Haltet ihr die Bedingungen des Versailler Vertrags für gerecht?
Vor allem als Deutschland unfairerweise die alleinige Kriegsschuld zugesprochen bekam.
6 Antworten
Auch von mir noch einmal der Hinweis, dass hier wieder das Märchen von der Alleinschuld Deutschlands erzählt wird.
Der Vertrag war hart, die Souveränität Deutschlands blieb aber gewahrt. Verglichen mit dem Vertrag von Brest-Litowsk war Versailles ein geradezu milder Vertrag.
Gruß, earnest
Nun ja wenn man den Krieg verloren hat wird man vorgeführt und muss zahlen. Die USA in der Gegenwart müsste ja Vietnam, Irak und Afghanistan auch Geld zahlen, aber da alle vor dem großen US Militär zittern können die USA machen was sie wollen. Und immer sind die anderen Schuld. Gerechtigkeit ist also nicht immer gerecht. Und wer die Waffen hat und damit übermäßig die Welt besetzt entscheidet was gerecht ist und wer zahlen muss.
Haltet ihr die Bedingungen des Versailler Vertrags für gerecht?
Warum willst du das wissen? Du selbst hast doch eine klare Meinung dazu und schreibst von "unfairerweise (!)".
Vor allem als Deutschland unfairerweise die alleinige Kriegsschuld zugesprochen bekam.
Stimmt das denn überhaupt? Wir lesen im Vertragstext, im berühmt-berüchtigten Artikel 231:
"Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben."
Wo steht, dass Deutschland die "alleinige Kriegsschuld" auferlegt worden ist?
Ob der Vertrag "gerecht" war, darüber darf man streiten. Jedenfalls war er ein Vertrag, der Deutschland seine Souveränität beließ und ihm die Gelegenheit verschaffte, die drückendsten Vertragsbedingungen nach und nach zu revidieren. Und in der Tat haben die Weimarer Politiker dabei erhebliche Erfolge erzielt, die - leider - von der bis heute nachwirkenden NS-Propaganda immer noch in den Schatten gestellt werden. Diese Erfolge waren ohne ein Nachgeben der Sieger von 1918 nicht möglich. In diesem Lichte betrachtet erscheint der Versailler Vertrag den heutigen Betrachtern in deutlich milderem Licht als den Zeitgenossen 1919 ff.
Bleibt gesund und vernünftig!
Arnold
Bereits 1937 äußerte der britische Verhandlungsführer in Versailles Philip Kerr, der spätere Lord Lothian:
"Der Versailler Vertrag gründete sich auf die Theorie von Deutschlands Alleinschuld am Weltkrieg. Ich glaube, niemand, der die Vorgeschichte des Krieges ernsthaft studiert hat, kann diese Ansicht heute aufrechterhalten… Am Ende des Krieges jedoch hatten wir uns eingeredet, daß Deutschland allein an dem Unglück schuld sei. Diese Überzeugung war das Ergebnis von Meinungen, die wir uns aufgrund eines sehr unzureichenden Materials, ergänzt durch die Propaganda der Kriegszeit, gebildet hatten. Das Wesen der Kriegspropaganda aber bestand darin, die Einigkeit und Moral der eigenen Landsleute aufrechtzuerhalten durch den Nachweis, daß wir völlig recht, der Feind aber völlig unrecht habe. Auf diesem Grundsatz war der Versailler Vertrag aufgebaut."
Schon wieder strickst du anscheinend an der Mär der angeblichen Alleinschuld Deutschlands. Siehe dazu den Beitrag von Arnold Bentheim.
Ich stricke an gar nichts, sondern beziehe mich auf die damalige Aufassung der Alliierten sowie darauf, wie das auch von den Deutschen verstanden wurde und wie das die überwältigende Mehrzahl der Historiker heute sieht und wie das auch offensichtlich vom Fragesteller gesehen wird. Dass dies anders sei, konntest du bislang trotz mehrere Aufforderungen nicht belegen.
;-)
"Die überwältigende Mehrheit der Historiker heute" ist offensichtlich deine private Auffassung.
Nein, das kannst du überall nachlesen. Die Kriegsschuldfrage ist nach wie vor ein Thema, mit dem sich Historiker intensiv beschäftigen und aus heutiger Sicht überwiegend zu dem Ergebnis kommen, dass die These von der Alleinschuld Deutschlands aus heutiger Sicht nicht mehr haltbar ist.
Einen solchen Paradigmenwechsel vertreten z.B. Christopher Clark, Stefan Schmidt, Andreas Rose, Sean McMeekin, Günther Kronenbitter oder Konrad Canis.
Einen solchen Paradigmenwechsel bräuchte man ja nicht vollziehen, wenn es die Ausgangsthese der damaligen Zeit, Deutschland habe die alleinige Schuld, gar nicht gegeben hätte.
Dann zeige mir doch mal eine Quelle, in der ein namhafter Historiker bezweifelt, dass 1919 die Beteiligten von einer alleinigen Kriegsschuld Deutschlands ausgegangen wären.
Den eindeutigen Beleg dafür, also die oben erwähnten Noten, in denen das ganz klar drin steht, ignorierst du ja gefälligst.
Ebenso ist die Äußerung des britischen Verhandlungsführer Kerr ja ebenso eindeutig: "Der Versailler Vertrag gründete sich auf die Theorie von Deutschlands Alleinschuld am Weltkrieg. .."
Aber du willst ja schlauer sein, als die direkt Beteiligten, ohne dafür bislang einen einzigen Beleg beigebracht zu haben
Meine Güte, wie dir nun schon diverse Male dargelegt wurde: Von einer Alleinschuld Deutschlands kann selbstverständlich keine Rede sein. Kein seriöser Historiker behauptet, dass bei Deutschland die Alleinschuld liegt. So habe auch ich des Öfteren hier darauf hingewiesen, dass ein Großteil der Schuld am Ausbruch des Weltkriegs bei Österreich-Ungarn UND Deutschland liegt. (Über die Verteilung könnte man trefflich streiten.)
Nimm das bitte zur Kenntnis. Dann kannst du dir auch so etwas wie deinen schrägen Schlusssatz ersparen.
Deine ständigen Diskussionversuche lagen und liegen völlig neben der Sache: Du "bellst am falschen Baum."
Tschüss.
Hast Du gelesen, wie sich Deutschland als Besatzungsmacht in Frankreich verhalten hat - 2. Weltkrieg?
Die Sieger nach einem Krieg sind in den seltensten Fällen "fair". Eine Ausnahme ist zum Beispiel der Marshallplan der USA nach dem 2. Weltkrieg.
Meinst Du Deutschland wäre als Sieger fairer gewesen?
Im Rahmen der Verhandlungen zum Versailler Vertrag schrieb betreffs des Artikels 231 (Kriegsschuldparagraph) Brockdorff-Rantzau am 13.05.1919 eine Note, in der er um Klarstellung bat, dass Deutschland nicht die alleinige bzw. Hauptschuld am Krieg tragen würde.
Dies wurde von Clemenceau direkt abgelehnt und nach einen weiterem Briefwechsel zu diesem Thema wurde in der Note vom 16.Juni 1919 des englischen Verhandlungsführers Philip Kerr eindeutig festgestellt, dass Deutschland nicht nur den Krieg gewollt und entfesselt habe, sondern auch für die rohe und unmenschliche Art, auf die er geführt worden ist, verantwortlich sei.