Muss der Mann für euch bei der Geburt dabei sein?


22.11.2021, 01:26

Krankenhaus klar, aber ich mein mit drin

Das Ergebnis basiert auf 52 Abstimmungen

Ja 65%
Nein 35%

28 Antworten

Von Experten putzfee1 und Loka95 bestätigt

Mein Mann war bei den Geburten unsere Kinder dabei. Allerdings gibt er offen zu, dass dies nicht "der schönste Moment seines Lebens" war - dafür war er viel zu müde...

Eine Geburt findet nicht im Schlachthof statt und verläuft viel weniger blutig, als sich das viele vorstellen. Auch hat die Begleitperson in der Regel keinen freien Blick zwischen die Beine (wobei ich auch schon Männer mit einer Filmkamera erlebt habe) und kann jederzeit den Kreißsaal verlassen, wenn er oder auch die Gebärende das möchte.

"Früher" musste eine Frau eine Geburt alleine (ohne Partner) durchstehen. Da war auch Haushalt und Kinderbetreuung ausschließlich Frauensache - wird es dadurch richtiger oder besser?

Beim ersten Kind dauert die Geburt in der Regel 12 Stunden und mehr. Also ein langer, schmerzhafter Zeitraum, in dem die Gebärende viel Unterstützung, Zuspruch, Aufmunterung, Begleitung und Liebe (am besten durch ihren Partner) braucht. 

Die werdende Mutter kann sich dann auch nicht "drücken" (och-nö, lieber nich...) und wenn sie es denn wünscht, sollte ihr Partner "mannsgenug" sein, diesen Weg gemeinsam mit ihr zu gehen. 

Oft haben die Männer jedoch Angst vor der eigenen Hilflosigkeit (ich kann doch eh nichts tun) und vergessen, dass sie in diesen intimen Momenten der einzige "Nicht-Fremde" für ihre Frau sind. 

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

filmfan69  23.11.2021, 13:32
"Früher" musste eine Frau eine Geburt alleine (ohne Partner) durchstehen. Da war auch Haushalt und Kinderbetreuung ausschließlich Frauensache - wird es dadurch richtiger oder besser?

Ist das so? War es in unsren Breiten in vorindustrieller Zeit nicht häufig auch so, dass bei der Geburt so ziemlich der ganze erwachsene Teil der Großfamilie dabei war?

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isebise50  23.11.2021, 13:40
@filmfan69

Sorry - habe die Zeitangabe wohl nicht genügend konkretisiert.

Die ersten Entbindungsanstalten und damit auch die ersten Kreißsäle entstanden vor rund 250 Jahren, um unverheirateten Frauen zu ermöglichen, in einem halbwegs geschützten Rahmen kostenfrei zu entbinden. Gleichzeitig waren diese Gebärhäuser aber auch Ausbildungsstätten für angehende Ärzte und Hebammen, denen sich die ledigen Frauen für körperliche Untersuchungen vor und während der Geburt zur Verfügung zu stellen hatten. Diese Funktion der Kreißsäle als Entbindungsort einerseits und als Ausbildungsplatz andererseits brachte es mit sich, dass die Bedürfnisse der Frauen (und der Säuglinge) sehr oft missachtet wurden. Der Kreißsaal war auch ein Ort, den viele Frauen fürchteten.

Erst in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzte in den westlichen Gesellschaften eine Entwicklung ein, die den werdenden Vätern die Kreißsäle inzwischen geöffnet hat. In den Zeiten davor war der Entbindungsraum allein Ärzten, Hebammen und den Schwangeren vorbehalten.

Allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass nicht nur Sexualität, sondern auch Schwangerschaft, Geburt und Kinderbetreuung beide Partner betreffen und mithin die Väter auch am Geburtsgeschehen beteiligt sein sollten. Zugleich entwickelten fortschrittliche Mediziner, allen voran die berühmten Geburtshelfer Frédéric Leboyer und Michel Odent, neue Theorien zu einer Geburt unter „natürlichen“ Bedingungen. Dazu gehörte unter anderem auch die Anwesenheit vertrauter, nahe stehender Menschen bei der Geburt. Damit wurde es erstmals möglich, dass die werdenden Väter ihre Partnerinnen zur seelischen Unterstützung in den Kreißsaal begleiten durften. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber man schätzt, dass heute etwa neun von zehn Vätern die Geburt ihrer Kinder miterleben.

Die historischen Wurzeln der Trennung von Mann und Frau bei der Geburt des Nachwuchses gehen weit zurück. Jahrtausende lang war die Geburt Frauensache: Mysterium, Gefahr und Initiationsritus zugleich. In streng religiösen Zusammenhängen galten Frauen vor, während und nach der Geburt eines Kindes als „unrein“.

Mitunter sah man in ihnen sogar eine Gefahr für ihre Umgebung, so dass sie für festgelegte Zeiträume von der Gemeinschaft ausgegliedert und isoliert wurden. Kein Mann sollte oder durfte sie in dieser Zeit berühren, wollte er nicht ebenfalls „verunreinigt“ und dadurch in der Erfüllung seiner männlichen Aufgaben (Jagd, Ernte oder Verteidigung) beeinträchtigt werden.

https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/vater-werden/sie-ist-schwanger-ich-werde-vater/vaeter-im-kreisssaal-historisch-ausgesprochen-neu/

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filmfan69  23.11.2021, 14:06
@isebise50

Danke für diesen ausführlichen und sehr aufschlussreichen Beitrag und den Link. Dass Väter im vorindustriellen Europa bei der Geburt in der Nähe waren, hätte ich mir so vorgestellt, allerdings auch, dass sie direkt anwesend waren. Interessant und aus heutiger Sicht seltsam anmutend, dass dem nicht so war.

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CurryPrinny  23.11.2021, 13:34

12 Stunden? Ich hab jetzt schon Angst :(

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Ja

Es sollte eine Begleitperson dabei sein im Kreissaal. Es ist nämlich nicht so, dass ständig eine Hebamme anwesend ist. Und wenn die Frau nicht die meiste Zeit komplett alleine sein will, dann braucht sie eben noch jemanden. Der ihr hilft, die Position zu wechseln, der ihr den Steiß massiert, was zu trinken bringt und so weiter.

Der eben einfach da ist.

In der Regel ist das der Partner, bzw. Kindsvater. Immerhin ist er der PARTNER und sollte von daher die erste Wahl sein, um seine PARTNERIN zu unterstützen.

Wenn die Frau(!) das nicht will, ok. Aber wenn sie ihn gerne dabei hätte, dann sollte er das machen. Es ist ja nicht so, als hätte sie eine Wahl. Sie muss da durch und er dann halt auch. Als echter Mann packt man das.

Ja

In meinem Fall hab ich mir das damals gewünscht... und ich glaub wir waren beide froh darüber. Es ist eines, völlig alleine auf sich gestellt zu sein und nicht zu wissen was grade ist und was wird. Es ist etwas anderes, gemeinsam diesen Sch.... zu erleben,

Ja

Also ich fände es schön und hoffe das mein Partner dabei sein wird, wenn es mal soweit ist. Diese Zeit und diesen Moment alleine durchzustehen möchte ich mir nicht vorstellen. Der eigene Mann ist dann auch die einzige vertraute Person und ich glaube, dass er in diesem Moment soviel geben kann indem er einfach da ist, auch wenn er sich hilflos fühlen sollte. Für mich wäre seine Anwesenheit alleine schon sehr viel wert.


Snowflakestar  23.11.2021, 13:37

Komisch warum die Umfrage mein "Ja" nicht genommen hat.

Edit: Und jetzt doch. Muss man nicht verstehen...

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Ja

Ich finde schon, einfach um der Frau gut zuzusprechen, sie zu beruhigen, für sie da zu sein etc. Beide wollen ein Kind, beide werden Eltern, da sollte der Mann mit dabei sein und die Geburt gemeinsam durchstehen.

Aber kommt natürlich auch das Paar an. Wenn die Frau dadurch eher aufgeregter wird oder ein Streit ausbricht, sollte der Mann eher draußen bleiben.


Nutpen  22.11.2021, 01:32

Also die werdenden Väter die ich kennen gelernt habe, waren noch nervöser als die Mütter 😅

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Ruzzzzzzzz  22.11.2021, 01:34
@Nutpen

Ja das stimmt, wenn natürlich am Ende der Mann umkippt, sollte er auch besser draußen bleiben. Ich glaube das mit anzusehen, wäre nicht besonders förderlich für die werdende Mutter

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