Ist es gerecht, dass es so krasse Klassenunterschiede gibt?
Ich frage mich öfter, ob mein Leben (noch) Wertigkeit besitzt. Im Prinzip kann ich relativ zufrieden sein, ich bin Offizier bei der Bundeswehr und verdiene relativ gut (Besoldungsgruppe A10), habe einen relativ guten Freundeskreis und auch ein paar Hobbys die mir Spaß machen. Nur mache ich den Fehler, wenn man es so nennen kann, immer ,,nach Oben" zu schauen.
Ich vergleiche mich mit international erfolgreichen Persönlichkeiten, Film- und Musikstars, Spitzenpolitikern usw. und denke mir dann immer: ,,Was bist du für ein armer, kleiner Verlierer". Ich glaube, dass ich auf diesem Niveau nicht mithalten kann und da auch nie hinkommen werde, was irgendwie triggert, depressiv und verzweifelt macht.
Lange Rede, kurzer Sinn: Findet ihr es gerecht, dass es in unsererer Gesellschaft so üble Klassenunterschiede gibt? Ich bin mit meinem Leben einfach nicht (mehr) zufrieden.
6 Antworten
Gerecht nicht aber in diesem Weltsystem, wo viele zuerst an sich denken, nicht zu vermeiden.
Nein, ist es nicht.
Gerechtigkeit gibt es nur als unerreichbares Wunschbild der Menschen. Die Menschen werden ungleich geboren, was schon ungerecht ist.
Überdies sind sie ungleich an Fleiß, Durchhaltevermögen und Verantwortungsgefühl. Die daraus entstehenden Klassenunterschiede sind gerecht. Es sind vor allem die Faulpelze welche nach Gerechtigkeit schreien.
Es kann eben nur einen Kanzler gleichzeitig geben. 😉
Ich denke, wenn Du Dich wirklich in das Leben solcher "international erfolgreicher Persönlichkeiten" hineinversetzt, dann geht es Dir im Grunde sogar WESENTLICH besser als denen.
- Dein Privatleben wird nicht ständig von Fotografen und der Presse verfolgt.
- Du musst keine Angst haben, dass Dich ein Verrückter angreift (siehe Schüsse auf Schäuble oder Messerstich auf Monica Seles)
- Du musst keine Angst haben, dass Deine Kinder entführt werden (das passierte einem Bekannten von mir - die Tochter wurde entführt und ermordet)
- Deine Freunde sind wegen Dir als Person Deine Freunde
Und ja, es ist gut, dass es zwischen den Menschen solche Unterschiede gibt. Manche sind intelligenter, manche weniger schlau; manche sind "workaholics" und andere eben nicht; wenige suchen die Verantwortung, viele wollen diese nicht; usw. => darum gibt es erfolgreichere und weniger erfolgreichere Menschen.
Und dann kommt noch der eigene Anspruch: Ein Studienkollege von mir (Management, toller Typ, Abschluss mit 1,3, ihm standen alle Wege offen) wurde nach dem Studium "diplomierter Hausmeister" mit dem Spruch "ich lebe nicht um zu arbeiten, sondern arbeite, um zu leben". Er ist auch 30 Jahre danach damit zufrieden.
Das ist das System in dem wir leben. Ob es gerechtfertigt ist, dass Stars aus der Unterhaltungsbranche einen derartigen Status und solch horrende Gagen erhalten vergleichen mit jemandem, der sein Leben für sein Land einsetzt und sich im Kriegsfall an vorderste Front stürzt, ist natürlich ungerecht. Aber dich deswegen klein machen, brauchst du absolut nicht. Dein Beruf hat Ehre und größten Respekt verdient. Und das kannst du natürlich auch guten Gewissens nach außen tragen. Viele Menschen achten und respektieren dich dafür. Und darauf kannst du verdammt stolz sein.