Zeitzeugen der DDR?

4 Antworten

Alles in allem kann man hier schlecht beantworten. Das kann man eher bei einem Gespräch bei einem 4-stündigen Kaffeetrinken.

Filme/Kino. Das ist mal ein eingegrenztes Thema. Es gab sogar sehr viele internationale Filme aus dem "Westen". Selbstverständlich keine systemkritischen, und wenn, dann nur die kapitalismuskritischen. Auch wurden die Filme über Jahre wiederholt. Bis auf einmal im Fotoaushang ein Pappschild stand: "Letzte Aufführung vor Ablauf der Lizenz". Dann sollte man spätestens rein.

Ich (Alter zur Wende 16) kann mich u. a. an folgende Filme erinnern: Das fliegende Auge, Asterix- und Otto-Filme, Die Ehre der Prizzis, Louis de Funés-Filme, Krull, Das Geheimnis der Monsterinsel, Adriano-Celentano-Filme, Die Spezialisten, FX - Tödliche Tricks, Der Name der Rose, Verfluchtes Amsterdam, Pierre-Richard-Filme. Und extra aufgeführt, da besondere Geschichte: Die Olsenbande-Filme!

Altersgrenzen wurden streng mit Ausweis kontrolliert. Bei der letzten Aufführung von "Das fliegende Auge" schmuggelte ich mich mit 13 rein (Altersgrenze 16).

DDR- bzw. sozialistische Produktionen liefen zwar auch, aber man versuchte natürlich in die West-Bonbons zu kommen. Eintritt war billig, zwischen 0,75 und 2,75 Mark.

Im DDR-Fernsehen liefen eher leichte Filmchen wie Louis und andere oben genannte, Action, Thriller und Horror eher weniger.

Ja, lebte in der DDR, alles andere hat man ja schon BILD-hat erfahren dürfen?! Fragen zum Leben in der DDR haben mein Freund und ich seiner jüngsten Tochter, als die in der 10.Klasse war, gern beantwortet, wieso man sich dafür noch interessiert? Keine Ahnung! DDR-Leben reichte ja immerhin, um da eine Anzahl von Büchern zu schreiben, ironisch usw., Was die ehemaligen DDR-Bürger echt so interessierte und bewegte, war sicher nicht unbedingt das Leben im DDR-Gefängnis, Stasi usw., wird doch bald langweilig, wenn man ewig das nur-Negative einer gewissen Person lesen soll. Lese daher von genau dieser Person gar nichts mehr, würde ja auch die BILD nicht lesen, gibt mir nichts! Ehrliche Meinung erwünscht gewesen?

Good bye, Lenin - dieser Film hat so das, was man sich vorstellen könnte, wenn man wollte: tragisch,lustig, mit ehemaligen DDR-Stars besetzt gewesen, wie eine Mutter eben den gewissen Moment nicht mehr mitbekommt, aus dem Koma erwacht und (da sie absolut staatstreu war!) "wie schafft man es, ihr eine DDR vorzugaukeln?!" Das wurde natürlich nicht so geschafft, wie man es sich gewünscht hätte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Der Alltag war mühsamer, anstrengender als heute. Schon Einkaufen war schwierig. In der DDR herrschte Mangelwirtschaft. Mal gab es dies nicht, mal das nicht. Grundnahrungsmittel gab es fast immer, alles andere war Glückssache. Orangensaft, Apfelmus oder Kirschen gab es nur selten. Ketchup war schon sowas wie Luxus. Wenn es den mal gab, dann stand da ein Schild : Bitte nur eine Flasche nehmen.

Auf ein Auto musste man über 10 Jahre warten, einen Telefonanschluss hatten nur ganz wenige Leute.

Als Arbeiter oder Angestellter musste man damals Sachen machen, die heute kein Arbeitgeber verlangen würde : bei der 1. Mai-Demonstration mitlaufen, bei so einem blöden Subbotnik mitmachen, zur FDJ-Versammlung gehen. Ein Subbotnik war ein Arbeitseinsatz am Wochenende, wo man eigentlich frei hatte und den man nicht bezahlt bekam.

Die DDR war eine Diktatur. Es gab keine freien Wahlen, keine freien Medien, keine Meinungsfreiheit, keine Reisefreiheit.

Filme konnte man im Fernsehen gucken oder im Kino. Die meisten DDR-Bürger schauten hauptsächlich Westfernsehen. Das Programm war attraktiver und interessanter und man musste sich da keinen politischen Schwachsinn anhören we im DDR-Fernsehen. Im Kino waren vor allem die ausländischen Filme beliebt, z.B. die Olsenbande-Filme oder Filme mit Louis de Funes.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.

Man merkte genau, dass es uns deutlich schlechter ging als denen im Westen. Ich konnte nicht mal die Westverwandtschaft besuchen.

BRAVOs gab es nur geschmuggelt. Die Regale in den Läden waren oft leer. Und man musste genau aufpassen, was man sagte.

Meine Bürolehrstelle bekam ich nur, wenn ich zur Jugendweihe gehe. Das wollte ich gar nicht, da ich Katholikin bin. Aber dann hätte ich in die Fabrik gemusst. Also ließ ich mich zur Jugendweihe nötigen.

Mein Landkreis grenzte direkt an den Westen. Fast alle Familien bekamen Westpakete mit Westklamotten. Wer die nicht hatte, wurde in der Schule ganz fies gemobbt.

Filme sah man im TV. Meistens guckte man Westfernsehen, manchmal auch Ost-TV.

In den DDR-Kinos liefen meist Ostfilme, dann waren die Kinos leer. Aber bei den wenigen Westfilmen war es rappelvoll.

Der Name der Rose gefiel mir nicht, aber da gingen alle aus unserer Klasse rein.

Ich habe noch Otto- Der Film im Kino gesehen.

Und im Sommer 1989 kam Dirty Dancing in unsere Kinos. Der Hype war wie zwei Jahre zuvor im Westen. Ich war fünfmal im Kino. Der Film war nicht westverherrlichend, deshalb lief er auch bei uns. Tänzer Jonny war arm, und die reiche Baby verurteilte den Vietnamkrieg.

Videorekorder gab es nicht.

Cinderella 87 lief erst 1987 im West-TV. In der DDR lief er schon deutlich früher im Fernsehen.