Hund mit starken Verhaltensproblemen, hatte jemand ähnliche Erfahrungen und eine Lösung?
Hi, meine neue Freundin hat einen Hund. Gleich zu Beginn ein paar Facts, damit es verständlich ist:
- Der Hund ist ein Mix aus Australian Shepard und Border Collie, ist also von Natur aus schon etwas aufgedrehter
- Sie bekam den Hund mit 8 Monaten zusammen mit ihrem Ex-Mann
- Der Hund war von seinen Geschwistern bereits der auffälligste
- Ihr Mann hatte mentale Probleme, hat den Hund geschlagen, spielte mit ihm etwas aggressiver (hat ihn zB rumgeworfen, geschubst)
- Während dieser Zeit hat auch meine Freundin seine Aggressionen in Form von verbaler Gewalt und teilweise herumgeworfenen Gegenständen erfahren, er hat für sie eine Art Beschützerinstinkt entwickelt
- Sie ist aus Puerto Rico, der Hund "spricht" praktisch nur spanisch
- Er hat eine Form von ADHS diagnostiziert
Das Ganze führt dazu, dass der Hund extrem schlecht auf fremde Menschen, vor allem Männer, reagiert. Bei Autos und Fahrrädern verliert er sämtliche Nerven. Er bellt extrem, braucht lange, um sich zu beruhigen. Er beißt und hat noch nie gebissen, aber man denkt es, wenn man ihn nicht kennt. Mich akzeptiert und mag er mittlerweile sogar, was laut ihr nicht normal für ihn ist.
Er wird bald kastriert. Man kann mit ihm nicht spazieren gehen, da er auf alles reagiert. Er spielt stundenlang und wird nicht müde. Er zieht so sehr an der Leine, dass er selbst keine Luft bekommt, aber hört nicht damit auf. Bisher hat nichts geholfen.
Hatte jemand schon ähnliche Erfahrungen und irgendwelche Tipps? Ist wirklich ein Extremfall, ich selbst habe so etwas noch nie gesehen...
Hi,
ist schon etwas länger her die Frage, aber wollte ein Update geben.
Wir haben eine Hundetrainerin hinter uns, die sehr teuer war, aber für den Preis nicht das geleistet hat, was wir uns gewünscht haben. Mussten wir aus finanziellen Gründen nun beenden, sind auf der Suche nach neuem Trainer-in. Dennoch:
Wir haben starke Verbesserung im Verhalten, sind aber trotzdem weit entfern vom Idealzustand. In geschlossenen Räumen und kontrollierten Treffen, ist er kurz laut und aufgedreht, gewöhnt sich aber schnell an die Fremden. An manchen Tagen reagiert er gar nicht auf Fremde oder Autos. Größter Erzfeind weiterhin Fahrräder. An anderen Tagen scheint es dann wieder als ob wir nie trainiert hätten, aber das ist erwartbar und OK. :) Immerhin Verbesserungen.
Was uns noch aufgefallen ist, woraufhin Google keine klare Antwort geben konnte.:
(Immer) in Stresssituationen, oft auch entspannt, werden seine Pupillen im Sekundentakt groß und wieder klein. Ist das eben rein stressbedingt oder kann das durch die Schläge auf den Kopf neurologisch bedingt sein?
Danke.
Waren die denn mal in der Hundeschule? Wozu die Kastration?
Waren sie. War teilweise etwas besser, ist aber wieder „rückfällig“ geworden. Kastration in der Hoffnung, dass er ruhiger wird. Er hat mich anfangs auch besprungen, teilweise noch.
6 Antworten
Nicht kastrieren lassen, das aufreiten ist stressbedingt und der reduziert sich nicht durch die Kastration, kann sich schlimmstenfalls noch steigern.
Diese Rassemischung tendiert eh zu überdrehten Verhalten, heisst der Hund braucht Halter die den Fels in der Brandung darstellen, Schutz bieten, weder verbal noch taktil sanktionieren, ausschliesslich erwünschtes Verhalten wird pos. verstärkt, unerwünschtes Verhalten wird ignoriert, nicht der Hund wird ignoriert sondern das Verhalten.
Ruhiges in sich ruhendes Verhalten eurerseits, ja ist in manchen Situationen schwer aber man kann sich auch selbst durch gute tiefe Bauchatmung runterbringen. Tief in den Bauch durch die Nase einatmen, langsames durch den Mund ausatmen.
Geschirr an den Hund, keine Halsung, die Halsung verschlimmert das ganze noch und am besten einen gut ausgebildeten Hundeverhaltensberater nach Hause kommen lassen, keinen ich hab so viel Erfahrung ich bin der Rueelführer und arbeite nur über Körpersprache Wald- und Wiesentrainer, am besten einen von Trainieren statt dominieren.
hi, ich weiß nicht ob meine Antwort schon zu spät ist, aber wir haben einen Mittelspitz, welcher auch extrem aufgedreht ist und nicht zur ruhe kommt. bei Autos,Fahrrädern und co. Hat er sich anfangs nicht beruhigt und auch heute gibt es noch solche tage.
wir haben unseren Bruno kastrieren müssen, weil er einen nach innenliegenden Hoden hatte und ich kann dir sagen, dass er deshalb nicht ruhiger geworden ist. Ganz im Gegenteil anfangs war es noch schlimmer und er sprang immer gegen die Haustüre, wenn jemand oder etwas vorbeilief auf der straße. Uns hat für zuhause und den garten relaxopet (pro) geholfen, dass er nicht wie ein Känguru durchs haus hüpft und für draußen hat uns das klickern etwas weitergeholfen und regelmäßig andere strecken laufen, gelegentlich auch spieltreffen mit anderen hunden, dass er zumindest ein wenig runterfährt
Mein Tip - den Hund an jemanden abgeben der ihm eine ruhige und entspannte Umgebung bieten kann - am besten mit anderen Hunden.
So einen Hund wieder "hinzubekommen" erfordert viel Erfahrung, Geduld und Einfühlungsvermögen. Da ist es nicht mit "Tips" aus dem Internet getan.
Dann musst Du einfach von vorne anfangen. Ich weiss jetzt nicht wieviel Ahnung und Erfahrung Du mit Hunden hast.
Dieser Hund braucht jetzt ein absolut ruhiges und strukturiertes Umfeld. Feste Rituale, viel Zeit zum Schlafen.
Keine wilden Spiele - keine "Auslastung" im Sinne von körperlicher Anstrengung.
Gebt ihm kleine Aufgaben - Suchspiele eignen sich hervorragend damit ein Hund lernt sich zu konzentrieren.
Spazierengehen am besten nur in Gegenden wo nicht viel los ist. Abgelegene Feldwege, einsame Gegenden wo man entspannt laufen kann und sich nur auf den Hund konzentrieren kann.
Möglichst keine "Erziehungsversuche" im Sinne von "sitzplatzfuss". Lass den Hund einfach Hund sein. Sichere ihn mit einer langen Schleppleine aber verlang nicht zuviel von ihm. Für den Anfang reicht es wenn er auf Aufforderung zurückkommt.
Zuhause bekommt der Hund einen festen, gemütlichen Platz an dem er schlafen und entspannen kann. Dort wird er auch absolut in Ruhe gelassen.
Erst wenn der Hund wieder soweit "Runtergefahren" ist, dass er vernünftig ansprechbar ist kann man langsam wieder mit irgendwelchem Training anfangen.
Habe selbst keine Erfahrung mit Hunden. Der Vorschlag und die Vorgehensweise klingt dennoch sehr sinnvoll. Wir werden es versuchen, vielen Dank :)
Kastrationen helfen bei sowas nicht. Sie lösen auch ein Rammelverhalten nicht auf. Dieses ist nicht sexuell gesteuert.
Regelmäßige Besuche in einer wirklich guten Hundeschule sind der richtige Weg. Oder aber man sorgt für ein gutes Zuhause für das Tier.
Das wichtigste zuerst: Die Kastration von Hunden, ohne medizinische Notwendigkeit, ist verboten!
Eine Kastration verändert auch nicht das Verhalten eines Hundes. Das geht nur mit Erziehung. Die Kastration solltet Ihr schleunigst vergessen. Falls schon ein Termin steht, absagen!
Dieser Hund ist nicht aggressiv, sondern unsicher. Er macht zuerst einen auf dicke Hose, um sich zu schützen. Ihm soll keiner weh tun. Er braucht eine Person, die ihn führt und Sicherheit gibt. Er muss lernen, dass er weder sich, noch Deine Freundin beschützen muss, dass er ruhig bleiben kann und er muss Impulskontrolle lernen. Und noch einiges mehr.
Und Ihr lernt ebenfalls, wie Ihr mit ihm umgehen müsst.
Wenn Ihr das versuchen wollt, müsst Ihr Euch an einen Hundetrainer wenden, bzw. zur Hundeschule gehen. Allerdings vorerst zum Einzelunterricht. Alleine schafft Ihr das nicht. Bei dem Hund gibt es viele Baustellen, die Schritt für Schritt in Angriff genommen werden müssen.
Durch seine Vergangenheit ist er zwar nicht verhaltensgestört, aber verhaltensauffällig. Das kriegt man aber wieder hin. Ich sag es Dir auch gleich: Das wird dauern. Mit ein paar Monaten könnt ihr rechnen, mindestens.
Wenn der Hund nur Kommandos auf spanisch "versteht", müsst Ihr ihm die natürlich nicht auf deutsch beibringen. Ihr solltet das aber in der Hundeschule oder beim Trainer erwähnen, damit man mit dem Hund über Mimik und Gestik kommunizieren kann. Dazu muss er dann das Kommando auf Spanisch mit einer Bewegung oder einem Geräusch seitens des Menschen verknüpfen. Z.B. "Komm her (auf Spanisch) und zeitgleich klickern oder mit dem Finger schnippen. Wenn er da die Grundkommandos lernt, kann der Trainer bestens mit ihm arbeiten.
"Er zieht so sehr an der Leine, dass er selbst keine Luft bekommt"
Dann auf keinen Fall mit einem Halsband spazieren gehen! Dafür bitte immer ein Geschirr verwenden.
Diese Antwort habe ich erwartet und wäre auch klar die beste Lösung, bring sie leider nur (noch) nicht übers Herz.