Nachgestellte Besitzanzeige mittels Genitiv?
Man stelle sich vor ich fange einen Satz an und komme an dessen Ende:
...die Gesundheit...
Und dann fällt mir ein, dass ich gerne noch angeben möchte, um wessen Gesundheit es geht. (Wohlgemerkt habe ich explizit ein Wort gewählt, welches hier keinen Plural hat, denn mit Pluralwörtern liesen sich verschiedene Konstruktionen leicht verwirklichen)
Dan käme mir zuerst folgendes in den Sinn:
...die Gesundheit von dir.
Was aber falsch zu sein scheint, denn der eigentlich nötige Genitiv fehlt.
Wie kann ich unter Verwendung des Genitivs, korrekt, nachgestellt angeben, um wessen Gesundheit es geht, insbesondere dann, wenn ich auf Personen im Singular verweisen möchte (hier 2.Person)?
Ich hatte verschiedenes im Kopf aber keines passte so richtig:
...die Gesundheit der deinen.
...die Gesundheit der deinigen.
Funktioniert nicht, da "Gesundheit" hier keinen Plural hat.
...die Gesundheit deiner.
Klingt zwar halbwegs sinnvoll, aber auch falsch.
...die Gesundheit, deinige/deine.
Wäre zwar korrekt, ist aber unschön mittels Nebensatz formuliert.
6 Antworten
Das kannst du heute kaum noch sagen, weil es eine vergessene Form ist.
Dazu musst du die Personalpronomen deklinieren können.
ich du er sie es
meiner deiner seiner ihrer seiner
mir dir ihm ihr ihm
mich dich ihn sie ihn
Daher:
die Gesundheit meiner
die Gesundheit deiner
die Gesundheit seiner
die Gesundheit ihrer
Neutrum können wir uns sparen
Das darf nicht mit dem Possessivpronomen verwechselt werden:
meine Gesundheit
deine Gesundheit etc.
Unsere Altvorderen wussten das natürlich noch. So ist es zu dem Blumennamen "Vergissmeinnicht" gekommen, ausgeschrieben: Vergiss nicht meiner
Denn damals hatte "vergessen" noch ein Genitivattribut (heute Akkusasativ).
Ah ok, so macht das Sinn, ja. Quellen mit den Deklinationen hatte ich auch gefunden, ich dachte jetzt primär an Quellen mit Beispielen dazu.
Allerdings jetzt mit dem Bewusstsein, dass ich das explizit von Possesivpronomen unterscheiden muss - was zwar logisch sein mag, was aber bisher dafür sorgte, dass mir die Existenz der Genitivdeklination nicht auffiel - reicht mir auch dei Deklinationstabelle aus.
Danke.
Durch diesen Thread-Salat in den Kommentaren findet ja keine Sau mehr durch. Wie soll das dann so ein armes Ferkel wie ich schaffen? Also noch einmal das Ganze:
So wie du den Genitiv benutzen willst, GEHT DAS NICHT. Begreif das doch endlich!
- Possessivartikel: meine/deine/seine/ihre/unsere/eure/ihre/Ihre Gesundheit (So ist es im Standarddeutsch wie auch in der Umgangssprache korrekt.)
- von + Dativ: die Gesundheit von mir/dir/ihm/ihr/uns/euch/ihnen/Ihnen (in der Umgangssprache möglich, aber selbst da nicht schön)
- Der Genitiv von Personalpronomen ist hier nicht möglich! D.h. "Die Gesundheit meiner." ist falsch und würde in einem gesprochenen wie auch in einem schriftlichen Text als Fehler gewertet werden.
Manchmal lässt sich kein Genitiv bilden. Dann muss man als Ersatz "von + Dativ" nehmen. Das ist z. B. der Fall, wenn es weder einen Artikel noch ein Adjektiv vor dem betreffenden Wort gibt, wenn es also nichts gibt, was man deklinieren kann, um den Genitiv kenntlich zu machen. Zum Beispiel:
- Der Bau der Hotels dauert länger als geplant. (definiter Artikel: Genitiv)
- Der Bau unserer Sporthotels geht nur langsam voran. (Possessivartikel: Genitiv)
- Der Bau weiterer luxuriöser Hotels verzögert sich. (Adjektiv: Genitiv)
- Hier ist kein Bau von Hotels vorgesehen. (von + Dativ nötig!)
Differenzierung von Possessivartikel und Possessivpronomen:
Ist das dein Haus?
- Ja, das ist mein Haus. (= Possessivartikel)
- Ja, das ist meins. (verkürzt: = Possessivpronomen)
- Ja, das ist das meinige/das meine. ✝︎ (antiquierte Verkürzung)
Ist das dein Wagen?
- Ja, das ist mein Wagen. (= Possessivartikel)
- Ja, das ist meiner. (verkürzt: = Possessivpronomen)
- Ja, das ist der meinige/der meine. ✝︎ (antiquierte Verkürzung)
Man nimmt die Possessivpronomen, wenn klar ist, worum es sich handelt. Hier ist durch die Frage klar, dass es sich um ein Haus bzw. um einen Wagen handelt.Im Englischen ist das genauso:
- Is that your house? - Yes, that's my house. oder verkürzt: Yes, that's mine.
- Is that you house? - Yes, that's our house. oder verkürzt: Yes, that's ours.
Verben mit Genitiv
Es gibt nicht sehr viele Verben, die den Genitiv nach sich ziehen. Sie gehören zumeist der gehobenen Sprache an. Einige, jedoch nicht alle, lassen sie sich in der Standard- und Umgangssprache durch Verben mit Präpositionen ersetzen. Beispiele:
- gedenken + Genitiv = denken an + Akkusativ: Wir gedenken der Toten. = Wir denken an die Toten.
- sich erinnern + Genitiv = sich erinnern an + Akkusativ: Ich erinnere mich des Unfalls. = Ich erinnere mich an den Unfall.
- sich schämen + Genitiv = sich schämen wegen + Genitiv: Der Junge schämt sich seiner schmutzigen Fingernägel. = Der Junge schämt sich wegen seiner schmutzigen Fingernägel.
- sich bewusst sein + Genitiv: Ich bin mir meines Fehlers bewusst.
- sich bedienen + Genitiv: Ich bediene mich gern des Genitivs.
Wie sieht das nun hier mit den Personalpronomen aus? In der gehobenen und auch formalen Sprache bedient man sich des Genitivs, sonst nimmt man eher das Verb mit Präposition.
- Frau Lüder erinnert sich meiner vermutlich nicht mehr. = Frau Lüder erinnert sich vermutlich nicht mehr an mich.
- Doch, die erinnert sich deiner ganz bestimmt noch. = Doch die erinnert sich ganz bestimmt noch an dich.
- genauso : sich seiner / ihrer / unserer / eurer / ihrer / Ihrer erinnern = sich an ihn / sie / uns /euch / sie / Sie erinnern
Und kausal?
Hast du etwa meinetwegen vegan gekocht? (Standarddeutsch+ ugs.) - Ne, soweit geht die Freundschaft nun doch nicht, dass ich wegen dir vegan koche. (nur ugs.)
- meinetwegen = wegen mir
- deinetwegen = wegen dir
- seinetwegen = wegen ihm
- ihretwegen = wegen ihr
- unseretwegen = wegen uns
- euretwegen = wegen euch
- ihretwegen = wegen ihnen
- Ihretwegen = wegen Ihnen
Bitte hier nicht "wegen meiner" etc. benutzen! Das wäre wirklich völlig antiquiert. Man könnte dich für einen verschrobenen, alten Kauz halten.
Der Genitiv von Personalpronomen ist hier nicht möglich! D.h. "Die Gesundheit meiner." ist falsch und würde in einem gesprochenen wie auch in einem schriftlichen Text als Fehler gewertet werden.
Wieso nicht? Kannst du das genauer erläutern?
Also unabhängig davon, was im aktuellem Sprachgebrauch üblich ist.
Denn ansonsten, auch wenn ich wahrscheinlich nie dazu kommenw erde, das tatsächlich zu verwenden, kann ich schlcht nachvollziehen, weshalb das nicht funktionieren sollte.
Da ist nichts zu erläutern. Das entspricht nicht den grammatischen Regeln des modernen Deutsch. Punkt.
Das ist so, als würdest du mich fragen, warum es "ich frage dich", aber "ich antworte dir" heißt. Das Verb "fragen" hat nun mal den Akkusativ und das Verb "antworten" den Dativ. Basta.
Vielleicht machte es Deine Frage verständlicher, wenn “Man“ sich Deinen Satz nicht vorstellen müsste, sondern Du einen formuliertest.
Was aber falsch zu sein scheint, denn der eigentlich nötige Genitiv fehlt.
Ich bin ein großer Fan des Genitivs, aber möglicherweise ist es ein Irrtum, dass er an dieser Stelle nötig ist.
Gruß Matti
Vielleicht machte es Deine Frage verständlicher, wenn “Man“ sich Deinen Satz nicht vorstellen müsste, sondern Du einen formuliertest.
Hm, stimmt, das wäre durchaus sinnvoll gewesen, da gebe ich dir Recht.
Ich bin ein großer Fan des Genitivs, aber möglicherweise ist es ein Irrtum, dass er an dieser Stelle nötig ist.
Auch da stimme ich dir zu. Mir erscheinen Formulierungen mit Dativ hier allerdings unpassend. Das müsste ich später einmal verifizieren, wenn ich wacher bin.
Ein Genitivattribut wird meist nachgestellt. Das ist allerdings nicht in Stein gemeißelt:
- die Gesundheit der Menschen / −
- − / Peters Gesundheit
- die Gesundheit eines jeden / eines jeden Gesundheit
- der Austritt Englands / Englands Austritt
Personalpronomen eignen sich grundsätzlich nicht als Genitivattribut, denn deren Genitiv sieht wie ein Possesivpronomen aus und ist somit nicht erkennbar. Man kann ihn höchstens durch „von+Dativ“ ersetzen. Aber das ist meist schlechter Stil, weil die Verwendung des passenden Possesivpronomens viel einfacher und klarer ist.
Ich hoffe, dass der Unterschied klar ist:
- Personalpronomen werden wie Substantive verwendet: du / deiner / dir / dich
- Possesivpronomen werden wie Adjektive verwendet: dein / deines / deinem / dein; (bzw. deine / deiner / deiner / deine)
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Einige Pronomen werden als Genitivattribut dennoch nachgestellt. Das hat sich vermutlich so erhalten, weil sie (in anderer Bedeutung) auch vorangestellt werden können:
- die Gesundheit einiger/aller/anderer/desjenigen/derselben/...
- aber: in aller Munde / zu unser aller Wohl / des einen Freud, des andren Leid / jedermanns Sache / niemand(e)s Schuld
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Ganz selten stößt man tatsächlich noch auf nachgestellte Possesivpronomen:
- Vater unser
- Ringlein mein
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das keine Personalpronomen im Genitiv sind, weil dieses Nachstellen auch bei gewöhnlichen Adjektiven vorkommt („Hänschen klein“).
Aber falls Dein Duden das noch erlaubt, solltest Du nach einer neueren Auflage Ausschau halten :-)
Nach der Lektüre aller Kommentare hier denke ich, dass ein paar konkrete Beispiele für verschiedene besitzanzeigende Attribute zu Gesundheit helfen:
- Der Nachbar: die Gesundheit des Nachbarn (1)
- Alle: die Gesundheit aller (1)
- Jedermann: jedermanns Gesundheit (2)
- Hans und Peter: Hans' und Peters Gesundheit (2) / die Gesundheit von Hans und Peter (3)
- Europa: Europas Gesundheit (2) / die Gesundheit Europas (1)
- Du: deine Gesundheit (4) / [die Gesundheit von dir (3)]
- Du und deine Frau: die Gesundheit von dir und deiner Frau (3)
- Die Dein(ig)en: die Gesundheit der Dein(ig)en (1)
- Wir alle: die Gesundheit von uns allen (3)
- Die Menschen in Europa: die Gesundheit der Menschen in Europa (1)
Erläuterungen:
- nachgestelltes Genitivattribut
- vorangestelltes Genitivattribut (ohne Artikelwort!)
- nachgestelltes Präpositionalattribut (weil Genitiv nicht möglich)
- Possesivpronomen statt Genitiv
Zum Beispiel:
- die Gesundheit: Der Saft, den ich dir schicke, ist zum Wohle deiner Gesundheit.
- das Wohlbefinden: Tägliche Spaziergänge dienen der Erhöhung deines körperlichen wie auch seelischen Wohlbefindens.
- der Sohn: Erzähl mir doch mal von der Hochzeit deines jüngsten Sohnes!
- die Kinder: Dir einen hässlichen Gartenzwerg zu schenken, war sicher die Idee deiner missratenen Kinder.
Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was das Problem ist.
Du willst da anscheinend etwas konstruieren, was es nicht gibt.
Personalpronomen werden zu Possessivartikeln:
- die Gesundheit von mir/dir/ihm/ihr/uns/euch/ihnen/Ihnen = meine/deine/seine/ihre/unsere/eure/ihre/Ihre Gesundheit
Du willst da anscheinend etwas konstruieren, was es nicht gibt.
Ja, ich schließe nicht, aus, dass es das nicht gibt. Doch ich dachte ich frage erstmal, vielleicht kennt ja doch jemand etwas.
Also geht das tatsächlich so? Gibt es da irgendwelche Quellen? (Ich frage nur deshalb nach Quellen, da ich suchte, aber keine dazu fand, die mich dahingehend bekräftigt hätten.)