Kommt die Atomkraft in Deutschland wieder?

13 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich meine irgendwo gelesen zu haben dass die Kosten wieder Kraftwerke zu betreiben - jetzt wo alle schon abgeschaltet oder sogar teilweise demontiert sind so hoch wären, dass es sich verglichen mit Solar nicht mehr rechnet. Ich war auch für einen Weiterbetrieb, aber wenn es sich jetzt nicht mehr lohnt dann halt nicht.

AKWs lösen nicht die Probleme, die wir haben.

Wir haben schon heute über 50% aus Erneuerbaren Energien, es wären auch 100% möglich, aber derzeit ist das größte Problem, dass wir flexible Kraftwerke brauchen, die Schwankungen ausgleichen können, wenn Wind oder Solar zu wenig liefern, oder wenn die Nachfrag kurzfristig ansteigt.

Erneuerbare Energien können das unter bestimmten Bedingungen bieten, aber nicht zuverlässig. AKWs können das gar nicht bieten, weil es sehr lange dauert, sie hoch oder herunter zu fahren. Derzeit nutzen wir dafür zu einem geringen Anteil Wasserkraft und zum Großteil Gaskraftwerke, aber die sind nicht CO² neutral und wir müssen das Erdgas einkaufen.

Außerdem reicht es nicht aus, CO² neutral zu sein, es muss nachhaltig sein, sonst haben wir in ein paar Jahrzehnten das nächste Problem. Derzeitige AKWs benötigten Uran-235 und das kommt nur in sehr geringer Konzentran in natürlichen Uran-Vorkommen vor und das bisschen, was es gibt, kaufen wir aus Ländern, aus denen wir es eigentlich nicht kaufen wollen sollten. Und dann gibt's noch das Atommüll-Problem...

Und dann ist der Strom von AKWs auch noch extrem teuer im Vergleich zu Enereuerbaren Energien.

AKWs können auf relativ geringer Fläche grundlastfähig viel Energie liefern, damit hören die Vorteile aber schon auf.

Atomkraft ist Unglaublich effizient

Effizient im Bezug auf was?

zuverlässig

Stimmt nicht.
AKWs sind extrem von der Kühlung abhängig.
Frankreich muss häufig Kraftwerke abschalten, weil der Wasserstand in den regionalen Flüssen zu niedrig ist, oder die Temperaturen zu hoch, oder beides.

Sicher mit den heutigen Standards

Alles ist sicher nach irgendwelchen Standards, bis irgendwer einen Fehler macht, dann sind AKWs plötzlich nicht mehr sicher. Kernspaltung ist und bleibt ein Prozess mit hohem Risiko.

Es gibt zwar Technologien, die versprechen, sicher zu sein, aber die haben Nachteile und am Markt angekommen sind sie noch lange nicht. Außerdem heißt die Behauptung, sie seien sicher, noch lange nicht, dass sie auch wirklich sicher sind.

Atomkraft kommt wieder. Aber nicht die Kernspaltungskraftwerke, deren Atommüll ist nicht tragbar, egal wie "sicher" sie sind. Bei Kernfusion sieht das anders aus, das wird der neue Standard werden (in Kombination mit erneuerbaren Energien) aus meiner Sicht, sobald die Technologie im Griff ist.


MrBlackAdder  15.08.2024, 12:16
sobald die Technologie im Griff ist.

Also am St. Nimmerleins-Tag. Das ist zu teuer und zu aufwendig.

0
Kelrycorfg  15.08.2024, 19:14
@MrBlackAdder

Das hat man über viele andere Technologien auch schon gesagt, und dann wurde es doch erschwinglich aus verschiedensten Gründen. Ich würde die Kernfusion also deswegen nicht abschreiben. Eine neue Technolgie zu entwickeln ist immer teuer.

0
MrBlackAdder  16.08.2024, 06:58
@Kelrycorfg
Das hat man über viele andere Technologien auch schon gesagt

Nenne mal eine Technologie, die über 60 Jahre nicht funktioniert hat, bevor es ging.

0
Kelrycorfg  16.08.2024, 08:18
@MrBlackAdder

Elektroautos. Das ist keine Erfindung der modernen Zeit - die gab es schon. Das hat man schon mehrfach(!) versucht zu entwickeln und einzuführen, hat aber am Ende immer gegen den Verbrenner verloren, und immer wegen dem gleichen Grund, dem miserablen Akku und dem daraus resultierenden fehlenden Interesse der Öffentlichkeit. Dadurch sind dann auch die Geldgeber für die Weiterentwicklung abgesprungen und E-Autos sind verschwunden.

Das fehlende Interesse ist übrigens auch der Grund warum wir heute noch keine Kernfusion haben. Weil sich vor Jahrzehnten die Geldgeber zurückgezogen haben weil auch da das Interesse gesunken ist. Gab ja genug fossile Brennstoffe und bereits funktionierende Kernspaltungskraftwerke, also warum viel Geld in eine Technolgie buttern die nicht soviel Energie liefern kann auf dem Papier (was ja leider so ist, es braucht mehr Kernfusionskraftwerke als Kernspaltungskraftwerke, da das Potenzial der Energiemenge geringer ist)?

Heute ist die Denke anders, weil die Kernfusion etliche Probleme was Sicherheit, Umweltfreundlichkeit und Atommüll betrifft lösen würde und als Netzschwankungsabsicherung geeignet wären. Aber jetzt wo wir sie dringend brauchen könnten ist die Entwicklung leider (wieder oder weiterhin) in den Kinderschuhen.

Technologien können sich auch rückentwickeln, wie man beispielsweise bei der Raumfahrt beobachten konnte. Da war man 1970 weiter als heute. Die sind damals mit popeligen "Taschenrechnern" auf den Mond geflogen. Erst heute fängt man wieder neu zu lernen an wie planetare bemannte Raumfahrt funktioniert. Und das mit langsamen Schritten aber technischen Möglichkeiten die viel weiter sind als damals. Zufall? Nein. Man muss sich schon um eine Technolgie bemühen und sie pflegen, damit sie klappt. Wenn man die Entwicklung vernachlässigt oder schleifen lässt, wird das nichts, denn das Fachpersonal und Firmen die auf Dinge spezialisiert sind sterben dann quasi aus, da kann dann sogar ein entgegengesetzter Effekt eintreten und niemand findet sich mehr der die Theorie auf dem Papier ingenieurstechnisch vernünftig umsetzen kann. Und das fängt man im Moment an wieder aufzubauen. Derzeit wage ich es stark zu bezweifeln, dass die Nasa oder SpaceX Menschen zum Mond und zurück schicken könnten ohne dass das eine Katastrophe wird.

But mark my word, Kernfusion kommt. Nicht in 10 jahren, auch nicht in 20. Ich gehe aber davon aus, in ca. 30-40 Jahren läuft der erste Prototyp der mehr Energie liefert als reingesteckt wird. Weitere 50 Jahre und Kernspaltung interessiert niemanden mehr, dann verschwinden die sukzessive nach Abschreibung derselbigen von der Bildfläche und werden durch die Kernfusionskraftwerke ersetzt. Davon bin ich halt überzeugt. Die kurzlebigen und schwach strahlenden Abfallprodukte kann die Menschheit stemmen, und Deuterium kommt quasi in unbegrenzter Menge in Ozeanen vor, was dann also auch wirtschaftlich autark macht. Es spricht alles dafür, diesmal die Technologie zuende zu denken. Es sei denn man findet eine bessere Energiequelle bis dahin, was ich aber noch bezweifle.

0
Kelrycorfg  16.08.2024, 09:23
@MrBlackAdder

Du liest nicht was ich schreibe, oder es sickert nicht durch.

Gefahren sind sie, aber effizient war anders. Und dadurch haben sie sich nicht durchgesetzt. Und Kernfusion ging damals auch schon im Labor, soweit war man schon, aber war energetisch nicht rentabel. Beiden Technologien fehlt(e) es noch an der Markreife. Das ist übrigens heute bei E-Autos immer noch so, meiner Meinung nach: die aktuellen Akkus sind Mist, die Ladeinfrastruktur unzureichend, und die Preise viel zu hoch. Deswegen gibt es auch soviel Ladenhüter. Gegenwärtig droht den E-Autos das alte Schicksal oder ein längerfristiges Nischen-Dasein.

Die Entwicklung des E-Autos (E-Auto vs Verbrenner) und die der Kernfusion (Kernfusion vs Kernspaltung/Fossilkraftwerke) sind recht analog zueinander. Beide haben/hatten sie Konkurrenten die sie nicht schlagen konnten, deswegen hat man die Technologie nicht (mehr) weiterentwickelt oder weiterentwickeln können, da es niemanden mehr gab der Geld investieren wollte. Jetzt wo man sie brauchen könnte, sie sind noch stark hinter den Erwartungen oder weiterhin schlicht nicht marktreif.

Im übrigen tut sich auch im Batteriesegment was. Schau mal nach dem IBM Akku auf Meersalzbasis der gerade mit Daimler zusammen entwickelt wird. Der könnte den Batteriemarkt revolutionieren (und China entkoppeln). Der ist quasi in fast allem besser als Lithium Ionen Akkus. Wenn der kommt, könnte das interesse der Leute deutlich steigen für günstigere E-Autos, und damit auch das Interesse die Ladeinfrastruktur zu verbessern für Betreiber (einfaches Nachfrage- und Angebots-Prinzip). Das könnte aus meiner Sicht den Durchbruch einläuten den E-Autos brauchen.

0
MrBlackAdder  16.08.2024, 09:26
@Kelrycorfg
Du liest nicht was ich schreibe, oder es sickert nicht durch.

Deine Schuld.

Meine Bitte war: "Nenne mal eine Technologie, die über 60 Jahre nicht funktioniert hat, bevor es ging."

0
Kelrycorfg  16.08.2024, 09:38
@MrBlackAdder

Hat sie eben nicht. Sie wurde eingemottet weil sie nicht effizient genug war. Der Verbrenner hat obsiegt, und das aus nachvollziehbaren Gründen aus damaliger Sicht.

Und genauso war (und ist es noch) mit der Kernfusion. Sie hat funktioniert, war aber nicht effizient genug um weiterhin dranzubleiben.

Du darfst ein Auto zusammenlöten mit mit einem komplexen Kraftwerk vergleichen weil das ingenieursmäßig und auch anwendungsgebietstechnisch ein großer Unterschied besteht. Testkraftwerke baut man nicht eben mal so. Aber grundsätzlich waren beide Technologien bereits in der Erprobung, und haben nicht ausreichend funktioniert, um ihren eigentlichen Durchbruch zu erzielen.

0
MrBlackAdder  16.08.2024, 10:40
@Kelrycorfg
Hat sie eben nicht. Sie wurde eingemottet weil sie nicht effizient genug war.

Es gab seit 1880 immer Elektrofahrzeuge. In der Stadt für Kurzstreckenfahrten. Auf der Schiene verdrängt sie seit 1907 immer mehr den Verbrenner. Eine effizientere Antriebsart ist nicht zu finden.

Und genauso war (und ist es noch) mit der Kernfusion. Sie hat funktioniert

Der Rekord nach 60 Jahren Forschung liegt bei 10 Sekunden. Whow! Wenn das nicht effizient ist!

0
Kelrycorfg  16.08.2024, 18:39
@MrBlackAdder

Ob du 10 Sekunden für gut oder schlecht hälst, ist ja völlig unrelevant. Die Kernfusion hat nicht nur auf dem Papier funktioniert, sie ist passiert, "proof of concept" war also da. Leider war halt niemand außer Forschern daran interessiert weiterzuforschen, aber wenn die Gelder von Investoren nicht da sind, lässt sich so eine Technologie nicht sinnvoll weiterentwickeln bis zur fertigen Marktreife. Dafür ist die Technologie zu teuer bei der Erprobung.

"Break even point" hat man nun bereits erreicht, nach kurzer Wiederbelebungs-Zeit, wenn man so enthusiastisch drangeblieben wäre wie man Kernwaffen entwickelt hat, hätten wir bereits voll funktionsfähige "Kernfusionsmeiler", und damit viel weniger Probleme an der Backe wie heute.

Naja, ich denke wir haben uns ausreichend ausgetauscht. Oder gibt es noch irgendwas was du loswerden möchtest? Danke auf jeden Fall für die sehr anregende Unterhaltung.

0
NostraPatrona  15.08.2024, 00:45

Kernfusion erzeugt aber ebenfalls radioaktiven Müll.

1
Kelrycorfg  15.08.2024, 19:13
@NostraPatrona

Das ist völlig korrekt, das habe ich auch nicht behauptet, dass das nicht so wäre. Aber Atommüll der 100-1000 Jahre gelagert werden muss ist deutlich handlebarer als Atommüll der 100.000 bis 200.000 Jahre strahlt. Kernfusion ist also hier viel machbarer.

0
Kelrycorfg  15.08.2024, 19:22
@NostraPatrona

Danke für den Hinweis. Aber wenn ich den Reaktortyp richtig interpretiere löst die nicht die Supergau Problematik. Die gibt es bei Kernfusion soviel ich weiß auch nicht, da die Reaktion sofort erlischt wenn die Kammer schmilzt/explodiert.

0

Als "klassische Kernspaltung" wird die wohl eher nicht wieder kommen.

Die einzige Chance sind die bestehenden wieder ein zu schalten, aber das wird wohl kaum passieren. Zu teure Investition die wieder ans Netz zu nehmen und zu Groß die Gefahr, dass der nächste Politiker wieder alles abschalten lässt.

Kernfusion wird - wenn es irgendwann mal so weit sein sollte - kommen.

Vielleicht auch neue Reaktoren der 3. Generation. Die sind dann wirklich viel sicherer da die sehr schnell "Kalt-abgeschaltet" werden können. Die kochen dann bei einem Unfall nicht Monatelang vor sich hin wie in Fukushima. Aber die Genehmigungsverfahren dauern Jahrzehnte!

Das Problem sind die Kosten. Verglichen mit allem anderen ist Atomkraft pro kWh deutlich teurer. Dass die billigeren Stromerzeugungsarten hinten und vorne nicht reichen ist in der Wirtschaft egal. Niemand will in etwas investieren das so teuer ist, dass das keiner kauft.

Atomkraft war ein Riesenirrtum und wurde komplett durch uns Steuerzahlern subventioniert. Müssten die Betreiber alle Kosten selbst tragen, würde es Atomkraftwerke nicht geben. Der auf Jahrtausende strahlende Atommüll zeigt, dass diese Energieform eben nicht nachhaltig ist.