Ägyptologie?

3 Antworten

Brotlos nicht unbedingt. Aber es erfordert bestimmte Eigenschaften.

Ich selbst habe Ägyptologie studiert, habe dann aber beschlossen, dass das nichts für mich beruflich ist und stattdessen eine Abschluss als Übersetzerin gemacht. Das lag aber nicht daran, dass ich keine Karrieremöglichkeiten sah, sondern weil ich für die Art der möglichen Jobs nicht geeignet war.

Mann muss nämlich in der Ägyptologie, wie in vielen Wissenschaften, sehr selbständig und diszipliniert arbeiten. Schon im Studium: da steht niemand mit Peitsche und Stoppuhr hinter dir und passt auf, dass du brav alles liest und vorbereitest und übst, du musst dich selbst motivieren und deine Zeit einteilen. Manche Menschen lieben diese Freiheit, ich war damit total überfordert.

Welche Karrieremöglichkeiten hat man dann? Nun, eigentlich eine ganze Menge.

1. In der Forschung:

Universitäten und Stiftungen finanzieren immer wieder Grabungen und Forschungsprojekte.

Vorteil: sehr, sehr spannende Arbeit - man ist ganz vorne mit dabei bei den neuesten Erkenntnissen

Nachteil: zeitlich begrenzt... meistens bekommt man eine Stelle oder ein Stipendium nur für 1-2 Jahre und muss dann hoffen, dass es verlängert wird, oder sich etwas neues suchen. Super gut bezahlt ist das auch meistens nicht.

2.In der Lehre
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter and einer Uni hast du erst einmal oft nur eine befristete Stelle. Aber als fester Dozent oder gar mit Professur - das sind die richtig guten Stellen. Natürlich muss man ein bisschen Spass und Talent für die Ausbildung des Nachwuchses mitbringen.

Vorteil: eventuell ein sicherer Job und ganz gut bezahlt. Man kann sich auch nebenbei an Forschungsprojekten beteiligen und Bücher publizieren.

Nachteil: dumme Erstsemester und die Stellen sind rar

3.Am Museum

Eine interessante Möglichkeit, und es gibt doch immer mal wieder Gelegenheiten.

Vorteil: kann ein sicherer und interessanter Job sein

Nachteil: manchmal gibt es solche Stellen nur in Teilzeit, und wenn man Pech hat macht man mehr langweilige Verwaltungstätigkeit als spannende Forschungsarbeit

4.Fachfremd/Quereinsteiger

würde ich nicht vernachlässigen. Wenn du an der Universität einen Masterabschluss oder gar einen Doktor in einem anspruchsvollen Fach machst, kannst du deine Fähigkeiten auch in anderen Bereichen einbringen. Als Wissenschaftsjournalist, als Autor von Sachbüchern, als Archäologe in Deutschland, in der Wirtschaft als Quereinsteiger in Bereichen wie Kommunikation oder Verwaltung.

Ein Ägyptologe muss ein Sprachtalent sein: nicht nur die Hieroglyphen gilt es zu lernen, auch die Fachliteratur ist auf Englisch, Französisch oder Italienisch, und Arabisch sollte man heutzutage auch lernen. Ein Ägyptologe lernt wissenschaftliche Methodik, kennt sich mit Geschichte aus, kann exzellent recherchieren, sich in Wort und Schrift in mehreren Sprachen verständigen und Vorträge vor Gruppen halten, muss mit den üblichen Office-Anwendungen am Computer zurecht kommen... das sind eine ganze Menge soft skills, die auch außerhalb des Faches nützlich sind. Ich zum Beispiel arbeite jetzt als Trainerin in einem internationalen Büro... und die Hälfte meiner jobrelevanten Fähigkeiten habe ich im Ägyptologie-Studium erworben.

Ich würde dich auf jeden Fall ermuntern, dir das Fach genauer anzusehen und zu überlegen, ob das nicht doch etwas für dich ist.

Heute kann man an den meisten Unis Ägyptologie nicht mehr als einziges Hauptfach studieren. Oft gibt es so etwas wie Bachelor Altertumswissenschaft, und dann Masterstudiengang Ägyptologie. Deutschland ist aber ein wichtiger Standort in der Ägyptologie und weltweit angesehene Professuren und Institute gibt es z.B. in Berlin, Heidelberg, Tübingen, Bonn, Münster oder Würzburg.( Ich bin sicher ich vergesse ein paar)

Wenn deine Eltern wirklich ganz strikt dagegen sind... nun... es gibt ein paar Sachen, die sich exzellent mit Ägyptologie kombinieren lassen. Zum Beispiel werden digitale Anwendungen und Datenbanken für die ägyptologische Forschung immer wichtiger. Bei der großen Ägyptologiekonferenz ICE letztes Jahr gab es darüber ein ganzes eigenes Panel.

Wenn du erst eine Ausbildung in der IT machst, als Programmierer für Datenbanken oder Apps, und DANN Äygptologie studierst... glaub mir, mit so einer Kombination von Fähigkeiten bist du bestens gerüstet um einen der begehrten Jobs zu bekommen.

Auch so etwas wie Archäologie... in Deutschland gibt es viele Grabungsfirmen, die regelmäßig Leute suchen. Schon allein, weil vor großen Bauvorhaben die archäologische Untersuchung gesetzlich vorgeschrieben ist. Wenn du den Bachelor in Archäologie machst und den Master in Ägyptologie. So ein Job als in der lokalen Ausgrabung ist vielleicht nicht super gut bezahlt, aber du hast eine relativ sichere Alternative falls es in der Ägyptologie nichts wird. Und wenn du Glück hast, kriegst du die Gelegenheit in Ägypten zu graben.

Viel Glück auf jeden Fall! Sag Bescheid, wenn du noch Fragen hast. Und ja: Hieroglyphen lesen können ist total cool.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft

Nein brotlose Kunst ist es nicht, aber brotarme. Es gibt sehr wenige verfügbare Stellen.

Vor gefühlten hundert Jahren (lol) als ich begann hatte ich das mal für mich geprüft und gemerkt, als Hobby eignet es sich eher. Na gut, da habe ich mich anders entschieden, Heute ist es nicht besser, sonder eher noch eingeschränkter. Wenn man einen Job gefunden hat, liegt das Gehalt (M.A.) nach etwa 12 Semenster (Regelstudienzeit 10) bei 40 Stunden oft 400 pM über dem eines Lokführers (Ausbildung mit Abi meist 2 Jahre)


Agnostos 
Beitragsersteller
 26.01.2024, 16:43

Schade ich hätte es gerne studiert

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warning534  26.01.2024, 16:47
@Agnostos

glaube ich - was hälst Du allgemein von Geschichte in Kombination mit Journalismus. Da kannst nebenbei Deine Hieroglyphen lernen und hast eine etwas breiteres Tätigkeitsspektrum

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Ist sehr schwer da rein zu kommen, weil die wenigen freien Stellen ohne Kontakte kaum zu bekommen sind.