Haben sich Krenz und Schabowski bzgl. der Bekanntgabe der neuen Reiseregelung einfach nur saudumm und total tollpatschig wie zwei blöde Rindviecher angestellt?
Wären sie für eine solche Fehlleistung als Manager einer modernen Firma hochkant rausgeflogen?
3 Antworten
Hallo! Aus der damaligen DDR Führung wäre niemand als Manager geeignet
Schabowski ist einfach von einer Frage überrascht worden und hat wirklich tollpatschig reagiert. Und schon rollte der Zug gen Westen.....
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Übrigens : Ganz krass und für die damalige DDR Führung typisch ist der Fall Erich Mielke. Der Mord zweier Polizisten im Jahr 1931 war ihm bereist nachgewiesen nur als führendes Mitglied der SED war er sicher..
Die beweisenden Papier hat er sich angeeignet aber nicht vernichtet, sondern in seinem Büro aufbewahrt.
Von dort vertrieben wollte er sich die Unterlagen holen - und kam zu spät.
Für die Morde wurde er am 26. Oktober 1993 verurteilte
Schöne Woche
Vermutlich ja. aber es hätte immer noch etwas dazwischen kommen können.
Und die Rede Schabowski hatte auch Einfluss auf die Grenzer
Es wäre alles deutlich geordneter abgelaufen. Die DDR Bürger hätten davon am nächsten Morgen am Frühstückstisch oder auf dem Weg zur Arbeit erfahren. Des Weiteren wäre die weiterhin bestehende Pflicht zur Einholung eines Visas bzw. zur Beantragung eines Paßes (ich bin mir gerade nicht sicher, was die eigentlich angedachte Regelung hinstichtl. der Paßpflicht war) klar kommuniziert worden. In Folge dessen wäre auch den Grenzübergangsstellen alles geordnet abgelaufen und die Mauer in Berlin sicher nicht so wie in der Nacht vom 9. zum 10. Nov. (v.A. am Brandenburger Tor) erstürmt worden.
Was dieses Reisegesetz dergestalt dann für Auswirkungen auf die Reformen in der DDR (die ja z.B. bzgl. freier Wahlen schon vorher angekündigt waren) gehabt hätte ist wiederum völlig offen und heute wohl kaum zu ermitteln.
Man sollte auch bedenken, daß die Grenze faktisch schon seit dem Abend des 3. Nov offen war, weil ab da für "DDR Bürger" eine direkte Ausreise aus der CSSR direkt in die Bundesrepubik möglich war. Die Einreise in die CSSR war seit dem 1. Nov ebenfalls wieder formlos möglich. Ebenfalls konnten so ausgereiste "DDR Bürger" auch problemlos - zumindest über die GÜSt Hirschberg - wieder zurück in die DDR reisen.
Schabowskis Formulierungen ("Über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD und Berlin-West", "Ab sofort ... unverzüglich") waren auch dergestalt ungünstig, als daß sie er die Bürger mit diesen quasi direkt zu den GÜSt schickte. Diese wiederum wussten von allem nichts und ware folglich völlig überfordert mit der Situation.
Heute wird das als ein Riesenfehler dargestellt, weil Schabowski diesen Zettel hervorgeholt und vorgelesen hat.
Doch im Grunde war das gar kein Fehler. Das Politbüro wollte die Grenze öffnen, weil ihnen klar war, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Es spielte also keine Rolle, ob die Grenze erst am nächsten Morgen oder bereits in der Nacht aufgemacht wurde. Der Effekt wäre der Gleiche gewesen. Die Mauer wäre so oder so gefallen, denn die Kommunisten hatten nicht mehr die Macht, die Bürger wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Demos wären so lange weiter gegangen, bis die Kommunisten abtreten.
Die Alternative wäre die chinesische Lösung. Sie hatten nur noch die Wahl nachzugeben oder die Leute zusammenzuschießen. Die Pläne dafür lagen bereits auf dem Tisch. Es war alles vorbereitet und Mielke stand in den Startlöchern.
Am Ende haben sich die Kommunisten dagegen entschieden, weil auch dort ankam, dass eben nicht die "Revanchisten" dafür verantwortlich waren, sondern die ganz normalen DDR Bürger die Schnauze voll hatten, von den ewigen Lügen und den dummen Parolen.
Die Mauer wäre so oder so gefallen, denn die Kommunisten hatten nicht mehr die Macht, die Bürger wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Demos wären so lange weiter gegangen, bis die Kommunisten abtreten.
Das sehe ich genauso.
Aber warum sind es gerade Schabowski und Krenz, die sich lang und breit über die Bedeutung dieser Bekanntmachung auf dieser Pressekonferenz auslassen/-ließen?
Hingen sie noch der irrigen Annahme an, sie hätten noch die Kontrolle über die Ausreise bzw. über ihr ganzes Land?
Vollkommen richtig. Diese Deppen haben wirklich geglaubt, sie hätten die Dinge noch immer in der Hand. Dabei war ihnen längst alles entglitten. Zu diesem Zeitpunkt ging es nämlich schon längst nicht mehr darum, wer wann ausreisen darf. Stattdessen war die Machtfrage gestellt und genau darüber waren die sich nicht im Klaren. Die haben wirklich gedacht: "Wir lassen ein wenig Druck aus dem Kessel, aber dadurch behalten wir die Macht!"
Die hatten keine Ahnung davon, wie hoch der Druck in diesem Kessel war und die folgende Explosion konnten die sich einfach nicht vorstellen. Die waren es ja gewohnt, dass die Massen zum ersten Mai an ihnen vorbei marschieren. Dass diese Massen aber nur mit Zwang mobilisiert wurden und dass die gleichen Leute voller Freude den Fall der Mauer bejubeln, war ihnen nicht klar. Die waren fern jeder Realität.
Schabowski?
Eher nicht, er scheint nur schlecht vorbereitet gewesen zu sein und die Beschlusslage, die er schließlich - in dem typisch verkauderwelschten DDR-Amtsdeutsch verkündete, vorher nicht vollständig verstanden zu haben.
Aber machte der Zeitpunkt der Bekanntgabe, also die Mißachtung der Sperrfrist, überhaupt einen so großen Unterschied? Wäre es nicht so oder so zu einer Völkerwanderung an die DDR-Grenze gekommen?