Ist der Konsum von tierischen Produkten einfach normal?
Und in welchen Ländern ist die Küche in der Hinsicht am stärksten geprägt (als vom gebrauch tierischer Produkte) und wo am wenigsten?
Ich hab das Gefühl Frankreich ist da sehr heavy unterwegs. Der Typ kocht da Coq au vin und haut einfach alles tierische rein, was er nur finden kann. Irgendwie find ich das ekelig, also für mich ist der Gebrauch von tierischen Produkten eine Notlösung ...
7 Antworten
Hallo,
"Normal" ist so ein Wort, das ich ich in manchen Zusammenhängen gar nicht mag. Es bedeutet ja, einer Norm entsprechend. Normen müssen ja von jemandem aufgestellt worden sein, der normalerweise auch den Anspruch erhebt, dass alle Menschen sie befolgen.
Bei technischen Geräten finde ich das sehr sinnvoll, dass ich zB einen defekten Herd in meiner Küche einfach ersetzen kann, weil der neue derselben Norm entspricht, genau in die vorhande Lücke passt und dieselben Anschlüsse hat. Welches Essen ich darauf koche, dafür gibt es aber glücklicherweise keine Norm, der ich entsprechen müsste. Da darf ich dem eigenen Geschmack und auch den eigenen Überzeugungen folgen.
Den Gebrauch von tierischen Produkten, da bin ich schon ein gutes Stück bei dir: global gesehen, insbesondere in den sog. westlichen Gesellschaften, verbrauchen wir deutlich zu viel davon. Wie viel genau, da gibt es regionale, zum Teil den Ländergrenzen folgende Traditionen. Ja, und auch da gebe ich dir ein Stück weit Recht: ich liebe die Französische Küche, war in den letzten Jahren familiär bedingt häufiger mal in Frankreich, und dabei habe ich den Eindruck gewonnen, dass man es als Vegetarier oder gar Veganer dort deutlich schwerer hat, etwas Gutes zu finden, zumindest, wenn man, wie das eben auf Reisen so vorkommt, im Restaurant isst. Beim Einkaufen hat man (auch) bei Gemüse, pflanzlichen Produkten eine gröẞere Auswahl als bei uns, bei Fleisch oder gar Fisch aber nochmals deutlich mehr. Und das zeigt sich dann auch auf der Speisekarte: kaum, dass man einmal ein vegetarisches Gericht findet. Ich persönlich komme damit klar, finde schon immer etwas, was ich in meinem persönlichen ethischen Kompass einorden kann. Nose-to-Tail-eating ist so ein unterstützenswertes Prinzip, das dort noch sehr viel tiefer verankert ist als bei uns. So habe ich beispielsweise folgende Gerichte schon probiert und für lecker befunden:
https://royal-opera.fr/quest-ce-que-landouillette-aaaaa/
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Tripoux
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Pieds_paquets
Aber ja, nach einem Aufenthalt in Frankreich habe ich es zumeist hier anschließend eine Zeitlang zumindest vegetarisch ausgehalten. Ich halte den Genuss tierischer Produkte dort zumindest in den Landesteilen, die ich kenne, für "normaler" als hier.
Grundsätzlich befinde ich mich aber im Körper eines Omnivoren, also hält es die Natur für mich für "normal", dass ich gelegentlich auch tierische Produkte konsumiere.
Aber wenn ich darauf zB ein Reh gare, das ich selbst geschossen habe, dann habe ich mit der Erlegung dafür gesorgt, dass der Wald wachsen kann, was dem Klima hilft. Und das Lebensmittel an sich ist absolut klimaneutral erzeugt: Kein Futteranbau, kein Kunstdünger, kein Maschineneinsatz, kein Pestizideinsatz, extrem kurze Transportwege, keine Weiterverarbeitung,...
Es ärgert mich ein bisschen, dass ich gleich wieder in der Sache eingestiegen bin und damit so etwas wie eine Verteidugungshaltung eingenommen habe, sorry!
Eigentlich hätte ich zunächst einmal fragen sollen, wenn du sagst:
Natürlich gibt es da ein Norm (Gott sei dank ...).
wie diese Norm, der ich dann also entsprechen müsste, denn genau lautet, wer sie aufgestellt hat auf welcher Grundlage und wie verbindlich sie denn ist?
Traditionell ist es normal, ja. Vegetarier gab es zwar "schon immer", aber waren immer die Minderheit. In der indischen Küche gibt es viel vegetarisches, aber vegan eigentlich nirgends. Dort isst man auch kein Rind, weil Kühe als heilig gelten, im Islam kein Schwein, weil die als unrein gelten. Sonst isst man überall alles, was so da ist. Aber es ist wie gesagt Tradition, heutzutage werden Leute vegan wegen der Massentierhaltung, wegen dem Klimawandel, weil es auch besser gegen den Welthunger ist uvm. Heutzutage ist man einfach tierfreundlicher, die Forschung findet auch immer mehr heraus, dass Tiere viel bewusster und intelligenter sind als man dachte, und auch die anderen Probleme gab es früher nicht oder sie waren nicht so bekannt. Außerdem sind wir so weit entwickelt, dass wir uns eben ohne Probleme vegan ernähren können. In der Steinzeit oder so war das vielleicht noch nicht der Fall.
Früher wurde überhaupt nicht so viel Fleisch gegessen wie heute. Das konnte sich niemand leisten - überleg dir mal, was ein Schwein alles fressen muss, um so groß zu werden, dass es geschlachtet werden kann. Das ist ja Nahrung die dem Menschen fehlt.
Früher hatten die Kleinbauern eine Sau im Stall: die bekam die Abfälle.. und diese fehlten den Menschen nicht.
Ja eben, das berühmte Hausschwein ... Eines! Und jetzt überleg, wie das heute ausschaut.
Ja, im Grunde benötigen Schweine eine ähnliche Nahrung wie wir! Früher wurde nebenher ein Schwein gehalten, das die Abfälle bekam, die nicht mehr für die menschliche Ernährung taugten. Damit konnte man natürlich nicht so viele Schweine halten, dass man ihr Fleisch in derselben Menge wie heute gehabt hätte - es war etwas Seltenes für besondere Anlässe!
Nun: es war nicht viel weniger als heute: eine Familie vertilgte ein Schwein oder zwei pro Jahr. Dazu die Milch von Kuh oder Ziege. Das Schlachten war ein Fest. Und so weit möglich wurde Fleisch konserviert.. mit Rauch und oder Salz. Und als Wurst. Man konnte ja nicht ein Schwein innerhalb kurzer Zeit verzehren... Dann noch die Hühner und Eier.. es war in bäuerlichen Betrieben absolut normal! Wenn ich bei einem Jäger ein großes Wildschwein kaufe: reicht das etwa auch ein Jahr. Und ich bin nicht allein..😉 das Tier friere ich dann ein. Und Wild: hat nicht die Energiedichte wie Zuchttiere. Da ist praktisch kein Fett dran.
Nein ... Aber ich schreib vom Handy und bin zu faul um mehr zu schreiben.
Lies mal ein Buch, dass die Zeit der Industrialisierung thematisiert (so 1900) und frag dich nochmal, ob sich ein normaler Mensch das leisten konnte, was du dir da zusammen spinnst. Z.B.: https://en.m.wikipedia.org/wiki/The_People_of_the_Abyss
Ich habe die Situation meiner Familie beschrieben. Sie lebten auf dem Land in ärmlichen Verhältnissen.. aber ein oder 2 Schweine, Hühner und ne Ziege hatten sie..
Dann kann das nicht so ärmlich gewesen sein ... Weil diese Tiere kosten Geld und wenn es sich jemand leisten kann, den Tieren was zu füttern, hat er offenbar mehr als er braucht. Arme-Leute-Essen war Gemüse usw.. Kartoffelsuppe ... Damals war es anders, schon deshalb, weil es weniger Menschen gab und "Tiernutzung" nicht industrialisiert war. Heute ist es ganz anders. Es werden Tonnen an Tieren geschlachtet und wir haben gar nicht die Ressourcen dafür - der Planet schreit auf!
Klar ist es normal. Da es der Norm der Menschheit und unserer Gesellschaft entspricht. Glaub die mongolische, nordische Küche ist sehr von Tierprodukten geprägt. Traditionell Orte, in denen halt nicht so viel Pflanzenzeugs wächst wie anderswo. Aber heutzutage sind die Grenzen da verschwommener mit dem globalismus und dem Welthandel. Tendenziell konsumieren reichere Nationen natürlich mehr Tierprodukte. Daher werden sie im Westen, aber auch immer mehr in China und in einigen Arabischen Ländern vllt am meisten genossen. Bekannte Steakkulturen haben sich in Ländern wie Australien und Argentinien etabliert. In Argentinien ist Fleisch auch sehr sehr günstig. Im Vergleich zu anderen Lebensmitteln.
Der Konsum von tierischen Produkten ist normal. Was unter anderem am menschlichen Gebiss zu erkennen ist.
Was aber nicht bedeutet, das Vegetarier/veganer nicht etwas gutes mit ihrer Ernährung tun.
Da meines Erachtens nach Massenaufzucht unnötig ist, aber aktuell gebraucht wird aufgrund von zu großem Tierkonsum.
Am heftigsten unterwegs wenn's um Sachen Fleischkonsum geht währe meiner Meinung nach Indien und China, wo gefühlt alles frittiert und gegessen wird.
Die indische Küche ist tatsächlich eher von pflanzlicher Kost geprägt. Viele Hindus ernähren sich ausschließlich oder überwiegend vegetarisch
Ja beim Inder hier in Deutschland findet man auf jeden Fall sehr viele Fleischgerichte, da gebe ich dir recht.
"Der Konsum von tierischen Produkten ist normal."
Wäre es wenigstens was besonderes ... Das war es früher natürlich schon! Aber der haut einfach alles rein, was nur geht. Huhn, Speck vom Schwein, Milch, Eier ...
Der Konsum von tierischen Produkten ist weltweit die Norm.
Mir scheint, Argentinien ist in der Beziehung am schlimmsten. Da gibt es jeden Tag Fleisch mit Fleisch als Beilage...
Europa ist sicher auch schlimm, da gibts Fleisch mit Käse oder Fleisch in Sahne oder Eier mit beidem...
Rein vegetarisch isst man religionsbedingt in Südindien.
Schwerpunktmässig vegan essen die Maya, die aber aufgrund von religiösen Tabus nur verschimmelten Mais essen und deshalb anscheinend alle krank sind.
Brasilien ist da auch sehr ähnlich. Jedenfalls in bestimmten Regionen und Großstädten.
"Welches Essen ich darauf koche, dafür gibt es aber glücklicherweise keine Norm, der ich entsprechen müsste. Da darf ich dem eigenen Geschmack und auch den eigenen Überzeugungen folgen."
Natürlich gibt es da ein Norm (Gott sei dank ...). Das was du oder was ich esse, geht uns übrigens alle an. Und nicht nur das tote Tier sondern auch die Menschen - wir leben alle auf einem Planeten, es gibt nur einen und der Fleischkonsum ist der Klimakiller Nummer 1.