Ist man immer irgendwo ein bisschen abhängig von seinen Freunden?

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Mir klingt da immer etwas nach was ich mal von einem Survival Typ gehört hatte, der meinte iwie sinngemäß der menschliche Körper kann Schaden nehmen schon nach 2 Minuten ohne Luft, 2 Tage ohne Trinken, 2 Wochen ohne Essen und 2 Monaten ohne soziale Kontakte. Isolationshaft sei ja nicht umsonst eine Foltermethode. Vor allem das mit den sozialen Kontakten hat mir zu denken gegeben, aber es stimmt schon. Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht das auch, also es ist nicht optional. Klar gibts Unterschiede, der eine braucht es mehr, der andre weniger, aber ich würde schon sagen niemand kommt ohne aus. Gibt ja auch unendlich viele Studien, dass Arbeitslose oder einsame alte Menschen ohne viel soziale Teilhabe schwere psychische Schäden entwickeln. Dafür können sie natürlich nichts, aber wenn man aus irgendwelchen Gründen zu wenig soziale Kontakte pflegt oder pflegen kann, schadet es einem offensichtlich. 

Zum Thema Freunde. Abgesehen von den Eltern sind es ja meistens die Freunde, die dieses Bedürfnis erfüllen. Man "nutzt" Freunde schon um Feedback zu kriegen. Man sieht sich selbst oft durch andere. Es gibt ja zahlreiche Sprichwörter dazu "du bist der Durchschnitt aus deinen fünf engsten Freunden", "zeig mir deine Freunde und ich sag dir wer du bist" das sind natürlich nur Sprichwörter und die haben nicht 100%tigen Wahrheitsgehalt, aber wie so oft gibt es wahrscheinlich einen wahren Kern. Sozialpsychologisch betrachtet gesellt sich Gleiches gern zu Gleichem. "Unterschiede ziehen sich an" ist sozialpsychologisch viel weniger wichtig. Das heißt über seinen Freundkreis erweitert man schon irgendwie auch sein eigenes Ich. Wir alle wissen ja wie Selbstwahrnehmung von Außerwahrnehmung sich stark unterscheiden kann. Sich immer nur selbst anschauen und analysieren führt wahrscheinlich nicht zu einer gesunden Psyche auf Dauer, sondern um uns zu entwickeln und auch einfach um uns Wohlzufühlen brauchen wir schon Bestätigung, Feedback und auch Kritik von außen. So gesehen ist der perfekt selbsständige Mensch kein gesunder oder glücklicher Mensch. Man ist schon abhängig von Freunden. 

Kommt natürlich darauf an wie man "Freund" definiert. Ich denke grob kann man sagen je enger, offener und tiefer die Freundschaft, desto größer auch der gegenseitige Nutzen daraus. Manche bleiben ja ihr Leben lang recht verschlossen und teilen ihre Gedanken, Wünsche, Ängste, Sorgen wenn überhaupt nur innerhalb ihrer Partnerschaft und wenig mit Freunden. Die meisten Menschen nennen auf die Frage wie viele gute Freunde sie haben eine Zahl unter 5 und ich schätze die kann man je nach Definition von Freundschaft gut und gerne nochmal halbieren (man hat also im Schnitt 2,5 gute Freunde ^^). Und es gab mal ne große Studie wo Menschen am Sterbebett befragt wurden, ob und was sie denn bereuen würden da stand Freundschaften mehr pflegen ganz weit oben auf der Liste. Also dieses Bedürfnis nach Freundschaft ist schon sehr tief verwurzelt in uns. 

Ich könnt da jetzt ewig viel zu schreiben, weil ich gerade in einer Phase stecke wo mir auffällt, dass vielen Leuten Freundschaft nicht so viel bedeutet wie mir. Für mich ist eine gute Freundschaft im Prinzip so eng wie eine Beziehung nur ohne Sex. Aber für die meisten ist Freundschaft sowas geworden wie man erstattet sich ab und an Bericht was so passiert ist. Kaum mehr ist wirklich interessiert daran zu verstehen wie der andere tickt, wie es ihm geht, kaum jemand ist noch bereit seine Gedanken zu teilen, alles bleibt relativ oberflächlich. Vielleicht ist das der modernen Zeit geschuldet, dass Leute oft online zu Fremden offener sind als zu ihren real-life Freunden oder ich bilde es mir auch nur ein, aber ich sehne mich schon ein wenig nach der Zeit wo man mehr mit seinen Freunden unternommen hat und sich auch alle darauf gefreut haben. Manchmal hab ich schon fast den Eindruck es hat heutzutage mehr so Event-Charakter. Wo man sich früher noch einfach so ohne Anlass zum Quatschen getroffen hat, sucht man heute einen Grund und dann wird das quasi so abgefertigt: Kinobesuch, danach wieder heim. Vielleicht liegt es auch einfach am Älter werden, dass man logischerweise weniger Zeit hat als Berufstätiger oder weil einige schon Familie gegründet haben und sich die Prioritäten verschieben oder ich lerne halt einfach zu wenig neue Leute kennen, um den Überblick zu haben, aber es kommt mir einerseits so vor, dass es zwar sehr innige, meistens sehr alte Freundschaften gibt, wo man sich durchaus sogar vorstellen könnte im Alter in einer WG zu wohnen falls man nicht gerade mit happy family alles auf die Reihe gebracht hat oder aber eben diese relativ neuen Bekanntschaften aus denen sich super schwer Freundschaften entwickeln, weil die Leute sehr oberflächlich bleiben. Ich bin z.b. jmd ich schreibe tatsächlich noch gerne mal nen Brief. Damit mein ich keine Liebesbriefe an Frauen oder sowas, sondern auch unter Freunden find ich das manchmal super. Also nicht handschriftlich so altbacken bin ich auch nicht, aber halt nen längeren Text mit Gedanken oder einfach so. Sowas ist völlig aus der Mode. Wenn man was zu sagen hat dann am besten in 140 Zeichen auf twitter oder instagram oder noch besser mit zwei Worten auf whatsapp oder noch besser mit einem emoji und fertig. ^^ Lange Gespräche in Schriftform gibt es kaum noch. Und telefoniert wird glaube ich auch weniger, aber das mag jeder anders erleben. 

So genug getippselt, aber interessante Frage, die mich schon länger beschäftigt, ob es an einem selbst liegt oder ob es objektiv so ist, dass sich der Freundschaftsbegriff verändert hat. "Abhängigkeit" ist so leicht negativ besetzt. Aber man ist ja auch abhängig von Nahrungsaufnahme oder von Liebe und Bestätigung, also es muss nicht automatisch so einen negativen Touch haben, wenn man auch von Abhängigkeit von Freunden spricht. Sie ergänzen einen, geben einem Halt, dienen zum beiderseitigen Austausch, bilden eine Art Rückversicherung, wenns mal nicht so gut läuft, aber sind auch Partner um Erfolge zu teilen oder gemeinsam Dinge zu erleben, die einen bereichern. Eine gute Freundschaft ist immer eine Win-Win-Situation. Mir fallen noch zwei Sätze ein, die ich in dem Zusammenhang schon gehört habe und die hängen geblieben sind: "Freunde sind Gottes Entschuldigung für Familie" klingt natürlich hart und ist auch ein wenig humorvoll gemeint gewesn, aber es gibt ja durchaus Leute, die wenig Rückhalt in der Familie haben. Kann man auch auch freundlicher formulieren im Sinne von "Freunde sind wie erweiterte Familie" es liegt ja in der Natur der Sache, dass deine Eltern in der Regel vor deinen Freunden sterben werden, d.h. entweder hast du bis dahin eine eigene Familie oder es wird tatsächlich so kommen, dass dein Freundeskreis eines Tages dein Familienersatz ist. Und der andere Satz war: Wahre Freundschaften sterben nicht, sie ruhen höchstens" da ist auch was dran, denn obwohl Freundschaften einschlafen können und in Vergessenheit geraten so hat man zu manchen Leuten trotzdem so ein komisches Band, dass man sich ziemlich sicher ist, wenn man den Mut zusammen nehmen würde sich selbst nach Jahrzehnten wieder zu melden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass man wieder gut befreundet wäre ziemlich hoch ist. Das mag daran liegen, dass sich Menschen nicht wirklich oft grundlegend ändern. Ich glaub die Psychologie hat sich so etwa auf das Alter von 27 eingeschossen oder? Man sagt glaube ich, dass man aus psychologischer Sicht immer mehr oder weniger der gleiche Mensch bleibt, der man mit 27 ist. Pi mal Schätzung eben, aber der Punkt ist man ändert sich ohne heftige Traumata einfach so, darum sind einmal geschlossene, feste Freundschaften auch nie wirklich hinfällig, sondern haben theoretisch ein Leben lang bestand. 

Bin gespannt auf andere Antworten zu dem Thema. 

Und sry für die Tippfehler ich hab sehr schnell getippt und nicht Korrektur gelesen.

Ob man von seinen Freunden im besonderen abhängig ist denke ich nicht. Grundsätzlich sind wir aber von unseren Mitmenschen abhängig bzw. von einer funktionierenden Verbindung untereinander. Wenn der einzelne von dieser Verbindung aus irgendeinem Grund abgeschnitten ist, führt das früher oder später zu ernsthaften emotionalen und daraus folgernd auch zu physischen/körperlichen Problemen.Bis hin zum Tod.Das ist auch schön bei Fromm nachzulesen

In der Regel geben uns Freunde quasi Feedback,  wie wir uns so machen in der Welt, wir selbst wissen ja nichts ueber uns, wer wir sind, also sind wir auf externe Quellen angewiesen, wie z.B. Spiegel oder Freunde.

Je nach Stimmung kann dich ein Freund zur Selbstzufriedenheit bringen oder zu Selbstzweifel, genau wie du es brauchst. Manchmal ist man schlecht drauf und wartet auf jemand, der das ankitzelt, natuerlich unterbewusst.

Also sind Freunde unsere Kontaktleute zur Aussenwelt, die wir fuerchten und lieben und wir suchen immer neue Infos aus dem Dickicht Leben!

Sie sind der Spiegel und wir koennen an ihnen unsere Dinge ausprobieren, die uns so durch den Kopf gehen, um anzutesten, ob es gesellschaftstauglich ist!

Man sollte sich von niemanden abhängig machen...vielleicht nur von seinem Stromanbieter...lach. Nicht von Menschen, das geht gar nicht. Alles muss im sanften Einklang passieren, da dürfen keine Zwänge sein.

Ich verstehe nicht mal was mit "Abhängigkeit" gemeint sein soll.