Ist der Fachkräftemangel real?
Der Output pro Kopf ist konstant am Steigen....
Die Anzahl der Erwerbstätigen ist massiv gestiegen...
Mit anderen Worten, wenn man den Zahlen glauben darf, dann arbeiten mehr Menschen den je in Deutschland und ihr Output ist auch noch höher. Wie passt das zusammen mit dem Fachkräftemangel?
Hätte es den nicht schon in den 90ern geben müssen? Hätte der sich nicht deutlich stärker äußern müssen? Jetzt arbeiten mehr Menschen und trotzdem haben wir ein Mangel. Man bekommt keine Termine mehr bei Ärzten, die Bahn hat Personalmangel, meine Firma hat 1200 Stellen ausgeschrieben. Wie passt das zusammen?
In den 90ern war das anders. Da lief die Welt gefühlt noch runder und das trotz weniger Beschäftigter und weniger Technologie. Von Fachkräftemangel hat man damals nichts gehört, ganz im Gegenteil. Man musste sich richtig um einen Job bemühen. Meiner Erinnerung zog sich das bis tief in die 2000er, dass Arbeitslosigkeit und die Angst davor ein ziemlich großes Thema war.
7 Antworten
Nein. Wir Unternehmer erfinden das alles nur.
Mit dieser Ausrede können wir unsere Preise deutlich erhöhen und so mehr Reibach machen. Oder du schaust dich mal in deiner Umgebung um. Dann kann auch dem größten Ignoranten nicht entgehen, dass wir einen deutlichen Fachkräftemangel in Deutschland haben, der leider sehr real ist.
Und ich verrate dir auch den Grund dafür: Wer so stark wächst wie die Länder in der EU und insbesondere in Deutschland, der braucht auch immer mehr Fachkräfte um weiter wachsen zu können.
Das hängt mit dem starken Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre, aber auch mit der Umstrukturierung/Anpassung der Wirtschaft auf aktuelle Erfordernisse (Energiewende, Wohnungsbedarf, uvm.) zusammen.
aber auch mit der Umstrukturierung/Anpassung der Wirtschaft auf aktuelle Erfordernisse (Energiewende, Wohnungsbedarf, uvm.) zusammen.
Das könnte eine Teil der Erklärung sein.
In manchen Bereichen ist er real aber auch Hausgemacht der Firmen.
Ich sag nur, wer hat den Lust als Altenpfleger mit Körperlich und Geistig belastenden Job mit Sonn und Feiertagsarbeit für 33000 im Jahr zu arbeiten?!
So siet es manchmal auch in anderen Berufen aus und stat das Angebot attraktiver zu machen schreien die Betriebe "Fachkräftemangel" und hoffen das neu hinzumigrierte die unatraktive Arbeitsstelle füllen.
Geh doch mal in die Handwerksbetriebe. Früher hast du als Mitte 50zig Jähriger verloren gehabt, heute bewerben sich die Firmen bei dir. Die Bücher sind voll, den Job machen will nur keiner.
So wie du auch, wollen alle immer nur dick Kohle machen, sind mit dem was sie haben nicht zufrieden (egal wie gut es bezahlt wird). Das ist genauso Realität. Wenn ich mir die Bewerber anschauen die bei uns so reinflattern, denn gute Nacht. Ich habe vor nunmehr 20 Jahren meine erste Ausbildung gemacht, damals waren wir 360 Bewerber aus ganz Deutschland die eingeladen wurden zum Einstellungstest.
Mein Schwager ist damals dort geblieben, nun Meister und Ausbildungsleiter, ich habe mich umorientiert, mit ihm hatte ich vor ein paar Wochen das Thema Bewerber und der schlägt die Hände übem Kopf zusammen. Mittlerweile schaffen sie es mit Mühe 10 Leute anzustellen pro Lehrjahr, die Bewerberzahlen haben sich halbiert die letzten 10 Jahre sagt er, und die Qualität der Bewerber ist nach unten gegangen.
Es gibt den Fachkräftemangel in Deutschland, er ist allgegenwärtig, egal in welcher Branche, diesen Trend hat man vor vielen Jahren verschlafen und steht nun vor dem Problem.
Die Anzahl der Erwerbstätigen ist massiv gestiegen...
Das mag stimmen, nur bleiben 1.000 unausgebildete genauso viele Fachkräfte 100.000 unausgebildete.
Mit anderen Worten, wenn man den Zahlen glauben darf, dann arbeiten mehr Menschen den je in Deutschland und ihr Output ist auch noch höher. Wie passt das zusammen mit dem Fachkräftemangel?
Es ist ein Unterschied ob du Erwerbstätig bist oder aber eine Fachkraft.
Hätte es den nicht schon in den 90ern geben müssen?
Warum hätte es den da geben sollen?!
Hätte der sich nicht deutlich stärker äußern müssen?
Es gab schon in den 90er bspw Lehrermangel, an der Problematik hat sich seit dem nicht viel geändert.
Jetzt arbeiten mehr Menschen und trotzdem haben wir ein Mangel. Man bekommt keine Termine mehr bei Ärzten, die Bahn hat Personalmangel, meine Firma hat 1200 Stellen ausgeschrieben. Wie passt das zusammen?
Erwähnte ich das mit der Ausbildung?
In den 90ern war das anders. Da lief die Welt gefühlt noch runder und das trotz weniger Beschäftigter und weniger Technologie. Von Fachkräftemangel hat man damals nichts gehört, ganz im Gegenteil. Man musste sich richtig um einen Job bemühen. Meiner Erinnerung zog sich das bis tief in die 2000er, dass Arbeitslosigkeit und die Angst davor ein ziemlich großes Thema war.
Und wenn du jetzt schaust wer jetzt in Rente geht wirst du feststellen das die sog. Boomer damals 20 bis 30 Jahre jünger waren.
Die folgenden Hauptparameter geben Auskunft darüber, ob ein Fachkräftemangel vorhanden ist oder nicht. Diese Parameter sind skalierbar, bedeutet man kann Sie auf die jeweiligen Branchen, aber auch auf die gesamte Volkswirtschaft verwenden. Ein standortbezogener Vergleich unterliegt zu vielen anderen Faktoren, sodass eine Aussage zum Fachkräftemangel schwierig wird. Weiterhin gibt es aussterbende Berufe, für die es keine Nachfrage beim Arbeinehmer mehr gibt.
Hauptparameter:
- Lohnentwicklung
- Anforderungsprofile
Sind die Löhne niedrig, die Anforderungsprofile hoch, ist ein Fachkräftemangel faktisch ausgeschlossen.
Sind die Löhne hoch, die Anforderungsprofile niedrig, liegt ein Fachkräftemangel vor.
Sind die Löhne niedrig und die Anforderungsprofile niedrig, ist es der Niedriglohnsektor oder eine sterbende Branche.
Aktuell trifft ersteres in Verbindung mit einem Stellenabbau auf unsere Gesellschaft zu.
Aktuell gibt es nur eine Branche, wo die Hauptparameter einen Fachkräftemangel stützen und das ist die Pflege. Hier ist die Lohnentwicklung positiv und es wird alles genommen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Der Output pro Kopf ist konstant am Steigen....
Was nicht wirklich etwas über den Fachkräftemangel aussagt. Das BIP steigt allein schon durch Inflation.
Die Anzahl der Erwerbstätigen ist massiv gestiegen...
Ja und? Kann die Anzahl der möglichen Arbeitsplätze etwa nicht steigen? Und wo will man da herauslesen, dass die Erwerbstätigen auch in die Bereiche gegangen sind, wo sie gebraucht werden? Es ist schließlich nicht jeder erwarbstatiger für jede Stelle geeignet. Im niedrigqualifizierten Bereich herrscht nicht unbedingt viel Mangel. Im hochqualifizierten Bereich dagegen schon.
Ich meine mich zu erinnern, dass auch schon in den 90er vom Fachkräftemsnfel berichtet wurde. Da war ich allerdings noch Kind.
Guck dir mal Statistiken dazu an wie viele Arbeitsstellen unbesetzt sind. Aktuell sind es rund 700.000.
Guck dir mal an wie viele Ausbildungsplätze wieder mal unbesetzt sind. 2023 war es jeder dritte Platz. Was heißt, dass in 3 Jahren weitere Fachkräfte fehlen, weil Leute in Rente gehen und keiner nachrückt.
Und jetzt Stelle dir nochmal die Frage, ob der Fachkräftemangel real ist. Eigentlich hast du es dir schon selbst beantwortet, dass der Mangel sehr real ist:
Jetzt arbeiten mehr Menschen und trotzdem haben wir ein Mangel. Man bekommt keine Termine mehr bei Ärzten, die Bahn hat Personalmangel, meine Firma hat 1200 Stellen ausgeschrieben.
Guck dir mal an wie viele Ausbildungsplätze wieder mal unbesetzt sind. 2023 war es jeder dritte Platz. Was heißt, dass in 3 Jahren weitere Fachkräfte fehlen, weil Leute in Rente gehen und keiner nachrückt.
Aber dann müsste man ja eigentlich davon ausgehen, dass die Anzahlt der Erwerbstätigen sinkt, oder? Genau das passiert ja nicht.
Und jetzt Stelle dir nochmal die Frage, ob der Fachkräftemangel real ist. Eigentlich hast du es dir schon selbst beantwortet, dass der Mangel sehr real ist:
Oder wird die Arbeit irgendwo verschwendet? Diese gesamten Systeme haben ja mit 38 Millionen Erwerbstätigen funktioniert. Wieso laufen sie mit 7 Millionen weiteren Erwerbstätigen schlechter? Deutschland ist auch um 3 Millionen Menschen in der Zeit angewachsen, aber das wurde ja mehr als doppelt so stark durch das Erwerbstätigenwachstum kompensiert. Außerdem sollte man meinen, dass technologischer Fortschritt Prozesse besser macht, aber das steht wieder im Kontrast zu meinen oben beschriebenen Problem.
Aber dann müsste man ja eigentlich davon ausgehen, dass die Anzahlt der Erwerbstätigen sinkt, oder?
Nur, wenn man Deutschland für eine Insel hält, auf die keiner von außen Zutritt hat.
Oder wird die Arbeit irgendwo verschwendet? Diese gesamten Systeme haben ja mit 38 Millionen Erwerbstätigen funktioniert. Wieso laufen sie mit 7 Millionen weiteren Erwerbstätigen schlechter?
Na weil die Art wie wir arbeiten sich ständig ändert. Computer, Maschinen, KI ... Das Umfeld ist in permanenter Veränderungen.
Die Jobs mit einfacher Qualifizierung werden durch technischen Fortschritt ersetzt und schaffen an anderer Stelle Jobs, die eine andere oder auch eine höhere Qualifizierung erfordern.
Die Welt ist eben nicht statisch. Sie war schon immer dynamisch. Sie ist nur dynamischer denje und das hiesige System ist nicht darauf ausgelegt sich so schnell den neuen Gegebenheiten anpassen zu können.
Lass es mich anders formulieren. Ich war selber noch ein Kind in den 90ern, aber mein Eindruck war damals, dass man einen Arzttermin bekommen hatte, wenn man einen brauchte, die Bahn hatte nicht so viele Ausfälle, Unterricht fiel seltener aus, ganz allgemein gesprochen, Deutschland lief "runder". Das ist nur ein Gefühl, ich kann es nicht mit Zahlen belegen, das wäre auch höchst subjektiv. Würdest du mir mit der These im allgemeinen folgen?
Falls ja, in den 90ern hatten wir ungefähr 38 Millionen Erwerbstätige, heute sind es 45 Millionen. Es haben also 7 Millionen Menschen den Arbeitsmarkt betreten. Gleichzeitig ist das BIP pro Kopf angestiegen (auch inflationsbereinigt, wie Callidus berechtigterweise einwarf), die Menschen sind also nicht unproduktiver geworden.
Mit anderen Worten, wir haben mehr Menschen, die arbeiten, diese arbeiten effizienter, trotzdem harkt es an allen Ecken und Enden. Wie kann das sein? Wie konnten 38 Millionen Erwerbstätige mit primitiverer Technologie die Republik besser "versorgen" als 45 Millionen?