftliche Basis nehmen, finde ich zu einem weit überwiegenden Teil öde und auch nicht gehaltvoller als die der Beratertanten & -onkels in den Boulevardblättern.
Da die großen Fragen unserer Existenz in den letzten paar tausend Jahren offensichtlich auch nicht gelöst wurden, sollte man annehmen, dass ein großer Teil des wiedergekäuten Argumentierens höchst redundant ist.
Ich kann beim besten Willen Philosophie nicht als Wissenschaft verstehen (nichts von Beobachtung > Hypothese > evidenzbasierte Studien > jederzeit wiederholbare experimentelle Bestätigung > falsifizierbare These –>Theorie).
Den eigentlichen Sinn sehe ich nur darin die existenziellen Fragen zu ordnen/klassifizieren, soziale Gesetzmäßigkeiten in allgemeine Aussagen zu Ethik & Moral zu bringen und als Zuarbeiter zur Naturwissenschaft.
Sinnvoll finde ich Philosophie als Studium nur in Verbindung mit einem naturwissenschaftlichen oder rechts“wissenschaftlichen“ Hintergrund/Berufsbild oder einem Abschluss in Betriebswirtschaft…
Grüße PJ
Ein Studium ist grundsätzlich keine Berufsausbildung. Es kommt immer darauf an, sich in Richtung eines Jobs zu orientieren, Praktika zu machen und sich gegebenenfalls weiterzubilden.
Geisteswissenschaftler, auch Philosophen, arbeiten in zahlreichen Branchen in der Wirtschaft, ob als Projektmanager, Kuratoren, PR-Leute, Journalisten oder in der beruflichen Weiterbildung. Die Frage ist weniger, ob man mit Philosophie etwas anfangen kann. Das kann man auf jeden Fall, weil es ein anspruchsvolles Fach ist, das einem Studenten einen wesentlich differenzierteren Blick auf die Welt öffnet. Die Frage ist eher, ob die berufliche Tätigkeit am Ende den Vorstellungen und Ansprüchen genügt, die man sich im Lauf des Studiums gemacht hat. Grundlage der Philosophie ist freies und ergebnisoffenes Denken. Das ist allerdings in kaum einem Job gefragt. Da wird dann halt ergebnisorientiert gearbeitet.
Ein Studium ist nur in sofern eine Berufsausbildung, als es auch akademische Berufe gibt. Jaja, bei den Naturwissenschaftlern und in technischen Studiengängen sieht das ein bisschen anders aus, schon klar. Aber wer Germanistik oder Komparatistik oder Soziologie oder Politologie oder Philosophie studiert, und dann glaubt, am Ende einen Beruf zu haben, wird vermutlich in vielen Fällen enttäuscht.
PR-Fuzzis, wie du sie nennst, arbeiten übrigens so ziemlich exakt in dem Tätigkeitsbereich, den die Philosophie beackert. Eine Reihe von klassischer Philosophen, unter anderem die Sophisten, Seneca, Cicero, Marc Aurel und eine Reihe anderer Stoiker, waren PR-Fuzzis. Jedenfalls haben sie sich für ihren Rat bezahlen lassen, und nicht ohne Grund ist die Rhetorik eine Disziplin der Philosophie. Ich will jetzt nicht auf aktuelle Zusammenhänge von Systemtheorie, Philosophie und radikalen Konstruktivismus und dessen Konflikt mit der kritischen Theorie eingehen, aber das sind gesellschaftliche und wissenschaftliche Felder, auf denen heute Philosophen sich diverse Schlachten liefern. PR-Leute wenden die Theorien an. Das ist fast wie bei einem Chemiker.
Philosophie ist keine Zeitverschwendung, nur die (Menschen?) welche sich nicht darum kümmern, verschwenden ihre bewußte (?) Lebenszeit wirklich in völlig entfremdenden und bisweilen überflüssigen aussen-gerichteten Beschäftigungen zumeist. Jene haben bisweilen weder erkannt noch ist es ihnen bekannt, das der Menschen zu geistiger Tiefe und schöpferischer Kraft fähig ist und auch anders, als ein Automat und Befehlsempfänger noch funktionieren und denken und leben kann.
Vielen ist es aber nicht gegeben, auch mangels philosophischer, tieferer Er-Kenntnisse über sich und ihr Da-Sein (wo?) nachzudenken, dies zu reflektieren, darüber nachzusinnen und dem etwa eine eigene Haltung, Meinung und Position entgegen zu stellen.
Philosophiie als einziges Fach ist jedoch in der Regel etwas dürftiig und ohne sonstige Beziehungen und etwaiges Vermögen im Hintergrund nicht unbedingt dienlich, um damit in dieser verrohten Welt seinen "Lebensuntererhalt" damit zu "verdienen". Daher ist es eher angesagt, noch ein weiteres, entsprechendes Schulfach oder Politik und Soziologie dazu, zusätzlich zu studieren, was die "Erfolgsschancen" in einer kommerzialisierten Wel,t auf "Arbeitsplätze" etwas erhöhen dürfte, ..
Mit einem Philosophie-Studium schwimmt man nicht wirklich in Geld, das kann ich so bestätigen. Kenne da nämlich genügend Leute, die dieses Fach studiert haben. Aber ein Philosophiestudium ist nicht einfach ein Studium, wo du einfach eines reines Wissen in dich verschlingst. Hier geht es um viel mehr, sich selbst kennen lernen, die anderen verstehen, über den Tellerand zu blicken, stets mit scharfsinniger Logik zu argumentieren u.s.w. Philosophiestudenten sind (mir) angenehme Zeitgenossen. Es ein Studium, was dein Leben an sich bereichert, kann dir etwas geben, was du sonst in keinem anderen Fach kriegen kannst.
Es gibt sozusagen zwei "Richtungen" beim Philosophiestudium:
einmal kannst Du Dich mit Ideengeschichte beschäftigen, mit dem "Guten", mit dem, was einen Menschen ausmacht (oder ausmachen sollte?), mit Ethik, sowas alles in der Art.
Und dann kannst Du auch so eine Art "angewandte" Philosophie bevorzugen, zB Theorie der Gerechtigkeit, Vertragtheorien, Philosophische Konzepte in der Menschenführung und in der Wirtschaft .- das gibt es auch alles.
In den meisten Fällen ist das obere die "brotlose Kunst", und das untere bei Banken, Management-Etagen und Großkonzernen inzwischen durchaus bezahlt, da bist Du dann eben so eine Art "Quotenphilosoph" im Dienste des Image-Marketings (glaub also ja nicht, daß Du da etwas zu sagen hättest, oder bewirken könntest). Zum kassieren reicht es allemal - aber wenn Du eh nur kassieren willst, gibt es bessere Optionen als Philosophie, da kannst Du lieber BWL machen.
Wenn Du wirklich "Liebe zur Weisheit" hast, im Sinne des ersten Absatzes, und/oder DENKEN willst in Deinem Job: vergiß es. damit verdienst Du keine Lorbeeren. Nicht in diesem Land.
BWL habe ich bereits studiert und abgebrochen, weils mir einfach nicht gelegen hat. Jedenfalls würde ich dann die angewandte Philosophie bevorzugen.
PS: Deutschland war doch einmal das ''Land der Dichter und Denker''. Davon scheint allerdings nicht mehr viel übrig zu sein...
Deutschland war das Land, in dem die Dichter und Denker vom König bezahlt und auf Kosten der Bevölkerung gelebt haben. Frag mal rum, wer welche STeuergelder heute noch für Dichter und Denker ausgeben will - unabhängig davon, wie wichtig die wären oder wie gut: unsere Regierung braucht nicht mal eine eigene Ausbildung, geschweige denn ließen sie sich von anderen, besser ausgebildeten Menschen etwas sagen. Mensch, guck Dich doch mal um: der letzte "Denker", der reißenden Absatz gefunden hat, war der Herr Sarrazin. DAMIT kannst Du hierzulande leben und überleben. (natürlich nur, wenn Du nicht zufällig AUsländer bist). DAS vesrtehen die Menschen heute unter "sinnvollem Denken".
Und das einzige, was Du bekommst, wenn Du versuchst, sie eines Besseren (im wahrsten Sinne des Wortes) zu belehren, ist Hartz IV + handfeste Depressionen.
Aber gerade eben in diesem Land, welches sehr ungastlich und amerikanisiert nur den Profit, der ebenso sein Untergang sein wird, nach vorne kehrt, lohnt es sicher dagegen zu argumentieren und profunde, wie Lebens-wichtige Einsichten und Weisheiten immer wieder zu verkünden und wenn es geht, auch öffentlich darzulegen.
Das sehe ich anders.
"Lohnen" im Sinne von "davon leben können", wie MoneyMaker es offenbar versteht, wird es sich sowieso schon mal nicht, es sei denn als Statist, siehe oben.
"Lohnen" im Sinne von "etwas erreichen" ist bei den allermeisten heutigen Themen auch völlige Zeitverschwendung. Es sind nun mal nicht alle Menschen gleich, und nicht alle haben die selben geistigen Kapazitäten, nicht alle haben die selbe Ausbildung. "Lernen können" und danach "Denken können" ist statistisch Normalverteilt, und wir leben in einer Demokratie: Du wirst also NIE etwas ändern, (in keinem Fachbereich) denn die Mehrheit - diejenigen mit durchschnittlichem Intellekt und durchschnittlichen Fähigkeiten, mit durchschnittlichen Interessen (!!!) und einer anderen Ausbildung als gerade Deiner etc werden Dich immer überstimmen.
"Lohnen" im Sinne von persönlicher Befriedigung: "ich habs ja gesagt/geschrieben/erklärt" ist sicher möglich, wenn man sich darüber im klaren ist, das es auch genau das ist: persönliche Gewissens- und/oder Gehirnentlastung auf Papier und in den meisten Fällen für den Papierkorb.
@MrMoto: Natürlich ist ein Studium eine Berufsausbildung. Und wie in jedem Beruf der was hermacht gewinnt man nach dem Ausbildungsabschluß an Erfahrung und muss sich fortbilden um weiter zu kommen.
Wenn ich Chemie studiere, erwarte ich als Chemiker zu arbeiten, und nicht als PR Fuzzi. Wobei der Chemiker wohl auf jeden Fall einen Job bekommt und dann, nach Interessenlage, einen anderen Tätigkeitsbereich angehen kann (auch als PR-Fuzzi).
Der Punkt ist aber, dass ein Diplom Philosoph sehr viel weniger Chancen hat in seinem studierten Beruf zu arbeiten und eher in andere Tätigkeitsfelder ausweichen muss um zu überleben...