Leben in ostdeutschland wirklich nur atheisten?
Einige haben zu mir gesagt dass dies so sei und ich hab auch im Internet welche gesehen die das sagen.
Die Frage mag zwar wirklich dumm sein aber ich will sie trotzdem aus reiner Interesse stellen. Ich lebe in Westdeutschland und die Personen ausm Osten, die ich kennengelernt hab haben auch gesagt dass sie an keinen Gott glauben.
Warum ist das aber so? Auch wenn nicht der gesamte Osten sondern nur die meisten, wie kam das zustande? Hat das was mit der Geschichte zutun?
Möchte mit dieser Frage niemanden angreifen, jeder soll an das glauben was er/sie für richtig empfindet. Mich wunders einfach, warum das so ist und warum einige mit denen ich darüber geredet habe das selbe denken.
5 Antworten
Mit deiner Vermutung, dass dies historisch bedingt ist, liegst du richtig. Noch im Mittelalter und der Neuzeit gab es keinen Unterschied zwischen Ost und West. Alle waren Christen, weil sie keine andere Wahl hatten. Natürlich gab es auch da schon Atheisten, aber die haben sich nicht öffentlich dazu bekannt, weil die christlichen Fanatiker sie dafür umgebracht hätten. Also haben alle so getan als ob sie Christen wären.
Nach dem 2.WK hat sich alles geändert. Damals haben die Kommunisten im Osten das Ruder übernommen. Sie haben dafür gesorgt, dass der kirchliche, öffentliche Druck, der bis dahin herrschte, in sein Gegenteil verkehrt wurde. Ich will das mal deutlicher machen.
In Bayern herrscht dieser kirchliche, religiöse Druck in den Dörfern noch immer. Dort wird man schief von der Seite angesehen, wenn man am Sonntag nicht in die Kirche geht.
Im Osten hingehen musste man mit handfesten Nachteilen rechnen, wenn man in die Kirche ging. Zum Beispiel konnte einem das Studium verwehrt werden. Der Pastor hatte nicht länger die Macht im Dorf, sondern der Parteisekretär der SED. Damit fiel der kirchliche, öffentliche Druck nicht nur weg, sondern wurde ins Gegenteil verkehrt. Aber anstatt des kirchlichen Drucks, sich der religiösen Ideologie zu beugen, mussten die Leute sich jetzt der kommunistische Ideologie beugen. Sie kamen also vom Regen in die Traufe.
Die Kinder wurden im Osten nicht länger mit dem Virus des Glaubens infiziert und sie hatten keine Angst mehr vor einem Gott, der alles sieht, alles weiß und alles kann. Dieser Gott hatte seinen Schrecken verloren und spielte plötzlich keine Rolle mehr.
Auch im Westen lässt der kirchliche Druck jetzt immer mehr nach. Auch dort wehren sich immer mehr Leute gegen die Beeinflussung ihres Denkens durch die Kirche. Immer mehr Leute verabschieden sich von der Religion und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Westen und der Osten sich in dieser Frage wieder angleichen werden.
Auch diesem Gott wird es genau wie allen anderen Göttern ergehen. Er wird in Vergessenheit geraten. Würde der auch nur einen Funken Substanz besitzen, könnte man sagen, er wird sterben.
Wenn im Osten nur Atheisten leben würden, dann wäre der prozentuale Anteil in Deutschland wesentlich höher. Im Moment liegt er gesamthaft bei 15 %.
Klar gibt es im Osten auch viele Christen, Muslime, Buddhisten....
Der Grund, weshalb es mehr sind als im Westen liegt an der ehemaligen - atheistisch denkenden - DDR. Christen wurden damals im Beruf und bei der Ausbildung massiv benachteiligt.
Für die Opposition in der DDR spielten Kirchen eine wichtige Rolle: Sie boten Raum für Diskussion und Widerstand. Aber es gab auch Anpassung ans System, sagt die Theologin Veronika Albrecht-Birkner, die die friedliche Revolution in Leipzig erlebte.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/protestantismus-in-der-ddr-zwischen-anpassung-und-widerstand-100.html#
Das hatte was mit dem DDR System zu tun Christen wurden benachteiligt, aber nicht verboten. Natürlich sind nicht alle Atheisten, traditionell war man im Osten eher evangelisch, aber es gibt in Thüringen auch noch heute eine Region mit um die 70% Katholiken.
Nein, natürlich nicht, aber der Anteil in der Bevölkerung ist aufgrund der geschichtlichen Entwicklung höher.
Zu DDR-Zeiten hatte die Kirche im Staat nichts zu melden. Die meisten Kinder hatten daher das Glück, ohne religiöse Indoktrination aufzuwachsen. In der Schule gab es keinen Religionsunterricht. Man legte in der Bildung wert auf rationales, naturwissenschaftliches Denken.
Es gab auch in der DDR Christen, evangelisch und katholisch. Aber es gab eine strikte Trennung von Staat und Kirche.
Meine Frau ist evangelisch und hat studiert. Aber die Benachteiligung stimmt prinzipiell.
Nicht nur eine strikte Trennung. Christen wurden auch massiv benachteiligt. Konnten meist auch nicht studieren.