Was ist rückblickend der/die unsinnigste Ratschlag/Weisheit, die euch in der Kindheit von Erwachsenen erzählt wurde?
Ich erinnere mich, dass ich immer den Teller leeressen musste - damit es am nächsten Tag schönes Wetter gäbe. 🙄
Was sich für mich rückblickend als Schwachsinn (oder zumindest sehr beschränkte Pauschalaussage) herausgestellt hat, ist die Aussage, dass man sich später als Erwachsener noch oft in die Jugend/Schulzeit zurückwünschen würde und man froh sein sollte über diesen tollsten Lebensabschnitt von allen...
Naja, das ist eine höchst individuelle Erfahrung. Ich hatte eine schöne Kindheit mit Eltern und Großeltern, bin auch gerne zur Schule gegangen. Meine Eltern haben viel gearbeitet, um sich einen kleinen Wohlstand leisten zu können, von dem auch ich profitiert habe, wie ich als Erwachsener dankbar anerkenne. Sie haben mir Schulausbildung und Studium ermöglicht, um den Beruf zu ergreifen, den ich wollte. Meine Großeltern lebten in einem Arbeiterhäuschen mit Plumpsklo und Kleinlandwirtschaft. Es wehte bei ihnen und ihrem Alltag, heute weiß ich es, der Hauch einer vergangenen Zeit nach, ihrer Lebenszeit, die von Kaiserreich, Weltkrieg, Weimarer Republik über Nazizeit mit Bombenkrieg und die "Bonner Republik" reichte. Diese Erfahrung hat historische Interessen in mir geweckt. Meine Großeltern waren auch als Rentner immer geschäftig und fleißig in Garten und Haus, brachten mir die Schönheiten sowie den Nutzen der Natur nahe. Ich habe von Eltern und Großeltern gelernt, dass man arbeitsam und fleißig sein muss, wenn man ein auskömmliches Leben führen will. Meine Eltern eröffneten mir über ihre Urlaube auch einen Blick in die europäische Umgebung und ihre Kulturen. Insgesamt war es eine unbeschwerte Zeit, an die ich zumindest mit einer gewissen Wehmut zurückdenke. Wünsche ich mir diese Zeit zurück? Nicht alles natürlich, aber manches schon, z. B. den persönlichen Kontakt zu lieben Menschen, die nicht mehr sind.
Mag ja sein, dass für einige Menschen die Jugend die beste Zeit war,
Die Jugend i.w.S. mit Studium, dem folgenden beruflichen Engagement und Familiengründung war freilich eine sehr gute Zeit! Die beste? Das werde ich wohl erst am Lebensende beurteilen können.
aber ich finde es schade, dass man weniger ermutigt wird, sich auch auf das Älterwerden zu freuen.
Ein berühmter, leider schon verstorbener Schauspieler und Showmaster hat seine Memoiren betitelt: Älterwerden ist nichts für Feiglinge. Da hat er vollkommen recht. Soll man sich freuen, dass man älter wird? Nun, man sieht wohl viele Dinge gelassener als früher. Vielleicht denkt man auch mehr an sich als in jungen Jahren. Aber das liegt wohl eher daran, dass man mit seinen Kräften auch sorgsamer haushalten muss. Auch wundert man sich, dass Dinge und Einstellungen, deren Berechtigung eine gewisse Lebenserfahrung empirisch bewiesen hat, plötzlich nichts mehr gelten und ohne Not missachtet werden. Die Menschheit hat derzeit einen unguten Weg in die Zukunft beschritten! Ich bezweifle, dass man sich darauf "freuen" sollte.
Das würde vielleicht dazu beitragen, dass man sich als Teenager, der es nicht besser weiß, weniger unter Druck setzt und weniger Angst vor'm 30. oder 40. Geburtstag hat.
Ein solches Gefühl ist mir fremd. Das Älterwerden ist der Lauf der Natur und nicht aufzuhalten. Der 30., 40., 50. ... Geburtstag war/ist mir eigentlich egal, solange das Leben lebenswert bleibt. Ich empfinde weder Freude noch Angst vor den verschiedenen Zeitabschnitten. Man hofft vielleicht, ein hohes Alter zu erreichen, aber sollte der Zeitpunkt kommen, dass das Leben nicht mehr lebenswert ist, will ich die Freiheit haben, um zu sagen: Es ist genug! Das hat nichts mit Freude oder Angst, sondern mit Vernunft zu tun!